Ich bin ja nun schon seit einiger Zeit dabei und Röcke gehören nach wie vor nicht zu meiner regelmäßigen öffentlichen Alltagskleidung. Zum einen liegt das wohl auch daran, daß ich mich in der Freizeit vor allem zu hause oder auf dem Fahrrad befinde, aber ich habe auch ein paar Mechanismen in meinem Denken und Fühlen entdeckt, die mich zurückhalten.
Der wichtigste Faktor ist vermutlich das Selbstbild. Mit der üblichen Kleidung habe ich eine schlafwandlerische Sicherheit entwickelt, ich verlasse mich einfach darauf, daß das, was ich trage, zu mir paßt und "vernünftig" aussieht. Bei Röcken bin ich auf den Spiegel angewiesen und das macht die Sache ungemein kompliziert! Wenn ich lange genug überlege, steht mir eigentlich überhaupt kein Rock. Manche sind offensichtlich falsch, das ist vermutlich realitätsnah, bei anderen finde ich erst später ein Problem. Würde ich allerdings meine Alltagskleidung genauso minutiös begutachten, könnte ich das Haus vermutlich überhaupt nicht verlassen. Im Prinzip müßte ich also meine Zeit vor dem Spiegel auf das notwendige Maß reduzieren und mich dann darauf verlassen, daß es mit meiner Kleidung kein Problem gibt. Aber was ist ein Problem und was nicht?
Ich nehme mir jetzt mal ein paar Fotos von mir aus der Galerie vor:
http://www.rockmode.de/index.php?action=gallery;sa=view;id=627Das gefällt mir eigentlich sehr gut, nur das T-Shirt spannt über dem Bauch, müßte ich rausziehen. Wenn ich mir das Bild lange genug ansehe, finde ich die Strümpfe zu kurz. Entweder bis unters Knie oder halt Socken. Die Strümpfe waren eh nur ein Test, dieser Rock ist tatsächlich recht unproblematisch.
http://www.rockmode.de/index.php?action=gallery;sa=view;id=868Der gleiche Rock, diesmal mit Leggings und leichten unauffälligen Schuhen. Grundsätzlich kein Problem. Wenn ich genauer hinsehe, fällt mir natürlich auf, daß die Haut an den Knien leicht durchscheint, außerdem haben die Leggings einen leichten Glanz. Dazu noch etwas buntere Sneakers, und ich bin nicht mehr zufrieden.
http://www.rockmode.de/index.php?action=gallery;sa=view;id=625Auf dem Bild ist es schwer, etwas störendes zu finden. Leider habe ich einen leichten Bauchansatz, da sieht es immer besser aus, wenn das Oberteil frei fällt, dafür kann natürlich der Rock nichts. Aufgrund der Proportionen Oberkörper/Unterkörper habe ich aber immer das Problem, passende - nicht zu lange - Oberteile zu finden. Was man hier nicht sieht, ist ein seitlicher Bogen, den ich mit meinen männlichen Hüften nicht ausfüllen kann. Aber ich war eben beim Schneider und der wird das Problem beheben.
So, drei Beispiele, wie man sich einen Rock "vermiesen" kann. Es sind nicht ganz subjektive Gründe, aber ob die tatsächlich ausreichen, um ein Outfit abzulehnen? Ich denke nicht, jedenfalls nicht für den Alltagsgebrauch. Aber es ist nun mal so, daß Rock für mich etwas besonderes ist, da bin ich halt kritischer. Es ist übrigens nicht so, daß ich in den obigen Outfits nicht auf die Straße gehen würde, aber ausgerechnet dann, wenn ich mich mal freue, im Rock rauszugehen, fallen mir solche Kleinigkeiten auf und ich fange an, daran herumzudoktern. Dabei verliere ich entweder viel Zeit, bin manchmal am Ende total frustriert oder ich greife schlicht und einfach zur Hose.
Ich glaube nicht, daß ich an diesem Mechanismus tatsächlich etwas ändern kann, aber es gibt ja Lösungen. Ich muß halt hinnehmen, daß die Auswahl an Röcken und Kombinationen beschränkt sind und lernen, was aus meinem Kleiderschrank zusammenpaßt. Ich darf auch nicht vergessen, daß ich mich im Kombinieren von Hosen seit rund 40 Jahren geübt habe, während ich an Röcken ja erst ungefähr zwei Jahre interessiert bin.
Tatsache ist aber, daß ich nach bestandenem Spiegeltest kein Problem habe, öffentlich Rock zu tragen. Aber jeder kleine Fehler macht mich nervös. Inzwischen vermute ich allerdings, daß diese "kleinen Fehler" garnicht so klein sind und daß ich die einfach vermeiden sollte.