Zitat vom Beitrag obendrüber:
Ohne diese für uns zentrale Frage wäre dieses Forum überflüssig.
Ja, Michael, das ist die wirklich zentrale Erkenntnis!
Und Jule, ja, ich muss Dich für Deinen ungewöhnlich wertfreien (relativ wertfreien) und ungewöhnlich konstruktiven Beitrag mal loben.
Ist so, wie Du das Gros von uns Forumsteilnehmern analysiert hast: wir sind kein mustergültiges Beispiel für 30-jährige oder 40-jährige Männer, die im Sozialgefüge eingebunden sind und "Verantwortung" übernommen haben.
Da schwingt natürlich mit, der Familie, die man gegründet hat, für die man die Verantwortung (zum Glück) übernommen hat (und nicht wegläuft, wie es doch noch viele machen), ein gesellschaftlich positives Klima zum Gedeihen zu schaffen. Da spielt Geld als Grundressource natürlich ganz oben mit, da steht aber auch soziale Verflechtung recht hoch, um sich in Gemeinschaftsfeldern wohlzufühlen, aber auch in schwierigen Zeiten (Entwicklungsphasen der Kinder, wirtschaftliche Bedrohungen etc) gegenseitig abgefedert zu wissen. Und in Normalzeiten verbringt man nciht nur schöne Nachmittage an Wochenenden miteinander, sondern packt gemeinsam beim Andern mit an, nicht zuletzt, um die Grundressource Geld zu schonen und nicht alles Dienstleistern und Handwerkern und Geräteverleihern überlassen zu müssen.
Ja, diese sozialen Verflechtungen, die kennen viele von uns vielleicht gar nicht mehr, oder kannten sie nie. Das ist aber, was junge Väter, junge Familien umtreibt, was man nur in begrenztem Maße riskieren möchte. Gefährdet werden könnte das zum Beispiel durch zeitintensive Hobbys, durch einseitige Pflege von Freunden bei Auslassung des Rests der Familie, durch hochbetontem politischem Aktivismus (es sein denn, er ersetzt die Verflechtungen wieder auf seine Weise), durch Anschaffungen, die nur das Ego
eines Familienmitglieds befriedigen und dem Rest der Familie deutlich weniger, zu wenig Geld noch zur Verfügung steht.
Mit eine Bedrohung könnte sein - oder wird es wohl zumindest als solche wahrgenommen -, wenn sich ein Familienmitglied betont atypisch verhält, zum Beispiel der Mann auf einmal Röcke trägt. Ja, ich kann verstehen, dass ein Mann, der eigene Neigungen - gleich welche - zurücksteckt dem Wohl der Familie zuliebe, dass er abwägt, es sei keine gute Idee, seine Familie und das verflechtete Umfeld mit dem Ausbrechen aus der ihm zugeschriebenen Hosenrolle zu konfrontieren. Er tut das, aus bestem Wissen und Gewissen, weil er empfindet, er trage Verantwortung. Und ein Ausbrechen sei unverantwortlich.
Und erst im Job. Da werden Existenzängste geweckt, was sagen die Kollegen, fangen sie an zu mobben, viel schlimmer, was wird der Chef sagen, der Vater wird nicht mehr befördert, der Vater wird gar entlassen!?
Deswegen liegt es an uns allen, die wir nicht (mehr) oder noch nicht in jener Verantwortung stehen, durch unsere Präsenz da draussen in der Welt in unseren Röcken und Kleidern den Eindruck zu erwecken, es sei keine Schande, als Mann keine Hosen zu tragen. Ein Leben ohne Hosen ist möglich als Mann. Bei allen möglichen genau diesen Eindruck erwecken! Bei Omas, bei Kindern, bei Busfahrern, bei Kassiererinnen, bei Ärzten, bei Kollegen von 30-jährigen Vätern, bei Chefs von 40-jährigen Vätern, bei 25-jährigen Männern, die von Freiheit und Familie träumen. Bei all denen müssen wir zeigen: uns gibt es, wir sind keine Eintagsfliegen, wir halten das durch, auch morgen noch, nächste Woche, auch 15 Jahre. Es geht!
Dann werden auch junge Familienmütter langsam langsam ihre Zweifel und Ängste verlieren, Chefs werden langsam langsam nachsichtiger werden, Schwiegermütter werden ihre Töchter seltener zu Trennung raten wegen eines Familienvaters mit Rock im Kleiderschrank und ganz sachte und leise und langsam langsam werden dann auch Männer mit Verantwortung anfangen zu denken: "Naja, ich riskiere ja eigentlich gar nicht meine berufliche oder soziale Stellung".
Deswegen: es liegt an uns, an jedem einzelnen von uns, egal ob in Verantwortung oder ohne familiäre Verantwortung, uns draussen zu zeigen, auf der Straße, in Vereinen, bei Anlässen, dass es uns gibt,
uns, als Männer erkennbare Hosenlose.
Wir tragen die Verantwortung, dass Männer mit Verantwortung es sich bald mal leisten können, aus dem ihnen vorgezeichneten Lebensmodell in Hosen ausbrechen zu können, ohne Kopf und Kragen und familiäres Glück zu riskieren. Wegen so ein bisschen blödem Stoff sollen sich Männer doch nicht bevormunden lassen.
Die Erde dreht sich weiter - und dass sie es tut, müssen wir es allen zeigen!Davon abgesehen haben wir in unseren Reihen hier im Forum auch einige Beispiele von Männern mit familiärer Verantwortung. Und mit Rock. Und mit Kleid.
Vielleicht solltest Du, Jule, auch mal mit Schlabber-T-Shirt und Schlabberrock kommen. Das überzeugt Deinen Kollegen mit Verantwortung vielleicht eher.
Ja, und zeig Bilder!
Gruß
Wolfgang