Tach auch, Leute, hallo Hajo!
Ich habe gezögert, diesen Gesprächsfaden wieder zu reanimieren, aber meine Eitelkeit, mich mitzuteilen, hat gesiegt. Nun denn:
In den 7 Seiten des Gesprächsfadens habe ich viel Interessantes gelesen, viel Nachzudenkendes, und einige neue Begriffe kennengelernt, wie z. B. Kontingenzerfahrungen u. ä.
Das Fazit für mich lautet: Religion und auch Glaube sind subjektive Angelegenheiten und auch nur für den Einzelnen gültig. Der Widerspruch bzw. das Problem, die Zwickmühle, besteht für mich darin, daß viele ihren Glauben als unleugbare Wahrheit ansehen, über die im Grunde nicht diskutiert werden kann= Absolutheitsanspruch! Soweit ich es noch auf meiner Festplatte habe, ist Micha beruflich interreligiös tätig (oder so ähnlich). Er wird als einer der Besten beurteilen können, was ich meine, nämlich, daß aus meiner Sicht zwei Personen unterschiedlichen Glaubens im Prinzip nicht miteinander diskutieren können, da die Grundlage jeder Diskussion: anzunehmen, daß die Wahrheit des Gegenübers vielleicht die treffendere sein könnte, a priori fehlt.
Ich will mich nicht allzu weit darüber auslassen, wie sehr Gottesglaube nach meiner Auffassung jeder menschlichen Vernunft widerspricht, da dieser (zumindest christliche) Glaube vom biblischen Ursprung her nach meinem Verständnis von logischen Widersprüchen nur so wimmelt und am, bitte verzeiht den provozierenden Ausdruck: Lächerlichsten darin gipfelt, wie durchaus gebildete und beruflich hochstehende Leute allen Ernstes versuchen, mit scheinwissenschaftlichen Argumenten die „Wahrheit“ der alttestamentarischen Schöpfung (die Sache mit den 6 Tagen, ihr wißt) zu beweisen und die mit allen bestehenden naturwissenschaftlichen Erkenntnissen belegte Evolutionstheorie zu negieren (s. Prof. Gitt) , aber es zeigt, wohin Fundamentalismus, gepaart mit allzu oft damit einhergehendem Missionseifer, führen kann.
Nur zur Verdeutlichung: ich respektiere jeden Gläubigen. Mag er mit seinem Glauben selig werden! Sein Glaube ist genauso respektabel wie meine erheblichen Zweifel daran, daß er vernunftbasiert sein kann.
Um zum Punkt zu kommen: Du, Hajo, bist allgemein für deine schier grenzenlose Toleranz im Forum bekannt, die offenbar lange angehalten hat, bis selbst Dir angesichts von Jules Müll der sprichwörtliche Kragen geplatzt ist. Aber: gab das Dir – bei aller nur allzu gut nachvollziehbarer Rage das Recht, die Existenz Deines Gottes als für alle wahrhaftig voraussetzend Jule folgendes vorzuwerfen: „Dein klitzekleiner Verstand reicht nicht mal, um 1% der Größe Gottes zu erfassen und Du maßt Dir in Deiner Überheblichkeit an,. das Wesen und die Möglichkeiten des Schöpfergottes zu beurteilen.“ (Zitat Ende).
Dein Vorhalt kann ich nur so verstehen, Dein Gott sei nicht nur für Dich, sondern alle eine unumstößliche Wahrheit. Das wirkt auf mich, mit Verlaub, als dieselbe Überheblichkeit, die Du Jule vohältst, wenn auch mit anderen Vorzeichen. Ich gehe auch nicht hin und bezeichne Dich als völlig vernagelten, irregeleiteten Menschen, der nur zu leicht auf einen Blödsinn wie Gottesglaube hereingefallen ist.
Nichts für ungut, lieber Hajo, aber hier sorge ich mich, ob Du m. M. nach ein klein wenig übers Ziel hinausgeschossen bist.
Mit weiterhin großem Respekt vor Dir,
Morle