Vielen Dank allen für die herzliche Begrüßung. Das mit dem Senkrechstarter stimmt sicherlich, ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass am letzten Tag des Jahres 2020 meine Lebenspartnerin gestorben ist.
Plötzlich ist alles anders, man fällt wie in ein Loch. Die gemeinsame Wohnung musste ich Hals über Kopf verlassen, mir ein neues Zuhause einrichten und trotzdem ging der Alltag weiter. So kam mir die Idee, es mal mit einem Schottenrock zu versuchen, gerade Recht, um auf andere Gedanken zu kommen. Übrigens: auf die Idee kam ich, weil ich Will Smith auf einem Foto mit Schottenrock gesehen hatte. Was der kann, kann ich auch (ihr kennt das ja...).
Der erste Rock war ein chinesisches Produkt von Amazon und damit ein Reinfall. Aber ich hatte Blut geleckt und kaufte mir über Zalando mein erstes Kleid, ein scharzes Jeanskleid zum Knöpfen. Und damit bin ich dann tatsächlich 12 Kilometer an der Saale entlang und durch die Stadt gelaufen und habe die ersten Erfahrungen in dieser Richtung gesammelt.
Der nächste Schritt war, meine Kinder über diese Entwicklung zu informieren. Und entgegen der Erwartung, aufbrausende Entrüstung zu spüren, blieben alle ganz friedlich und machten mir damit Mut, weiter zu machen. Über die heutigen Smartphones ist es ja sehr einfach, alle auf dem Laufenden zu halten und daher freute es mich besonders, wenn von Kind oder Enkelin sogar ein Daumen-hoch kam.
Mittlerweile ist die Anzahl der Kleider schon auf 28 gestiegen und ich musste mir eine neue Garderobenstange aufbauen. Und Röcke habe ich schon über 20 Stück. Einige Outfits brauchten schon etwas Überwindung, um draußen so herumzulaufen, aber ich finde, in allem bleibe ich ein Mann. Aber wie schon @cephalus richtig bemerkte, bin ich auch schon vor dem Rock auffällig herumgelaufen. Und meine Lebenspartnerin fand das toll.
Die Dekorationselemente (wie es @Skirtedman so schön formulierte) prägen mich schon mein halbes Leben. Um aber @BerlinerKerl direkt zu antworten: der Schmuck hat keine Bedeutung, eine Verbindung wohin-auch-immer oder irgendeinen Zweck, meine ganzen Ringe trage ich nur, weil es mir gefällt. Aus diesem Grund wird es auch kaum jemanden geben, der den gleichen Schmuck trägt wie ich. Ich trage die Ringe (mit kleinen Variationen) immer und überall. Also auch beim Schlafen, beim Baden, beim Arzt usw. - sie gehören bei mir einfach dazu.
Und weil ich das Anstarren schon gewohnt war, war das Tragen von Kleid oder Rock für mich tatsächlich nicht so eine Umstellung, wie für manche von euch. In Instagram fand ich schnell Verbündte, die entsprechend dem Slogan "Kleidung hat kein Geschlecht" ebenfalls Röcke tragen und somit meine Einstellungen diesbezüglich festigten. Ja, Hosen habe ich noch. Aber ich trage sie nur noch zu schweren körperlichen Arbeiten - oder zuhause manchmal, wenn es keiner sieht.
Morgen ist der letzte Tag des Jahres 2021. Für mich ein schwerer Tag, jährt sich doch zum ersten Mal der Todestag meiner Lebenspartnerin. Ich werde im schwarzen Rock auf den Friedhof gehen und an ihrem Grab über unsere schöne Zeit nachdenken und auch ein wenig philosophieren. Ich wünsche euch trotz allem einen Guten Rutsch ins neuen Jahr 2022 und ein glückliches Neues Jahr.
Liebe Grüße
Alex