Autor Thema: Interreligiöser Dialog  (Gelesen 388164 mal)

Offline MAS

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #690 am: 25.12.2023 22:36 »
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Offline doppelrock

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #691 am: 26.12.2023 06:49 »
Mal ganz ohne Ironie: Es wird ja sehr wenig über die evangelischen und katholischen Kirchen nachgedacht, die in Europa bislang noch eine Rolle spielen.
Auf einer Reise hatte ich länger Zeit, über diese Gruppierungen nachzudenken.
Wenn man bereits zur Geburt Jesu wusste, dass er der Erlöser sein wird, warum ist aus der Zeit direkt nach der Geburt bis wenige Jahre vor seinem Tod nichts über ihn bekannt? Oder wird die Zeit bewusst verschwiegen? Wenn ja, warum?
Kann es sein, dass man nicht drüber sprechen möchte, dass er evtl. weite Reisen unternahm, vielleicht bis Kaschmir und sich dort mit anderen gläubigen oder weisen Menschen traf? Müsste man dann vielleicht zugeben, dass christliche Kirche, Buddhismus, Yoga und manches mehr gemeinsame Wurzeln haben können?
Das wiederum erzeugt in mir die Frage, ob Religionen von Menschen mit Machtanspruch geschaffen wurden, um die Völker zu spalten und in Kriegen gegeneinander zu hetzen, zum materiellen Wohle des Anführers.
Mit heutigen Worten hätte man Jesus in seinem Umfeld als "Sektenführer", "umstritten", "Querdenker" bezeichnet, denn er war absolut konträr zum Mainstream. Die heutigen Kirchen haben sich ja auch wieder weit von seinen Gedanken und Lehren entfernt. Der Unterschied ist wieder fast so groß wie zu seinen Lebzeiten.

Zur Bibel: Wer hat wann warum entschieden, dass genau diese 4 Evangelien die richtigen sind und nicht vielleicht 200 andere?
Wenn Mitglieder dieser Glaubensrichtung auf Fragen mit einem auswendig gelernten Bibelspruch antworten statt mit einer persönlichen, ehrlichen, wissenschaftlichen Antwort, zeigt das dann nicht eher Richtung Kult, um das Wort Sekte zu vermeiden oder Unwissenschaftlichkeit?

Solange es Menschen in Religionsgruppen gibt, die ihre eigene für die einzig wahre mit Weltherrschaftsanspruch halten, sehe ich keine Chance für Frieden, so wichtig die Bewegung zum Frieden gerade jetzt ist.

Lieber @MAS: Siehe Beitrag 677. Ich würde es als höflich empfinden, wenn du die Fragen beantwortest, statt dich hinter Ausflüchten oder wochenlangem Schweigen zu verstecken.
Und: Es müsste nicht (von irgend wem) gefragt werden, ob... sondern, wenn du einen echten Dialog wünschst, ist die Bitte um Antwort direkt an DICH gerichtet.

Vielen dank und Gruß
doppelrock

Yoshi

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #692 am: 08.01.2024 14:05 »
Da ich aus der Kirche ausgetreten bin, kann ich mich bei kirchlichen Trägern nicht mehr bewerben für eine Erzieherstelle. Ich würde auch mal vermuten, dass mein Erscheinungsbild auch zu Problemen führen könnte. In der Vergangenheit (vor meinem Austritt und vor meiner Rockzeit) habe ich mal in einem katholischen Kindergarten gearbeitet. Der Großteil der Kinder war nicht katholisch, aufgrund hohen Migrantenanteils (überwiegend muslimisch) und vielen konfessionslosen Kindern. Die Kinder und Familien sollten aber an den Kitagottesdiensten teilnehmen und wir feierten neben Weihnachten, Ostern und St. Martin auch weitere Feste wie Erntedank, Franziskusfest, Mariä Lichtmess und einiges mehr. Weihnachten und Ostern wurde wochenlang bearbeitet mit Advents- bzw. Osterstündchen. Das fand ich alles ziemlich viel.

Meine letzten Einrichtungen waren allesamt private bzw. städtische Träger, sodass es keine konfessionelle Gebundenheit gab. Religion war demnach ein Nebenthema, sozusagen eines unter vielen. Es wurde von uns nicht thematisiert, aber wenn Kinder das Thema aufgriffen, ist man natürlich in den Dialog getreten. Mein letzter Träger sah es beispielsweise nicht gerne, wenn man religiöse Themen aufgriff, aber es wurde widersprüchlicherweise trotzdem Laternenfest, Weihnachten und Ostern gefeiert. Es gab einen Adventskalender, aber die Geburt Jesu wurde nicht thematisiert. Es wurden Laternen gebastelt, aber die Geschichte von St. Martin wurde nicht behandelt. Es wurde ein Osterfrühstück veranstaltet, aber nicht über die Auferstehung Jesu gesprochen. Das empfand ich dann schon als ziemlich heuchlerisch. Entweder ich bin konsequent religionsfrei und verzichte dann auch auf die Festlichkeiten oder wenn ich sie schon feiern möchte, dann sollte man schon das Allgemeinwissen vermitteln, warum das gefeiert wird.

Vor einigen Tagen hatte ich ein ähnliches Gespräch mit einem Freund, der auch Erzieher ist. Er sagte mir, dass er mal in einem Montessori-Kindergarten gearbeitet hat. Dort waren sie sehr rigoros: Es wurden keine religiösen Feste gefeiert. Noch nicht mal zu Weihnachten gab es einen Adventskalender. Er erklärte mir, dass sie unabhängig sein wollten und nur Feste feiern, die alle miteinschließt. Christliche Feste sind demnach nur für eine religiöse Gruppierung und als unabhängiger, religionsfreier Kindergarten wird das nicht konzeptionell bearbeitet. Sie begründeten auch, dass die christlichen Kinder Zuhause ihre Religion ausüben und ihren Adventskalender haben, genauso wie andere Religionen ihre Praktizierung auch nur auf Zuhause beschränken. Ich fand das einen ziemlich interessanten pädagogischen Ansatz.

Offline high4all

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #693 am: 08.01.2024 14:47 »
Vor einigen Tagen hatte ich ein ähnliches Gespräch mit einem Freund, der auch Erzieher ist. Er sagte mir, dass er mal in einem Montessori-Kindergarten gearbeitet hat. Dort waren sie sehr rigoros: Es wurden keine religiösen Feste gefeiert. Noch nicht mal zu Weihnachten gab es einen Adventskalender. Er erklärte mir, dass sie unabhängig sein wollten und nur Feste feiern, die alle miteinschließt. Christliche Feste sind demnach nur für eine religiöse Gruppierung und als unabhängiger, religionsfreier Kindergarten wird das nicht konzeptionell bearbeitet. Sie begründeten auch, dass die christlichen Kinder Zuhause ihre Religion ausüben und ihren Adventskalender haben, genauso wie andere Religionen ihre Praktizierung auch nur auf Zuhause beschränken. Ich fand das einen ziemlich interessanten pädagogischen Ansatz.
Und ich empfinde das als einen pädagogischen Ansatz mit einem ziemlich beschränkten Horizont.
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Offline cephalus

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #694 am: 08.01.2024 15:15 »
Es gibt auch andere Konzepte, die funktionieren und zu denen wenig Aufhebens gemacht wird.
Bei uns werden religiöse Feste weder künstlich umbenannt,  noch vermieden,  aber auch nicht in der Tiefe bearbeitet wie in einem konfessionellen Kindergarten.
Das gilt für alle vertreten Religionen, sofern die Eltern interessiert sind und sich auch etwas einbringen.
Es erweitert den Horizont der Kinder und Eltern.

Aufgrund der sehr internationalen Ausrichtung werden auch nicht religiöse Feste wie z.B Thanksgiving gefeiert.
Es wird niemand ausgeschlossen oder unbeachtet gelassen. Ich habe das Gefühl,  dass damit auch sogut wie alle glücklich sind.

Yoshi

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #695 am: 08.01.2024 15:41 »
Ich war auch mal in einer Einrichtung, die sehr Wert darauf legte, dass die Religionen gleichberechtigt behandelt werden. Da wurden dann nicht nur die christlichen Feste gefeiert, sondern auch die muslimischen und jüdischen. Das lag aber auch sicherlich daran, dass unsere iranischstämmige Leitung Halbmuslima und Halbjüdin war. Da waren beispielsweise jüdische Familien gekommen, um den Kinder Chanukka zu erklären. Das war ein sehr spannender Sitzkreis.

Offline MAS

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #696 am: 08.01.2024 19:17 »
Mal ganz ohne Ironie: Es wird ja sehr wenig über die evangelischen und katholischen Kirchen nachgedacht, die in Europa bislang noch eine Rolle spielen.
Auf einer Reise hatte ich länger Zeit, über diese Gruppierungen nachzudenken.
Wenn man bereits zur Geburt Jesu wusste, dass er der Erlöser sein wird, warum ist aus der Zeit direkt nach der Geburt bis wenige Jahre vor seinem Tod nichts über ihn bekannt? Oder wird die Zeit bewusst verschwiegen? Wenn ja, warum?
Kann es sein, dass man nicht drüber sprechen möchte, dass er evtl. weite Reisen unternahm, vielleicht bis Kaschmir und sich dort mit anderen gläubigen oder weisen Menschen traf? Müsste man dann vielleicht zugeben, dass christliche Kirche, Buddhismus, Yoga und manches mehr gemeinsame Wurzeln haben können?
Das wiederum erzeugt in mir die Frage, ob Religionen von Menschen mit Machtanspruch geschaffen wurden, um die Völker zu spalten und in Kriegen gegeneinander zu hetzen, zum materiellen Wohle des Anführers.
Mit heutigen Worten hätte man Jesus in seinem Umfeld als "Sektenführer", "umstritten", "Querdenker" bezeichnet, denn er war absolut konträr zum Mainstream. Die heutigen Kirchen haben sich ja auch wieder weit von seinen Gedanken und Lehren entfernt. Der Unterschied ist wieder fast so groß wie zu seinen Lebzeiten.

Zur Bibel: Wer hat wann warum entschieden, dass genau diese 4 Evangelien die richtigen sind und nicht vielleicht 200 andere?
Wenn Mitglieder dieser Glaubensrichtung auf Fragen mit einem auswendig gelernten Bibelspruch antworten statt mit einer persönlichen, ehrlichen, wissenschaftlichen Antwort, zeigt das dann nicht eher Richtung Kult, um das Wort Sekte zu vermeiden oder Unwissenschaftlichkeit?

Solange es Menschen in Religionsgruppen gibt, die ihre eigene für die einzig wahre mit Weltherrschaftsanspruch halten, sehe ich keine Chance für Frieden, so wichtig die Bewegung zum Frieden gerade jetzt ist.

Lieber @MAS: Siehe Beitrag 677. Ich würde es als höflich empfinden, wenn du die Fragen beantwortest, statt dich hinter Ausflüchten oder wochenlangem Schweigen zu verstecken.
Und: Es müsste nicht (von irgend wem) gefragt werden, ob... sondern, wenn du einen echten Dialog wünschst, ist die Bitte um Antwort direkt an DICH gerichtet.

Vielen dank und Gruß
doppelrock

Das hier ist zwar ein Thread über den interrel. Dilaog, ist aber selbst kein solcher.
Einen richtigen Dialog kann man nur miteinander führen, wenn man einander kennt. Deine Identität, Doppelrock, versteckst Du aber noch immer. Also können wir auch keinen Dialog miteinander führen.

Beitrag 677: https://www.rockmode.de/index.php?topic=4967.msg186288#msg186288 ???

Den meinst Du wahrscheinlich nicht, oder?

In Deinem Zitat oben sind mehrere Fragen drin.

Auf die Frage der historischen und der theologischen Perspektive bin ich in Beitrag 680 schon eingegangen: https://www.rockmode.de/index.php?topic=4967.msg186364#msg186364 Ist das nicht verständlich für Dich?

LG, Micha
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Offline MAS

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #697 am: 08.01.2024 19:20 »
Ich war auch mal in einer Einrichtung, die sehr Wert darauf legte, dass die Religionen gleichberechtigt behandelt werden. Da wurden dann nicht nur die christlichen Feste gefeiert, sondern auch die muslimischen und jüdischen. Das lag aber auch sicherlich daran, dass unsere iranischstämmige Leitung Halbmuslima und Halbjüdin war. Da waren beispielsweise jüdische Familien gekommen, um den Kinder Chanukka zu erklären. Das war ein sehr spannender Sitzkreis.

Dieser Umgang mit den Festen gefällt mir am besten.

LG, Micha
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Offline Zwurg

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #698 am: 08.01.2024 21:53 »
Feste feiern finde ich immer schön. Die wichtigsten christlichen Feste wie Ostern und Weihnachten wurden auch schon vorher gefeiert, hatten nur eine andere Bedeutung, Was man immer noch am Weihnachtsbaum und Osterhasen feststellen kann.

Ich kenne mich mit Festen anderer Religionen nicht so aus.

Blöd finde ich wenn den Festen Regeln folgen.

Oder wie mein afghanischer Freund meinte: "Religion ist ein Gift, das man in die Köpfe der Menschen pflanzt um sie zu beherschen. Von diesem Gift muss man sich befreien um glücklich leben zu können."
Und damit schnappte er sich sein nächstes Schweineschnitzel vom Grill und prostete mir mit seinem Bier zu.

Ich bin nicht so fortschrittlich wie mein Kumpel, etwas Religion brauche ich immer noch. Ich finde auch die Tradition von Weihnachten und Ostern schön.
Aber ich lasse mir auch keine Regeln mehr vorschreiben, die ich nicht akzeptieren mag.

Und ganz bestimmt unterlasse ich es mit Menschen zu diskutieren, die mich als minderwertig oder verdammt betrachten weil ich mich nicht ihrer Religion anschließe.

Obwohl ich ansonsten recht gerne über Gott und die Welt diskutiere.
Den größten Mut erfordert es den eigenen Weg zu gehen

Offline MAS

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« Antwort #699 am: 08.01.2024 22:30 »
Lieber Zwurg,

ob Religion gut für einen ist oder nicht und wie man sie beurteilt hängt sehr davon ab, wie man sie erlebt (hat).

Wer in einem Umfeld voller religiöser Gebote und Verbote aufwächst, kann darin ein wichtiges Gerüst oder aber einen Käfig empfinden. Wenn letzteres der Fall ist, kann es sein, dass er mit den Geboten und Verboten alles Religiöse abschüttelt und sich so befreit.

Wer in einem liberalen religiösen Umfeld aufwächst kann diese Freiheit genießen oder aber ein wichtiges Gerüst vermissen.

Es ist immer eine Frage der Passung zwischen den Bedürfnissen eines Menschen und dem religiösen Angebot. Bei einem passt es, bei einem anderen nicht.

Zugleich sind gesellschaftliche Krisen föderlich für rigorose religiöse/weltanschauliche/politische Vorstellungen, während eine in Frieden und Wohlstand befindliche Gesellschaft förderlich für liberale religiöse/weltanschauliche/politische Vorstellungen ist.

Bei den Bedürnissen und Werten gibt es zudem zentrale, die einem sehr wichtig sind, und marinale, die einem weniger wichtig sind. Die marginaleren ändert man eher als die zentraleren.

LG, Micha
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Offline doppelrock

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« Antwort #700 am: 09.01.2024 06:01 »
Mal ganz ohne Ironie: Es wird ja sehr wenig über die evangelischen und katholischen Kirchen nachgedacht, die in Europa bislang noch eine Rolle spielen.
Auf einer Reise hatte ich länger Zeit, über diese Gruppierungen nachzudenken.
Wenn man bereits zur Geburt Jesu wusste, dass er der Erlöser sein wird, warum ist aus der Zeit direkt nach der Geburt bis wenige Jahre vor seinem Tod nichts über ihn bekannt? Oder wird die Zeit bewusst verschwiegen? Wenn ja, warum?
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Lieber @MAS: Siehe Beitrag 677. Ich würde es als höflich empfinden, wenn du die Fragen beantwortest, statt dich hinter Ausflüchten oder wochenlangem Schweigen zu verstecken.
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Beitrag 677: https://www.rockmode.de/index.php?topic=4967.msg186288#msg186288 ???

Den meinst Du wahrscheinlich nicht, oder?

In Deinem Zitat oben sind mehrere Fragen drin.

Auf die Frage der historischen und der theologischen Perspektive bin ich in Beitrag 680 schon eingegangen: https://www.rockmode.de/index.php?topic=4967.msg186364#msg186364 Ist das nicht verständlich für Dich?

LG, Micha


Schade, @MAS, dass du weiterhin ausweichst und deine Vorbehalte aufrecht hältst statt die Fragen zu beantworten.
Aber es ist deine Glaubwürdigkeit, die du verspielst und nicht meine.
Es ist dir unbenommen, von anderen mehr zu verlangen als du selbst leistest.

 Das allerdings steht im Widerspruch zu deinen oft moralisierenden Auftritten.

Aber jeder, wie er mag.

Yoshi

  • Gast
Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #701 am: 01.02.2024 14:32 »
Dieser Beitrag bezieht sich auf den Thread "Meine Gedanken". Meine Antwort würde zu weit abweichen und den Rahmen des Threads sprengen. Ich halte es für hier besser aufgehoben.

Ja, Menschen neigen dazu, dass sie für komplexe Fragen einfache Antworten haben wollen. Dieses Bedürfnis ist zwar nachvollziehbar, aber leider in den meisten Fällen realitätsfern. Komplexe Sachverhalte setzen ein intensives Auseinandersetzen mit Fragestellungen heraus, was sehr mühsam sein kann, bei dem man auch gegebenenfalls zu keiner Antwort kommt oder wenn man eine Antwort gefunden hat oder zumindest glaubt, eine gefunden zu haben, dadurch wiederum neue Fragen aufgeworfen werden. Das finde ich übrigens auch das spannende an Wissenschaft, aber viele Menschen überfordert das. Meines Erachtens hat das weniger was mit Intelligenz zu tun, sondern vielmehr mit Bequemlichkeit. Da scheint eine einfache Antwort der kürzere, im Sinne von schnellere und weniger aufwendigere Weg zu sein.

Ich halte die spirituelle Lesart auch nicht für notwendig, wenngleich ich sie sehr sympathisch finde, aber nicht teile. Für mich hat ein Gottesglaube auch etwas von einer einfachen Antwort auf komplexe Fragen. Die metaphysischen, ontologischen Fragen ("Woher kommen wir?", "Wohin gehen wir?", "Wie ist die Welt entstanden?", "Was ist der Sinn des Lebens?") werden allesamt vorbehaltlos mit Gott begründet. Dieses monokausale Erklärungsmodell empfinde ich auch für zu einfach gegriffen, weil etwas komplexes wie das Sein oder das Seiende mit etwas noch komplexeren wie einem transzendenten Wesen erklärt wird. Oder vereinfacht ausgedrückt: "Ich begreife die Welt nicht, deswegen erkläre ich sie mit Gott, der noch weniger greifbar ist." Dieses Weltbild funktioniert halt nur, wenn man so ein Wesen als gegeben betrachtet, denn wissenschaftlich ist es weder verifizier- noch falsifizierbar. Spätestens seit Kant sind die versuchten Gottesbeweise zurecht ad acta gelegt worden und Russell hat es später ganz gut mit seiner Analogie der Teekanne ad absurdum geführt.

Offline MAS

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« Antwort #702 am: 01.02.2024 23:43 »
Lieber Yoshi,

dabei gibt es bei den Erklärungen mit oder durch Gott große Unterschiede zwischen z.B. fundamentalistischen und mystischen Erklärungen. Erstere behaupten sehr oft, genau zu wissen, wer oder was Gott ist und will, während letztere das Geheimnis des Unsagbaren betonen. (Jetzt nur mal so schnell zusammengefasst, aber auch das ist komplexer.)

Wenn wir in den Buddhismus schauen, fällt uns auf, dass Gott als Erklärungsgrund dort keine Rolle spielt. Statt dessen wird vom Entstehen in Abhängigkeit gesprochen und von Leerheit (letzteres zumindest im Mahyana). Wobei diese Konzepte nicht den Anfang von allem zu erklären versuchen, sondern Bedingungen des Status quo.

Gott erfüllt für Gläubige aber noch andere Funktionen als nur die der Antwort auf die von Dir gestellten Fragen. Gott ist für Gläubige auch ein Grund, mutig zu leben und zu sterben. (Oder auch ängstlich zu leben und zu sterben, je nach Gottesvorstellung.) Religion ist nicht nur eine Vorstufe zur Wissenschaft, sondern hat eine sinnstiftende Funktion. Wissenschaften - nach heute gültigem Wissenschaftsverständnis - stiften keinen Sinn, sondern analysieren empirisch fassbare Vorgänge. Die Sinnfage bleibt Thema von Religion, Philosophie, Spiritualität, ...

LG, Micha
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JoHa

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Antw:Interreligiöser Dialog
« Antwort #703 am: 03.02.2024 22:33 »
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf eine Stelle bei J.F.Cooper (Lederstrumpf-Autor) verweisen:
"Ist es möglich, daß man die Wahrheit vielleicht in jenem Augenblick verloren haben könnte, wo man sich in ihrem Besitze wähnt?"
Nun, er fragte das im Zusammenhang mit religiösen Fanatikern bei der frühen Invasion Nordamerikas durch die Pilgrim Fathers....
Aber stehen wir nicht heute vor demselben Problem?

Offline MAS

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« Antwort #704 am: 03.02.2024 23:12 »
In diesem Zusammenhang möchte ich noch einmal auf eine Stelle bei J.F.Cooper (Lederstrumpf-Autor) verweisen:
"Ist es möglich, daß man die Wahrheit vielleicht in jenem Augenblick verloren haben könnte, wo man sich in ihrem Besitze wähnt?"
Nun, er fragte das im Zusammenhang mit religiösen Fanatikern bei der frühen Invasion Nordamerikas durch die Pilgrim Fathers....
Aber stehen wir nicht heute vor demselben Problem?

Dieses Problem ergibt sich, lieber Joachim, nach wie vor.

Menschen, die meinen, die Wahrheit unfehlbar erkannt zu haben, gab es, gibt es und wird es geben. Und unter diesen gab es, gibt es  und wird es auch solche geben, die diese von ihnen erkannte Wahrheit mit allen möglichen Mitteln durchzusetzen versuchen. Sie drängen sie anderen auf und verteufeln die, die sie nicht annehmen. Das gilt nicht nur für religiöse Vorstellungen.


LG, Micha
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