Lieber Gregor,
ich entschuldige gerne, fühle mich aber durch Dich auch nicht beleidigt, sondern fühlte meine muslimischen Freunde und Freundinnen beleidigt, die von Harald und teilweise von Dir als DAS Problem bezeichnet wurden. Das kommt mir eben so vor, als wenn jemand negative Erfahrungen mit deutschen Nazis hat und deshalb sagt, Deutsche seien DAS Problem.
Ich bin auch kritisch gegenüber vielem, was manche Muslime tun, vor allem gegenüber dem Islamismus, aber auch gegenüber der Machtpolitik der Verbände usw. Und manches, was manche Muslime tun, ist kriminell. Aber dann benenne ich ganz konkret diese Menschen, die das tun oder vonm mir aush diesen Typ von Muslim, aber nicht DIE Muslime oder DEN Islam. Genau so wenig, wie ich "DIE Deutschen" sage, wenn ich die Nazis meine oder die deutschen Großwildjäger, die in Afrika Elefanten abknallen, die deutschen Firmen, die in Bangladesh und andernorst Menschen ausbeuten, usw. usf.
Solche Verallgemeinerungen vergiften die Sprache und dieses Forum.
Was können meine muslimischen Freunde für die Krapscher auf dem Kölner Domplatz? Was kann der marikkanische Händler, zu dem die Leute nicht mehr einkaufen gehen, weil er Marokkander ist und die Krapscher auf dem Kölner Domplatz auch Marokkaner waren? So eine Rede wie die von Harald führt aber genau dazu. Und dann heißt es: "Man darf das ja nicht mehr sagen!" Und ich sage: "Man darf alles sagen, muss aber auch mit den Konsequenzen rechnen."
Vor allem, als Harald sich über eine Verallgemeinerung in Bezug auf Bundeswehrsoldaten durch Holger aufregte. Da fühlte er sich getroffen und hielt dagegen. Als ich mit anderen Erfahrungen gegen Haralds Verallgemeinerung kam, verließ er das Forum. Das Wort "Rassismus" habe ich erst verwendet, als er weg war, um Euch, die Ihr noch hier seid zu zeigen, wie ich seine Rede empfunden habe. Auch wenn es nicht um biologische Rassen geht, gilt als Rassismus jede gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit. Und für Harald sind Muslime böse, weil sie Muslime sind. So jedenfalls klingen seine Aussagen. Das nennt man "gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit" oder eben "Rassismus". Ich nenne es eigentlich lieber "Xenophobie", also "Fremdenhass".
Bei Deinen Beiträgen hat mich geärgert, dass Du zuerst anfingst zu differenzieren, dann aber doch wieder den Islam als ganzes als DAS Problem vorgestellt hast.
Weißt Du: Der Islam fungiert seit dem Ende des kalten Krieges als das neue Feindbild. Dagegen arbeite ich seit 30 Jahren an. Aber es scheint immer schlimmer zu werden. Die Islamhasser und die Islamisten arbeiten sozusage Hand in Hand in dem sie die Gesellschaft spalten in Islamfeinde und Islamfreunde. Und wer bleibt auf der Strecke? Die normalen Muslime, die gan normal friedlich ihren Glauben leben. Die Islamhasser feinden Sie an, weil sie Muslime sind, die Islamisten feinden sie an, weil sie keine richtigen Muslime sind, in ihren Augen. Islamhasser und Islamisten sehen im kampfbereiten Muslim die richtigen Muslime, nur erstere, um diese zu bekämpfen, letztere, um sie kämpfen zu lassen.
Das Thema hatten wir hier schon vor Jahren. Und schon damals gab es hier Islamhasser, die das einfach nicht einsehen wollten. Und jetzt wieder. Mir reicht es allmählich. Wo bleibt denn die Vernunft? Wo bleibt das Mitgefühl?
Mag sein, dass es bessere Methoden gibt, mit Fanatikern zu reden, als ihnen Kontra zu geben. Harrys Vorschlag, sie einfach reden zu lassen, mit der Hoffnung, dass sie dann von selbst aufhören, ist zu überdenken. Ich bezweifele indes, dass sie es tun.
Ich bin ratlos! Und vielleicht macht mich diese Ratlosigkeit aggressiv. Ja, das ist es wohl.
Gregor, ich schätze und mag Dich sehr, auch wenn wir nicht immer einer Meinung sind. Das muss ja auch gar nicht sein. Und ich sehe, mit Dir kann ich diskutieren, Du argumentierst, Du spirchtst Tacheles, und Du streichst nicht die Segel, wenn es Gegenwind gibt.
Nun denn ...
LG, Micha