Richtig, Cephalus, diese Frage ist in nahezu allen Situationen irrelevant.
Und doch treibt sie die Menschen um, siehe Thread '
Identifikation als "Mann" oder als "Frau" - warum scheint das wichtig?'
(Thread holte weit aus und ist in meinen Augen noch nicht ausdiskutiert und zufällig gerade gestern drüber nachgedacht, ob ich demnächst Lust habe, diesen Thread zu reaktivieren.)Was soll die Frage? Du vermutest, dass sie Kritik ausdrücken könnte. Ja, auch. Ich denke, es ist noch tiefergehend:
Es drückt Verwirrung aus.
Es drückt aus: Du störst meine heile Welt!
Manchmal steckt aber auch ein überraschtes, ratloses, aber ehrliches Interesse dahinter.
Das gesagt, ich wundere mich, ob vielleicht ein Kleid in Kombination mit langen Haaren bedeuten könnte, dass einige darüber im Zweifel sein könnten - wohl nicht, ob du Mann oder Frau bist, aber - ob du gerne eine Frau wärest - was ihnen natürlich nicht zur Entschuldigung dient?
Denn ich denke nicht, dass zum Beispiel Wolfgang mit seinem kurzen Haarschnitt je dieser Frage ausgesetzt wird
Könnte man denken, Gregor!
In der Tat. Ich habe diese Frage schon lange nicht mehr gestellt bekommen.
Nein, das ist gelogen. Ich habe diese Frage letzten Sonntag nur intelligenter gestellt bekommen.
Auf die Frage "Wozu zählen Sie sich bei MWD?" musste ich erst noch mal das Buchstabenkonglomerat mir wiederholen lassen.
Zuerst dachte ich an CSD. Dann an DWT. Man könnte einen ganzen Fanta-4-Song bestücken mit sich reimenden Kürzeln aus diesem Themenfeld.
Nach 5 Sekunden scharfen Nachdenkens wusste ich dann, worauf der quirlige, kleine alte Knacker hinaus wollte.
"M, ganz klar M.", sagte ich. "Na", er sei sich da nicht so sicher. Es war gerade mal 11 Uhr und wir warteten auf unseren ersten offiziellen Wein. Vermutlich hatte er aber auf dem langen ÖPNV-Weg von hinter Frankfurt nach hinter Mainz schon ordentlich vorgeglüht.
Wir liefen uns noch öfters in Folge über den Weg, wobei ich ihm bei der folgenden Gelegenheit noch mal mit der Gleichung anwortete: "VN = M", er: "?", ich: "voll normal = männlich", um seine Klischees zu bedienen. Trotz weiteren Begegnungen kommunizierten wir aber dann nicht mehr weiter. Das Thema war wohl abgehakt.
Das war letzten Sonntag, wie erwähnt. Und wann davor??
Mir fällt ein kleines Mädel auf einem Roller ein, das mich das ganz erstaunt fragte, 2020 vermutlich.
Und noch eins, im selben Ort, das aber seine Mutter fragte. Und ich hörte: "Das ist ein Mann!", "Er trägt aber ein Kleid!", "Auch Männer können anziehen, was sie wollen". Ihr war wohl klar, dass ich das mitbekam. Sie grüßte mich anschließend freundlich und entschuldigte sich. Ich: "Schon okay! Manchmal gibt es halt verwirrende Informationen, die irgendwann veraltet sind" (oder so ähnlich).
Diese Frage!?
Ja, in den 90ern habe ich diese noch oft gestellt bekommen. In den 00er Jahren wurde es weniger. Anfangs überwiegend von Erwachsenen, später fast ausschließlich von Halbstarken und vor allem (zumeist sehr jungen) Kindern.
Inzwischen kommt es ganz selten vor. Bis so 2008 trug ich meine Haare aber auch nicht ganz so stoppelig oder kurz, wie ich das heutzutage oft tu.
Ja, Gregor, ich denke, die Haarpracht (bzw. Haartracht) spielt da bei der Verunsicherung schon eine gewisse Rolle.
Alleine ein Pferdeschwanz komplettiert bei der Ansicht von hinten schon das typische Bild einer Frau. Wenn von vorne dann eindeutige männliche Markierungen fehlen wie z.B. klassischerweise ein Bart, dann wird die Ungewissheit noch weiter befeuert. Das kann man in der Tat nicht wegdiskutieren.
Pferdeschwanz alleine macht ja noch nicht das Erscheinungsbild einer Frau komplett. Ich kenne etliche Männer, die ich immer nur mit Pferdeschwanz kenne. Meist verwenden diese aber andere leicht erkennbare, männliche Markierungen, wo eine Unsicherheit schnell beseitigt wird. Manche tragen alleine durch ihr breites Kreuz und die Größe eine recht unverkennbare männliche Markierung mit sich rum.
Und ich denke, cephalus, das wird bei Dir auch ein wesentlicher Faktor sein, dass Deine breite Schultern und Deine Größe schon eine schnell erkennbare Männlichkeit ausdrücken. Und zudem wird Deine Größe noch einmal ein weiterer Hinderungsgrund sein, Dich anzusprechen. Ausserdem scheinst Du bei weitem nicht so oft unter fremden Leuten zu weilen wie manch anderer von uns.
Inzwischen - und ich kann das gar nicht verwerflich finden, greife ich doch z.T. bewusst weibliche Markierungen auf, um sie "männlich zu besetzen", wie ich mir das denke - werde ich allenfalls noch mit der Frage konfrontiert, ob ich denn "divers" sei. Und das die letzten 2 Jahre häufiger. Geht vermutlich mit meiner zunehmenden Verwendung weiblicher Markierungen einher, deren Entweiblichung sich längst nicht jedem auf Anhieb von selbst erklärt.