Andere dürfen gerne innere Schubladen aufmachen, wenn sie mich sehen. Ich lasse sie nur nicht mehr zu meinem Problem machen. Wenn mich jemand ob meines Outfits als „Schwuchtel“ bezeichnet (was lange nicht mehr passierte), hat diese ein Problem mit Homosexualität, nicht ich.
Das ist so wahr!
Für Crossdresser gehören also meistens auch Schminke und Perücke dazu.
Ist das so?
Das ist so. Perücke, um das meist dürftigere Haupthaar femininer aussehen zu lassen. Teilweise auch, um das üppige Haargesäusel zu verwenden, um die männlichen Gesichtszüge zu verdecken.
Schminke, um weiblicher zu wirken, vor allem aber auch, um die Bartstoppeln abzudecken.
Ich las mal in einem Artikel über Crossdresser in einer Illustrierten, dass es auch vereinzelt Crossdresser gibt, die dann in allerletzter Konsequenz dann doch noch zu ihrem Schnauzbart stehen, aber mit allen möglichen anderen optischen Mitteln versuchen, den nicht so markant wirken zu lassen - üppiges Perückenhaar, üppige Schals, schummriges Dämmerlicht sind da dann eben sehr zuträglich.
Kaum davon gelesen, ist mir damals (Ende 80er, Anfang 90er) in Karlsruhe auch in der Innenstadt ein Damenpaar begegnet mit Shoppingtüten in der Hand, wo eine dieser beiden Damen tatsächlich auf dem dritten Blick erkennbar einen Schnauzbart hatte - und wallendes blondes, perückiges Haar. Es ist wohl so, dass manche Ehefrauen das Crossdressing ihres Mannes auch unterstützen und gemeinsam das ausleben - wie zwei Freundinnen eben.
Ich bin neulich einem jungen Man begegnet, der dezent, dennoch erkennbar geschminkt war. Auch seine Kleidung entsprach nicht dem gängigen Bild von Männern, obwohl er auf Rock o. Ä. verzichtete. Er machte nicht den Eindruck, sich als Crossdresser zu sehen. Befragt habe ich ihn jedoch nicht, nur im Vorbeigehen sein stimmiges Äußeres gelobt.
Perücke zu tragen macht einen Mann noch nicht zu einem Crossdresser. Oder Schminke. Oder abweichende Kleidung. Einen Mann macht es zum Crossdresser, wenn er gezielt wie eine Frau aussehen möchte, eine Frau verkörpern möchte und er mit flüchtigen Blicken vermutlich auch so wahrgenommen wird und auch nach ein paar kritischen Blicken möglichst die Fassade noch nicht fällt.
Nach der Beschreibung des Mannes von Deiner Begegnung möchte ich fast ausschließen, dass er ein Crossdresser war.
Ein Bekannter von mir hat ein Hotel und einen Gebäudekomplex mit Appartments für Langzeitgäste. Dort hat sich ein Pilot oder Flugkapitän eingemietet, der immer mal für zwei, drei Tage kommt, oft mit seiner Frau. Irgendwann hat er mitgekriegt, dass kurz nach seiner Anreise die Tür aufging und zwei Frauen rauskamen. Dem ging er mal auf den Grund. Und fand heraus, dass er - in Uniform oder im Frühstücksraum, beim Bezahlen und so super männlich - dann aber in der sonstigen Freizeit sich als Frau zurechtmacht und er gemeinsam mit seiner Frau als zwei Freundinnen umherstreifen. Das ist ein typischer, klarer Fall von Crossdresser.