Okay Cephalus,
dann lass uns mal an dieser Stelle einen Diskurs starten.
Vorausschicken möchte ich vier Dinge:
1. Der Test ist ein standardisiertes Verfahren aus der kognitiven Psychologie zur Priming-Messung, das häufig zur Marktforschung verwendet wird und dass ich ohne Änderungen des Versuchsaufbaus übernommen habe. Es wurde lediglich das zu bewertende Objekt gegen einen Rock oder Kleid ausgetauscht. Priming sind all die Dinge, die uns beeinflussen, wenn wir Entscheidungen treffen
2. Der Rock für Männer als Teil alter Traditionen ist gesellschaftlich weitgehend anerkannt. Wir kennen das vom schottischen Kilt und Untersuchungen bestätigen das.
3. Die Modefotos von Männerröcken bekannter Designer und Labels (Gaultier, Jacobs, H&M) waren bunt gemischt und nach „Straßentauglichkeit“ ausgewählt. Avantgardistisches war nicht dabei.
4. Was männlich ist, wurde absichtlich nicht vordefiniert. Jeder Proband darf das unterschiedlich sehen, denn was männlich ist liegt ganz im Auge des Betrachters, so wie auch in der Gesellschaft sehr unterschiedliche und subjektive Vorstellungen bestehen. Interessant ist nur der Bevölkerungsquerschnitt der alle Sichtweisen berücksichtigt.
Wenn es anerkannte Rocktraditionen gibt, dann ist es nicht verwunderlich, dass die besser abschneiden, als zeitgenössische Kreationen. Das bestätigt der Test, und das führen viele Kiltträger auch als Grund an, warum sie Kilte gegenüber Damenröcken bevorzugen. Unser Test liegt hier ganz auf der Linie anderer Studien.
Und wir liegen auch was den Vergleich der Designerfotos aus Gruppe 3 mit den Designerfotos aus Gruppe 1 anbelangt in etwa bei den zu erwartenden Werten anderer Primingstudien.
Das Besondere ist, dass in Gruppe 3 die gleichen Designerfotos wie aus Gruppe 1 plötzlich anders bewertet werden, nur weil vorher ein zusätzliches Foto mit traditioneller Männerrockkombination gezeigt wurde. Da stellt sich natürlich die Frage: Warum wird ein gleiches Foto nicht gleich bewertet? Primingstudien sagen hier, dass die Entscheidung beeinflusst wurde durch die vorhergehende Aktion.
Und ich möchte hinzufügen, dass die Beurteilung eben nicht reine Geschmackssache ist und das eine Beurteilung eben nicht eine unabhängige und objektive Entscheidung widerspiegelt. Was die Versuchspersonen glauben objektiv entschieden zu haben, war tatsächlich beeinflusst von gesellschaftlichen Konventionen, an die wir mit dem zweiten Foto erinnert haben.
LG
Holger