Autor Thema: Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit  (Gelesen 11386 mal)

triks

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Hallo,

unter "Die Blockade" schrieb ich in einem Beitrag:

Im Berufsleben bin ich Opportunist aus Ãœberzeugung. Am Arbeitsplatz herrscht Uniformzwang. Bis zur ersten Führungsschicht wird Jeans und T-Shirt oder Hemd oder Sweatshirt getragen. Ich habe nur diese Einnahmequelle und von diesen Einkünften sind auch meine Frau und Kinder wirtschaftlich abhängig. Da mache ich keine Experimente. Es gibt schlimmeres, als jeden Tag Jeans und T-Shirt zu tragen.

Ich unterwerfe mich, der gängigen Kleiderordnung, indem ich mich "standesgemäß" in Jeans, T-Shirt, Hemd oder Sweatshirt verkleide. Ich hätte durchaus auch mal Lust beispielsweise im Anzug und mit Schlips anzutreten, aber dann muss ich erfahrungsgemäß einige "witzigen" Sprüchen von meinen Kollegen parrieren. Darum denke ich mir, das ist es dann auch nicht wert.

Beim Gedanken daran, im Rock zur Arbeit zu erscheinen, fallen mir die groben, zum Teil boshaften Bemerkungen ein, die im Zusammenhang  mit einem transsexueller ehemaligen Mitarbeiter im Kollegenkreis gemacht wurden. Ich kann mir daher ausmalen, was hinter meinem Rücken abgehen würde, wenn ich im Rock erscheinen würde.

Mich würden eure Erfahrungen mit "Verstößen" gegen die Bekleidungsnormen am Arbeitsplatz interessieren.

Freundliche Grüße

Wolfgang

Offline hirti

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #1 am: 06.02.2004 12:14 »
Hallo,

bin in der Entwicklungsabteilung einer EDV-Firma und habe auch gelegentliche Außeneinsätze.

Alles was nicht unter "normal" fällt wird bei uns natürlich auch spitz kommentert, außer ees kommt öfter vor, dann gewöhnt man sich daran.
- Wir haben keine Klimaanlage, im Sommer öfter im Büro über 30°C, also begann ich irgendwann ohne Socken und Schuhe und nur im Laufshirt im Büro zu sitzen. Anfangs doofe Kommentare, dann Gewohnheit und inzwischen machen es auch andere.
- Komme ich mal von einer Präsentation in Anzug und Krawatte heim, dann natürlich die Frage, ob man etwa gerade bei der Konfirmation war.  
;)
- Habe mir im Winter Stiefeletten aus der Damenabteilung gekauft, extrem bequem zu tragen, also auch mal in der Arbeit angehabt. Meiner Meinung wären sie gar nicht oder kaum als Damenschuhe zu erkennen gewesen, dem war doch nicht ganz so, einer merkte es und von dem konnte ich mir dann den ganzen Tag doofe Kommentare anhören.

Andererseits muss man natürlich auch mit einer gewissen Resonanz rechnen, wenn man selber gern blöd unkt. Und ich kann einfach nicht anders als einen Kommentar abzugeben wenn mal wieder jemand mit weißen Socken zur schwarzen Hose erscheint...

Aber im Rock zur Arbeit, das reizt mich (noch) nicht recht. Da habe ich wohl doch keine Lust mich dauernd von irgendwelchen Kommentaren von der Arbeit abhalten zu lassen. Außerdem habe ich die Angewohnheit bei der Arbeit immer die Füße relativ hoch zu lagern und das wäre dann mit einem kürzeren Rock auch nicht so vorteilhaft.


Grüße,
hirti

Offline henri

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #2 am: 06.02.2004 12:23 »
Hallo Wolfgang und alle anderen

Eigentlich ist es ja schon ein riesiges Elend, dass man(n) sich einfach so einer "uniformierten" Gesellschaft anpassen "muss", damit man(n) keine lästigen Sprüche oder Echos auf sich nehmen muss! Insbesondere ärgert und beschäftigt mich das in Bezug auf Frauen bzw. Männer. Frauen können viel mehr wählen, was sie am Arbeitsplatz anziehen (sogar bei Uniformierung!!!!!; Rock oder Hose!!!). Bei Männern wird jede Abweichung vom Jeanst-shirtturnschuhe-Dress oder vom Vestonhosehemdkrawatte-Dress in irgend eine sexuell betitelte Schublade gesteckt! Eine Frau kann ALLES tragen!!!!!!!Sie bleibt einfach DIE Frau! Genau genommen könnte man eigentlich sagen, dass ALLES Frauenkleidung ist! Das, was jeder halbwegs modisch denkende Mann in den Mülleimer werfen würde, hängt dann noch im Herrenabteil (etwas übertrieben gesagt!). Und damit soll sich die Herrenwelt begnügen! Tja, leider hat sich eben diese -Welt an diese beängstigend kleine Auswahl bei der Herrenmode gewöhnt. Wer also ausschweift und sogar den Rock für den Herrn beansprucht oder mal ein paar aussergewöhnliche Schlaghosen trägt oder sogar Schuhe mit hohen Absätzen wird in eine "andere" sexuelle Schublade gestossen oder ist einfach sonst so ein Freak!
(Sorry, ICH denke nicht so!!)Das sind nur so allgemeine Feststellungen beim Durchlesen von Berichten in den verschiedenen Foren!

Warum eigentlich NUR WIR MÄNNER! Bis jetzt habe ich noch keine stichhaltige Antwort gefunden!

Gruss
heinz
Nicht weil die Dinge schwierig sind, wagen wir sie nicht, sondern weil wir sie nicht wagen, sind sie schwierig.

Offline Günter

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #3 am: 06.02.2004 12:27 »
Hallo Wolfgang,
du hast soeben etwas wesentliches ausgesagt:
"Ich hätte durchaus auch mal Lust beispielsweise im Anzug und mit Schlips anzutreten, aber dann muss ich erfahrungsgemäß einige "witzigen" Sprüchen von meinen Kollegen parrieren. Darum denke ich mir, das ist es dann auch nicht wert.
Gleiches gilt für mich im Umkehrschluß.
Gleiches gilt für uns im Rock,Kilt.
Es ist also garnicht das Kleidungsstück ansich sondern die Veränderung.
Schau mal auf meine HP dort findest du folgende Aussage:Das wesentliche scheinen unsere Sehgewohnheiten zu sein. Männer in Hosen ist das was wir erwarten. Männer im Rock sind daher anders und anders ist erstmal schlecht!  Mit anders muss ich mich beschäftigen, mit anders muss ich anders umgehen, muss mich umgewöhnen, muss mich anstrengen. Das ist schlecht.                
Ist es das ? Oder ist es nur eine Art sich auszudrücken weil Männern einfach häufig der Bezug dazu fehlt ?
Oder warum gibt es spitze Bemerkungen wenn einer nur seine Haare vielleicht mal etwas weiter kürzt als üblich ?
Ich bin Ãœberzeugt, dass es sich um eine Angst vor Veränderung handelt.
Denn eine schleichende Änderung - langsam lang werdende Haare - werden in aller Regel nicht mit spitzen Bemerkungen belegt.
Versuche es doch einmal.
Erst statt Jeans eine Stoffhose. Einige Wochen später das Hemd dazu addieren.Wieder Gewöhnung eintreten lassen,dann vielleicht das Jacket,
und zu guterletzt die Kravatte.
Wenn sich alle deine Erscheinung so eingeprägt haben, von einem auf den anderen Tag Jeans und T-Schirt.

Gruß
Günter



Alle sagten : "Das geht nicht" und dann kam einer und machte es.


triks

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #4 am: 06.02.2004 20:36 »
Hallo,

das Frauen am Arbeitsplatz oder auch sonst immer tragen können, was sie wollen, bezweifle ich. Das mag so erscheinen, weil das Spektrum "weiblicher" Kleidung größer ist. Tatsächlich sind Frauen aber ebensolchen Zwängen unterworfen, wie Männer. Richtig ist, dass es Frauen eher nachgesehen wird, wenn sie "männliche" Kleidungstücke tragen. Das liegt aber wohl eher daran, dass wir es ja für erstebenswerter halten, ein Mann zu sein, als denn eine Frau. Ich habe das mal so formuliert: die Tochter, die Vaters Oberhemd anzieht, ist eben Vaters Tochter, der Sohn, der Mutters Kleid tragen möchte, hingegen suspekt.

Das die Bekleidungsauswahl in der Herrenabteilung im Vergleich mit der Damenabteilung so dürftig ist, kann man nicht den Frauen anlasten. Auch in der Textilindustrie sind die Leitungsfunktionen überwiegend mit Herren besetzt. Und das Angebot wird letztlich von der Nachfrage bestimmt. Es liegt an uns Männern, Nachfrage zu schaffen.

Mit langsamer Gewöhnung kann man sicher etwas erreichen. Aber ich bin nicht der Typ für kleine Schritte. In der Arbeitswelt bin ich allerdings sehr vorsichtig mit forschen Schritten, die sich nachteilig auf meine Karrierechancen auswirken könnten.

Freundliche Grüße

Wolfgang

Offline cephalus

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #5 am: 07.02.2004 10:55 »
Hallo Wolfgang,
was Du hier beschreibst traf bei mir vor zwei jahren auch weitgehend zu, auch wenn ich einen Schlips nicht leiden kann:
Ich hätte durchaus auch mal Lust beispielsweise im Anzug und mit Schlips anzutreten, aber dann muss ich erfahrungsgemäß einige "witzigen" Sprüchen von meinen Kollegen parrieren. Darum denke ich mir, das ist es dann auch nicht wert.

Ich lief bis dahin eigentlich immer im "allerwelts Normoutfit" herum, gedeckte Farben normal lange Haare, T-Shirt
Irgendwann hab ich dann den großen Schritt  :P gewagt, auch mal Anzug, kräftigere Farben usw. getragen, die Haare wachsen lassen, wieder kurz geschnitten und auch die Farbe geändert. Jetzt wechselt es bei mir nach Lust und Laune, ob ich Anzug oder Jeans trage, elegantes oder plumpes Schuwerk usw.
Natürlich gab Kommentare, aber schlim war das nicht, eher interessant: Männer haben oft auch gravierende Änderungen nicht wahrbenommen, Frauen auch die kleinen. Mittlerweile betrachten es alle als normal, dass das Spektrum meiner Kleidung eben etwas größer ist, diesbezüglich erhalte ich keinerlei Feedback mehr. Den Rahmen des üblichen männlichen habe ich allerdings nie verlassen. Solange ich es allerdings nichtmal schaffe in der Freizeit öffentlich einen Rock zu tragen brauche ich darüber auch nicht nachdenken. :-\

Offline Ferdi

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #6 am: 07.02.2004 15:08 »
Hallo zusammen!

Ich glaube, dass ich da was zu beitragen kann, denn ich gehe seit über 3 Jahren in Röcken arbeiten (Forschungsinstitut, physikalische Grossforschungsanlage). Ich habe damit überhaupt keine Probleme, ich habe aber wie immer darauf geachtet, dass ich nicht allzu "ungewöhnlich" aussehe. Ich  habe letztlich nur die Hose gegen einen entsprechenden Rock getauscht und alles andere belassen.

Angefangen habe ich an einem heissen Hochsommertag, an dem alle kurze Jeans, T-Shirt und Sandalen trugen. Da bin ich einfach mal mit einem kurzen Jeansrock zur Arbeit gegangen. Keine negativen Reaktionen. Allerdings wusste die Kollegenschaft schon seit langem, dass ich Röcke trage, denn in unserem Institut steht an allen möglichen Stellen ein Internet-PC. Nachdem ich das einmal angefangen hatte, blieb ich dabei und zog im Winter meine langen Jeansröcke an. Eines Tages kam ein befreundeter Kollege zu mir und erzählte mir, dass er mit mehreren Kollegen zusammengesessen hatte. Sie hätten sich auch über mich und meine Röcke unterhalten. Dann kam etwas, womit ich niemals gerechnet habe. Er gab wieder, dass die Kollegen ihre Hochachtung und höchsten Respekt vor meinem "Mut" und meinem Selbstbewusstsein zum Ausdruck gebracht haben. Darüber war ich wirklich überrascht, denn das waren Kollegen aus mechanischen Werkstätten, in denen schon immer ein etwas rauherer Ton herrschte. Ich habe bei der Arbeit nur dann noch Hosen getragen, wenn Wartungsarbeiten anstanden, die ich in Röcken aus nachvollziehbaren Gründen nicht durchführen konnte. Da das immer mal wieder ganz überraschend notwendig werden konnte, hatte ich extra hierfür eine alte Jeanshose in meinem Spind deponiert.  

triks schrieb:
Zitat
Richtig ist, dass es Frauen eher nachgesehen wird, wenn sie "männliche" Kleidungstücke tragen. Das liegt aber wohl eher daran, dass wir es ja für erstebenswerter halten, ein Mann zu sein, als denn eine Frau.

Dagegen erhebe ich Einspruch! Wir brauchen es nicht für erstrebenswert halten, ein Mann zu ein, wir sind Männer! So oder so! Nackt oder angezogen! In Hose oder in Rock!

triks:
Zitat
Ich habe das mal so formuliert: die Tochter, die Vaters Oberhemd anzieht, ist eben Vaters Tochter, der Sohn, der Mutters Kleid tragen möchte, hingegen suspekt.

Mal ehrlich, liegt darin nicht eine ganz erhebliche Geringschätzung von Frauen und eine masslose Ãœbertreibung des Männlichen? Ich finde schon. Meiner Meinung nach liegt das aber an der Unsicherheit der Männer. Die typischen männlichen Eigenschaften, die die Natur im Laufe der jahrzehntausendelangen Entwicklung hervorgebracht hat, wie körperliche Kraft und Stärke, Kampfeswille und Furchtlosigkeit bis zur Selbstaufgabe werden heute doch nicht mehr gebraucht. Heute werden geistige Leistungen gebraucht, denn all das wofür man früher körperliche Kraft brauchte, wird heute von Maschinen erledigt. Frauen üben heute vielfach dieselben Berufe aus wie Männer und verdienen ihr eigenes Geld. Da ist den Männern also ein Rollenbild, ein Klischee abhanden gekommen, was sie früher von den Frauen unterschied. Nun kompensieren sie das durch Machotum und durch Differenzierung in der Kleidung (Ich trage Krawatte, also bin ich ein Mann *LOLOLOL*). Mich erinnert das immer an Urwaldbewohner und Naturvölker, die glaubten, wenn sie ihre toten Feinde verspeisen würden, dann würden sie sich deren Stärke, Geist und Wissen einverleiben.  Daher fühlen sich also die Töchter so "stark", wenn sie des Vaters Hemd anziehen und daher fühlen sich Männer nicht mehr als solche, wenn sie ein Kleid tragen, wie in triks´ Beispiel beschrieben. Dabei tragen viele Männer in der ganzen Welt Kleider und ähnliche Gewänder, in Mitteleuropa gabs das vor einigen 100 Jahren auch. In der Antike haben die römischen Soldaten schicke, kurze Faltenröcke getragen und damit sind die immerhin bis zum Teutoburger Wald gekommen, zu Fuss und zu Pferde, aber nicht im Kampfjet, Helikopter oder Panzer. Nach heutiger Klischeelage hätten die das niemals schaffen können, denn "Rock=Frau=schwach". Nun denn, in den Geschichtsbüchern steht´s halt anders. Dass die Römer dann schliesslich die Schlacht am Teutoburger Wald verloren haben, lag ganz bestimmt nicht an ihren Röcken.  

Ãœber andere geredet wird immer, das war auch schon immer so. Sei es über das neue Auto, das den Nachbarn nicht gefällt, über das unmögliche Urlaubsziel oder über die scheusslichen Gardinen, die Nachbarin Lieschen Müller an den Fenstern hat. Aber komisch, das interessiert die Betroffenen einen feuchten Kehricht. Nur wenn ein Mann statt einer Hose einen Rock trägt, dann soll das auf einmal staatstragende Bedeutung haben? Nein, nein und nochmal nein! Ich jedenfalls lasse mich von sowas nicht einen Deut beeinflussen. Ich empfehle Nachahmung, denn jeder hat nur ein Leben, und wenn das vorbei ist, dann kann er sich keine Wünsche mehr erfüllen und kann nur noch traurig sagen: "Hätte ich doch früher mal . . ."

Mehr Selbstbewusstsein, das wünsche ich Euch allen. Und natürlich so viel Freude mit Eurer Wunschkleidung wie ich habe.

Schöne Grüsse,
Ferdi
Freiheit heißt, sich von anderen unterscheiden zu dürfen.

triks

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #7 am: 07.02.2004 19:00 »
Hallo,

triks schrieb:
Zitat
Richtig ist, dass es Frauen eher nachgesehen wird, wenn sie "männliche" Kleidungstücke tragen. Das liegt aber wohl eher daran, dass wir es ja für erstebenswerter halten, ein Mann zu sein, als denn eine Frau.

Dagegen erhebe ich Einspruch! Wir brauchen es nicht für erstrebenswert halten, ein Mann zu ein, wir sind Männer! So oder so! Nackt oder angezogen! In Hose oder in Rock!

triks:
Zitat
Ich habe das mal so formuliert: die Tochter, die Vaters Oberhemd anzieht, ist eben Vaters Tochter, der Sohn, der Mutters Kleid tragen möchte, hingegen suspekt.

Mal ehrlich, liegt darin nicht eine ganz erhebliche Geringschätzung von Frauen und eine masslose Ãœbertreibung des Männlichen? Ich finde schon. ...

Ich finde das auch. Das ist ja auch meine Aussage zu Töchtern in Vater Oberhemd und Söhnen in Mutters Sommerkleid, gegen Du die Einspruch erhebst. Dieses "wir" war hier von mir nicht als Männer wie wir, gedacht, sondern "wir" als Eltern, Familie, Gesellschaft.

Ich erlebe, das Frauen immer noch und auch hierzulande gering geschätzt werden. Ich kann eine bevorzugten Stellung von Frauen nicht erkennen. Richtig: Wir (gesellschaftlich gesehen) übertreiben maßlos das männliche. Und richtig, damit stehen wir Männer uns oft genug selbst im Weg.

Freundliche Grüße

Wolfgang

Offline Robrich

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Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #8 am: 10.02.2008 21:34 »
Hallo an alle,

hier Eindrücke von mir zu "Rock im Beruf".

So fing es an:
- Im Stehcafé‚ nach einer kleinen Rollen- und Modediskussion: "und den nächsten
  Kaffee trinken Sie hier dann bitte schön im Rock". - (Gedacht: Na warte!)
  Später: den nächsten Kaffee gab es im Wickelrock (graues Leinen) und Polo-
  hemd (weißes Leinen). Alle ringsherum: positiv.

So ging es weiter:
- Im unserem Büro in Braunschweig kam ich eines morgens im Rock, lang, schwarz,
  gerade. Schwarzes Hemd mit kleinem Stehkragen, eine graue Krawatte ..... NICHT
  um den Hals, sondern an den Rockbund gesteckt, aufgesticktes Firmenlogo in
  orange. Einige konnten damit nicht so recht etwas anfangen, sagten aber nichts.
  Die Anfrage bei Vertriebsmitarbeitern nach "SO zum Kunden?" wurde prompt
  "nichts wie hin!" quittiert. (Anm.: Vertrieb heute immer noch in Hosen.)
- Beim Kunden. Leichtes Augenreiben, Strahlen, "GUUT! Mann mit Rock .....
  schon öfters gehört ..... nie gesehen ..... endlich traut sich mal einer!"
- Beim Kunden. In einem Flur vor Toilettentüren: Eine behoste Dame kam auch
  gerade an, ich im Rock. Die Türen waren mit den üblichen Piktogrammen
  "Damen/Herren" gekennzeichnet. Wir sahen uns gegenseitig an, dann auf die
  Piktogramme, dann lachten wir beide und verschwanden hinter den gewohnten
  Türen.
- Beim Kunden. Wir von unserer Firma arbeiteten zu mehreren zusammen, zum Teil
  war ein kurzes Hin- und Hergehen dabei. So ergab es sich, dass ich einer
  Kollegin einmal im khakibraunen Rock entgegenkam. Sie hielt kurz die Luft
  an, dann "das ist ja ein ROOCK!!! ..... STAAARK!!!" Wir unterhielten uns
  noch einen Moment, dann ging die Arbeit weiter.
- Beim Kunden. Ein Kundenmitarbeiter überlegte noch, was er von meinem Rock
  (lang, gerade, gedecktes mitteldunkelgraublau) halten solle. "Besser Rock
  als Waffe tragen" sagte ich. Und damit war es gut.
- An der Tankstelle, Wetter sonnig und heiß. Ich prüfte am (beschrifteten)
  Firmenwagen noch den Luftdruck. Da beäugten mich zwei Damen von der nahen
  Zapfsäule aus, wie ich im langen Rock in die Hocke ging.
  "Ein Rock?"
  "Ja" sagte ich, "bei DEM Wetter soll das wohl möglich sein!"
  "Aber immer feste!" war ihre abschließende Äußerung.

Gesamteindruck: positiv, oder?

Gruß Robrich

Frantz

  • Gast
Re:Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #9 am: 11.02.2008 00:52 »
Hallo Freunde,

Ich kann im Rock zur Arbeit gehen und da bin ich nicht der Einzige
mittlerweile(Gothik und Kilt findet man jetzt auch)
Aber nicht auf der Arbeit.

Wenn man in die Produktionhallen eintritt mit Rock hat man sehr schlechte Karten. Das ruehrt von der Angst her die die Manager vor
dem Rock haben. Der Rock ist eine Macht. Der Rock am Mann ist nicht
Bestandteil der Angst sondern der Gedanke dahinter,der tiefer fuehrt.
Heute Rock und morgen Frau.Grausige Vorstellung.

Stellen wir uns vor 100 000 maenliche Arbeiter gehen ins Werk und
sagen wir muessen auf unsre gepflegten Fingernaegel aufpassen.

Oder sagen sie muessten auf ihre Fsh achten oder nicht mit ihrer Kleidung an scharfen Kanten haengen bleiben

Oder die Spinte muessten ordentlich gereinigt und schoen bunt lackiert sein.

Das Alles umzuaendern wuerde Millionen verschlingen.
Wir Maenner haben es zugelassen,dass man uns Alles zumuten kann.
Und wir sind auch noch stolz darauf,dass wir im Dreck wuehlen,dass unsere Finger wund sind,dass alle Geraetschaften klobig und rauh sind.
Auf schlechten Schuhen die Fuesse platt laufen usw.  

Bei den Produktionmachinen wird darauf geachtet dass ja nichts an das
Produkt kommt,der Mensch Mann kommt da weit weit hinten.

Wenn man dann mit dem Rock ankommt,wuerde es die Ruhe im Betrieb
stoeren und das kann man nicht im Ansatz dulden.Denn ein Rock macht
viele Roecke und ein denkender Mensch macht viele denkende Maenner.

Es wuerde aber den Managern gut stehen wenn sie etwas mehr Rock
und weiblichkeit in Arbeitswelt einfliessen liessen.

Gruss Frantz
 
 

Susan

  • Gast
Re: Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #10 am: 21.12.2010 10:11 »
Nachdem ich meinem Arbeitgeber und Kollegen und Kolleginnen eine viel krassere Veränderung zugemutet habe und die schadlos überstanden habe, denke ich, mein damaligen Befürchtungen und Vorbehalte waren unbegründet.

Wie sind die Erfahrungen heute mit Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit?

Ingo_ZS

  • Gast
Re: Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #11 am: 21.12.2010 10:27 »
Nachdem ich meinem Arbeitgeber und Kollegen und Kolleginnen eine viel krassere Veränderung zugemutet habe und die schadlos überstanden habe, denke ich, mein damaligen Befürchtungen und Vorbehalte waren unbegründet.

Wie sind die Erfahrungen heute mit Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit?

Einfach!

Chefin (Direktorin) erklärt was ich machen will.
Antwort: "Kein Problem, aber sittlich sollte es schon sein.
Hier befinden wir uns in einer Behörde"

Habe ich aber noch nicht so oft gemacht.
Kollegen haben sich daran gewöhnt. Die Chefin hatte mich am ersten Tag zu Rapport gerufen und
ein Kompliment erteilt.

Stoffhose und Jeans trage ich im Wechsel genau so gerne wie Rock. Es kommt immer auf den Moment und das Empfinden an diesem Tag an.

Beim Motorrad fahren trage ich ja auch kein Rock.

Ingo

Sweety

  • Gast
Re: Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #12 am: 21.12.2010 10:41 »
Aye Ingo,
dem ist nix hinzuzufügen.
Zitat
Stoffhose und Jeans trage ich im Wechsel genau so gerne wie Rock. Es kommt immer auf den Moment und das Empfinden an diesem Tag an.
Seo a-nis, So isses!
Gruß
Jürgen

McMorghey

  • Gast
Re: Erfahrungen im Kilt, Rock oder Kleid auf der Arbeit
« Antwort #13 am: 07.01.2011 08:33 »
hoi zäme

ich trage nur kilt - täglich.
als ich vor drei jahren damit anfing auch auf der arbeit kilt zu tragen, atmete ich vor dem ersten gang ins büro tief durch.
die bemerkungen waren alle positiv: wow! cool! super!
mein chef meinte: hast du sonntag? ich meinte darauf: nein, es ist sommer und warm genug.
in den regelmässigen beurteilungen ist das nur am rande thema (dein erschienungsbild hilft dir nicht wirklich um weiter zu kommen, wenn du das denn anstrebst - doch ich nehme das als tipp auf, sollte ich dann wirklich mal noch voll karriere machen wollen)

vor der ersten sitzung im "mutterhaus" wo alles feuerwehr-'männer' arbeiten, atmete ich auch erst mal tief durch. dann: gring abe u seckle! (kopf runter und durch  8)
bemerkungen kamen keine damals. nach und nach wurde ich auf den kilt angesprochen, auch mit positiven kommentaren. die anderen, weniger netten kommentare, hörte ich bisher nie, kann mir aber vorstellen, dass es welche gab und gibt. was solls? schliesslich müssen diese leute energie aufwenden um mich negativ zu kritisieren nicht ich.

es gibt bemerkungen wie: wenn mein landrover fertig gebastelt ist, fahre ich nach schottland und kaufe mir auch einen kilt. - in schottland trage ich auch meist meinen eigenen kilt (hört, hört!) - ich bewundere deinen mut, ich hätte den nicht.

so, also! traut euch, des passt scho!  ;)

gruess us dr schwiz
McMorghey

es ist einfacher um entschuldigung zu bitten als um erlaubnis zu fragen  8)



 

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