Einiges finde ich hier seltsam.
Warum bekommt er so viel Beachtung? Schließlich ist er nicht der erste, der über den Geschlechterperspektivenwechs el schreibt.
Dann kann ich nicht so recht erkennen, was er mit „als Frau“ versteht. Hat er sich nur die Kleidung und noch ein paar andere Kleinigkeiten aus dem Frauenklischee zugelegt, und war dennoch als Mann erkennbar, oder war er nicht mehr als Mann erkennbar. Letzteres halte ich für die Erkenntnis bringendere Version, denn damit kann man den Unterschied, wie Menschen auf Männer und Frauen reagieren, beobachten. Vor einigen Jahren habe ich von einer Amerikanerin gelesen, die das umgekehrt gemacht hat, und wesentlich spannendere Erkenntnisse berichtet. Leider habe ich versäumt, mir den Namen zu merken. Ich habe aber den Verdacht, daß er hauptsächlich ersteres betrieben hat, denn das wenige, was ich von Reaktionen durch Männer erfahren habe, spricht dafür. Männer fühlen sich nämlich veräppelt, wenn einer der ihren sich mit femininen Attributen über sie erheben, und entsprechende Rücksichten zu fordern, versucht. Männertypisch macht er sich aber nur Sorgen um die Gefühle von Frauen, und wundert sich dann über die Reaktionen der Männer. Zudem hält er sich auffallend lange mit dem Thema Kleidung auf. Er kommt mir vor, wie jemand, der eine Perücke anzieht, und dadurch glaubt erfahren zu können, wie sich lange Haare anfühlen.
In der Leseprobe, die ich in einem der Links gefunden habe, ist die Schilderung eines Gesprächs, das mir vom Muster her sehr vertraut ist, zu lesen. Man erklärt, daß das Tragen eines Kleidungsstücks aus der Frauenabteilung nicht die Geschlechtlichkeit ändert, und welche objektive praktische Gründe für das Kleidungsstück sprechen, weshalb man es trägt, aber die Frau nimmt das alles nicht ernst und beharrt ohne Begründung auf der Aussage: „Du bist pervers.“ Wäre das nicht ein Grund, in den Gesprächen über das Buch etwas Mahnendes über Frauen zu sagen?
Er bekennt sich expressis verbis als Macho, obwohl er erklärt, die Gleichartigkeit der Frauen durch sein Experiment erfahren zu haben. Vielleicht ist das ebenso wie der Hinweis auf seine beruflichen Erfolge notwendig, damit er als richtiger Mann ernst genommen wird. Zu sehr darf man die Geschlechterklischees nun doch nicht erschüttern, um noch ernst genommen zu werden, und die gewünschte Aufmerksamkeit für das Buch zu bekommen.
Ich habe den Eindruck, daß die meisten hier schon etwas weiter in solch Fragen sind, und ich dieses Buch nicht zu lesen brauche. Wenn Kalotto ein Buch zu dem Thema schreibt, wäre es bestimmt interessanter, aber er würde genau so sicher bei weitem nicht so herauskommen. Es zählen halt nur die richtigen, die großen Männer.
Gruß,
Jo