Autor Thema: CSD Stuttgart 27.07.19  (Gelesen 5290 mal)

chris-s

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CSD Stuttgart 27.07.19
« am: 18.07.2019 12:14 »
Am Samstag, den 27. Juli ist wieder die CSD-Parade in Stuggitown. Um 15:30 Uhr geht es los. Hat jemand Interesse mitzukommen? Ich bin jedenfalls dabei. Hier der Link: https://www.csd-stuttgart.de/demonstrieren/polit-parade

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #1 am: 18.07.2019 12:34 »
Hmmm, ausgerechnet am 27. Juli
Da bin ich doch schon in Mainz

Grüßle
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline Holger Haehle

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #2 am: 18.07.2019 14:38 »
Dein Anliegen klingt irgendwie gut. Freiheit finde ich toll. Zum Support würde ich gerne kommen. Gerade jetzt, wo die Intolleranz wieder politisch hoffähig wird, macht es Sinn Zeichen zu setzen. Ich bin der Einladung meiner Tochter bereits vor Monaten zur Gay-Pride in Kaohsiung (Taiwan) gefolgt. Es hat geholfen. Die Ehe für alle ist in Taiwan durchgesetzt. Aber Deutschland ist aktuell für mich zu weit weg.

Übrigens, für welche Kategorie planst du denn die Teilnahme? Rock tragen ist so wie Hosen tragen nicht unbedingt Ausdruck einer sexuellen Identität oder gar einer sexuellen Orientierung. Für mich unterscheiden sich Röcke grundsätzlich nicht von, sagen wir, Socken. Beides ist mir genderless.

Oder waren beispielsweise die römischen Legionäre eine "Tuntenarmee" oder der französische Sonnenkönig eine Dragqueen?

Offline Luan

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #3 am: 18.07.2019 21:57 »
Am kommenden Wochenende findet auch eine CSD Demonstration in Frankfurt/Main statt.
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)


chris-s

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #4 am: 19.07.2019 22:08 »
Oder waren beispielsweise die römischen Legionäre eine "Tuntenarmee" oder der französische Sonnenkönig eine Dragqueen?

Bei Ludwig XIV. ist gar nichts sicher  ;D
Guckst Du hier: https://www.visitvoltaire.com/images/louis14aftrigaud_1638-1715lrg36k.jpg 
Die CSD-Parade wendet sich ja an alle, die 'irgendwie' nicht ganz konform sind. Und da zähle ich mich schon auch dazu. Außerdem ist es immer ein wunderschönes Straßenfest in Stuttgart.

Offline Holger Haehle

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #5 am: 20.07.2019 09:36 »
Tja chris-s,
das Gemaelde zeigt einen Koenig in sehr maennlicher Kleidung. Das entsprach total dem barocken Zeitgeist. Erst aus dem Blick unserer Zeit wirkt es efemminiert. Die Konnotationen haben sich eben mit der franz. Revolution und dem Einzug buergerlicher Wertvorstellungen veraendert.

Das ist ja ein wesentlicher Punkt bei Margerit Maed, Judith Butler und anderen Soziologen. Kleidung ist zu allererst kultureller Ausdruck. Soziologisch gesehen besteht kein geschlechtlicher Zusammenhang.

Offline Skirtedman

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #6 am: 22.07.2019 03:21 »
Erst aus dem Blick unserer Zeit wirkt es efemminiert.

Ganz richtig. Und doch wird sehr häufig in der Geschichtsschreibung behauptet, die Auflehnung gegen den Adel stünde auch im Zusammenhang mit dem efemminierten Gehabe und der Kleidung der Obrigkeit. Und manche erklären damit sogar die "Flucht in die Hosen", die vom unterjochten Bürgertum ausging.

In Wirklichkeit ist das erst der verschränkte (beschränkte), voreingenommene Blick unserer Zeit zurück.

Vielmehr konnte das Bürgertum sich den Prunk gar nicht leisten und die Stoffwallungen und so weiter. Und das wolllüstige Leben. Daraus entstand die "Abkehr" von all jenem und die bewusste puritanische Zuwendung zu klaren Linien, keinen bis sparsamen Schnörkeln und Entsagung öffentlicher Lebensfreude. In evangelischen Gebieten noch stärker als in katholischen.

Geschichtsumdeutungen werden nicht nur in totalitären Regimen vollzogen, sie passieren ganz unmerklich auch sonstwo, wo man sie nicht vermutet.

Offline Holger Haehle

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Re: CSD Stuttgart 27.07.19
« Antwort #7 am: 22.07.2019 14:41 »
Danke Skirtedman,

du betonst einen wichtigen Punkt. Der Blick in die Geschichte ist oft voreingenommen. Wir sehen mit den Augen unserer Zeit. Aber unsere Erfahrungen sind nicht die Erfahrungen der Antike oder des Mittelalters. Einerseits wissen wir im 21. Jahrhundert mehr als vergangene Epochen, andererseits kennt auch die Forschung nicht alle Details vergangener Zeiten. Das schränkt unser Urteilsvermögen ein.

Deswegen möchte ich in Bezug auf Mode nochmal betonen, dass es in unterschiedlichen Kulturen und unterschiedlichen Epochen zu völlig unterschiedlichen und auch gegensätzlichen Vorstellungen nicht nur in Bezug auf die Geschlechterrollen kommen kann.

Rot und rosa gelten heute als feminin. In den 20er Jahren noch waren rosa Anzüge der letzte Schrei bei den Männern (Herrman Hesse hat dazu sogar ein Gedicht verfasst) und rote Uniformen galten im Mittelalter als männlich, weil rot als die Farbe des Blutes und damit der Aggression galt. Damals hat niemand bei rot an weibliche Sinnlichkeit gedacht.

Es ist ja das Prinzip von Kultur, das Menschen sich die Freiheit nehmen hinsichtlich ihrer politischen und religiösen Empfindungen der Gesellschaft Regeln aufzuerlegen. Andere Generationen dürfen das gern anders sehen. So konnte aus dem Hosentabu für Frauen in den 1960er Jahren Alltagskleidung für Frauen werden. Und so wandelte sich einst mit den bürgerlichen Umwälzungen des 18./19. Jahrhunderts eben auch der Rock für Männer als Alltagskleidung zum Rocktabu für Männer.

Das ist alles nur eine Geschmacksfrage und hat mit echter Geschlechtlichkeit nichts zu tun. Durch unsere gesellschaftliche Prägung auf die Wertvorstellungen unserer Kultur werden wir aber zunehmend überzeugt, dass das so richtig ist. Die erlebten gesellschaflichen Normen prägen unsere Überzeugungen. Wir neigen dazu das gut zu finden, was wir aus dem Alltag nicht anders kennen.

Biologen (Anthropologen), Psychologen und Soziologen unterscheiden deswegen ganz klar zwischen dem kulturell zugewiesenen Geschlecht (Gender) und dem biologischen Geschlecht (Sex). Gender ist eine durch Erziehung gelernte Rolle. Sex ist Ausdruck einer biologischen geschlechtlichen Identität bzw. einer sexuellen Orientierung. Das ist die international anerkannte Lehrmeinung und heutzutage auch Gegenstand der Richtlinien zur Sexualerziehung in deutschen Schulen.


 

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