Autor Thema: Wenn die Menschen zu viel denken  (Gelesen 2088 mal)

Offline cephalus

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Antw:Wenn die Menschen zu viel denken
« Antwort #15 am: 05.11.2023 13:16 »

Der Kleine (15) möchte sich im Freundeskreis nicht rechtfertigen müssen und ich respektiere das, bzw. muss es.

Wie unterschiedlich die jeweiligen Situationen so sind ::)

Meine Jungs sind ein wenig jünger (10+13)
Ich habe früher Rücksicht genommen und bin nicht bei Freunden oder in der Schule im Rock erschienen und habe dafür Unverständnis von meinen Söhnen geerntet.
Bei neuen Situationen/Umfeld bin ich aus Rücksicht nach wie vor vorsichtig, aber in der Praxis ist es meinen Söhnen und ihrer Umgebung absolut egal.

Ich hatte sogar einmal die Situation, dass ich meinen Großen, relativ spontan, in einem Kleid von einem Freund abgeholt habe, und das Kleid bei dem Freund und seiner Mutter überschwängliche Begeisterung ausgelöst hat.

Sowas bleibt in Erinnerung, und dumme Kommentare haben meine Jungs auch noch nie bekommen.


Offline Yoshi

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Antw:Wenn die Menschen zu viel denken
« Antwort #16 am: 05.11.2023 13:40 »
Seit 5 Monaten habe ich Gelnägel und bekomme deswegen eigentlich recht wenig Resonanz. Aber unter diesen wenigen war halt schon die Frage nach Transgender (da hatte ich auch einen Rock an) oder ob ich Schwul sei. Von Frauen kommen ansonsten eher positive (steht Dir, geflegte Hände usw.) und von Männern unverständnis.
Aber die meisten sehen es und sagen nix oder sehen es nichtmal. Trage sie aber noch sehr dezent.

Ich habe zwar keine Gelnägel, aber lasse meine Naturnägel länger wachsen und lackiere sie in allen möglichen Farben. Bisher hörte ich nur einmal einen negativen Kommentar und das war von meiner Mutter: "Wieso machst du dir die Nägel? Das ist doch schwul. Das machen nur Schwule." Lackierte Nägel fallen meiner Erfahrung nach nicht so stark auf wie ein Rock, aber wenn sie in Kombination auffallen, dann ist die Irritation beim Gegenüber noch größer.

Es gibt Studien, dass Menschen die selber ihre Homosexualität bzw. Transidentität verstecken oder unterdrücken, sich oftmals besonders queerfeindlich äußern, um von ihrer eigenen Queerness abzulenken. Ich habe mal ein Interview von einer Transfrau gesehen, die meinte, sie wäre vor der Transition sehr transphob aufgetreten, weil sie neidisch war auf die Transfrauen, die diesen Schritt bereits gegangen sind. Zudem gibt es genügend Pressemeldungen, in denen homophobe Prominente (z. B. evangelikale Prediger oder rechtsextreme Politiker) mit Callboys erwischt wurden oder ein Doppelleben mit einem Mann führten. In Deutschland haben wir ja mit der AfD-Politikerin Alice Weidel auch eine lesbische Frau, die gegen LGBT Stimmung macht. Des Weiteren starb letztes Jahr ein Transmann nach dem CSD in Münster an den Folgen von Gewalt. Im Prozess stellte sich heraus, dass der Täter homosexuell war. Seine Familie erhielt einen Anruf, er sei homosexuell. Er versuchte das zu vertuschen und ging mit seinen Kumpels auf den CSD, um die Teilnehmer*innen homophob zu beleidigen und schlug dann den Transmann nieder. Ich habe auch mal von einer Studie gelesen, da haben die den Probanden Fragebögen ausgehändigt zum Thema "Homosexualität" und ihnen danach Hetero- und Schwulenpornos gezeigt. Erstaunlich viele, die als eindeutig homophob eingestuft wurden, schauten bei Schwulenpornos länger hin und bekamen häufiger Erektionen als die Probanden, die sich positiv oder neutral zur Homosexualität äußerten.

Seitdem ich dies weiß, frage ich mich bei Anfeindungen immer, ob der- bzw. diejenige vielleicht latent homosexuell oder transident sein könnte. Trifft natürlich nicht immer zu, aber dieses Phänomen scheint recht häufig zu sein. Es ist oft einfach nur der Neid, weil wir uns was trauen, was diese Person auch gern machen würde, aber dazu nicht den Mumm hat.

Offline Skirt-Man

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Antw:Wenn die Menschen zu viel denken
« Antwort #17 am: 05.11.2023 16:41 »
Moin cephalus

Ja, leider ist es so unterschiedlich.
Der Deal bezog sich halt nur auf unseren Heimatort. Sobald sich mir also die Chance bietet, außerhalb irgendwohin zu fahren. Dann mache ich das im Rock und bin damit, bis auf komische Blicke, angeeckt.


Ich habe zwar keine Gelnägel, aber lasse meine Naturnägel länger wachsen und lackiere sie in allen möglichen Farben. Bisher hörte ich nur einmal einen negativen Kommentar und das war von meiner Mutter: "Wieso machst du dir die Nägel? Das ist doch schwul. Das machen nur Schwule." Lackierte Nägel fallen meiner Erfahrung nach nicht so stark auf wie ein Rock, aber wenn sie in Kombination auffallen, dann ist die Irritation beim Gegenüber noch größer.

Länger wachsen lassen funktionierte bei mir nicht. Bin immer irgendwo angeeckt.
Also habe ich mir von ner Freundin mal Gelnägel machen lassen, aber dezent French.
Jetzt habe ich seit sechs Wochen French mit Silber Spitze. Trage aber auch viel Ketten und Ringe aus Edelstahl. So passt es auch dazu.
Ist aber halt eher unauffällig.

Offline Skirtedman

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Antw:Wenn die Menschen zu viel denken
« Antwort #18 am: 06.11.2023 18:03 »
Es ist oft einfach nur der Neid, weil wir uns was trauen, was diese Person auch gern machen würde, aber dazu nicht den Mumm hat.

Ja, diese Vermutung hatte ich häufig, als noch in den 90ern Anfeindungen von Männern kamen.

Da steckt ja oft der Mechanismus dahinter: "ich habe mich (ein Leben lang) zusammengerissen und untergeordnet, und der erlaubt sich, was ich mir (leider) niemals selber erlaubt habe." Neid, dass man sich nicht ebenso anpasst wie sie.


 

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