Autor Thema: Strange?  (Gelesen 3898 mal)

AsiaHarry

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Strange?
« am: 05.05.2010 10:35 »
Hallo!

Auf einer Website wo ich wirklich nicht erwartet habe, irgendetwas in Verbindung mit Mann und Rock zu finden, bin ich auf folgendes gestossen ;D

http://www.trendhunter.com/trends/tima-sergeev

Ich muss gestehen, dass ich das am Anfang schon als ziehmlich  "Strange" empfunden habe. Aber warscheinlich ist das halt so weil man sowas halt nur von den Frauen kennt. ???

Wie seht ihr diese Bilder?

Offline MasinAD

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Re: Strange?
« Antwort #1 am: 05.05.2010 12:57 »
Hallo AsiaHarry!

Wie seht ihr diese Bilder?

Mit den Augen.

...

SCNR

Im Ernst: Vom ästhetischen Standpunkt sind einige durchaus sehenswert. Gesellschaftlich sind sie unmöglich, da der Träger im vollen Widerspruch zum konventionellen Bild eines Mannes steht -- trotz Bart. Ohne Bart wäre es vielleicht sogar ein wenig tragbarer, da dann der androgyne Eindruck stärker wäre.

Lassen wir mal Männlein-Weiblein-Gedanken außen vor: Welche Rolle denkt denn ein Träger eines solchen Outfits gesellschaftlich, bspw. bei einem Fest oder einer Party, einzunehmen? Welche Aussage steckt darin?

Ich sehe einen Menschen, der eine erotische und leidenschaftliche Ausstrahlung transportieren will. Das Rot ist eine Signalfarbe, die Aufmerksamkeit auf das Angebot lenken soll. Der Gesamteindruck ist eine Verheißung, die erobert werden will. In vielen Kulturkreisen preisen sich Frauen als Phantasieprodukte an, als fleischgewordene Träume, ein wenig surreal und ein bisschen unwirklich.

Dargestellt ist also ein vergegenständlichter Mensch, ein Produkt, eine Ware, ein Preis, den man gewinnen kann. Das Auftreten erhält dadurch den Anklang von Passivität und Untätigkeit -- Eigenschaften, die gemeinhin der 'weiblichen' Hemisphäre menschlicher Eigenschaften zugesprochen werden. Der innere Konflikt, der beim Betrachten entsteht, ist also einer zwischen der Wahrnehmung eines Mannes und dem Anspruch, dass er gewisse Rollenkriterien zu erfüllen hat, einerseits und der dargestellten Kriterien andererseits. Unsere Gesellschaft sieht eine solche Vergegenständlichung von Männern schlicht nicht vor. Eine solche von Frauen wird aber gern als 'weiblich' und 'feminin' bezeichnet.

Ich finde Alice Schwarzers Sicht nicht unbedingt unverständlich, sogar sehr nachvollziehbar. Nur ihre Lösung mag ich nicht. Anstatt Waffengleichheit durch die Möglichkeit zur Vergegenständlichung von Männern anzustreben, wollte sie die Vergegenständlichung der Frau beseitigen. Auch eine Möglichkeit, effektiv aber langweilig, und wird vermutlich der menschlichen Vielfalt nicht gerecht, wonach es Männer und Frauen gibt, die über eine solche Vergegenständlichung ihr Wohlbefinden ziehen.

LG
Masin

Offline mario72

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Re: Strange?
« Antwort #2 am: 05.05.2010 17:10 »
Hallo,
etwas strange ist es schon anzusehen, der Bart ist etwas zuviel.
Ich kann so ein Kleid nicht tragen, die Figur ist versaut aber trotz allem andere farbe und Bart weg dann könnte Mann sowas auch tragen, gibt genug Kleider die Mann ohne bedenken tragen kann.
Kommt halt auf den anlass an. so im "normalem" Alltag eher nicht.
Steht aber auch was von Cross Dresser auf der seite ;)
Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. 
Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

Tine

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Re: Strange?
« Antwort #3 am: 05.05.2010 19:53 »
Hallo Rockers,

das Seltsame an den Fotos ist doch weniger der Mann im Kleid (mit oder ohne Bart) als vielmehr die Posen in denen er sich ablichten lässt. Die sind das eigentlich unmännliche daran. Masin hat die Tatsache an sich gut erklärt, allerdings ist das Kleid eben nur eine Komponente und für mich die deutlich untergeordnete. Wobei ich ihm in einem Punkt deutlich widersprechen muss. Ich finde die "Abschaffung der Vergegenständlichung" den einzigen gangbaren Weg um allen Menschen ihre Würde zu erhalten.

Wenn sich jemand im privaten Kreis (Schlafzimmer oder ähnliches) bewusst als "Objekt" für einen andern Menschen zur Verfügung stellt und dieser andere Mensch sich dessen im Klaren ist, dass diese "Vergegenständlichung" nur in der augenblicklichen Situation gilt, sollen die beiden doch machen, was ihnen Spaß macht.

Sich in der Öffentlichkeit (in Zeitschriften, im Netz oder sonstwo) in derartig unterwürdig-erotischen Posen zu zeigen, halte ich für sehr bedenklich. Da es bei Frauen lange üblich war, sich als "Besitz" eines Mannes zu sehen, und ihn im günstigsten Fall mit Tricks und Spitzenunterwäsche  wohlgesonnen stimmen will, ist die Menschheit es gewohnt, dass Frauen als Ware betrachtet werden.
Ein Mann, der sich in diesen eindeutig "weiblichen" Posen gibt, macht sich mit oder ohne Bart zur Lachnummer und die wenigsten Betrachter verstehen warum sie angesichts solcher Bilder peinlich-erheitert sind.
In gewisser Weise bin ich dem Mann im roten Kleid dankbar, dass er an sich zeigt, dass auch ein Mann in derartigen Posen "vergegenständlicht" wirkt. Obwohl ich solche Bilder weder mit Männern noch mit Frauen mag.

Masins Argument, dass sich manche Menschen über ihren "Warenwert" definieren, mag ich nicht gelten lassen.
Statt die Sklaverei der Farbigen aufzuheben, hätte man ja seinerzeit auch weiße Sklaven einführen können, es gab bestimmt Sklaven, die sich einigermaßen zufrieden in ihr Schicksal gefügt und ihr Selbstbewusstsein über ihren Marktwert bezogen haben.

Viele Grüße
Tine



Offline MasinAD

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Re: Strange?
« Antwort #4 am: 05.05.2010 22:09 »
Hallo Tine,

ich gebe Dir insofern recht, dass auch diese Argumentation schlüssig ist. Sie führt uns aber zum Konflikt, ob Freiheit und Selbstbestimmung sich zu einem Fluch entwickeln dürfen, dass niemand mehr selbst bewusst die Entscheidung treffen darf, partiell auf Freiheit und Selbstbestimmung zu verzichten. Dahingehend hinkt also der Vergleich mit der Sklaverei, da echte Sklaven (also keine BDSM-Sklaven!) diese Entscheidung nicht bewusst und selbst treffen dürfen.

Darf ich also oder muss ich es sogar verlangen, dass alle Menschen sich gegen eine Existenz als Gegenstand irgendwelcher Art für andere entscheiden müssen?

Meiner Meinung nach widerspricht es dem gebotenen Respekt vor der Selbstbestimmung anderer, das zu verlangen. Analog zu dem Problem von Toleranz gegenüber Intoleranz aber, bin ich noch zu keiner endgültigen Position gelangt. Die Sache ist aber leider ein wenig anders gelagert, da in dem aktuellen Fall niemand außer der 'Leidtragende' selbst davon betroffen ist. Freiheit endet, wo die Freiheit anderer verletzt wird. Dies ist hier nicht der Fall: Die Freiheit anderer bleibt unberührt.

Schwierige Angelegenheit.

LG
Masin

Tine

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Re: Strange?
« Antwort #5 am: 06.05.2010 14:15 »
Darf ich also oder muss ich es sogar verlangen, dass alle Menschen sich gegen eine Existenz als Gegenstand irgendwelcher Art für andere entscheiden müssen?

Meiner Meinung nach widerspricht es dem gebotenen Respekt vor der Selbstbestimmung anderer, das zu verlangen. Analog zu dem Problem von Toleranz gegenüber Intoleranz aber, bin ich noch zu keiner endgültigen Position gelangt. Die Sache ist aber leider ein wenig anders gelagert, da in dem aktuellen Fall niemand außer der 'Leidtragende' selbst davon betroffen ist. Freiheit endet, wo die Freiheit anderer verletzt wird. Dies ist hier nicht der Fall: Die Freiheit anderer bleibt unberührt.


Hallo Masin,

es ist ganz sicher eine schwierige Angelegenheit und dar Vergleich mit der Sklaverei hinkt schon irgendwie auf einem Bein. Das Problem, das ich vor allem sehe, ist, dass viele Menschen eben noch nicht bewusst entscheiden können, wann sie auf welches Recht verzichten. Entweder,  weil ihnen ihre Rechte nicht bewusst sind, oder, weil andere sie, zum Teil sogar unabsichtlich, daran hindern ihre Rechte in Anspruch zu nehmen.
Die Frau, die sich selbst als "Beutestück" betrachtet und sich dementsprechend verhält, kann einfach keine bewusste Entscheidung treffen. (Sage ich mal so.)

Gegen eine bewusste Entscheidung auf etwas zu verzichten (Kann ein Mensch eigentlich auf seine Würde "verzichten"?) spricht im Grunde gar nichts. Es muss nur für alle Beteiligten klar sein, dass der Verzicht auf einer Entscheidung beruht und kein Zwang war.
Ich behaupte mal ganz ketzerisch, dass ein bewusster Verzicht auf die Außenwelt anders wirkt, als eine unbewusst von außen übernommene Einschränkung. Sicherlich ist das nicht messbar, aber doch irgendwie spürbar.

Ich denke, man kann es von niemandem verlangen, dass er/sie sich nicht "entmenschlichen" lässt. Was man kann, ist vorleben, dass jeder Mensch eine würdige Existenz hat oder sie zumindest verdient. Darüber zu reden kann auch schon etwas bringen, wenn der eine oder andere dadurch angeregt wird, seine Haltung zu überdenken.
Ich jedenfalls kann mich nicht zurückhalten, wenn ich sehe, wie ein Mensch zum Gegenstand degradiert wird.

Um noch ein anderes schwieriges Thema anzuschneiden, wie sieht es bei einem Menschen aus, der einen Selbstmordversuch unternimmt. Soll dessen bewusste (vorausgesetzt, sie war es) Entscheidujng durch Eingreifen unterlaufen werden? Im Regelfall schadet er auch nur sich selbst.

Vermutlich sieht es hier genauso aus, wie bei der Toleranz gegenüber der Intoleranz. Es wird kein Kochrezept geben, nach dem man sich richten kann. Alles was da hilft, ist der Versuch, sich auf das eigene Gefühl zu verlassen, denn der Verstand fängt sich immer wieder in Endlosschleifen.

Alles in allem glaube ich, sind wir uns einiger als es aussieht.  :)

Viele Grüße
Tine


 

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