Ein interessanter Kommentar, finde ich! Danke Asterix!
Aber er ist auch zweischneidig: Er prangert das Sich-Outen-Müssen mit Recht an. Aber zugleich scheint er das Sich-Outen-Dürfen auch kritisch zu betrachten. Er fordert ein Schweigen-Dürfen, aber man könnte daraus auch die Forderung eines Schweigen-Müssens ablesen, wenn die Würde des Menschen davon abhängt, dass er über seine sexuelle Orieniterung schweigt.
Ich schlage eher vor: Wer über seine Sexualität sprechen will, darf das tun, und wer darüber schweigen will, darf das auch. Was geht es mich an, welche sexuelle Orientierung ein Politiker oder Sportler hat? Er darf aber auch nicht dazu verdonnert werden, darüber zu schweigen, nur um seine Würde zu waren. Und er muss sich nicht outen, nur um toleriert zu werden.
Das Problem mit der Toleranz ist, dass sie normalerweise mit einem Machtgefällt einhergeht: Der Mächtige toleriert den machtlosen. Umgekehrt zwar auch, aber nicht freiwillig, sondern gezwungenermaßen: Der Sklave toleriert seinen Herrn. Das ergibt nur Sinn, wenn man "tolerieren" als "erdulden" versteht, so wie man Peitschenhiebe erduldet, weil man ihnen nicht ausweichen kann.
Vielleicht habt Ihr es gemerkt, dass ich sehr oft das Wort "Respekt" verwende. Da gibt es kein Machtgefälle. Menschen auf gleicher Augenhöhe konnen einander Respekt erweisen, Hochachtung, Rücksichtnahme. Das ist mehr als Toleranz, Duldung, Erduldung.
LG, Michael