Menschen, die sich mit einer von Menschen gemachten Geschlechterrolle nicht anfreunden können, wird eingeredet, dass sie sich im falschen Körper befinden und die Lösung eine lebenslange Behandlung mit Hormonen ist, um sich so an diese Geschlechterrolle anzupassen. Das ist Wahnsinn!
Die Transpersonen, die ich kenne, denen wurde nichts eingeredet, sondern sie haben sich aus freien Stücken dafür entschieden und das war in keinem Falle ein einfacher Weg. Die Psycholog*innen haben sie nicht in irgendeine Richtung gedrängt, sondern geschaut, was für den/die Patient*in am besten ist. Wenn sie jemand in eine Richtung drängen wollte, dann waren es eher Menschen, die sie davon abhalten wollten, weil sie mit Transidentität ein Problem hatten. Der Leidensweg für Transpersonen ist sehr groß, insbesondere wegen der weit verbreiteten Transfeindlichkeit in unserer Gesellschaft, die von bösen Blicken über Beleidigung bis hin zu gewaltsamen Übergriffen reicht.
Wir haben hier mit dieser Community im Männerrockforum auch einige Mitglieder, die sich dem klassischen Männerbild entziehen, die einen mehr, die anderen weniger. Wir tragen Röcke, manche Kleider, manche Nagellack, manche Make-Up, etc. Ich frage in die Runde: Wem wurde schonmal "eingeredet", dass er im "falschen Körper" lebt oder eine "lebenslange Hormontherapie" braucht? Bei wem wurde schon mal versucht in diese Richtung beeinflusst zu werden? Wo ist diese Lobby vor der immer gewarnt wird? Wer wurde von uns schon "Opfer" dieser "Propaganda"?
Mich wollte noch niemand in diese Richtung drängen, hat mir Empfehlungen gegeben oder mir das nahegelegt. Die einzigen die mich mit Trans in Verbindung bringen wollten, waren überraschenderweise Kritiker meines Kleidungsstil, die das nicht differenzieren konnten. Die wollten mich aber nicht zur Hormontherapie führen, sondern vielmehr einen Dresscode einführen, mich von Röcken und Nagellack abbringen oder forderten sogar meine Kündigung, damit ich Kinder nicht beeinflusse.
Ich kenne auch einige Menschen aus der LGBTQ-Szene, darunter Lesben, Schwule, Transfrauen, Pansexuelle - keiner wollte mich mit irgendeiner Propaganda bekehren. Man fand es sogar eher cool, dass sich ein heterosexueller Mann so kleidet und bewunderte, dass ich mit meinem Kleidungsstil das Risiko eingehe, "Opfer" von Diskriminierung und Queerfeindlichkeit zu werden. Viele queere Menschen zeigen sich nämlich nicht öffentlich oder geben sich nicht als queer zu erkennen, um aufgrunddessen nicht diskriminiert zu werden. Sie leben ihr Leben nach Außen "hetero-like", wie es mal ein homosexueller Mann zu mir sagte.
Ich denke, du hast vor etwas Angst, mit dem du wenig in Berührung gekommen bist. Schau vielleicht mal beim nächsten CSD in deiner Nähe vorbei und lerne Menschen aus der queeren Community kennen. Rede vor allem mal mit Transpersonen. Sei offen und stelle Fragen. Durch Gesprächsbereitschaft und einen empathischen Perspektivwechsel kann man seine Mitmenschen besser verstehen. Das sind sehr nette und tolerante Menschen, die oftmals viel differenzierter denken als der Großteil der Gesellschaft. Es ist immer besser
mit den Menschen zu reden, anstatt nur
über sie zu reden. Das gilt im übrigen für alle Bevölkerungsgruppen.