Autor Thema: Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?  (Gelesen 10191 mal)

Offline DesigualHarry

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #15 am: 25.10.2020 17:07 »
Hallo!

Das Dirndl selber hat nach meinem Wissen gar kein Geschlecht, dass wovon du dich, lieber Micha leiten lässt ist die Gesellschaftliche Zuordnung zum Dirndl. Die ist aber beliebig Austauschbar. Man kann jede Materie zu ihrem Ursprung der Neutralität, der reinen Energie zurückführen. Und damit beginnen es für sich selber zu entdecken.

Hansi1973

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #16 am: 25.10.2020 17:15 »
Hallo Matthias,

vielen Dank für den Link zu dem Artikel! Ich hatte just gestern auch so eine ähnliche Diskussion.

Ich finde, in dem Artikel wird es ganz gut beschrieben, wie ich es auch sehe:
Zitat von: Fabian Hart
Männlichkeit ist ein Sammelbegriff für alle Eigenschaften, die in unserer Gesellschaft dem Mann zugesprochen werden. Männlichkeit ist also etwas Konstruiertes, das mit verschiedenen Erwartungen verbunden ist, mit einem ganzen Erwartungskatalog, wie eine Art Knigge: Pumpen gehen, das Geld nach Hause bringen, Boss sein, ordentlich was aushalten können.

Diese "Männnlichkeit" ist eben bestimmt von tradierten Werten und Wertevorstellungen, auch wenn sie zum Teil überholt sind oder einfach nicht stimmen können.
Es kann nun mal nicht jeder Chef sein. Das funktioniert nicht.
Es stehen zum Glück auch nicht alle "Weiber" auf Anabolika-gestählte Hohlbirnen oder Maulhelden und Egomanen.

Die sogenannte "Männlichkeit" ist für mich vielfach ein Klischee, dem ich lange nicht folgen konnte,
(weil ich zu schmächtig, zu klein und zu schüchtern war, weil ich nicht mutig genug war, mich dank der Brille auch nicht prügeln wollte, usw.);
und dem ich heutzutage auch nicht mehr folgen müssen möchte!

Zum Beispiel auch Fußball - geht mir am Allerwertesten vorbei. Da ist der Smalltalk oft schnell zu Ende oder ich bin raus, wenn das Thema aufkommt.
Das war mir früher peinlich, heutzutage nehme ich mir die Freiheit zu sagen, dass es mich nicht interessiert und ich mich nicht darüber unterhalten möchte.
Ich muss mich auch nicht beweisen oder brüsten, wieviele Kilos ich alle zwei Tage im Fitness-Studio drücke (und trotzdem oder deswegen ständig Rückenschmerzen habe).
Auch definiere ich mich nicht über die Wahl des Automobils. Ich fahre nicht meinen Wunschwagen und schon gar nicht das Modell, mit dem ich meinen Nachbarn imponieren muss,
sondern ein Vernunftauto, das ich auch nicht jeden Samstag waschen muss.

Dieses an sich alberne wie primitive Imponiergehabe, das eigentlich in den Zoo gehört, aber sich samstags in der Disco zur Höchstform aufspielt, war mir schon früher zu wider und dennoch bin ich der Masse gefolgt und habe mich in den Tanzschuppen gelangweilt und unwohl gefühlt...

Ich glaube, es gehört sehr viel Nachdenken und Kraft dazu, diesem Mainstream-Anspruch von "Männlichkeit" zu entfliehen. Das Alter kommt ebenso hinzu, wie der Umstand in einer festen Beziehung zu sein oder aber einer potentiellen Partnerschaft nicht unbedingt hinterhecheln zu wollen.

Auch das mag ein Grund sein, warum die meisten Mitglieder dieses Forums 40+ sind,
weil sie dem Erwartungsdruck an "Männlichkeit" weniger nachkommen müssen, als die jungen Hüpfer, die sich noch beweisen müssen.

Mit der Midlife Crisis kann das aber wieder ganz schnell anders werden.  :P

Offline Mann im Rock

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #17 am: 25.10.2020 17:50 »
Halo Hansi,
danke für deinen Beitrag.

Es kann nun mal nicht jeder Chef sein. Das funktioniert nicht.

Es WILL auch gar nicht jeder Chef sein. Wie ich mal oben beschrieben habe, bin ich eher der einsame Wolf. Oder wolltest du jemals Chef sein?


Es stehen zum Glück auch nicht alle "Weiber" auf Anabolika-gestählte Hohlbirnen oder Maulhelden und Egomanen.
Ich habe es in meiner Berufslaufbahn wohl eher so kennen gelernt, dass Arbeitgeber auf Maulhelden und Egomanen stehen. Bei Frauen war ich mir da nie sicher, dass sie sich solche Typen gesucht haben.

Zum Beispiel auch Fußball - geht mir am Allerwertesten vorbei. Da ist der Smalltalk oft schnell zu Ende oder ich bin raus, wenn das Thema aufkommt.
Ja ok, da bist du schnell raus, aus so einem Smalltalk. Ich kenne es aber nur so, dass die Leute, deren Thema das ist, die Interesselosigkeit der anderen einfach akzeptieren. Interesse an Fußball habe ich nie als Zeichen von Männlichkeit empfunden. Wie ging es dir damit?

Ich muss mich auch nicht beweisen oder brüsten, wieviele Kilos ich alle zwei Tage im Fitness-Studio drücke (und trotzdem oder deswegen ständig Rückenschmerzen habe).
Sind dir Leute bekannt, die sich damit brüsten? Und die dies insbesondere als Ausdrucksweise ihrer Männlichkeit tun?

Auch definiere ich mich nicht über die Wahl des Automobils.
Auto kenne ich als Ausdruck der Protzerei und des sozialen Status. Ich (oder auch andere), die Kleinwagen fahren, sind deshalb aber nicht als unmännlich bezeichnet worden. Oder kennst du das anders?

dennoch bin ich der Masse gefolgt und habe mich in den Tanzschuppen gelangweilt und unwohl gefühlt...
Ok, ging mir auch so, wenn ich mal, was höchst selten vorkam, bei irgendeiner Party erscheinen musste. Aber auch wenn ich mich gelangweilt und unwohl gefühlt habe, bin ich deshalb nicht als unmännlich angegriffen worden. Oder hast du andere Erfahrungen?

Alles in allem: mir kommt es so vor, als würden wir selbst in unserem eigenen Bewusstsein zu viele Dinge mit Männlichkeit verknüpfen, auch wenn es andere nicht tun. Wenn ich als einsamer Wolf immer im Abseits stand, bin ich zwar als Langweiler, als Sturkopf oder sonst was gesehen worden, aber die Frage nach Männlichkeit stand da nie im Raum.

Gruß
matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

culture skirt

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #18 am: 25.10.2020 17:56 »
Hallo Hansi

https://www.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/neue-studie-akademiker-haengen-an-traditionellen-rollen-12716973.html
Ein Querschnitt der Gesellschaft.

"Wir haben eine Tochter (20)..
..und beide sind wir abwechselnd vor 20 Jahren in Teilzeit (für 3-4 Jahre) gegangen. Ich bin Dipl. Ing., meine Frau Veterinärdirektorin - Beamtin-. Ich musste damals, zweimal vor das Arbeitsgericht ziehen, obwohl ich bei einem Versorger mit SPD-Führung arbeitete. Das Teilzeitgesetz kam gerade raus. Sie wollten es aber nicht akzeptieren. Ja, ja die SPD, was sie sagt und was sie macht sind zwei verschiedene paar Schuhe."


"Wer es sich als Frau leisten kann, bleibt mit den Kindern eben zu Hause. Das ist in meinem US-amerikanischen Umfeld (gutverdienende akademische Mittelklasse) genauso, und zwar auch bei den Frauen, die mir erzählen, wie sehr ihnen ihre feministische Collegeprofessoren eingetrichtert hätten, dass Schlimmste sei es, sich an die Männer und Kinder zu verschwenden."


"Meine Frau, Juristin, ich, Arzt....
Meine Frau, Juristin, ich, Arzt, wir wollen auch Kinder. Und meine Frau WILL gerne zuhause bleiben wenn die Kinder da sind. Vielleicht liegt es einfach doch ein Stück weit in unserer Natur, dass die Weibchen die Kinder hüten und die Männer das Essen besorgen.
Entscheidend ist: Wenn meine Frau wollen würde, hätte ich kein Problem damit, in Elternzeit zu gehen. Sie will aber nicht. Immer diese pseudo-mäßige political-correctness...es nervt, nicht nur mich, auch meine Frau!"


https://www.stern.de/familie/beziehung/ehe-partner-liebe-gehalt-einkommen-7033716.html
https://www.svz.de/ratgeber/liebe-flirt-partnerschaft/Wann-ist-der-Mann-ein-Mann-Wann-ist-der-Mann-ein-Mann-id21667307.html

"Die starken Partner akzeptieren nämlich keine schwächeren Menschen für eine dauerhafte Bindung. Leute, die in Sachen Einkommen und Ausbildung nicht dem eigenen Stand entsprechen, bleiben ungeliebt. Absurd: Ausgerechnet die moderne Ehe führt zu einer sozialen Abschottung wie im Bürgertum des 19. Jahrhunderts. In den 60er Jahren war das "Nach-Oben-Heiraten" noch gang und gäbe. Der Chef ehelichte die Sekretärin, der Oberarzt die Nachtschwester. Da ist längst vorbei. In Reichweite der Krankenschwester befindet sich heute nur noch der Krankenpfleger. Die Natur der Ehe wandelt sich. Justin Wolfers, Ökonom an der University of Michigan, sagte der "New York Times": "Ehemänner und Frauen hatten früher ganz verschiedene Rollen in unterschiedlichen Lebenssphären. Heute wollen die Leute einen Partner mit ähnlichen Leidenschaften, gleichen Interessen, vergleichbaren Karrierechancen und gleichen Ansichten zu Familie und Kindern."

"Der Statistiker Christian Rudder ist Realist: "Klar, wenn du jemand fragst, sagen die Leute alle, 'Oh Wow, gemischte Ehen sind Klasse. Mich interessiert bei meinem Partner die Rasse überhaupt nicht.' All das Zeug, was ein fortschrittlicher Mensch so sagen muss. Aber wenn ich sie dabei beobachte, was sie wirklich machen, sind diese Bekenntnisse schnell vergessen."


culture skirt

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #19 am: 25.10.2020 18:12 »
Auto kenne ich als Ausdruck der Protzerei und des sozialen Status. Ich (oder auch andere), die Kleinwagen fahren, sind deshalb aber nicht als unmännlich bezeichnet worden. Oder kennst du das anders?
Das sagen ehrlich gesagt aber auch nur Leute, die keinen sehr hohen Status haben, um bspw. einen Ferrari zu fahren. EInmal habe ich  ja auch das Beispiel mit dem Anzugsträger erwähnt, der oft von unteren Schichten als Lackaffe bezeichnet wird (Irgendwie muss man sich ja von den "Besseren" abgrenzen um sich noch irgendwie mit Nichtvorhanden profilieren zu können). Wenn ich das Geld hätte, würde ich einen fahren. Nicht um zu pranzen, sondern weil mir alle anderen Autos nicht gefallen und mir das Design von Sportautos mehr zusagt. Mir wäre auch egal, ob der Ferrari dann nur 100 PS hätte.
Meine Oma wurde mal von unserem weitläufigen Familienmitglied zu seiner Tochter auf ein Hoffest eingeladen. Die haben einen Reiterhof. Dort kommen ständig Geldleute und Geschäftspartner. Das Ende vom Lied war jedenfalls, dass die beiden sich nicht richtig zugehörig als dort Ferraris und Lamborghinis vorfuhren. Sie wurden auch nicht wirklich wahrgenommen. Kurzes Hallo und das wars. Obwohl es der Vater von der Tochter ist, die den Reiterhof hat. Ich kann mir da richtig gut vorstellen, dass du für die Trophaenfrauen dort kein ebenbürtiger Mann bist, wenn du nicht wenigstens den Porscheschlüssel auf den Tisch legen kannst.

Ok, ging mir auch so, wenn ich mal, was höchst selten vorkam, bei irgendeiner Party erscheinen musste. Aber auch wenn ich mich gelangweilt und unwohl gefühlt habe, bin ich deshalb nicht als unmännlich angegriffen worden. Oder hast du andere Erfahrungen?

Alles in allem: mir kommt es so vor, als würden wir selbst in unserem eigenen Bewusstsein zu viele Dinge mit Männlichkeit verknüpfen, auch wenn es andere nicht tun. Wenn ich als einsamer Wolf immer im Abseits stand, bin ich zwar als Langweiler, als Sturkopf oder sonst was gesehen worden, aber die Frage nach Männlichkeit stand da nie im Raum.

Gruß
matthias
Mir scheint es, als wenn Dinos vom Krieg erzählen. Ältere Menschen (im Sinne von ü.50) werden wohl kaum von jüngeren angesprochen werden, dass sie gerade was unmännliches tun. Vergleich einfach mal wie es in einer "Seniorengruppe" zugeht und dann unter normalen Jugendlichen.
Da ist mehr Testosteron im Spiel. Oft werden Dinge umschrieben und nicht so deutlich offen heraus gesagt. Einsamer Wolf ist übrigens das beste Beispiel für ein Männerklischee. Da Männer alles alleine machen wollen und selten Hilfe annehmen.

Viele Grüße
Jule

culture skirt

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #20 am: 25.10.2020 18:14 »
Ich muss mich auch nicht beweisen oder brüsten, wieviele Kilos ich alle zwei Tage im Fitness-Studio drücke (und trotzdem oder deswegen ständig Rückenschmerzen habe).
Sind dir Leute bekannt, die sich damit brüsten? Und die dies insbesondere als Ausdrucksweise ihrer Männlichkeit tun?
[/quote] Stellt euch doch einfach mal eine Woche in ein Fitnessstudio. Dann seht ihr es. Muskeln und ein trainierter Körper wirken auf Frauen nunmal attraktiv.

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #21 am: 25.10.2020 18:27 »
Hallo!

Das Dirndl selber hat nach meinem Wissen gar kein Geschlecht, dass wovon du dich, lieber Micha leiten lässt ist die Gesellschaftliche Zuordnung zum Dirndl. Die ist aber beliebig Austauschbar. Man kann jede Materie zu ihrem Ursprung der Neutralität, der reinen Energie zurückführen. Und damit beginnen es für sich selber zu entdecken.

Nee, ich habe mich über das Wort "Dirndl" ausgelassen. Demnach ist ein Dirndl so weiblich wie ein Mädchen, weil es dasselbe bedeutet.
Wenn man ein Kleid "Dirndlkleid" = "Mädchenkleid" nennt, ist es eine gesellschafliche Zuordnung, das stimmt. Es geht ja nicht nur um Materie, sondern auch um den Geist, wie Du in einem andern Beitrag ja selbst geschrieben hast.

LG, Micha
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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #22 am: 25.10.2020 19:10 »
Die sogenannte "Männlichkeit" ist für mich vielfach ein Klischee, dem ich lange nicht folgen konnte,
(weil ich zu schmächtig, zu klein und zu schüchtern war, weil ich nicht mutig genug war, mich dank der

Ein interessanter Aspekt für mich - ich musste mich nie prügeln, meine Dominanz unter Beweis stellen, worauf ich auch nie Lust gehabt hätte.
Schlicht weil ich immer deutlich größer und kräftiger war, als meine Altersgenossen.

Das Klische hat sich für mich erfüllt, ohne mein Zutun

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #23 am: 26.10.2020 05:23 »
Das Dirndl selber hat nach meinem Wissen gar kein Geschlecht, dass wovon du dich, lieber Micha leiten lässt ist die Gesellschaftliche Zuordnung zum Dirndl. Die ist aber beliebig Austauschbar.

Nee, ich habe mich über das Wort "Dirndl" ausgelassen. Demnach ist ein Dirndl so weiblich wie ein Mädchen, weil es dasselbe bedeutet.
Wenn man ein Kleid "Dirndlkleid" = "Mädchenkleid" nennt, ist es eine gesellschafliche Zuordnung, das stimmt.

Hm.

Auch wenn dieser Themenschwerpunkt "Dirndl" mit der Thread-Thematik eher im Randbereich zu tun hat, kann ich mich mit einer weiteren Betrachtung desselben nicht zurückhalten.

Unter uns scheinen wohl Auffassungen zu existieren, wonach ein "Dirndl" nichts mit "Weiblichkeit" zu tun haben (muss).

Dazu müsste man vielleicht erst einmal definieren, was überhaupt ein Dirndl ausmacht (keine Angst, mache ich jetzt nicht im Detail). Lässt man das Alpenländische am Dirndl weg, so kommt man zu dem, was man eine Zeitlang mal als klassischen "Landhausstil" bezeichnet hat. Wie andernorts hier im Forum schon ausdiskutiert spielt aber genau das Dirndl mit einer Reihe von klassischen eigentlich nur Frauen zueigenen Körpermerkmalen: besonders die Betonung der weiblichen Oberweite. Und spielt ganz stark mit der heute als überholt gedachten Rollenzuweisung der Frauen: der arbeitenden Dienerin.

Um es kurz zu halten: Ein Dirndl am Mann ist ein ähnlicher inhaltlicher Tabubruch wie ein Negligé aus der Damenabteilung von einem Mann getragen.

Ich habe hier im Forum schon gesehen, dass ein Dirndl auch am Mann kleidsam sein kann, wenn alle weiteren Frauennachahmende Sujets und Accessoires weggelassen werden. Dies alles aber nur mit einem sehr offenherzigen Wohlwollen und konsequenter Einübung von Weiblichkeitsablehnungsverwei gerungen am eigenen Spiegelbild.

Um noch schnell eine Kurve zum eigentlichen Thread-Thema hinzukriegen: Nein, das Protz-Verhalten in Form eines Männlichkeitsbeweises hat mir noch nie im Sinn gelegen.
Ich war mir meiner Männlichkeit, besser gesagt: meines Mann-Seins schon immer bewusst, es gab keine wirklichen Verunsicherungen. Auch nicht meiner Sexualität, wobei dieses Thema spielt ja jetzt hier keine Rolle.
Ich brauchte all diese erfüllenden Männlichkeitsklischees nie bedienen. Ja, eines vielleicht: Ich hatte als Jugendlicher, noch behost, das Beineübereinanderstapeln (statt -schlagen) im raumgreifenden hochgestellten rechtwinkigen Knie (ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine, also wo der hochgelegte Unterschenkel quasi horizontal über dem anderen Knie querliegt) für mich als erstrebenswert und angenehm entdeckt. Das enge Beinübereinanderschlagen an Männern war mir verhasst (und mag ich heute auch noch nicht wirklich gerne an anderen Männern sehen). Auch bei meinem Vater, der dies in diesen Jahren verstärkt praktizierte empfand ich das Beinübereinanderschlagen als weibisch - obwohl ich selbst bisweilen schon Röcke trug.
Leider schliefen mir immer in Minutenschnelle die hochgelegten Beine ein, so dass ich schnell das raumgreifende Beinestapeln lassen musste. Seit ich verstärkt bis ausschließlich Röcke trug, habe ich mir das schnell wieder abgewöhnt. Auch wegen meiner Krampfadern.

In letzter Zeit sitze ich öfters mal ganz gerne in Röcken/Kleidern mit den mir ursprünglich verhassten übereinandergeschlagenen Beinen da, weil ich finde, dass das manche Röcke im Sitzen erst so richtig zur Geltung bringt.

Von diesem stereotypen Männlichkeitsmerkmal in meinen jungen Jahren abgesehen: Ich müsste mir erst einmal überlegen, was sonst "meine Männlichkeit" ausmachte, während ich diese ganzen steoreotypen Muster gar nicht bedienen musste...

culture skirt

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #24 am: 26.10.2020 11:06 »
das Beineübereinanderstapeln (statt -schlagen) im raumgreifenden hochgestellten rechtwinkigen Knie (ich hoffe, Ihr wisst, was ich meine, also wo der hochgelegte Unterschenkel quasi horizontal über dem anderen Knie querliegt)
Kannst du dich auch einfacher ausdrücken? Das liest sich am Ende alles komplizierter als es ist.

Hansi1973

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #25 am: 26.10.2020 11:53 »
@Mann im Rock/ Hallo matthias,

Es WILL auch gar nicht jeder Chef sein. Wie ich mal oben beschrieben habe, bin ich eher der einsame Wolf. Oder wolltest du jemals Chef sein?
Jein. Ich kann, aber muss nicht.

Zitat
Ich habe es in meiner Berufslaufbahn wohl eher so kennen gelernt, dass Arbeitgeber auf Maulhelden und Egomanen stehen.
Bei Frauen war ich mir da nie sicher, dass sie sich solche Typen gesucht haben.
Ja, solche "Führungspersönlichkeiten" habe ich schon etliche erleben und ertragen dürfen.
Einfach nur Luftpumpen, die sich groß aufblähen, mit tollen Schlagworten (=> Bullshit-Bingo!) um sich werfen,
aber keinen Plan vom Tagesgeschäft haben - ja nicht einmal einfachste Kennzahlen auf dem Schirm haben.

Zitat
Interesse an Fußball habe ich nie als Zeichen von Männlichkeit empfunden. Wie ging es dir damit?
Ich hatte lange Zeit den Eindruck, dass man sich als Mann dafür interessieren müsste und fühlte mich unwohl, da nicht Rede und Antwort stehen zu könnnen.
"Weißte noch - 1983 im Pokalhinspiel?" "Der Fallrückzieher von Kurczinki?" "Nee, in der ersten Halbzeit." "Ach so, das Foul an Schiwionka? Ja, das war echt übel - musste ja dreifach genäht werden!"

Zitat
Sind dir Leute bekannt, die sich damit [wieviele Kilos sie im Fitness-Studio drücken] brüsten? Und die dies insbesondere als Ausdrucksweise ihrer Männlichkeit tun?
Ja, durchaus. Habe ja auch einige Kollegen u30, für die scheint das ganz wichtig zu sein. Bisher konnte ich meinen Kugelschreiber noch so halten.

Zitat
Auch definiere ich mich nicht über die Wahl des Automobils.
Auto kenne ich als Ausdruck der Protzerei und des sozialen Status. Ich (oder auch andere), die Kleinwagen fahren, sind deshalb aber nicht als unmännlich bezeichnet worden. Oder kennst du das anders?[/quote]
Vielleicht nicht als "unmännlich", aber nicht auf Augenhöhe. So wie beim Fußball: man(n) wird stillschweigend als inkompetent eingestuft.

Zitat
Aber auch wenn ich mich gelangweilt und unwohl gefühlt habe, bin ich deshalb nicht als unmännlich angegriffen worden. Oder hast du andere Erfahrungen?
Angegriffen? Nein. Aber auch hier wieder: der richtige Mann geht jedes WE in die Disse und schleppt eine Frau ab. Wer nur mit dem Glas neben der Tanzfläche steht und die Nacht alleine verbingen muss, macht etwas falsch.


Aber ich bin nicht der Nabel der Welt. Auch meine Sicht der Dinge ist höchst subjektiv! 

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Antw:Was bedeutet für euch der Begriff Männlichkeit?
« Antwort #26 am: 26.10.2020 13:08 »
Und ich bin immer wieder erstaunt, wie die unmännlichst wirkenden Männer kompetent sind in Sachen Auto, Marken und Modelle, auch in der Historie, den Nomenklaturen, Formen und Ausstattungsdetails. Selbst wenn sie nur die letzten Klapperkisten fahren.

Alles Männerfachwissen, das ich persönlich für völlig unnütz halte.

Bisher konnte ich meinen Kugelschreiber noch so halten.
...
Wer nur mit dem Glas neben der Tanzfläche steht und die Nacht alleine verbingen muss, macht etwas falsch.

Aber ich bin nicht der Nabel der Welt. Auch meine Sicht der Dinge ist höchst subjektiv!

Aber einzigartig. Und immer wieder herzerfrischend!

Offline DesigualHarry

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« Antwort #27 am: 26.10.2020 13:47 »
Hallo!

Dass das Dirndl heute überfrachtet ist mit weiblichen Symbolen ist mir schon klar. Klar ist mir auch dass die Gesellschaft es als Symbol der Weiblichkeit einstuft. Das alles sind aber Zuordnungen die andere Menschen vorgenommen haben. Diese Zuordnungen sind für den einzelnen beliebig austauschbar. Ich kann diese Zuordnung übernehmen - oder auch nicht übernehmen. Wenn ich als Mann ein Dirndl tragen will, dann kann ich mir eben auch überlegen was ich am Dirndl so verändern kann, dass ich das so für mich tragen will.

Einen hohen Berg zu besteigen ist für die meisten auch mit  sehr viel Angst verbunden, der der es vermag diese Energie der Angst in etwas positives zu verwandeln geht aber denn Berg völlig Angsfrei hinauf.

Und darauf kommt es mir an. Ich kann jede Gesellschaftliche Zuordnung für mich in Frage stellen, wenn ich mit ihr nicht Einverstanden bin. Das erlaubt es mir völlig frei die Dinge auszuwählen die ich haben möchte.

Die Zuordnungen sind nur im Geiste gemacht, die man jederzeit wieder lösen kann. So hatten auch wir vor unserem ersten Ausflug im Rock noch Riesen Angst, mit der Zeit lernten wir es, diese Energie der Angst  in etwas positives umzuwandeln.

Online Skirtedman

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« Antwort #28 am: 26.10.2020 13:59 »
Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Dich hierin deutlich besser verstehe, was Du meinst, als in all Deinen anderen Welteinsichten.

Dennoch haftet unabhängig meiner Angstfreiheit einem Dirndl mehr an, als statt einer Hose mir einen durchschnittlichen Damenrock anzuziehen. Und zwar ist die Substanz dessen, was einem Dirndl per se anhaftet mehr mit dem vergleichbar, wie wenn ich mir trotz meiner Angstfreiheit einen ausgestopften BH unter meiner Kleidung anziehen würde. Oder mir zum Lesen eine Lesebrille aufziehen täte mit einer hohen Dioptrienzahl, obwohl ich ohne Lesebrille wunderbar lesen könnte.

Aber ich denke, das müssen wir nicht in allen Feinheiten hier ausfechten mit Blick auf den Begriff der Männlichkeit.

Offline Mann im Rock

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« Antwort #29 am: 26.10.2020 15:17 »
Hallo Hansi,
danke für deine Antwort.

Ich hatte lange Zeit den Eindruck, dass man sich als Mann dafür interessieren müsste und fühlte mich unwohl, da nicht Rede und Antwort stehen zu könnnen.
"Weißte noch - 1983 im Pokalhinspiel?" "Der Fallrückzieher von Kurczinki?" "Nee, in der ersten Halbzeit." "Ach so, das Foul an Schiwionka? Ja, das war echt übel - musste ja dreifach genäht werden!"

Ja, kenn ich. Aber trotzdem: wird man als unmännlich wahrgenommen, wenn man sich nicht beteiligt?
Und Rede und Antwort stehen: Naja, meine Frage an die Fußballfreunde, ob sie gesehen haben, wie Richie Porte vor 3 Jahren mit 80 km/h gegen eine Felswand geprallt ist und sich dabei einen Becken- und Schlüsselbeinbruch geholt hat? Dann stehen halt die Fußballfreunde im Abseits. So what? Nicht jeder interessiert sich für alles.

Und dazu muss ich sagen: ich bin im Ruhrpott aufgewachsen, der Metropole für Fußball schlechthin. Aber auch da gab es viele Jungen und Männer, die sich für Fußball nicht interessierten.

Fitnessstudio, Autos, Alkohol ... Wie oft hab ich gehört, ich sollte doch wenigstens ein Gläschen mittrinken. Und wie oft haben die anderen von mir ein Nein gehört.

Ich fürchte, viele Merkmale, die Männlichkeit betreffen, setzen wir uns selbst oder lassen sie uns einreden. Wenn man mehr darauf bedacht ist, sich mit sich selbst wohl zu fühlen statt als Herdentier mit den anderen mitzulaufen, dann hat man mit vorgeblicher "Männlichkeit" auch nichts mehr zu tun.

Aber ich bin nicht der Nabel der Welt. Auch meine Sicht der Dinge ist höchst subjektiv!

Natürlich! Und genau darum geht es ja auch. Um dich selbst. Nicht um die Welt.

Gruß
matthias

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