Mal was über Farben

[steffish]

ich könnte mir vorstellen, daß über das Thema Farben hier schon mal gesprochen wurde, aber wer weiß wo, wann, über was ?
Deswegen Dieser link:
https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/rosa-vs-blau-mehr-als-ein-farbspiel/

[culture skirt]

Auch hier wieder sehr schön, wie das auf die Füße fällt und denen ihre Widersprüchlickeit nicht mal auffällt.

"Die Schwierigkeit dahinter: Wie sollen Jungen und Männer einen Zugang finden zur Care-Welt, wenn ihnen von klein auf die spielerische Annäherung verwehrt wird? In der Welt der Spielwaren und Kindermedien haben Puppen offensichtlich keine Väter. Die Puppenwelt wird fast ausnahmslos in Rosa vermarktet, der Werbewelt gilt sie als Mädchenfarbe."

Ich denke nicht, dass die Farben oder verschiedenes Spielzeug daran schuld sind.
Aus welchen Gründen sollen sich Jungen später für Carearbeit entscheiden, wenn man politisch wie schulisch schon seit Jahrzehnten versucht, die Mädchen aus den bösen frauentypischen "unterbezahlten" Berufen herauszuholen und für Technikberufe zu animieren, weil die "besser" bezahlt würden und bessere Karrierechancen bieten?

Hier wird meiner Meinung nach der Bock zum Gärtner gemacht. 
"He Mädel, geh bloß nicht in Frauenberufe, dort verdienst du nichts. Mach was technisches wie die Männer."
"He Junge, wieso interessierst du nicht auch mal für den tollen Kindergärtnerberuf? Nicht nur KFZ Mechaniker."
Die Intention dürfte klar sein. Kommen Mädchen selber nicht nach oben, oder zu mehr Leistung, weil ihre Prioritäten ganz woanders liegen, schwächt man eben Jungs/Männer im Verdienst ab, damit Gleichstand herrscht. Da die Technikberufe gefragt sind wie Bombe in der Wirtschaft, kann man den Verdienst politisch nicht so drosseln wie man wöllte, also tauscht man die Akteure.
Die Frauen in die gutbezahlten Berufe, die Männer in die schlechtbezahlten Berufe, wo man vorher die Frauen rausgeholt hat und den Mädchen sagt, wie mies doch solche Berufe sind.
Dummerweise funktioniert das Geschlechterspiel dadurch nicht mehr und solche Männer sind für Frauen nicht mehr interessant, weil sie zu wenig verdienen. So ist es ja hier Ben ergangen, der den Kindergärtner auf Druck seiner Freundin an den Nagel gehangen hat nachdem das erste Kind da war und Geld in die Kasse musste.

Jede Revolution frisst ihre eignen Kinder.

Gruß
Jule

[MAS]

Man müsste die Careberufe endlich mal ihrer Wichtigkeit nach bezahlen. Dann sähe es anders aus. Aber solange Spezialisten für Maschinen besser bezahlt werden als solche für Menschen, wird das nichts.

LG, Micha

[cephalus]

Man müsste die Careberufe endlich mal ihrer Wichtigkeit nach bezahlen. Dann sähe es anders aus. Aber solange Spezialisten für Maschinen besser bezahlt werden als solche für Menschen, wird das nichts.

Dazu müsste man unser gesamtes Wirtschaftssystem ändern:
Die meisten Gehälter richten sich, zumindest mittelbar, nach der den Jobs innewohnenden Wertschöpfung, oder - und das kommt hier zum Tragen - nach dem niedrigsten Wert zu dem man Menschen findet die den erforderlichen Job verrichten.
So verdient z.B. ein Müllmann in München mit 2867€ im Mittel, 15% mehr, als eine ausgebildete Erzieherin im gleichen Ort.

In der DDR hatte man einen anderen Ansatz.

Zum Thema:
Ich finde es immer wieder erstaunlich, dass sich mein ganzes Umfeld, ebenso wie die Presse die ich verfolge, sich gegen die rosa-blau Trennung ausspricht, ebenso wie gegen eine strikte Geschlechtertrennung nach althergebrachten Normen.
Was auf der anderen Seite gelebt wird und Fakt ist, ist die andere Seite.

Cephalus

[MAS]

Lieber Cephalus,

ja, wir bräuchten ein anderes Wirtschaftssystem oder noch grundsätzlicher andere Werte im Denken und Fühlen. Es muss deshalb ja nicht gleich wie in der DDR werden. Wir müssten was neues erfinden. In Bezug auf diese Frage bin ich gerne Querdenker, aber kein Wirtschaftsexperte.

Zum Thema dieses Threads: Ja, die Journalist*innen sind unserer Zeit voraus. Aber, obwohl diese Blau-Rosa-Bipolarität noch gar nicht so alt ist, ist sie alt genug, dass sich Menschen daran gewöhnt haben und es sicher ein-zwei Generationen dauern wird, bis sich das wieder geändert haben wird. Was generell die dunklen, kühlen Farben für Männer und die hellen, warmen für Frauen angeht, dauert das sicher auch noch was. Solange Männer im dunklen Anzug und Frauen im bunten Kleid als gut angezogen gelten, und eher mal eine Frau im dunklen Hosenanzug oder Köstüm als ein Mann auch nur im bunten Anzug oder gar Kleid, und Menschen das immer wieder so sehen, ändert es sich allerdings nicht. In den 1970ern wurde es mal anders versucht, aber selbst Männer, die damals bunte Farben getragen haben, schauen sich heute kopfschüttelnd ihre Fotos aus der Zeit an.

Vielleicht ist die Frage nach dem Wirtschaftssystem und den Werten in Denken und Fühlen gar nicht so off-topic, denn damit hängt ja auch die Farbbewertung zusammen. Gut, ja, Müllmänner dürfen bzw. müssen Orange tragen, aber sonst drückt dunkle Kleidung Ernsthaftigkeit, ja Gefühlslosigkeit aus, damit man davon unbeeinflusst rechnen und im Konkurrenzkampf bestehen kann oder vorgibt, es zu können. Vor allem Schwarz symbolisiert eine gewisse Askese, weswegen auch viele Exitstentialisten in Kunst und Wissenschaft schwarz tragen. Auch da steht Schwarz für Ernsthaftigkeit, und Farben stehen für Albernheit.

Dabei tut der Anblick gelber Kleidung an trüben Wintertagen so gut!

LG, Micha

[Skirtedman]

Da bin ich selbst mal wieder in die Dunkelfalle getappt:

Meine zuletzt hinzugekommene Winterjacke ist tiefschwarz.

Zum Glück ist mein zuletzt hinzugekommener Pullover in der Tat gelb!

[MAS]

Es geht ja auch nicht darum, kein Schwarz mehr zu tragen, sondern darum, nicht nur Schwarz, Grau, Dunkelblau und Dunkelgrün zu tragen, sondern auch mal Gelb, Rot, Orange, Violett, Rosa usw. usf. Und Hellblau und Hellgrün.

LG, Micha