Autor Thema: Podiumsgespräch – Wo bleibt der Rock für den Mann? Mode, Foto und Zeitgeist  (Gelesen 2173 mal)

Offline rockfreund

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Offline MickyBlueEyes

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Hallo rockfreund!

Vielen Dank für de Hinweis - hab' ich mir gerade angesehen!

Alleine das Thema "Wo bleibt der Rock für den Mann?" ist prima und klasse formuliert!

Von der Moderatorin war ich noch am Wenigsten angetan, aber selbst die hatte für meine Begriffe doch auch den einen oder anderen guten Moment.

Die drei Teilnehmer fand ich durchweg sehr gut.

Aber ich will jetzt (noch?) keine Gesamtkritik abgeben, sondern bin erstmal gespannt, wie die anderen hier das gefunden haben.

Viele Grüße
MickyBlueEyes


Offline MAS

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Erstmal Zeit zum Anschauen finden.

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culture skirt

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Ich habs mir angeguckt.
1 Moderatorin, 3 Modeexperten, 5 Zuhörer
- Vorstellung
- Röcke im Berliner Strassenbild.
- Wo ist der Rock bei den Damen und Herren generell?
- Genderidentitäten
- exklusive und exotische Freiräume für den Rock am Mann
- Karl Lagerfeld und Jean Paul Gaultier
- Der Trend zur Sportbekleidung
- Gewänder in anderen Kulturkreisen
- Jogginghose ist etwas sehr männliches
- Parallelführung der Innovation in der Kampfkleidung und modischer Innovation.
- Rocklänge der Herren
- Camouflage in der Mode
- Militärische Funktion der Hose
- Der weiterverbreitete Standard mit der längeren Geschichte
- Kolonialisten
- 1984 Yves Saint Laurent (Frauen versuchen nicht als Männer zu bestehen, während Männer die Röcke tragen, oft versuchen sich als Frauen auszugeben)
- Symbolische Kraft des Rocks
- Sichtbarmachung von Charakter
- die Rolle als Mann
- Diversität und Suche nach der Männlichkeit
- Genderrollen in der Mode
- Frauen tragen Männerkleider, Männer tragen Frauenkleider
- Bewegungen machen Angst.
- Muss Mode schön, vorteilhaft sein?
- Männerbeine
- Schönheit ist nicht das primäre Ziel der Mode
- Modediktate vs. Diversifizierung
- Jeder Mensch ist ein Designer
- Demokratisierung der Mode
- Junge Modezaren
- Mythos vom Modeschöpfer zum Genie
- Formalkleidung und Sportswear
- Buttom up Mode, Trickle up
- Der Rock für den Mann ist schon längst da, aber nicht in den Breiten
- Rock ist weiblich
- Symbolische Aufladung des Rocks
- Der Rock für den Mann hat immer roch ein provokantes Potenzial
- Die männliche Anatomie. Der Mann ist für den Rock gemacht und nicht für die Hose
- Funktionalität war in der Modegeschichte nie ausschlaggebend
- tradierte Geschlechterrollen und Verhandlungen
- der Rock für den Mann eine langsame Moderevolution und gesellschaftliche Provokation
- Fazit
- Bild vom Menschen bis zum 19. Jahrhundert
- Imaginationen. Der Ideale Körper über die Kleidung
- Beruf Kostümdesigner
- Zitat Karl Lagerfeld
- Fragenteil
- digital fashion, virtual fashion
- Dresscodes verändern und erproben
- Veränderung des Körpers in sozialen Netzwerken
- Danksagung











Offline radix

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Hallo,

auch ich habe mir das Video heute Abend noch angeschaut und kann meinem Vorredner in seiner knappen inhaltlichen Auflistung nur zustimmen.

Hier noch einige Ergänzungen:

Deutlich wird im Laufe der Diskussion, dass "Rock am Mann" nichts Neues ist, sondern dass Männer schon seit Jahrhunderten Röcke oder rockähnliche Kleidung getragen haben. Auch wird darauf hingewiesen, dass Männer in Röcken bzw. in Kleidern sehr männlich aussehen können, so z.B. die Männer im Nahen Osten in ihren weißen Gewändern (Kleidern).

Auch betonen die anwesenden Experten - eine Mode-Professorin, welche angehende Mode-Designer ausbildet, ein Mode-Professor vom Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale und ein promovierter Kostümbildner aus Wien - dass die Mode immer durchlässiger wird (Stichwort: gender fluid): Frauen tragen zunehmend auch männliche Kleidung, Männer greifen zunehmend auch auf bisher weiblich konnotierte Mode zurück.

Mehrfach wird auf Karl Lagerfeld Bezug genommen. Er habe den Prozess der "Demokratisierung der Mode" eingeläutet und sei ein "risk taker" gewesen, also jemand, der Risiken (gemeint sind wohl Vermarktungs-Risiken) auf sich genommen habe.

Fazit: Der Rock am Mann ist "da", aber er ist noch kein Massenphänomen. Das liege, so der Kostümbildner aus Wien, wohl daran, dass der Rock immer noch weiblich konnotiert ist und erst langsam von Männern übernommen wird. Allerdings berichten alle Anwesenden, dass sie in ihrem beruflichen Umfeld schon viele Männer in Röcken gesehen haben. Der Kostümbildner bestätigt sogar aus eigener Erfahrung, dass Röcke sehr bequem sind.

Die Mode-Professorin ihrerseits berichtet davon, dass zumindest in Berlin immer wieder Männer in Röcken zu sehen seien.

Meine ganz persönliche Einschätzung: Insgesamt ist die Diskussion recht interessant, doch leider fehlt ein konkretes Beispiel vor Ort. Man sieht zumindest keinen Mann im Rock bei der Diskussion. Die anschließende Fragerunde wird leider nicht genutzt - nur ein einziger Zuhörer traut sich, eine Frage zu stellen.

Stattdessen kommt die Mode-Professorin auf eine ganz neue Richtung zu sprechen, nämlich Digital Fashion. Gemeint ist, sich einen Avatar zu schaffen, den man dann mit beliebiger Kleidung ausstatten kann. Somit könne man sich digital ganz neue - z.B. Transgender - Identitäten schaffen. Somit könne der Rock für den Mann vielleicht sogar nur die erste Stufe sein zu einer noch viel weitergehenden Entwicklung der Mode.

So weit mein ganz persönlicher Eindruck von dieser Diskussionsveranstaltung vom September 2020 im Kunstmuseum Moritzburg in Halle/Saale.


Viele Grüße

Radix




Offline MAS

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Danke für Eure Zusammenfassungen, Jule und Radix. Ich kam noch nicht dazu, es zu sehen, aber habe so schon mal einen Einblick.

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Offline Skirtedman

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Hallo Radix,

Danke für Deine Zusammenfassung. Genau so würde ich das stehen lassen, wenn wir als Forum eine Pressemeldung dazu rausgeben würden!

Was mir bei Verfolgung der Diskussion von vornherein zwar zunächst positiv auffiel, aber schon schnell etwas zurückschrecken liess, war, dass zwei der drei Diskussionsteilnehmer von vornherein sagten, dass sie Röcke für Männer als etwas ganz normales ansehen würden. Die Professorin in Mode-Design sagte ja freiraus, der Rock für den Mann sei schon längst da: Als Handtuch in der Sauna oder als Sarong an den Badestränden. Für mich sind diese wiederholt hochgehaltenen Beispiele nichts, was meiner Meinung nach eine Normalität im Alltag belegt. Das wäre so, als würde ich beispielsweise sagen: "Was wollt Ihr Frauen denn, Ihr dürft doch bereits Hosen tragen beim Schneeschippen und beim Dienst an der Waffe."

Auch in gefühlt mehr als der ersten Hälfte der Diskussion wurde ich unruhig, weil sie alle vier quasi in jedem Satz, der mit Röcken und Männern zu tun hatte, ausdrückten, dass Männer ihre Weiblichkeit ausdrücken wollten oder sollten. Es wurde Rock mit Femininität gleichgesetzt, was mich in dieser Ausschließlichkeit dieser Darstellung schon ziemlich nervte. Und wieder und wieder versuchte die Moderatorin, den Diskutanten noch mehr Statements in dieser Richtung zu entlocken.

Wie ich dann die knappe Stunde Diskussion durchgesehen hatte, war mir klar, die Moderatorin hatte wohl einen Themenkatalog vorbereitet, der durch eben diese ganze Stunde sie tragen musste und hatte wohl deshalb noch eine ganze Zeitlang diesen Weiblichkeitsaspekt künstlich hochgepuscht. Endlich kam dann vom zugeschalteten Kostümbildner aus Wien der befreiende Impuls, dass Männer nicht unbedingt eine Weiblichkeit ausleben wollen müssen, sondern einen Rock als eine Bereicherung ihres Repertoires auch begreifen können.

Sicherlich positiv war, dass alle Beteiligten mit einer fast unbegrenzten Offenheit an das Thema heran gingen. Und, fast schon nervig, dass der Rock am Mann von mindestens zwei der Beteiligten schon als eine Selbstverständlichkeit dargestellt wurde. Der Mode-Professor vom Museum Moritzburg sagte, er habe am Abend vorher in Berlin-Wedding mal gezählt und es seien ihm fünf Männer in Röcken begegnet. Dem gegenüber die meisten von uns jedoch beobachten in unserem Alltag doch nicht so eine hohe Präsenz von berockten Männern. Darum hatte die Diskussion phasenweise schon etwas Entrücktes. Und drum konnte auch die Diskussion in einem wesentlichen Aspekt gar nicht in die Tiefe gehen: Die Frage, warum sich Männer so schwertun mit dem Rocktragen, blieb praktisch völlig aussen vor.

Karl Lagerfeld wurde im Verlauf der Diskussion immer wieder thematisch mit eingeflochten. Er trug daheim privat wohl sowas wie ein Nachthemd. Er wurde aber nicht in diese Diskussion eingebracht, weil er massgeblich für die Verbreitung des Männerrocks beteiligt gewesen wäre, sondern weil eine Fotoausstellung im Kunstmuseum Moritzburg als eine derzeitige Sonderausstellung Karl Lagerfeld zum Thema hat. Karl Lagerfeld war also nur der wiederholte aktuelle Bezug zum Themenbereich Mode.

Offline Holger Haehle

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Ich möchte noch den österreichischen Experten erwähnen, der für sich selbst Röcke entworfen und geschneidert hat und sagte, dass Röcke der männlichen Anatomie entgegenkommen. Das finde ich auch und ganz besonders, wenn ich im Sommer unterm Kleid keine Unterhose trage.

Ansonsten habe ich bei der Diskussion tiefere soziologische Einblicke in die gesellschaftliche Funktion von Mode im Allgemeinen und Röcken im Speziellen vermisst.

Offline high4all

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Zitat
Die Frage, warum sich Männer so schwertun mit dem Rocktragen, blieb praktisch völlig aussen vor.

Das ist schon mal eine Teilantwort auf die nicht gestellte Frage:

Zitat
Es wurde Rock mit Femininität gleichgesetzt,

Mit Weiblichkeit (Feminität) können viele Männer nichts anfangen oder kommen damit nicht klar oder wollen damit nicht zu tun haben. Das gilt für die Welt inner- und außerhalb dieses Forums. Insofern hätten wir die Diskussion bereichert.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

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Die Professorin in Mode-Design sagte ja freiraus, der Rock für den Mann sei schon längst da: Als Handtuch in der Sauna oder als Sarong an den Badestränden. Für mich sind diese wiederholt hochgehaltenen Beispiele nichts, was meiner Meinung nach eine Normalität im Alltag belegt. Das wäre so, als würde ich beispielsweise sagen: "Was wollt Ihr Frauen denn, Ihr dürft doch bereits Hosen tragen beim Schneeschippen und beim Dienst an der Waffe."
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