Autor Thema: Was tun?  (Gelesen 16831 mal)

Offline Libertarian

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Was tun?
« am: 23.05.2010 21:31 »
Hi Freunde,

seit 2 Jahren hängt ein AndersLandinger in meinem Schrank, kürzlich ist ein Utilikilt dazu gekommen. Ich finde mich darin hammermäßig gutaussehend, es ist bequem und hat den Reiz des Außergewöhnlichen.

Doch ich trage diese Kleidungsstücke wohlüberlegt, zu besonderen Anlässen, an besonderen Orten, immer mit dem Restgefühl Unsicherheit im Hinterkopf: Was, wenn Kunde X oder Chef oder Person Y dich so sieht?

Und tatsächlich: Manche im Bekanntenkreis verstehen es einfach nicht. Rock nicht, und Kilt aber auch nicht (den die meisten erstmal als "Rock" bezeichnen). Sie machen sich nichtmal die Mühe einer Auseinandersetzung. Sie grenzen sich dann selbst ab, als wollten sie sagen: Na, das wird sich hoffentlich wieder geben bei ihm. Ein kurzer blöder Spruch - man ist beinahe dankbar dafür, darauf kann man wenigstens antworten.

Hose an am nächsten Tag, und es ist, als wäre tatsächlich nichts gewesen.

Ich muss sagen, dass mich das ankotzt. Rock am Mann ist nicht selbst-verständlich. Hinzu kommt, dass ich niemanden verschrecken oder verstören will.

Dennoch: Ich fühle mich dadurch in meiner Freiheit eingeschränkt. Beruflich habe ich eine Führungsposition inne, inkl. öffentlicher Relevanz (Politik). Gar nicht daran zu denken, in dieser Funktion im eleganten, schwarzen, knöchellangen Rock, evtl mit Hemd und Krawatte und Sakko aufzutreten.

Habe ich mir selbst falsches Denken zuzuschreiben? "Der" Gesellschaft? Soll man mit dem Kopf durch die Wand?

Tja, Ferdis gute Antwort kennen wir... er hatte den Mut. Ich habe ihn nicht. Und trotzdem stört mich gewaltig, dass ich den Rock manchmal gerade dann _nicht_ anziehen kann, wenn er mir gerade an einem bestimmten Tag genau "passen" würde Ihr kennt das, "Anziehen, worauf man grad Lust hat", das kann ja auch gerade eine bestimmte Hose sein.

Was meint Ihr? Blockade? Kranke Gesellschaft? Oder einfach versuchen, nicht zuviel zu "grübeln"? Oder bin ich freiheitssüchtig (könnte sein, mein Leben ist ohnehin 'ungewöhnlich'...)

LG
Libertarian
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Offline Jürgen64

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Re: Was tun?
« Antwort #1 am: 23.05.2010 22:08 »
Hallo Libertarian,

ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen: wenn ich das so lese, denke ich "er lebt das selbst nicht überzeugt, aber andere sollen davon überzeugt sein!?"

Warum? Nun, ich zitiere:
... Doch ich trage diese Kleidungsstücke wohlüberlegt, zu besonderen Anlässen, an besonderen Orten, immer mit dem Restgefühl Unsicherheit im Hinterkopf: Was, wenn Kunde X oder Chef oder Person Y dich so sieht? ...

... Hinzu kommt, dass ich niemanden verschrecken oder verstören will ...

... Gar nicht daran zu denken, in dieser Funktion im eleganten, schwarzen, knöchellangen Rock, evtl mit Hemd und Krawatte und Sakko aufzutreten. ...

... Tja, Ferdis gute Antwort kennen wir... er hatte den Mut. Ich habe ihn nicht. Und trotzdem stört mich gewaltig, dass ich den Rock manchmal gerade dann _nicht_ anziehen kann, wenn er mir gerade an einem bestimmten Tag genau "passen" würde Ihr kennt das, "Anziehen, worauf man grad Lust hat", das kann ja auch gerade eine bestimmte Hose sein. ...

Ich hatte das Glück, zu Ferdi nicht allzu weit zu haben, und durch meine berufliche Situation (Außendienstler) ihn hin und wieder zwischendurch treffen zu können - ob zu einem Kaffee zwischen zwei Terminen oder nach Feierabend in Bonn. Und ich hatte das anderweitig zweifelhafte Glück, dass es mit meinem Arbeitgeber bergab ging und ich dadurch hemmungslos im Rock in den Außendienst gehen konnte. Und siehe da, das Geschäft lief nicht schlechter, unterm Strich eher besser! Natürlich, einzelne Kunden habe ich verloren, aber mehr als ausgleichend andere hinzugewonnen!

Genau so hörte ich "hier in der Gegend, wo alle wissen dass Du Röcke trägst, wirst Du nie im Leben einen Job bekommen". Falsch! Ich habe ihn bekommen, mit Rock, und den Nebenjob im örtlichen Rewe gleich dazu.

Auch unkten viele, dass meine Kinder die Konsequenzen ausbaden müssten, darunter zu leiden hätten. Diesbezüglich war und bin ich besonders aufmerksam, aber meine Tochter (bald 9) motiviert mich regelrecht, sagt "Papa, zieh doch bitte Deinen Jeansrock an, dann gehen wir im Partnerlook." Ihre Freundinnen und Freunde kommen unverändert zu uns zum Spielen.

Ich bin überzeugt, wir machen uns alle viel zu viele Gedanken, was die anderen wohl denken könnten, und strahlen genau das auch in unserem Auftreten aus. Wer hingegen seine Überzeugung ausstrahlt wird zwar auch im Einzelfall verlieren (aber das war dann kein wirklicher Verlust), unterm Strich jedoch viel hinzugewinnen!

Gruß
Jürgen
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Offline Asterix

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Re: Was tun?
« Antwort #2 am: 23.05.2010 22:30 »
Servus Libertarian,

letztendlich wirst Du "mit dem Kopf durch die Wand" müssen. Alles andere, so scheint es mir, wird Dich nicht glücklich machen.

Viel Erfolg dabei!

LG, Asterix

P.S. Dies gilt auch für manch andern hier im Forum...
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline cephalus

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Re: Was tun?
« Antwort #3 am: 24.05.2010 00:35 »
Hi Libertarian,
es ist doch immer schön, wie unterschiedlich sich die Welt für jeden einzelnen darstellt.
Mag von meinen „Vorschreibern“ ein klarer Rat ausgehen, irgendwie in Richtung „einfach durchziehen“ würde ich sagen: „mach weiter wie bisher!“
Mir geht es exakt genauso wie Dir, abgesehen davon, dass ich keinen Chef fürchten muss.
Ich mache einfach wonach mir ist – das bedeutet aber nicht, einfach immer einen Rock zu tragen, sondern eben nur dann , wenn die der Gesamtheit der Faktoren dafür spricht.
Wenn ich Gefahr laufe, ungeeignete Leute zu treffen, mich permanent erklären zu müssen oder erwarte, mich damit aus anderen Gründen nicht wohl zu fühlen, dann lasse ich es.
Klar stellt es eine Einschränkung der persönlichen Freiheit dar, aber nur eine kleine, es ist nämlich nur schlicht ein Kleidungsstück.
Andere Einschränkungen durch „Gesellschaftsregeln“ oder Gesetze wiegen für mich schwerer.
Du schreibst „Rock am Mann ist nicht selbstverständlich“ – stimmt, wörtlich genommen ohne Erklärung verstehen es viele nicht von selbst. Aber, wäre er selbstverständlich, hätte er dann überhaupt noch den Reiz?
Wäre Rock am Mann ebenso normal wie Hose an Frau, würde ich sicher auch noch Rocke tragen, aber ein Teil der Motivation, das sich Abheben und etwas Ungewöhnliches machen, wäre für mich verschwunden.
Nur an den wenigen heißen Sommertagen würde ich mir wirklich wünschen dass es absolut üblich wäre einen Rock zu tragen.
Wenn du dir zuerst selbst ehrlich beantwortest, warum du gerne einen Rock trägst, oder tragen würdest, kommst du sicher auch der Antwort des wannwowarumwie näher.


Offline Libertarian

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Re: Was tun?
« Antwort #4 am: 24.05.2010 16:26 »
Hallo Libertarian,

ohne Dir jetzt zu nahe treten zu wollen: wenn ich das so lese, denke ich "er lebt das selbst nicht überzeugt, aber andere sollen davon überzeugt sein!?"


Hi Jürgen,

Du hast absolut recht! Ich _bin_ überzeugt (sonst trüge ich keine Röcke bzw. das Thema würde mich nicht interessieren), ich überlege trotzdem.
Was ich sagen wollte: Ich überlege beim Rock anders als bei einer Hose, wenn ich morgens vor dem Kleiderschrank stehe. (Manche - die meisten? - Männer überlegen sich in Sachen Kleidung gar nichts, glaub ich ;)) Beim Rock kommen die Überlegungen hinzu; 'wo gehe ich damit hin' oder 'wem werde ich begegnen'.

Das ist der Punk(t).


Lieber cephalus,

ich achte gern Gesellschaftsregeln, sofern sie mir vernünftig und klug erscheinen. Sie erleichtern das Miteinander. Doch Du hast Recht, der Rock ist doch nur ein Kleidungsstück. Ein Arschloch im Rock ist ein Deut besser als ein Arschloch in Hose.

Tja, warum... - wenn ich ehrlich zu mir selbst bin: Hauptgrund: Es gefällt mir einfach. Nebengrund: Sich von der Masse abheben. Letzteres kann man ja auch auf konventionelle Weise - z.B. mit einem Maßanzug für 5000 Euro.

Wenn ich recht drüber nachdenke, dann ist es folgendes, was mich stört - und das hat natürlich etwas mit der eigenen Persönlichkeitsstruktur zu tun: Ich möchte nicht meiner Umgebung als "der Rockträger" in Erinnerung sein, sondern als Mann mit Geschmack, bestenfalls als Individualist. Dass dieses in der Gesellschaft so nicht funktioniert, oder jedenfalls nicht so einfach, ist mir bewusst.

Für eine Änderung dessen bedarf es einfach mehr Männer, die Rock oder Kilt tragen. Es müsste mal einen Tatort oder eine andere Sendung mit hoher Einschaltquote geben, wo ein "Normalo" im Rock auftaucht...

LG
Libertarian


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Sweety

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Re: Was tun?
« Antwort #5 am: 24.05.2010 20:13 »
Hallo Libertarian,
ich möchte dir auch nicht zu nahe treten geschweigedenn dich beleidigen,
aber wer keinen "Arsch" in der Hose hat, der hat auch keinen im Rock.
Und: You need Balls to wear a Kilt!
Meinausbilder bei der Waffenausbildung sagte dazu: Arschbacken zusammen und durch.
Wenn du nach negativen Komentaren immer klein beigibst, wirst du nie unbekümmert in Rock oder Kilt die Sonne geniesen und das herliche Tragegefühl.
Gruß
Jürgen

Offline skirty19

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Re: Was tun?
« Antwort #6 am: 24.05.2010 20:36 »
Hallo Libertarian,

Deine Zeilen und Deine Gedanken kann ich gut nachvollziehen. Letztlich ist es die eigene Unsicherheit die einen Zweifeln läßt. Anderseits sollte man sich nichts vormachen, dass man sich sehr exponiert und eben auch negative Reaktionen - vor allem wenn man es nicht 100% lebt - hervorruft.
Ich dachte das machste jetzt - und bin auf den harten Boden der Realität aufgeschlagen.
Die Erfahrung die Jürgen bezüglich der Kinder gemacht hat kann ich nicht bestätigen - er hat eine Tochter - ich einen Sohn - vielleicht ein Unterschied - mein Sohn hat sehr viel abbekommen.

Und da kann man reden wie man will - die Unselbstverständlichkeit des Männerrockes ist - wenn man Kinder hat - und den Rock unbedingt will, sehr hinderlich.
Eine Schande auf die Modeketten welche die Laufsteg Beispiele nicht übernehmen und so eine gewisse Normalität schaffen.
Mag sein, dass dann Einige ihre "Exklusivität" verlieren - aber dann können auch Familenväter ohne Scherbenhaufen Röcke tragen.
Jetzt muss man sehen wie es weitergeht - wenn man denkt was alles so rumläuft - und der Rock am Mann soll dann nicht gehen - ich verstehs nicht.

Gruß Skirty19




Offline Jürgen64

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Re: Was tun?
« Antwort #7 am: 24.05.2010 22:16 »
Hallo skirty,

ich hab auch einen Sohn, aber der ist erst 4. Bislang konnte ich noch keinerlei negative Reaktionen feststellen, aber natürlich beobachte ich das genauestens. Dennoch, ich denke auch hier: die Selbstverständlichkeit, mit der man Rock trägt, trägt auch hier entscheidend dazu bei.

Gruß
Jürgen
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Offline Ce_Jäger

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Re: Was tun?
« Antwort #8 am: 24.05.2010 22:21 »
[...]: die Selbstverständlichkeit, mit der man Rock trägt, trägt auch hier entscheidend dazu bei.
auf jeden fall
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?

Offline Libertarian

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Re: Was tun?
« Antwort #9 am: 24.05.2010 22:33 »
Hallo Libertarian,
ich möchte dir auch nicht zu nahe treten geschweigedenn dich beleidigen,
aber wer keinen "Arsch" in der Hose hat, der hat auch keinen im Rock.
Und: You need Balls to wear a Kilt!
Meinausbilder bei der Waffenausbildung sagte dazu: Arschbacken zusammen und durch.
Wenn du nach negativen Komentaren immer klein beigibst, wirst du nie unbekümmert in Rock oder Kilt die Sonne geniesen und das herliche Tragegefühl.
Gruß
Jürgen

Hey Sweetie,

ich hab 13 Jahre Bw hinter mir. Das nur nebenbei.
Ich reflektiere nur gern. Ich will auch keine Menschen erschrecken.

Arsch fehlt mir nicht ;)

LG
Libertarian
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AsiaHarry

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Re: Was tun?
« Antwort #10 am: 24.05.2010 22:40 »
Hallo!

Mich machen solche Zeilen hier immer ein bisschen Traurig :'( Was ist aus dem Mann von heute nur geworden ???
Ich bin heute an einer Hochzeit vorbeigefahren, die Frauen in den schönsten Kleidern und Röcken und die Herren den gleichen Anzug wie beim Begräbnis. Und das bei 30 Grad ??? :-\ Wo sind die "Rebellen" die dagegen protestieren?

Ich frage mich sowiso immer wie  man sich als Mann bloss einen Anzug mit Krawatte antun kann? Ich würde es darin keine Minute aushalten ;D

Ich selber habe ja das Glück nicht mit solchen Problemen konfrontiert zu sein. Privat liebe ich meine Freiheit, und da ich sowieso in einem Textilproduzierenden Betrieb arbeite, habe ich da keine Probleme mit meiner alternativen Kleidung :D

Als übriggebliebener Punkhippiegothicker ;D gibt mir der Rock die Möglichkeit das Leben zu leben, das ich mir immer schon vorgestellt habe. Bei mir hat der Rock eigentlich den Umgekehrten Effekt: Mit Rock fühle ich mich einfach sicherer und Selbstbewusster als in Hose.


Und das denke ich, wird wohl das Entscheidende sein! :D

Offline cephalus

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Re: Was tun?
« Antwort #11 am: 24.05.2010 23:12 »
Hi,
hört sich jetzt villeicht ein bischen depressiv an, aber

Wo sind die "Rebellen" die dagegen protestieren?

Rebbellen haben zur Zeit leider keine Konjunktur. Anpassung, Zurückhaltung, Fatalismus und Obrigkeitshörigkeit sind derzeit die bestimmenden Faktoren in der Gesellschaft.
Man wehrt sich nicht, weder gegen schlechte Politik, noch gegen gesellschaftlich unsinnige Wirtschaft und gleich gar nicht gegen Oberflächlichkeiten wie Kleidung.

Vielleicht kommt ja irgendwann wieder eine Zeit des Aufstands, dann ist auch der Weg für eine Kleidungsrebellion frei.  Der einzelne Rebell war schon immer eher dem Untergang geweiht.

Cephalus

Offline skirty19

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Re: Was tun?
« Antwort #12 am: 24.05.2010 23:20 »
@ Jürgen,

was machst wenn Du negative Dinge bemerkst und wie reagierst Du dann - trägst Du wieder Hose?
Also meiner (8J.) klagt das er wegen der Sache angepöbelt wird. Als ich auf die Jungs aber zugehen wollte war ihm das nicht recht. Und auf die Frage ob ich keinen Rock mehr tragen soll meinter er das ich das schon weiterhin tun soll - aber er muss sich deswegen viel anhören.
Also für mich ist das grenzwertig. Anderseits sehe ich es auch nicht ein angesichts dessen was sich andere erlauben.
Und irgendwie finden Idioten eh immer was um einen zu hänseln.
Nicht ganz einfach finde ich.

Gruß Skirty19

Offline tirkk

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Re: Was tun?
« Antwort #13 am: 25.05.2010 06:57 »
Ich möchte nicht meiner Umgebung als "der Rockträger" in Erinnerung sein, sondern als Mann mit Geschmack, bestenfalls als Individualist.

Der "Rockträger" wäre doch schon mal eine gute Sache. Schlimmer ist es, wenn meine Nachbarschaft mich als der "Spinner" betitelt. Obwohl mir das egal wäre.
Der "Mann mit Geschmack" gehört doch gar nicht zu unserem Sprachgebrauch.
Selbst eine toll aussehende Frau wird doch so nicht benannt. Hier heißt es höchstens, man sieht die geil aus. (Sprachgebrauch der heutigen Jugend).

LG smart-rocker
Männlich ist, sich auch im Rock wohl zu fühlen. Ich nehme mir die Freiheit, ANDERS zu sein!

Offline GregorM

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Re: Was tun?
« Antwort #14 am: 25.05.2010 07:57 »
Hi Libertarian,
 
du schreibst:

seit 2 Jahren hängt ein AndersLandinger in meinem Schrank, kürzlich ist ein Utilikilt dazu gekommen. Ich finde mich darin hammermäßig gutaussehend, es ist bequem und hat den Reiz des Außergewöhnlichen.

Wunderbar, du bist mit den Kleidungsstücken überaus zufrieden, und du möchtest gerne das Außergewöhnliche. Du bist auf gutem Weg.

Doch ich trage diese Kleidungsstücke wohlüberlegt, zu besonderen Anlässen, an besonderen Orten, immer mit dem Restgefühl Unsicherheit im Hinterkopf: Was, wenn Kunde X oder Chef oder Person Y dich so sieht?

Das kenne auch ich, obwohl jetzt nur noch in sehr eingeschränkter Form. Für mich geht es darum, dass was ich trage, kann zwar außergewöhnlich sein, muss aber anderen doch ziemlich verständlich oder einleuchtend sein, wenigstens nach einer kurzen Überlegung oder einen kleinen Erklärung.

Wenn ich mich „außergewöhnlich“ kleide, will ich keine Angst dafür haben, mein (jetzt ehemaliger) Chef, alte Kollegen oder andere mir bekannte Personen sollten mich sehen.
   
Ich will mich frei bewegen können, ohne die ganze Zeit Ausschau zu halten. Das heißt aber auch, ich kann nicht alles machen. Es gibt Grenzen oder Begrenzungen. Aber so ist es wohl für jeden Mensch; wir nehmen Rücksicht und werden mit Rücksicht begegnet.

Meine Lösung heißt den Tartankilt. Mit dem brauche ich nicht in fernen Ort zu fahren. Ich kann ihn morgens anziehen und mit ihm zur Tür hinausgehen. Er ist als männliche Kleidung generell anerkannt. Ich kann ihn Jedem und zu jeder Zeit damit verteidigen, er sei bequem, anders (außergewöhnlich würde ich nicht sagen), vielseitig und gebe Abwechslung.     

Und tatsächlich: Manche im Bekanntenkreis verstehen es einfach nicht. Rock nicht, und Kilt aber auch nicht (den die meisten erstmal als "Rock" bezeichnen). Sie machen sich nichtmal die Mühe einer Auseinandersetzung. Sie grenzen sich dann selbst ab, als wollten sie sagen: Na, das wird sich hoffentlich wieder geben bei ihm. Ein kurzer blöder Spruch - man ist beinahe dankbar dafür, darauf kann man wenigstens antworten.

Aber gewöhnen werden sie sich doch, langsam aber sicher. Und du wirst ihnen halt der Bekannte oder der Freund werden, der manchmal im Rock oder Kilt geht. Ist wohl auch akzeptabel, oder?

Unterallen Umständen finde ich es prima, dass deine Bekannte schon davon wissen.

Der Utilikilt – ich selbst bin echt begeistert dafür – nennen wir zwar einen Kilt, und er wird als Kilt verkauft, aber, seien wir ehrlich, für nicht Eingeweihte ist er vermutlich ein Rock. Wir, die Besserwissenden aber können sagen, er sei kein Rock, sondern ein Kilt, ein moderner, amerikanischer Kilt. Wir können zum Namen hinweisen, UtiliKILT und zu der Utilikilt Homepage, immer nur Kilt. Als Kuriosum: In den Zollpapieren schreiben die Utilikilt-Leute „mens‘ skirt“.

Willst du ein Kilt-Image, dann doch besser im Tartankilt. Das ist meine persönliche Überzeugung.


Hose an am nächsten Tag, und es ist, als wäre tatsächlich nichts gewesen.

Was willst du denn mehr?

Ich muss sagen, dass mich das ankotzt. Rock am Mann ist nicht selbst-verständlich. Hinzu kommt, dass ich niemanden verschrecken oder verstören will.

Nein, Rock am Mann ist anders und deshalb nicht selbstverständlich. Kann es einfach nicht sein. Zum verschrecken oder verstören andere gehört doch, meiner Meinung nach, mehr dazu als ein Rock. 

Dennoch: Ich fühle mich dadurch in meiner Freiheit eingeschränkt. Beruflich habe ich eine Führungsposition inne, inkl. öffentlicher Relevanz (Politik). Gar nicht daran zu denken, in dieser Funktion im eleganten, schwarzen, knöchellangen Rock, evtl mit Hemd und Krawatte und Sakko aufzutreten.

Könnte ich mich auch nicht vorstellen. Für mich war und ist der Kilt nur für die Freizeit da.
 
Soll man mit dem Kopf durch die Wand?

Wenn du dich mit Politik beschäftigst, egal ob du selbst Politiker bist oder du „nur“ mit Verwaltungsaufgaben tätig bist, kannst du NICHTS verheimlichen. ALLES wird früher oder später herauskommen. Deshalb mein Rat: Finde dir ein Stil, das ALLE sehen dürfen, mache es irgendwie up front bekannt und mache selbst in fremder Ort kein Stilbruch. Das heißt natürlich nicht, dass Änderungen für ewig ausgeschlossen sind, nur sie müssen immer solche sein, das Freunde wie Gegner herzlich gerne sehen dürfen.
 
Eingeschränkte persönliche Freiheit, wirst du vielleicht sagen? Ja, aber man kann nicht alles haben. Und 80% oder 90% sind immer mehr besser als 0%.
   
Grüße
Gregor
Gruß
Gregor


 

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