Micha,
du weist daraufhin, dass in komplexen Angelegenheiten falsche Entscheidungen lebensgefährliche Folgen haben können. Das gilt natürlich auch in Zeiten einer Pandemie, wenn Desinformation zu riskanten Verhaltensweisen führt. Genau deswegen bin ich ja so besorgt über manche Kritik, besonders wenn sie sich auf Annahmen und Gefühle bezieht oder krass dem Erkenntnistand der jeweiligen Disziplin widerspricht oder Fakten selektiv unter den Tisch fallen lässt.
Mich irritiert, das einerseits immer wieder der Vorwurf kommt, man sei nicht kritisch genug gegenüber den Regierenden und ihren Institutionen. Andererseits sind sehr viele sogenannte kritische Vorwürfe gegen die allgemeinen Pandemiemaßnahmen überhaupt nicht kritisch hinterleuchtet, geschweige denn investigativ recherchiert.
Ich habe bei den momentanen Diskussionen das Gefühl, es geht nicht immer um die tatsächliche Faktenlage. Ich vermute eine solche Pandemie oder Pseudopandemie, wie wir sie derzeit erleben schürt ganz natürlich Ängste, die zu Gefühlen führen, die wegen ihrer Intensität nicht mehr mit kühlem Kopf nachgedacht werden. Die Position, die dann bezogen wird, gründet folglich umso mehr auf Glauben als auf Wissen. Fragt man dann nach Fakten, um sich in den Sachverhalt hineinzudenken, wird das leicht als Angriff auf eine tief empfundene Überzeugung gesehen. Diese Überzeugung braucht keinen Beweis mehr, weil das Gefühl bereits durch seine Intensität einen ausreichend überzeugenden Charakter hat. So wird ein sachlicher Fakt durch einen emotionalen Fakt ersetzt. Aus einer Sachfrage entsteht so langsam ein Feindbild, das zum Glaubenskrieg auswachsen kann. Ein Konsens ist so nicht mehr möglich.
Dies sind übrigens nicht meine geistigen Ergüsse. Ich habe bei Jürgen Habermas nachgelesen. So neu ist das Phänomen wohl nicht.
Ach ja, und Masken, da find ich die vom Söder mit blauen Rauten auf weißem Grund am besten, rein optisch meine ich das natürlich nur und nicht politisch. Ein blau-weisses Dirndl wird er wohl nicht dazu anziehen.