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Röcke und mehr... => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: cephalus am 20.10.2020 09:30

Titel: Elternreaktion
Beitrag von: cephalus am 20.10.2020 09:30
Bis vor ca. einem  Jahr hatte ich möglichst vermieden im Umfeld meiner Kinder Röcke und Kleider zu tragen.
Konkret, wenn Freunde meiner Söhne bei uns waren, oder wenn ich sie irgendwo hingebracht oder sie von Freunden abgeholt habe. Auch bei Schulveranstaltungen habe ich das so gehalten.

Der Gedanke war meine Jungs vor potentiellen unangenehmen Kommentaren bezüglich ihres Vaters zu schützen.

Da die Kinder mittlerweile in einem Alter sind, in dem die Kontakte nicht mehr ausschließlich durch die Eltern gesteuert sind und fast täglich spontan Freunde vor der Tür stehen, gab es nur zwei Optionen für mich:
Nur Hosen oder entsprechende Offenheit.

Ich wollte es eigentlich bei meinen Jungs ansprechen, die reagierten nur mit totaler Verständnislosigkeit - für die ist meine Garderobe so normal, dass sie nicht anders reagiert haben, als hätte ich sie gefragt, ob für den nächsten Ausflug eine Jeans ok wäre.

Also habe ich meine Selbstbeschränkung aufgegeben und immer wieder auch die Reaktionen der bei uns verkehrenden Kinder beobachtet:
Nichts, niente, nix nada…
Keine(r) der Freunde hat auch nur im Geringsten auf meine Kleidung reagiert.

Am Sonntag habe ich meinen Großen ausnahmsweise zu einem Freund gefahren, weil es zu viel zu transportierten gab, ein kurzes Zucken mich umzuziehen habe ich unterdrückt und das Kleid anbehalten.
Im Laufe des “Übergabeschwätzchens” meinte die Mutter des Freundes, dass das Kleid ja wirklich ganz cool aussähe, ihr Sohn hatte ihr schon erzählt, dass ich IMMER Röcke tragen würde, und er das cool fände.

Typische Zeugenaussage - die Realität ist zuhause wohl:
50% normale Hose,
10% Röcke,
20% Kleider,
20% Leggings.

Aber gut, ich habe gelernt, dass Wahrnehmungen nicht unbedingt eine sichtbare Reaktion hervorrufen und auch nicht unbedingt thematisiert werden - zumindest nicht meinen Söhnen oder mir gegenüber.

Cephalus
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: Ludwig Wilhem am 20.10.2020 10:11
Hallo Cephalus, ich kann dir voll zustimmen, den Kindern ist es völlig gleich, was wir anziehen. Meine Enkel kennen mich weitgehend in Rock oder Kleid, meine nun großen eigenen Kinder und Schwiegertöchter mittlerweile auch. Es ist kein Thema, ich werde akzeptiert egal was ich anziehe. Lediglich ein Schwager hatte am Anfag Probleme mich mit Rock oder Kleid zu sehen und meinte, das ich tuntenhaft aussehe, worauf ich ihm sagte, ich trage es gern und damit war das Thema gegessen. Auch im Freundeskreis zeige ich mich vermehrt mit Rock oder Kleid und auch dort gibt es keine Kommentare. Was hinter meinem Rücken gesagt wird interessiert mich nicht.
Zum Schluss muss ich Dir aber zustimmen, dass aller Anfang schwer ist, sich so zu zeigen, wie man möchte. Die Selbstbeschränkung ist anfangs normal, aber wie du schreibst, lief es auch bei mir, wenn es an der Tür klingelt zieht man sich nicht um.
Am Wochenende war ich in der Kunsthalle im Rock gewesen, keinen hat es interessiert.
Interessant fände ich es trotzdem, mehr Rückmeldungen von der Umgebung zu bekommen, so wie du es bekommen hast.
Ludwig
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: culture skirt am 20.10.2020 10:31
Hallo,
eigene Kinder zu haben, wird wohl für die meisten ungemein was dazu tun, das man für normal gehalten wird.
Wenn man immer alleine und ohne Kinder (Familie) angetroffen wird, ist das Urteil ein anderes der Leute.

Viele Grüße
Jule
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: Skirtedman am 20.10.2020 11:35
Hallo Jule,

damit hast Du vollkommen recht.

Das lese ich zum Teil auch aus den Beiträgen hier im Forum heraus, andererseits habe ich das immer wieder auch anderweitig beobachtet.

Da ich selber keine nachgewiesenen Kinder habe, widerfährt mir die "striktere" Beurteilung auch eher. Attribute wie gemeinsam mit Frau und Kindern auftreten verschaffen schon eine automatische Legitimierung in der gesellschaftlichen Mitte - ein Stück weit jedenfalls.

Mit diesem Trumpf kann ich nicht aufwarten, wohl Du auch nicht.

Da ich viel unterwegs bin, auch tagsüber, bin ich auch sehr oft zwangsläufig oder selbstgewählt auch solo-alleine für die andern sichtbar. Ja, man hat es schwerer, mit seiner Kuriosität sozial eingebunden wahrgenommen zu werden. Andererseits haben wir solo auftretenden Vögel es wiederum auch leichter, dass man unsere Andersartigkeit uns wieder verzeiht.

Ich kann mir vorstellen, dass ein "andersartiger" Familienvater im Familienverband zunächst noch einmal umso mehr mit verwunderten Blicken konfrontiert wird (verwundernd hier ohne eine Wertung gemeint), die mutmaßliche "soziale Legitimität" aber eben vielleicht schneller (nach wenigen Augenblicken) zugestanden wird, als uns solo auftretenden.

Ich kenne aus eigener Beobachtung, dass ich insgesamt mehr Aufmerksamkeit bekomme, jedesmal wenn ich mit meinen jeweiligen Freundinnen unterwegs war/bin. Wobei das wiederum auch viel von den Freundinnen abhing, je nachdem wie diese mit dieser Form der Aufmerksamkeit umgegangen sind. (Meine jetzige Freundin ist da ein absolutes Goldstück übrigens.) Und wobei das zu meiner Verwunderung längst nicht ausreicht, um diese mutmaßliche "soziale Legitimität" schneller zugesprochen zu bekommen, als wenn man im Familienverband unterwegs ist - oder im Pulk von mehreren Leuten, am besten gemischte Pärchen.

Wobei der Grad dieser "sozialen Legitimierung" sich allenfalls aus einer Vielzahl von Gesprächen oder Kommentaren ablesen lässt oder Blicken, Getuschel. Je unkonkreter die Rückmeldungen von aussen, desto mehr entspricht dieser Grad der "sozialen Legitimierung" der eigenen, inneren Interpretation und der Sicherheit oder Unsicherheit, mit der ich selbst mit diesem Umstand umgehe.
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: Skirtedman am 20.10.2020 11:43
Hallo cephalus,

danke für die interessante und schöne Schilderung. Ich lese da heraus, dass die Schranken freien Handelns (jetzt in Bezug auf unser Kleidungsverhalten jedenfalls) mehr bei uns in unseren Köpfen liegen als in denen der uns umgebenden Menschen.

Natürlich mag dies im privaten Umfeld (und hier auch mit verschiedenen Abstufungen) noch einmal anders sein, als in offiziellen Bereichen wie z.B. im beruflichen Umfeld. Doch wichtig ist, dass wir unsere eigenen Schranken aufmachen.

In Deinem Bericht habe ich den folgenden Passus leider nicht ganz verstanden:


Typische Zeugenaussage - die Realität ist zuhause wohl:
50% normale Hose,
10% Röcke,
20% Kleider,
20% Leggings.


Kannst Du mir bitte noch einmal deutlicher formulieren, was Du hiermit ausdrücken möchtest?
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: MickyBlueEyes am 20.10.2020 14:26
Hallo cephalus!

Schön, zu lesen, dass Deine Kleidungsauswahl immer "normaler" wird - gratuliere!

Und die "typische Zeugenaussage" hat mich spontan laut lachen lassen - sehr treffend, danke auch dafür!

@skirtedman:
Die Liste mit den Häufigkeiten ist im Zusammenhang mit dem Satz unmittelbar davor zu lesen, wie nachfolgend zitiert (und ja auch im Urprungstext so geschrieben):

....
Im Laufe des “Übergabeschwätzchens” meinte die Mutter des Freundes, dass das Kleid ja wirklich ganz cool aussähe, ihr Sohn hatte ihr schon erzählt, dass ich IMMER Röcke tragen würde, und er das cool fände.

Typische Zeugenaussage - die Realität ist zuhause wohl:
50% normale Hose,
10% Röcke,
20% Kleider,
20% Leggings.
....

Na, hat's geklingelt?
Denke ich doch.

Viele Grüße
MickyBlueEyes
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: Skirtedman am 20.10.2020 16:17
Ah jetzt ja
klingelingeling

Danke
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: culture skirt am 20.10.2020 17:53
Der Eiermann?
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: MAS am 21.10.2020 08:53
Lieber Cephalus,

der Freund Deines Sohnes, der hier als Zeuge auftrat, ist ja sicher nicht rund um die Uhr in Euerm Haus. Hat er Dich entsprechend Deiner Aufzählung der Beinkleider, die Du zu tragen pflegst, in diesen verschiedenen Beinkleidern gesehen? Oder wollte es der Zufall oder wer auch immer, dass Du immer, wenn er zu Besuch kam, einen Rock trugst. Sollte das der Fall sein, wäre seine Zeugenaussage durchaus korregt, wenn auch die Formulierung "immer, wenn ich ihn sehe" wohl noch korrekter gewesen wäre.

LG, Micha
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: cephalus am 21.10.2020 10:04
die Formulierung "immer, wenn ich ihn sehe" wohl noch korrekter gewesen wäre.

Nein, auch die wäre falsch gewesen.
"Manchmal wenn ich ihn sehe trägt er Röcke"
Da würde ich mitgehen ;)

Typisch für Aussage ist, dass das Ungewöhnliche präsenter ist, und sich überproportional in den Vordergrund schiebt.

VG
Cephalus
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: MAS am 21.10.2020 11:35
die Formulierung "immer, wenn ich ihn sehe" wohl noch korrekter gewesen wäre.

Nein, auch die wäre falsch gewesen.
"Manchmal wenn ich ihn sehe trägt er Röcke"
Da würde ich mitgehen ;)

Typisch für Aussage ist, dass das Ungewöhnliche präsenter ist, und sich überproportional in den Vordergrund schiebt.

VG
Cephalus

Das heißt, er hat Dich öfter in Hosen als in Röcken gesehen? Dann allerdings ist seine Zeugenaussage falsch.

Neulich hörte ich mal jemanden sagen: "XY sagt immer, also einmal hat er das gesagt." Da war dieser Inhalt auch überproportional präsent.

LG, Micha
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: Skirtedman am 22.10.2020 00:54
Sollte das der Fall sein, wäre seine Zeugenaussage durchaus korregt,...

Du wolltest korrigiert werden, lieber Micha. "Korrekt" wäre korrekter gewesen.

Gruß
Wolfgang
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: MAS am 22.10.2020 08:25
Sollte das der Fall sein, wäre seine Zeugenaussage durchaus korregt,...

Du wolltest korrigiert werden, lieber Micha. "Korrekt" wäre korrekter gewesen.
 
Gruß
Wolfgang

Da hast Du auch mal wieder recht, lieber Wolfgang! :)

LG, Micha
Titel: Antw:Elternreaktion
Beitrag von: GregorM am 22.10.2020 10:03
Ich höre auch, dass ich immer Kilts oder Röcke trage. Das stimmt nicht. Oft, aber nicht immer.
Ein Grund könnte sein, dass ein Durchschnittsmann nicht erkannt wird. Es muss mehr sein. Er kann laut reden. Er kann viel reden. Er kann sogar gut aussehen. Er kann etwas intelligentes sagen. Er kann Anziehungskraft besitzen. Oder er kann einen Rock tragen. Nun, das eine braucht natürlich nicht das andere auszuschließen.

Gruß
Gregor