Sollte ich Bilanz ziehen, würde ich sagen, dass 2011 wohl nicht den Durchbruch des Mannes im Rock brachte. Dazu geht die Entwicklung zu langsam. Aber doch wird es tropfenweise leichter, Mann im Rock zu sein. Wir werden besser und besser akzeptiert. Ob es unser Schuld oder Verdienst ist, soll ich nicht sagen können. Vielleicht ist es umso mehr das Umfeld, das toleranter (oder gleichgültiger) wird?
Einige sagen, in den 70ern oder 80ern wäre es leichter. Ist nicht meine Erfahrung, allerdings nicht unter damals „erwachsenen“ Männern wie nun die meisten hier.
Und können wir eigentlich mehr verlangen, wenn wir nicht eine Industrie hinter uns haben, die dafür sorgen, dass es überall Röcke zu kaufen gibt? Ich glaube es nicht.
Und können wir verlangen, dass es eine solche Industrie geben solle? Auch nicht das glaube ich. Denn es muss ein Potential geben, das interessant genug ist und rentabel werden kann. Und solange die Nachfrage durch das Angebot in den Frauenabteilungen reichlich gestellt werden kann, sollen wir uns keine Hoffnungen machen, dass einige große Firmen uns seriös etwas anbieten wollen. Die, die es halbherzig getan haben, wie H&M, haben doch auch erlebt, dass die Männer das, was sie uns anboten, nicht wollten. Die Männerröcke ließen sie hängen und gingen nebenan, Röcke zu kaufen. Deshalb bleiben Röcke – im Angebot – eine Frauensache oder für Männer eine ganz kleine Marktlücke mit (zu) hohen Preisen.
Alle Wege führen nach Rom, sagt man. Alle Wege führen, hoffen wir, auch nach Mann im Rock. Doch einige sind definitiv länger als andere. Und das ist OK. Es geht ja, Hand aufs Herz, nicht (immer) nur um den Rock als Bekleidungsstück. Deshalb müssen wir akzeptieren, dass einige den schwereren Weg wählen, den Weg, der ihnen auch durch Länder des Unverständnisses, des Verpönens, der Verachtung führt, bevor sie am Ziel werden können.
Der relativ schnelle Weg ist der, wo Männer einfach die Hose durch einen Rock tauschen. Muss es sein, denn dadurch weichen sie am wenigsten von der Menge und damit der Norm ab. Ist ihr Rock schon als Männersache, wenn auch außergewöhnlich, akzeptiert, sind sie ganz sicher in der Überholspur. Hier rede ich vom traditionellen Kilt oder Schottenrock. Von hier habe ich meine Erfahrungen, und sie sind meistens gut.
Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.Einfach Rock statt Hose Es ist eine persönliche Wahl, wie sich jeder befördern will und auf welchen Straßen, und so muss und soll es sein.
Eines nur: Der, der sich nicht hinaus traut, wird nicht bemerkt. Man weiß von seiner Existenz nicht. Wollen wir mehr Männer im Rock werden, müssen wir uns sehen lassen. Es ist deshalb mein Wunsch für 2012, dass jeder Mann mit Vorliebe für den Rock, ihn auch in seiner realen Welt offen und häufig zeigt, gehe er auf Dorn und Stein, oder fährt er stockend auf der Autobahn.
Gruß
Gregor
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