Autor Thema: Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?  (Gelesen 38223 mal)

Offline Zwurg

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #315 am: 04.01.2023 13:27 »
Hallo MAS, Danke für den Hinweis.

Als Mann war gemeint, und ich hab es korrigiert. :)

Es mag sein, das ich zu Beginn meiner Rockerkarriere auch noch ab und zu nachgefragt habe.
Bei Personen denen ich vertraute, habe ich bei neuen Teilen gefragt wie es aussieht.
Das war vor 20 Jahren.
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Offline cephalus

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #316 am: 04.01.2023 13:29 »
Und so bewege ich mich auch und versuche mich zu geben. Und hab bisher kaum Probleme damit gehabt. (trotz meiner Ängste)
Und das ist das Hauptproblem, das ich sehe. in den Medien sieht man nur sehr auffällige Männer, die sich schminken und mit so vielen weiblichen Attributen und Gesten umgeben, dass sie nicht mehr als Männer wahrgenommen werden können. Man sieht aber auch auf den ersten Blick, dass es keine Frauen sind. Das schafft Verunsicherungen, weil die Einordnung in die Schublade nicht mehr passt. Und vielleicht von daher die Aggressionen. Man weiß nicht wie soll man damit umgehen?

Hallo Zwurg,
Deine Bedenken kenne ich nur zu gut, und habe sie vor nicht allzulanger Zeit Teilweise hinter mir gelassen.
Es kann wirklich sein, dass Menschen eher unangenehm auf Brüche im Erscheinungsbild reagieren während sie mit klaren optischen Statements besser zurecht kommen.
Ich hatte noch nicht die geringsten Probleme und werde, egal in welcher Situation und Kleidung gleich behandelt.
Ich denke das trifft sogar weitgehend auf Männer zu, die als Frau wahrgenommenen werden wollen und einigermaßen den optischen Schritt hinbekommen.

Problematischer denke ich ist die Situation für diejenigen,  die in Optik und Verhalten uneindeutig sind. Die verunsichern viele Leute.

Vor einiger Zeit hätte ich nie geglaubt,  dass ich irgendwann mal Behördengänge und Shoppingtouren in einem Midikleid mache, und erst Recht nicht, dass ich damit nicht besonders auffalle und mit der gleichen Selbstverständlichkeit behandelt würde wie in Hosen.

Das Tabu existiert, zumindest dort wo ich mich bewege, nur im eigenen Kopf.

Offline Zwurg

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #317 am: 04.01.2023 13:32 »
Unsere grauen Bärte weißen uns ganz eindeutig als Männer aus.
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Offline Skirtedman

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #318 am: 04.01.2023 15:08 »
Das Tabu existiert, zumindest dort wo ich mich bewege, nur im eigenen Kopf.

Das finde ich ganz einen entscheidenden Satz. Man könnte diesen Satz auch als Lebensmotto (übrigens durchaus auch gemünzt auf viele Lebensinhalte) verwenden, fast als Mantra, um sich Mut anzutrainieren. Allerdings ist er auch ein Stück weit Wunschdenken, denn es gibt Menschen, die durchaus da noch ihre Schwierigkeiten mit uns haben - auch wenn sie es nicht offen zeigen. Aber es geht letztlich ja auch darum, diesen Menschen ihre inneren Vorbehalte uns Hemmungen uns gegenüber zu reduzieren, und das geht nur, indem wir vor offen vor diesen Menschen sichtbar sind und uns verhalten wie 'ganz normale Menschen'.

Darum: nicht kuschen vor potentiellen Menschen, die gegen uns innere Vorbehalte haben, sondern trotz dieser möglichen Vorbehalte so leben, wie wir es für richtighalten. Und da sind die größte Hürden nicht die verdeckten Vorbehalte anderer Menschen, sondern unsere Angst, wir könnten Vorbehalte auslösen. Also:

Das Tabu existiert, zumindest dort wo ich mich bewege, nur im eigenen Kopf.

Wer mich so, wie ich bin, nicht so recht mag, ist ja nicht gezwungen mit mir ein Bier trinken zu gehen. Oder eine Frau, die nur auf Hosenkerle steht, muss ja auch nicht zwingend meine Lebenspartnerin werden.

Mehr als diese Konsequenzen hat aber mein Röcketragen nicht. Und damit kann ich gut leben.


Offline Skirtedman

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #319 am: 04.01.2023 15:39 »
Als ich 1999 das erste Mal in einem Jeansrock einen längeren Spaziergang machte, habe ich Leute gefragt, was sie davon halten, vor allem Bekannte, aber auch eine mit unbekannte Frau in einem ähnlichen Jeansrock. Die Antworten haben mir geholfen, Selbstsicherheit zu entwickeln, denn sie waren neutral bis positiv. Heute frage ich auch nicht mehr.

Ja, davon hast Du schon zwei, drei Mal geschrieben. Die ersten Mal habe ich das mit einem innerlichen Kopfschütteln quittiert. Denn jemand anderen zu fragen zeugt von Unsicherheit. Naja, immerhin hast Du daraus ja Deine Selbstsicherheit bezogen - und damals sicher und gefestigt zu Deiner Unsicherheit gestanden.

Allenfalls bei gemeinsamem Shoppen frage ich mal, ob und wie mir was steht, ansonsten frage ich da auch niemand offensiv, sofern mir das Gegenüber nicht von sich aus einen Anlass eröffnet.

Die Rückmeldungen, die ich erhielt und auch heute noch erhalte sind praktisch ausschließlich positiv und bestärken mich in meinem Tun. Wobei ich in letzter Zeit auch öfters mal von mir bislang Unbekannten zu hören bekommen habe, dass sie mich als "Mann in Frauenkleidern" bezeichnen - ein Signal, dass ich wohl an der Grenze des für mich ausreizbaren angekommen bin. Erst hats mich gestört, jetzt kann ich mit dieser Bezeichnung so einigermassen leben. In der Regel bekomme ich aber seit bestimmt 25 Jahren die Rückmeldung in der Art, dass es gut aussehen würde, dass mir das stehen würde, dass ich darin ganz natürlich wirken würde und überhaupt nicht verkleidet - ein Credo, das mir zeigte, dass ich wohl alles richtig gemacht habe.

Jedoch in der Anfangszeit - da war ich aber für die Gesellschaft auch noch ein ziemlich harter Tobak - bekam ich oft auch kritischere Rückmeldungen. Zum Beispiel, dass zu meinem Outfit Strumpfhosen dazu gehören würden (die ich auch im Winter nicht trug, dafür ja aber lange, wärmere Röcke) und ganz oft in einem ganzen Schwung von Jahren in meiner Anfangszeit zielte die Kritik auf die Schuhe.

Ich hatte eben damals die ganz normalen Schuhe (Männerschuhe, um nicht zu sagen Männertreter) getragen. Und ja, dieser Art Schuhe, wie ich sie damals trug, kriege ich mit heutigem Blick auch recht schwer in ein stimmiges Bild integriert - also durchaus eine berechtigte Kritik damals.

Wobei mein letzter Abschnitt nicht bedeuten muss, unbedingt Damenschuhe tragen zu müssen (auch wenn ich das inzwischen überwiegend tu, mal mehr oder weniger erkennbar), sondern in erster Linie lag es daran, dass die damaligen Männerschuhe alle eher schwarz, allenfalls grau waren und bei den bunten Outfits - auch bei blauen Jeansröcke - eher wie ein Fremdkörper ausgesehen haben - dazu trug ich im Winter noch geraume Zeit nicht mal Socken und im Sommer immer geschlossene Schuhe, klar, dass das recht unpassend aussehen kann.

Irgendwann war ich dann mal genervt von den ständigen Kommentaren, die die Schuhe bemängelten - ich weiss es noch wie heute, vielleicht gut 25 Jahre her -, da stieg ich kurz vor meiner Wohnungstür aus dem Aufzug und sah an mir runter, anschließend sah ich noch das schwache Spiegelbild in der dunkelgrüngestrichenen Aufzugstür und stellte fest: stimmt!!! Mit dem helleren wadenlangen Rock, den bleichen Stelzen und den schwarzen bullig wirkenden Schuhen sah ich aus "wie ein Maikäfer" (so meine Assoziation damals).

Das war der Startschuss, dass ich mich bewusster um meine Schuhwahl kümmerte. Die Schuhe wurde heller (beige z.B.), schlanker (sneakers-artig) und bald begann ich, die auch mit Socken entsprechend abzurunden, um eben einen wohlgefälligen optischen Übergang zwischen Rock, nackten Beinen und geschlossenen Schuhe herzustellen.

Und seitdem standen meine Schuhe auch nie wieder in nennenswerter negativer Kritik.

Offline Peter55Muc

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #320 am: 04.01.2023 15:57 »
Ich bin der Meinung das zu einem Rock auch eine schöne Strumpfhose gehört, auch bei einem Mann.

Offline Skirtedman

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #321 am: 04.01.2023 16:23 »
...
Die aktuelle biologische Grundlagenforschung ist jedoch längst zum Schluss gekommen, dass die binäre Sicht auf das Thema Geschlecht nicht haltbar ist.
In der Tier- und Pflanzenwelt gibt es ganz viele Beispiele, wo es für eine Spezies normal ist, dass diese klare Zweiteilung nicht zutrifft.
Auch beim Menschen ist diese klare Zweiteilung auf der Ebene von körperlichem Geschlecht oft nicht möglich und deshalb auch hier nicht sinnvoll. Zum Beispiel gibt es bei den Geschlechtschromosomen nebst den bekannten Ausprägungen XX/XY noch einige andere Variationen. Auch bei anderen Geschlechtsmerkmalen herrscht eine grosse Vielfalt.
...
(Dieser Artikel ist nicht von mir sondern erschien unlängst in der Tageszeitung DerStandard)

https://www.nature.com/articles/518288a
https://intervisibility.eu/defendiendo-los-derechos-humanos-de-las-personas-intersex-como-puedes-ayudar/

...

Dass es Inter-, transsexuelle und nichtbinäre Individuen immer gegeben hat, mag schon sein. Aber das ist eine verschwindende (aber in letzter Zeit sehr laute) Minderheit. Ich persönlich zähle mich nicht zur LGBTQ+ Gemeinschaft. Und ich möchte in diese Schublade nicht eingeordenet werden. Es mag sein, dass es mehr feminine Anteile in meiner Persönlichkeit gibt, als z.B in Markus Söder, aber ich bin trotzdem eindeutig ein Mann und auch so will ich gesehen werden. Als Mann der sich für Mode interessiert, und auch Röcke Strumpfhosen und Stiefel trägt.

Ja, richtig, Zwurg, so sehe ich das auch für mich.

Ich hatte gerade in einem anderen Beitrag erwähnt, dass mir in letzter Zeit öfters von mir bislang unbekannten Leuten gespiegelt wird, dass ich als "Mann in Frauenkleidern" wahrgenommen werde. (Bisher wurde ich eher als "Mann im Rock" oder "Mann im Kleid" bezeichnet, wenn nicht als "Rocky" ;) oder "Römer" ;) )

Aber immerhin ist "Mann in Frauenkleidern" für mich immer noch erträglicher als wenn ich als "Cross-Dresser" bzw. als "ein als Frau verkleideter, aber erkennbarer Mann" bezeichnet werden würde.

So wird immer noch auf Anhieb deutlich, dass ich ein Mann bin und auch gerne dazu stehe, eben ein Mann zu sein. Mit nichts weiterem, was mit meiner gewählten Kleidung noch weiter einhergehen "müsste"/könnte.

Benjamin gibt in seinem Beitrag wieder:
Zitat
Die aktuelle biologische Grundlagenforschung ist jedoch längst zum Schluss gekommen, dass die binäre Sicht auf das Thema Geschlecht nicht haltbar ist.
und verweist auf zwei weitere Links.

Fast habe ich das Gefühl, dass 'klassisch Mann' und 'klassisch Frau' mit einem großen Hau-Ruck abgeschafft werden soll.

Fast fühle ich mich ein bisschen einsam, wenn ich zu meinem Cis-Mann-Dasein - und das auch noch heterosexuell - stehe. Sowas wie Schnee von vorgestern.

In einer der beiden Links von Benjamin entnehme ich - fast als kleines Fazit - aber auch folgende Formulierung:
Zitat
Viele Transgender- und Intersex-Aktivisten träumen von einer Welt, in der das Geschlecht einer Person irrelevant ist.
(aus dem Englischen übersetzt mit Google)

Also mir reicht zu wissen, dass es in einer binär-geschlechtlichen Welt zwischen den beiden Polen der 'hetero-normativen Binarität' es auch noch einen ganzen Bausch von anders- und dazwischengelagerten Menschen gibt - fast so vielfältig wie die Anzahl der Menschen. Und dass jeder einzelne dieser Menschen genauso ein Mensch ist und Anspruch auf Lebensgestaltung hat, wie ich das für mich einfordere.

Es war sehr interessant, Benjamin, zu lesen, welche verschiedenen Varianten von - wie soll ich sagen - Geschlechtlichkeit und deren Begründungen gibt - einiges davon war mir wirklich neu. Interesssanterweise werden viele Ausprägungen selbst in diesem Text noch als 'deseases', also 'Krankheiten' bezeichnet. Da könnte man vielleicht mal ein philosophisches Brainstorming ansetzen, inwieweit das mit dieser Bezeichnung wirklich haltbar ist.

Auch der Eingangspassus von Benjamins Beitrag, den ich ausgelassen habe ("...") beinhaltet natürlich sehr viel richtiges (dass mit der binären Geschlechtlichkeit bzw. der Zuordnung dazu oft auch sehr viel Leid erzeugt wird/wurde).

Dennoch betrifft dies alles nicht den überwiegenden Teil der Menschen, sondern es geht um Fälle, die im Bereich von 1 zu Tausenden angesiedelt ist - je nach Betrachtungsweise wird dann auch mal im Artikel um einen Anteil 1:100 gesprochen.

Ja, diese Fälle gibt es. Ganz richtig. Und immerhin hat Deutschland dafür nun auch 'divers' als offiziellen Geschlechtseintrag politisch zustande gebracht. Jedoch habe ich den Eindruck, dass diese Einzelfälle eine sehr mächtige Lobby sich geschaffen haben - und sich da noch ein ganzer Zug von Fangemeinde lautstark (fast noch lauter) da mit dranhängt.

Dennoch sehe ich keinen Grund, 'klassisch Mann' und 'klassisch Frau' abzuschaffen.

'Cis-Männer' und 'Cis-Frauen' haben ebenso ihre Daseinsberechtigung wie alle anderen! Egal, was sie anhaben!

Ja, Nord- und Südpol haben ja auch ihren Bestand - auch wenn das Leben dazwischen meist viel bunter ist...  ;)

Offline Skirtedman

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #322 am: 04.01.2023 17:25 »
Genausowenig wie ich Menschen frage, wie ihnen meine Jeans an mir gefällt, so frage ich wie ihnen der Rock an mir gefällt. Und so bewege ich mich auch und versuche mich zu geben. Und hab bisher kaum Probleme damit gehabt. (trotz meiner Ängste)
Und das ist das Hauptproblem, das ich sehe. in den Medien sieht man nur sehr auffällige Männer, die sich schminken und mit so vielen weiblichen Attributen und Gesten umgeben, dass sie nicht mehr als Männer wahrgenommen werden können. Man sieht aber auch auf den ersten Blick, dass es keine Frauen sind.

Bzgl. des letzten Absatzes kommt mir - wie vielen hier so oft - die Frage: Warum fällt ein Mann mit weiblichen Attributen mehr auf als eine Frau mit männlichen? Darüber haben wir hier schon oft geschrieben, dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch.

"...dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch." (Micha)

Hier gibt es sicherlich mehrere Anknüpfungspunkte, woher das kommt. Schon im christlichen Schöpfungsmythos wurde dem Mann (dem erstgeschaffenen) eine Rippe entnommen und daraus die Frau geformt. Damit hat das christlich geprägte Patriarchat sicherlich immer wieder eine Bestätigung für seine Daseinsberechtigung bezogen. Andererseits ist die christliche Schöpfungsgeschichte vielleicht auch nur ein Ausdruck von patriarchalem Denken, das sich als Glaubenssatz manifestiert hat?

Hat der Mann (im Allgemeinen, und das ist ja nicht nur bei Christen so) vielleicht schon immer einen gewissen Führungsanspruch gestellt? Ich rede nicht vom Wahlrecht, das erst viele Jahrzehnte brauchte, bis es auch Frauen zugestanden wurde. Ich rede eher von den Pflichten der Männer, Haus und Hof, früher Höhle / Revier vor Bedrohungen zu schützen. Auch wenn es Ausnahmen in der Konstellation gibt (und auch da werden die Rufe immer lauter, das anders zu sehen), so war die Sicherheit zu gewährleisten (seit ein paar Jahrtausenden nennt man sowas z.T. auch Krieg) und die Lebensgrundlage mit Grobem zu sichern (Bisonjagd, in den 50er Jahren hieß es Broterwerb), so war das alles immer die primäre Aufgabe des Mannes, während die Frau primär mit der Aufzucht des Nachwuchses betreut war und gar keine Zeit / Möglichkeit hatte, die anderen Aufgaben (in gleichem Maße) auch noch zu übernehmen. - - Für irgendwas muss der Mann ja auch noch gut sein (im Gegensatz bei den Gottesanbetern, ich meine die Insekten).

Freilich ist das eine ('Männeraufgaben') wie das andere ('Frauenaufgaben') gleichermassen wichtig. Und im gemeinsamen Zusammenspiel ist es vielleicht gar nicht so verkehrt, wenn jeder sich besonders auf einen Teil der gemeinsamen Aufgaben konzentriert.

Vielleicht ist aber mit dieser Rolle des 'Außendienstes' des Manns darin auch eingeschlossen, dass 'im Außen' auch so über die Wertigkeit kommuniziert wird, dass eben der Mann das 'Wichtigere' sei - und daraus vielleicht deswegen abgeleitet wird, dass der Mann das "Normale" sei.

Mit all diesen Gedanken muss ich aber bei Michas Frage...
Zitat
Warum fällt ein Mann mit weiblichen Attributen mehr auf als eine Frau mit männlichen? Darüber haben wir hier schon oft geschrieben, dass das Männliche als normal und allgemein gilt, das Weibliche als besonders und spezifisch.
...mich trotzdem selbst fragen, ob in diesem Zusammenhang das Männliche wirklich als normal angesehen wird.

Das Weibliche wird von Männern oft auch als "besonders" und "spezifisch" angesehen, weil dies auch eine gewisse Huldigung an das Weibliche ist (Ehrung, Ausdruck durch wertvolle Geschenke, ihr den Hof machen) ( = besonders), bzw. aber auch immer das große Rätsel bleibt ( = spezifisch), weil mit Launen beseelt (schwankende Hormonpegel z.B.) und oft keiner männlichen Logik folgend.

Und für Frauen bleibt das Weibliche oft 'besonders' und 'spezifisch', um untereinander ein 'Wir'-Gefühl zu erzeugen, um sich vor allem vom Unverständnis und von gewissen Ungleichbehandlungen durch die Männer abzugrenzen - und gemeinsam stark zu machen.

Ich glaube aber:

All das erwähnte spielt nicht die Hauptrolle. Ich glaube, dass es eher ein, zwei Meta-Ebenen weiter herrührt, dass sowohl von Männern als auch von Frauen untereinander das Weibliche als etwas feines, liebreizendes angesehen wird.

Und wenn in diese fragile Juwelenwelt sich ein Mann einschleicht, dann aktiviert das die Alarmglocken - sowohl bei der Frau ("Eindringling!") als auch beim Mann ("Du willst mich täuschen!"). Ich glaube, das ist der Hauptgrund, weshalb Männer in der eher weiblich besetzten Lebenszone rigider beachtet werden und auffallen als Frauen, die im männlichen Lebensbereich wildern gehen. Zumal im Jahrhundert der Frauenemanzipation Männer inzwischen ja weichgespült wurden, um nicht mehr anzuecken, weil sie ihr Terrain / Revier durch wildernde Frauen bedroht sehen.

Jetzt kann man noch als weiteren auslösenden Grund die markanten Merkmale männlicher Anatomie anführen, die eben durchschnittlich anders sind als bei durchschnittlichen Frauen. Und so Sachen wie, dass man einem Mann ein stoppelfreies Gesicht noch abnehmen kann, einer Frau sichtbare Stoppelbereiche aber nicht - weshalb es (von seltenen Ausnahmen abgesehen) bei erkennbaren Gesichtsstoppeln trotz noch so trefflicher Frauendarstellung dann wohl um einen Mann handeln muss.

In diesem Zusammenhang - jetzt spinne ich die Assoziationskette von sich auftuenden Fragen weiter, ich übernehme sozusagen den Staffelstab von MAS - ich irgendwie den sehr subjektiven Eindruck habe, dass wenn es um nicht-binäre Lebensformen / Identifikationen / Identitäten, dass da es dabei um einen beträchtlichen Anteil um Mann-geborene Menschen geht. Bei Menschen in einem per Geburt ausgewiesenen weiblichen Körper sind meiner Meinung nach überaus weniger lautstark zu vernehmen wie andersrum respektive deren Sympathisanten. Das macht mich schon stutzig.

Darum aus all meinen hier zuvor getätigten Gedanken meine Frage:

Liegt nicht das allesübergreifende Hauptproblem ganz vor allem an den engen Rollenzuschreibungen des Mannes?????

Offline Jean

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #323 am: 04.01.2023 17:30 »
Ich bin der Meinung das zu einem Rock auch eine schöne Strumpfhose gehört, auch bei einem Mann.

Für mich und dich rundet die strumpfhose das outfit ab und gehört einfach dazu.
Das kann man natürlich auch anders sehen.
Ich trage fsh vor allem weil ich sie einfach mag und ich meine beine darin hübscher finde.
Wenn andere socken tragen ist es ihre sache die geschmäcker sind nun mal verschieden.

I will wear tights even if it's 100 degrees outside.
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Offline cephalus

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #324 am: 04.01.2023 17:36 »
Unsere grauen Bärte weißen uns ganz eindeutig als Männer aus.

Vor allem machen sie klar, dass man als Mann verstanden werden will.

Mit Vollbart zu erreichen, dass man als enby gesehen wird ist schon sehr aufwendig  ;D

Obwohl, manche bekomme es hin ;)


@ Wolfgang:

Warum stört Dich der Ausdruck "Mann in Frauernkleidern"?

Objektiv tragen wir das, was in Hinblick auf die Gewohnheit Kleidung ist, die für Frauen gedacht und meist auch von ihnen verwendet wird.
Es wäre vermessen davon auszugehen, dass die Kleidung nur deswegen als Männerkleidung gesehen wird, weil ein Mann sie trägt. Bis sich die Sichtweise dahingehend ändert müsste man sehr oft Männer in entsprechenden Outfits sehen.

Offline Benjamin

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #325 am: 04.01.2023 17:54 »
Zitat
Dennoch sehe ich keinen Grund, 'klassisch Mann' und 'klassisch Frau' abzuschaffen.

Mein Cousin war so ein „klassischer“ Mann. Stark, muskulös, kontrolliert, ein Jäger, Ernährer, Macho, dessen Frau kein leichtes Eheleben hatte. Bis rauskam, dass er bei einer Domina in Frauenunterwäsche seine submissiven Bedürfnisse auslebte, als Ausgleich für dieses Rollenbild, das er beruflich wie auch privat tagtäglich darstellen wollte. Ich werd nie vergessen, wie er nach der Scheidung rauskam, mit hochroten Kopf und angepieselter Hose. Ich fands witzig, zumindest die jahrelang aufrechterhaltene Fassade war „klassisch“.
Die Charakterisierung der klassischen Frau, besonders in der religiösen Definition, ist wie auch die Bibel selbst zutiefst misogyn.
Und was die angeblich geschlechtstypischen Aufgaben betrifft, ein kleines Beispiel: Jeder Mensch mit Brustwarzen kann stillen.

Offline Zwurg

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #326 am: 04.01.2023 17:55 »
"Männer in Frauenkleidern" finde ich schon einen fast sexistischen Ausdruck.

Denn anders herum gibt es diesen Ausdruck nicht. Niemand spricht von "Frauen in Männerkleidern". Das mag vor 50-60 Jahren vielleicht noch anders gewesen sein. Heute tragen alle Frauen, Männerkleider. Inklusive meiner 87 jährigen Mutter. Ich kenne auch keine Ausnahmen.

Da Textilien keine Sexualität haben, bleibt nur noch die Passform. Passt, oder passt nicht. In Fällen von Brustschnitten mag das der Fall sein. Männliche Körper sind in der Regel anders geformt als Frauenkörper.

Also was ist, wenn ich bei einem Kleidungsstück das mir gut passt das Ettikett heraustrenne?
Was ist das nun, für ein Kleidungsstück ein weibliches oder ein männliches?

Trotzdem ist es irgendwie vertrackt, denn es gäbe Kleidungsstücke die zwar auf meinen Körper passen, aber die dem Anschein nach wieder so feminin sind, dass ich sie als Mann nicht taragen wollte.
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Offline Peter55Muc

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #327 am: 04.01.2023 18:05 »
Unsere grauen Bärte weißen uns ganz eindeutig als Männer aus.

Vor allem machen sie klar, dass man als Mann verstanden werden will.

Mit Vollbart zu erreichen, dass man als enby gesehen wird ist schon sehr aufwendig  ;D

Obwohl, manche bekomme es hin ;)


@ Wolfgang:

Warum stört Dich der Ausdruck "Mann in Frauernkleidern"?

Objektiv tragen wir das, was in Hinblick auf die Gewohnheit Kleidung ist, die für Frauen gedacht und meist auch von ihnen verwendet wird.
Es wäre vermessen davon auszugehen, dass die Kleidung nur deswegen als Männerkleidung gesehen wird, weil ein Mann sie trägt. Bis sich die Sichtweise dahingehend ändert müsste man sehr oft Männer in entsprechenden Outfits sehen.
Hallo Cephalus,
wie du weist wohne ich auch in München, ich muss aber zugeben das ich bisher erst 4-5 mal einen Mann im Rock gesehen habe und das bei doch ca 1,8 Mio Einwohnenern.
Ich bin auch noch nicht so weit wie einige hier, die ja täglich einen Rock tragen und die Hose komplett aus ihrem Kleiderschrank verbannt haben.
Ich denke es wird leider weiterhin eine Randerscheinung bleiben, auch wenn ich es bewundere  wie du und auch vor allem deine Familie mit dem Thema umgeht.

Offline Zwurg

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #328 am: 04.01.2023 18:12 »
...
 Bis rauskam, dass er bei einer Domina in Frauenunterwäsche seine submissiven Bedürfnisse auslebte, als Ausgleich für dieses Rollenbild, das er beruflich wie auch privat tagtäglich darstellen wollte.
...
Und was die angeblich geschlechtstypischen Aufgaben betrifft, ein kleines Beispiel: Jeder Mensch mit Brustwarzen kann stillen.

Das Thema BDSM und Feminisieurung hatten wir schon mal in einem anderen Threat, weiß jetzt nicht mehr wo. Egal ob man oder Frau, es ist weiter verbreitet als man denkt. Zmindest wesentlich weiter als Männer in Röcken. So meine Erfahrung.

Es kam schon vor das Frauen an meinen Brustwarzen geleckt haben. Ich bezweifle aber sehr stark, dass jemals ein Tropfen Milch herausgekommen wäre um ein Baby satt zu machen.
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Offline Peter55Muc

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Antw:Warum ist der Rock am Mann eigentlich so sehr tabu?
« Antwort #329 am: 04.01.2023 18:22 »
Zitat
Dennoch sehe ich keinen Grund, 'klassisch Mann' und 'klassisch Frau' abzuschaffen.

Mein Cousin war so ein „klassischer“ Mann. Stark, muskulös, kontrolliert, ein Jäger, Ernährer, Macho, dessen Frau kein leichtes Eheleben hatte. Bis rauskam, dass er bei einer Domina in Frauenunterwäsche seine submissiven Bedürfnisse auslebte, als Ausgleich für dieses Rollenbild, das er beruflich wie auch privat tagtäglich darstellen wollte. Ich werd nie vergessen, wie er nach der Scheidung rauskam, mit hochroten Kopf und angepieselter Hose. Ich fands witzig, zumindest die jahrelang aufrechterhaltene Fassade war „klassisch“.
Die Charakterisierung der klassischen Frau, besonders in der religiösen Definition, ist wie auch die Bibel selbst zutiefst misogyn.
Und was die angeblich geschlechtstypischen Aufgaben betrifft, ein kleines Beispiel: Jeder Mensch mit Brustwarzen kann stillen.
Ich finde es echt bemerkenswert, dass du bei der Scheidung deine Cousine dabei warst und sich ihr Ex auch noch angepieselt hat.
Ich wurde auch schon geschieden und da war nur ich und meine damalige Frau bei Gericht.
Geschichten gibts


 

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