Autor Thema: Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?  (Gelesen 17490 mal)

Offline Skirtedman

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #45 am: 04.06.2023 14:16 »
In Ermangelung grenzenloser Flatrate und unheimlicher Langeweile, erspare ich mir in herrlichem Ambiente gerade den Genuss (?) des vorgeschlagenen Kulturguts.

"Ich darf das!", ist natürlich nach flüchtigem Nachdenken auch eines meiner Motti.

Dass manche Medien "das" oder irgendwas pushen, mag in Teilaspekten sicherlich zutreffen. Die Fragw dabei ist freilich jedesmal, in wessen Interesse man sich so oder so eventuell unerkannt instrumentalisieren lässt...

Offline Timper

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #46 am: 04.06.2023 14:44 »
Ich habe nicht behaupt das es Kulturgut ist.
Aber wer legt womit fest was Kulturgut ist?
Und ist am Ende nicht alles Kulturgut? Der Unterschied besteht doch eigentlich nur im individuellen Geschmack.
Mir schmeckt zb Rembrant und Beethoven nicht. Dem nächsten Graffiti und Punkrock nicht. Alles subjektiv.
Und das Dir zumindest der Titel gefällt ist doch auch schön 😅
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Offline Timper

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #47 am: 04.06.2023 14:46 »
Ein neuer Forumstitel wäre „Rockmode für Männer. Ich darf das!“😂😎


Und bei genauer Betrachtung spiegelt der Text des Songs auch wenn er krass ist das aufbrechen von überholten, verkrusteten Moral und Sittenvorstellungen wider.

Und ja ich habe mir den Text bei Google angesehen, durchgelesen.

Wer Zeit und Lust kann ihn ja mal tiefgründig überdenken.
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Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #48 am: 04.06.2023 16:47 »
Vergiss es. Und lass das missionieren.
Nutze lieber das Wetter. ☀️
Da hast du bestimmt mehr Freude.  Das mache ich jetzt auch.

Und ob ich es genossen habe, den ersten richtigen Sommertag dieses Jahres. Mit der Bahn in den Westerwald, zu Fuß von einem Ort zum andern, mit der Bahn zurück, in T-shirt und kurzem Jeansrock.

Aber Ihr habt hier trotzdem weiter diskutiert. Das werde ich noch lesen.

Ich habe aber auch gleich noch einen virtuellen buddhistischen Stammtisch.

LG, Micha

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Offline MAS

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #49 am: 04.06.2023 16:55 »


Die Bezeichung "Hexenjagd" ist da ebenso eine maßlose Übertreibung und verharmlos echte Hexenjagden zudem.

Deswegen mein Rat: Komm mal wieder runter von der Palme und gehe ruhig und gelassen mit dem Thema um.

LG, Micha

Lieber Micha,
ich stelle mir halt die Frage, wo geht die Reise hin?
Heute wird man verwarnt, morgen gesperrt, irgendwann kriegt man einen Strafzettel, und im nächsten Schritt kommt man in den Knast. Oder?
Natürlich ist das nicht mit einer echten Hexenjagd zu vergleichen. Aber wenn gedruckte Bücher vernichtet werden und Konzerte abgesagt werden, ist das noch einmal eine andere Geschichte. Da entsteht dann auch finanzieller Schaden, und kreative Menschen werden wegen ihrer Frisur gedemütigt.

Und mir fällt kein echtes Beispiel ein in der Kulturelle Aneignung tatsächlich schädlich wäre.

Da sage ich wehret den Anfängen. Das ist kein Spass mehr. Ich möchte nicht, dass sich das ausdehnt. Da muss man klar Position beziehen. Sonst entwickelt sich das Ganze klar zur Gesinnungsdiktatur.

Deswegen sage ich ja auch, lieber Zwurg, dass es übertrieben ist. Aber außer zu fragen, wo die Reise hingeht, muss man auch fragen, wo sie herkommt. Du kennst unsere europäische Kolonisatinsgeschichte und die des Nationalismus und Rassismus sicher genau so gut wie ich. Wichtig ist ja, da vollends herauszukommen. Das geht nicht so ganz von selbst. Die Frage ist halt: Wie schaffen wir es?

Deshalb: Übe lieber konstruktive Kritik an den konkreten Maßnahmen als die, die da so übertreiben, generell für irrsinnig oder so zu erklären. Mach Vorschläge, wie wir es besser inkriegen, eine globale - oder zunächst deutsche und europäische - gleichberechtigte Gesellschaft ohne Diskriminierungen usw. zu erreichen.

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #50 am: 04.06.2023 16:57 »
Ja Zwurg , genau das ist Wokekult. Gedankenpolizei und Sprachpolizei. Sittenpolizei.
Eine Hexenjagd die völlig an echten Problem vorbei geht und niemanden irgendwas bringt.
Eine linke Blase die anderen ihre Weltsicht aufzwingen will.

Ebenso ein maßlose Übertreibung.

Zudem scheinst Du aus einer Perspektive eines reinen Egoismus und Hedonismus aus zu argumentieren, wenn ich so die Schnitt Deiner weltanschaulichen Beiträge sehe. Das minimiert die Tendenz bei mir, sie als überdenkenwert wahrzunehmen ohnehin. Eher machen sie mir Angst.

LG, Micha

Dazu habe ich durch Zufall das hier gerade gesehen:


Grausame Töchter LIVE  12.8.2023

THE KITKATCLUB CONCERT

Life is a celebration. Long live hedonism. If not now, then when?  ;)
Ein herrlich krasser Song ist  "Ich darf das."

Da muss man auch die zwurgsche Frage stellen: Wo geht die Reise hin, und zwar, wenn jeder ohne jede Rücksicht nur für den eigenen Genuss lebt?

Ich kenne das Lied nicht, aber es mag vielleicht genau so gut sein, wie "I don't mind it all". Kunst darf das jedenfalls.

LG, Micha
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Offline Timper

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #51 am: 04.06.2023 17:04 »
Erstmal Text lesen und drüber nachdenken. Der ist nicht besonders tiefgründig aber wenn man ihn tiefer reflektiert ist schon was dran .
Stichwort individuelle Freiheit.
Die nimmst du dir mit deinen Klamotten ja auch. Weil - du darfst das…..

Mit grenzenloser Freiheit hat das nichts zu tun.
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Offline Timper

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #52 am: 04.06.2023 17:06 »
Vergiss es. Und lass das missionieren.
Nutze lieber das Wetter. ☀️
Da hast du bestimmt mehr Freude.  Das mache ich jetzt auch.

Und ob ich es genossen habe, den ersten richtigen Sommertag dieses Jahres. Mit der Bahn in den Westerwald, zu Fuß von einem Ort zum andern, mit der Bahn zurück, in T-shirt und kurzem Jeansrock.

Aber Ihr habt hier trotzdem weiter diskutiert. Das werde ich noch lesen.

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Na dann Om.
Vielleicht findest du ja das Juwel in der Lotusblüte.
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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #53 am: 04.06.2023 17:08 »
Na dann Om.
Vielleicht findest du ja das Juwel in der Lotusblüte.

Danke! :)

LG, Micha
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Offline Zwurg

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #54 am: 05.06.2023 19:40 »

Deswegen sage ich ja auch, lieber Zwurg, dass es übertrieben ist. Aber außer zu fragen, wo die Reise hingeht, muss man auch fragen, wo sie herkommt. Du kennst unsere europäische Kolonisatinsgeschichte und die des Nationalismus und Rassismus sicher genau so gut wie ich. Wichtig ist ja, da vollends herauszukommen. Das geht nicht so ganz von selbst. Die Frage ist halt: Wie schaffen wir es?

Deshalb: Übe lieber konstruktive Kritik an den konkreten Maßnahmen als die, die da so übertreiben, generell für irrsinnig oder so zu erklären. Mach Vorschläge, wie wir es besser inkriegen, eine globale - oder zunächst deutsche und europäische - gleichberechtigte Gesellschaft ohne Diskriminierungen usw. zu erreichen.

LG, Micha

Mein Problem ist dass mir kein Beispiel einfällt in der "kulturelle Aneignung" ein tatsächlicher Schaden ist. Ich kenne also nur die negativen Auswüchse und da eben einige bei denen mir echt die Hutschnur hochgeht.

Ich kenne nur gute Dinge die aus kulturellem Austausch entstehen.

Und ich frage mich immer, wer sind sie denn diese Rassisten, diese echt bösen Menschen, die jemand diffamieren nur wegen seiner Herkunft oder seiner Hautfarbe.
Ich kenne in Wirklichkeit keinen. Ich kenne auch keinen Z-Menschen. N-Menschen habe ich kennengelernt, und habe mir immer die Mühe gemacht dahinter zu schauen wer der Mensch ist, kann ich mich mit ihm unterhalten oder nicht. Was tut der Mensch so. usw. Und schon habe ich mein Vorurteil überwunden.

Vorurteile halte ich im Grunde für etwas Gutes, wenn man sich die Mühe macht auch ein Nachurteil zu bilden. Irgendwie musss der Mensch ja eine Vorauswahl machen. Wenn sich dann heraustellt das Vorurteil war richtig oder falsch ist man einen Schritt weiter. Aber ich bin nicht der Meinung man ist Rassist wenn sich herausstellt dass das Vorurteil wahr war.

Eine Freundin von mir meinte wir müssen jeden Menschen aus Afrika oder Asien bei uns aufnehmen, weil wir so viel von denen nehmen und so böse zu ihnen waren. Uns geht es nur so gut, weil es denen so schlecht geht.
Da frage ich dann immer: Wer ist wir? Bist du in Afrika gewesen und hast jemand etwas weggenommen? Zu wem warst du böse? Wenn nicht du, war es dein Vater, dein Großvater oder Urgroßvater. War ich es, oder meine Vorfahren und Verwandten? Nein? Haben wir so sorglosen Luxus genossen, oder ist das was wir haben nicht unserer Unablässiger Hände Arbeit, und war das bei unseren Vorfahren nicht anders. Unsere Väter und Großväter haben auch ihr Leben lang gearbeitet. Haben wir nicht für alle bezahlt was wir haben? Oder haben wir es gestohlen?
Also müssen es andere Menschen gewesen sein und heute noch sein. Warum kann man nicht einmal mit dem Finger auf die wahren Schuldigen zeigen?
Das wäre doch einmal ein Anfang.

Und die Menschen die wir kennenlernen nach dem was sie sind und was sie tun beurteilen. Wenn sie gut sind sind sie gut und werden Freunde. Wenn sie nicht gut sind, warum kann man dann nicht sagen: Sorry, du bist nicht gut, du lügst, du stielst, du machst nur Ärger, geh dorthin wo du hergekommen bist!

Das wäre mein Ansatz um die Diskriminierung abzuschaffen.

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #55 am: 06.06.2023 00:33 »
Lieber Zwurg,

danke für Deine Schilderung!

Ich denke, es hat verschiedene Ebenen, die der persönlichen Erfahrung mit ganz konkreten Menschen und die der kollektiven, historischen Verhältnisse. Beides kommt zusammen, wenn man Menschen mit Z oder N zuhört, die einen Vortrag über dieses Thema halten. Die Gelegenheit hatte ich ein paar Mal. Da kommt persönliche Betroffenheit der Vortragenden und Allgemein-Historisches zusammen.

Ich schreibe demnächst nochmal in Ruhe darüber. Bin jetzt müde. War ein anstrengender Tag, aber zum Glück großenteils gut vorwärts gekommen.

LG, Micha
 
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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #56 am: 07.06.2023 00:27 »
Lieber Zwurg,

beinahe hätte ich es vergessen, und jetzt ist es wieder so spät, deshalb auch wieder nur kurz:

Ich erinnere mich an einen Vortrag eines Afrodeutschen über die Geschichte des deutschen Kolonialismus. Ich war überrascht, dass er nicht nur von der Zeit im im Deutschen Kaiserreich, in der Deutschland Kolonien und sog. Schutzgebiete hatte, in diese investierte, aber auch Aufstände blutig niederschlug (übrigens auch in China), in der Händlerzusammenschlüsse wie EDEKA gegründet wurden usw. erzählte, sondern a) bis ins 16. Jahrundert zurückging, in der Firmen wie die Fugger viel Geld mit der Ausbeutung spanischer Kolonien verdienten und die sich sehr aktiv am Sklavenhandel in Afrika und rüber nach Amerika beteiligten und b) von der Gegenwart erzählte, in der immer noch Straßen nach Soldaten benannt wurden, die an Völkermorden beteiligt waren.

Und kann ich zwar sagen, dass ich weder bei den Fuggern noch im Deutschen Kaiserreich dabei war noch die Herren kenne, nach denen die gemeinten Straßen benannt sind. Und ich kann auch sagen, dass ich keine Beutekunst in meinem Haus habe.

Ich habe auch keine Juden vergast und habe statt dessen schon viel mit Juden zusammengearbeitet und habe jüdische Freunde.

Und dennoch bin ich als Deutscher sowohl für die Folgen des Kolonialismus als auch der Schoah mitverantworlich. Nicht schudlig an ihnen, aber verantwortlich für das, was wir als Gesellschaft mit dieser Hypothek weiter machen.

Ähnliches gilt für die Menschen in anderen ehemaligen Kolonialländern und erst recht für Staaten, die auf von Menschen, die vorher da wohnten, eroberten Ländern existieren.

Verstehst Du, was ich meine?

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Antw:Kulturelle Aneignung oder Gesinnungsdiktatur?
« Antwort #57 am: 03.07.2023 18:35 »

Und kann ich zwar sagen, dass ich weder bei den Fuggern noch im Deutschen Kaiserreich dabei war noch die Herren kenne, nach denen die gemeinten Straßen benannt sind. Und ich kann auch sagen, dass ich keine Beutekunst in meinem Haus habe.

Ich habe auch keine Juden vergast und habe statt dessen schon viel mit Juden zusammengearbeitet und habe jüdische Freunde.

Und dennoch bin ich als Deutscher sowohl für die Folgen des Kolonialismus als auch der Schoah mitverantworlich. Nicht schudlig an ihnen, aber verantwortlich für das, was wir als Gesellschaft mit dieser Hypothek weiter machen.

Ähnliches gilt für die Menschen in anderen ehemaligen Kolonialländern und erst recht für Staaten, die auf von Menschen, die vorher da wohnten, eroberten Ländern existieren.

Verstehst Du, was ich meine?


Ich verstehe schon was du meinst, das ist in etwa die Argumentation meiner Freundin.
ich sehe die Angelegenheit aber anders.
Verantwortlich bin ich, wenn ich durch mein Tun etwas verursache. Oder wenn ich Vorteile genossen habe durch das Tun meiner Vorfahren. Das ist aber nicht der Fall.
Ich bin nicht direkt oder indirekt verantwortlich für Dinge die Menschen getan haben in der Renaisance, im deutschen Kaiserreich oder dem 3. Reich. Das einzig verbindende ist die gleiche Sprache und vielleicht in geringeren Teilen gleiches Kulturgut.
Das ist für mich historische Vergangenheit. Viele Länder dieser Welt haben finstere historische Vergangenheiten. Was schert sich heute Großbrittanien um die Greuel ihrer 600 Jahre Kolonialgeschichte, oder die Franzosen, oder die Holländer? Oder die Amerikaner? Die Türken? Reichlich wenig. Sie scheren sich noch nicht mal um ihre Greuel der jüngsten Vergangenheit.

Ich wurde 1966 in der Bundesrepublik geboren. Ein Land das sich nicht einmal annährend in den gleichen Grenzen befindet, dass ein vollkommen andere Regierungsform und Bevölkerungszusammensetzung hat. Einer der sich heutzutage Reichsbürger nennt, muss gar mit Verfolgung durch die Strafverfolgungsbehörden rechnen. Und ganz sicher wollte ich nie im Kaiserreich oder im 3. Reich leben.

Also weshalb sollte ich, oder irgendein Deutscher den ich kenne, sich verantwortlich fühlen?

Es bleibt dabei, ich habe Vorurteile, jede Menge sogar, bin aber bereit mir Nachurteile zu bilden. Ich  habe mir das was ich habe redlich verdient und bin niemand etwas schuldig. Schon gar nicht Menschen aus anderen Kulturen, Religionen oder Ländern.

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« Antwort #58 am: 05.07.2023 00:05 »
Lieber Zwurg,

verantwotlich zu sein bedeuet z.B. für den Staat Israel ein besonderr Partner zu sein, Menschen aus ehem. deutschen Kolonien fair zu bezahlen, für den Völkermord an den Nama und Herero einzusehen, Beutekunst wieder her zu geben usw.

Nur weil andere Länder nicht genug Verantwortung zeigen, heißt es doch nicht, dass wir es ihnen gleich tun müssen? Oder?

Ohne die Kolonialzeit, hätten wir nicht den Wohlstand, den wir haben. Oder meinst Du, wir könnten den Ländern der sog. 3. Welt so billig ihre Rohstoffe abkaufen, wenn  unsere Vorfahren sie damals als gleichrangig respektiert hätten.

Deshalb unterscheide ich zwischen Verantwortung und Schuld. Beides scheinst Du gleich zu verstehen.

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« Antwort #59 am: 05.07.2023 06:29 »
Ich weiß das dass es Völkermorde und Ausbeutung gegeben hat. Das Dinge geraubt wurden.
Nur befand sich bei mir im Haus nicht ein Stück Beutekunst und ich bezweifle dass es in den Häusern meiner Großeletern so war. Ich erkenne Israel und auch das Judentum an.
Auch wenn Israel eine nicht unproblematische jüngere Vergangenheit hat...
Seltsamerweise haben viele Konflikte ihren Ursprung in religösen Ansichten und Gemeinschaften. Ein Freund mit afghanischer Herkunft sagt von sich, er hat sich vom Gift der Religion befreit. Er kann nun tun, essen und trinken was er möchte, ohne deswegen mit jemand in Unfrieden zu leben.
Traurigerweise ist es wohl eine Eigenart des Menschen, seine Artgenossen zu töten, zu verletzten, zu unterdrücken und ihnen etwas wegzunehmen.
Vielleicht etwas das er mit anderen Primaten teilt...
Schuld und Verantwortung ist in dem Moment für mich gleichbedeutend, wenn ich (indirekt) finanziell zur Verantwortung gezogen werde oder im Falle von kultureller Aneignung gewisse Dinge nicht mehr tun und sagen darf, die ich tun und sagen dürfte gäbe es die Vergangenheit nicht.
Und da sage ich eben nein.
Den es geht schon bei den Röcken los. Ich dürfte sie nicht anziehen, ich habe sie mir kulturell vom anderen Geschlecht angeeignet.
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