Ich habe mir den Film gerade angesehen, und entdecke viele Paralellen zu meinem Leben.
Auch wenn ich mich nie als Transvestit gesehen habe. Ich wollte einen modischen Mittelweg finden, zwischen den historischen Abenteuer und Kostümfilmen im Fernsehen, und dem was die Damen und Mädechen meiner Jugend tragen konnten. Meine ersten Versuche waren als Junge, auch mit Kleidungsstücken meiner Mutter. Und auch ich fürchtete auch stets entdeckt und als abartig entlarvt zu werden.
Ich bin auch in einem kleinen Bayrischen Dorf aufgewachsen und lebe dort noch immer). Mit all den Zwängen und Normen, die mich bedrückten, weil ich eben nicht so war, wie die anderen Jungs.
Mit 15-16 gab es ein Nachbarsmädchen, in die ich verliebt war, aber sie interresierte sich stets für ältere sehr große eindeutige Kerle. Es gab ein Sweatkleid, das mir an ihr gut gefiel, da wir ungefähr gleich groß waren, habe ich es mir ausgeliehen, dazu Pumps Strumpfhose und an Fasching 1984 getragen, meine Mutte drehte mir die Haare mit Lockenwickler ein. Ich hab da noch ein Foto, hm vielleicht lade ich es in die Galerie hoch und verlinke hier.
Ich hab auch noch andere Facetten, vielleicht steckt aber auch das bayrische Dorf mit seinen Konventionen, viel zu sehr in mir drin, weshalb ich bis heute uneins mit mir selbst bin, obwohl ich seit über 20 Jahren mit Rock und Strumpfhose in der Öffentlichkeit unterwegs bin.
Allerdings ist Rock nie Alltagskleidung geworden, wie jetzt vielleicht bei Skirtedman oder Cephalus, (Cephalus hab ich damals in Hose kennengelernt. Damals war ich noch mutiger)Vielleicht liegt es daran das die beiden in Großstädten leben?
De Zeit ist allzu schnell vergangen, ganz deutlich merke ich, dass sich mein Körper und meine Lust daran, sich anders zu Kleiden verändert hat.
Ganz plötzlich fällt mir mein Vater (*1935 - 2019) er war auch immer eher ein stiller zurückhaltender Mann, in seinen, letzten Jahren erkrankte er an Demenz und versuchte sich manchmal in Kleidungsstücke meiner Mutter zu zwängen, was aber nicht gelang, weil er viel zu groß und breit dafür war. Versuchte er da noch seinen Sehnsüchten nachzukommen, weil er die Kontrolle über sich verloren hatte?
Er hat mich bei ein zwei Gelegenheiten im Rock gesehen, aber nie ein Wort darüber verloren, anders als meine Mutter, der es gar nicht recht war und meinte ich soll das bleiben lassen, und alle feminien Kleidungsstücke in die Mülltonne stopfen. Die Leute würeden mich auslachen.
Wer weiß welche unausgesprochenen Sehnsüchte mein Vater mit ins Grab genommen hat? Nah waren wir uns auch nie, irgendwie geb es da immer eine Distanz.
Auf jeden Fall hat mich der Film sehr berührt.
Ich bin mir sehr sicher, dass es unzählige Männer in Deutschland gibt, die ihre Sehnsüchte im Verborgenen in sich tragen und sich selbst trotzdem nie erlauben der Freiheit ihrer Seele Ausdruck zu geben.