Autor Thema: Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"  (Gelesen 52935 mal)

Offline Ferdi

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Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« am: 13.11.2003 12:31 »
Hallo Rock-Freunde!

Durch TomC in KtV´s Männerrockforum bin ich auf einen Artikel aufmerksam gemacht worden, der aufzeigt wie tief das Vorurteil "Rock=Frauenkleidung" sitzt. "Eurostat" hat in einem Fragebogen den Kilt als Frauenkleidung eingestuft und damit heftigste Protestreaktionen in Schottland ausgelöst. Fragt sich nur, ob sie auch die Hose als "Frauenkleidung" einordnen. Angesichts der über 90% hosentragenden Frauen müsste das der Fall sein.

Wann ist endlich Schluss mit dieser blödsinnigen Einteilung der Kleidungsstücke in "Männerkleidung" und "Frauenkleidung"?

http://www.netzeitung.de/entertainment/style/261357.html

Gruss,
Ferdi
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Offline Wolfgang

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #1 am: 22.11.2003 13:04 »
Hallo,

die Klischees sitzen eben zu tief. Ãœbrigens habe ich in dieser Woche wieder zwei interessante Erfahrungen gemacht:

1. Bei einem Kunden von mir kam ich in das Zimmer der Einkaufschefin - und - was trug sie? Dunkler Anzug, Weste, Hemd, Krawatte ..... mehr brauche ich wohl nicht zu sagen. Nur an ihren weiblichen Gesichtzügen und natürlich Ihrer Stimme konnte man erkennen, dass es sich um eine Frau handelt (alles ohne Wertung, soll jede/jeder so machen, wie es ihr/ihm passt).

Ab und zu denke ich auch über meinen eigenen Werdegang und meiner Erziehung nach. Wir waren vier Kinder (zwei Jungs, zwei Mädchen), und uns wurde früher öfter folgendes gesagt: "Das macht man aber nicht." Dieser Satz zog sich durch unsere gesamte Kinder- und Jugendzeit, nur der Unterschied war nun folgender: Bei Mädchen fängt der Prozess mit ca. 8 Jahren an und hört mit ca. 14 auf: Natürlich trifft der Satz "Das macht man aber nicht" auch für die Mädels zu. Sie übernehmen diesen Satz in ihren Sprachgebrauch, aber mit einer kleinen und trotzdem wesentlichen Nuance: Sie sagen "Das macht mann aber nicht". Da sie aber kein Mann sind, dürfen Frauen alles machen und Männer eben nicht ("Das macht Mann aber nicht"). Alles Klar?


2. Gestern war ich mit meiner Frau Stiefel kaufen. Wenn man(n) einen etwas längeren Schaft haben möchte, braucht man(n) in der Herrenabteilung erst gar nicht zu suchen. Außer Gummistiefel für Hochwasser, Motorradstiefel und Schneestiefel fällt den Modedesigner für Männerstiefel anscheinend überhaupt nichts Neues mehr ein.

In einem anderen Geschäft hat die Verkäuferin gesagt: Hohe Stiefelschäfte werden nicht verlangt. Da fällt mir die ungeklärte Hühnerfrage ein: Was war zuerst da, das Huhn oder das EI?

Vielleicht gäbe es ja Männer, die höhere Stiefel kaufen würden, aber wenn man(n) sie nicht angeboten bekommt, kann man(n) sie auch nicht kaufen.

Viele Grüße aus Bayern wünscht

Wolfgang


Zitat Adenauer: Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...

Offline Aryaman Stefan

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #2 am: 30.06.2004 10:45 »
- war dieser Tage (Juni 2004) in Schwerin in einer netten, etwas alternativen Kneipe, wie immer und dort bekannt im Rock. Fragte die Wirtin ob sie hier noch andere Männer im Rock gesehen hätte, Antwort: "nur einen, der sitzt da gerade" - das war ich.

Das Männerklo war gerade nicht benutzbar, da meinte sie freundlich, "du kannst aufs Damenklo gehen, du trägst ja einen Rock, da ist das ok so  ;)". Wäre das auch unter Klischee einzureihen? Ich denke kaum, es war einfach ein fröhlicher Scherz.

Aryaman Stefan
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triks

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #3 am: 30.06.2004 19:52 »
Im Verlauf eines Gesprächs wendete sich meine Schwägerin nach eine Äußerung (ich weiß nicht mehr um was es ging) meines Schwagers zu mir um und meinte, "Typisch Mann ...".  Und dann: "... bist ja auch einer!". Das hatte sie beim Blick auf meinen Rock wohl zwischenzeitlich vergessen. Rock = Frau - Diese Lektion sitzt wie's Kleine Einmaleins.
::)

Ich fand's putzig. Und ihr war's glaub ich ein bischen peinlich.

Wolfgang


Offline Ferdi

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #4 am: 30.06.2004 20:20 »
Im Verlauf eines Gesprächs wendete sich meine Schwägerin nach eine Äußerung (ich weiß nicht mehr um was es ging) meines Schwagers zu mir um und meinte, "Typisch Mann ...".  Und dann: "... bist ja auch einer!". Das hatte sie beim Blick auf meinen Rock wohl zwischenzeitlich vergessen. Rock = Frau - Diese Lektion sitzt wie's Kleine Einmaleins.


Hallo Wolfgang!

Und Deine Schwägerin trug bestimmt eine Hose, oder? Kannst ja zurückschiessen: "Typisch Frau! Bist ja auch eine, trägst Hosen". Nun ja, ich nehme an, Deine Schwägerin hat das nicht so ernst gemeint.

Die allermeisten Frauen tragen heute Hosen. Selbst bei dem derzeitigen prima Sommerwetter. Wer angesichts dieser Tatsache immer noch behauptet, Röcke seien (exklusive) Frauenkleidungsstücke, der hat Knöppe auf den Augen und Weihnachten verpennt.

Röcke sind heutzutage Unisex-Kleidungsstücke, genau so wie Hosen. Das einzige exklusive Frauenkleidungsstück ist der BH, weil er einen Körperteil bekleidet, den nur Frauen haben (und selbst da gibt es Frauen, die haben nicht einmal das und sind vorne so flach wie 'ne frisch geteerte Bundesautobahn)  :D

Schöne Grüsse,
Ferdi
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triks

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #5 am: 30.06.2004 20:56 »
... Nun ja, ich nehme an, Deine Schwägerin hat das nicht so ernst gemeint. ...

Ne', das war wohl eher sowas wie ein Freud'scher Fehler. Ich verstehe mich ganz gut mit ihr.

Cidre

Offline Aryaman Stefan

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #6 am: 18.08.2004 20:14 »
... habe dieser Tage eine junge (ca 30, also im Vergleich zu mir junge) Frau kennen gelernt, eher etwas unauffällig alternativ. Sie trug einen wadenlangen Rock, und ich machte eine zustimmende Bemerkung dazu. Sie: "ja das ist doch in allem viel bequemer. Hosen sind doch recht unbequem." Ich werde sie wieder treffen und weiter mit ihr darüber reden, denn interessant finde ich das schon.

Es ist ja auffällig, daß fast jede Frau und fast jedes Mädchen bei guter Gelegenheit kein Problem hat, sich in einen Rock zu kleiden, aber Männer haben, Jungen noch mehr.

Wenn aber - Ihr lieben Rock-Männer - Rock nicht als "Frauenkleidung" verstanden würde, wo wäre dann noch der besondere Reiz für uns? Frag mal in Ländern, wo Männer und Jungen ebenso oft Rock tragen wie Frauen (also fast immer), zum Beispiel in Südindien oder in etlichen arabischen Ländern. Bei uns ist Rocktragen ein gesellschaftliches Symbol, anderswo nicht.

Das hat bei uns sogar die Folge, daß rocktragende Männer als abnorm empfunden werden wie schwul oder sowas. Ok, abnorm sind wir ja (also = abseits der Norm), aber die Zuordnungen müssen ja nicht stimmen.

Ich selbst bin so frei, alle diese Zuordnungen gelegentlich in meiner Seele zu empfinden, als Gefühle, mal dieses, mal jenes, doch leben tue ich´s nur als Mann und mit Frauen, das ist mir das Liebste und Stärkste. Und da stehen meine Röcke gar nicht im Weg, oh nein.

Aryaman Stefan

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Offline karber

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #7 am: 19.08.2004 10:39 »
weiblich und rock

ägypter (m/w) unterscheiden sich nur an den verzielungen ihrer gabaja, der schnitt und das material ist ident. nur die gesellschaftliche stellung greift in das material ein. da funktioniert es einwandfrei.

bei uns ist es unmöglich in einem zitronengelben seidenkleid mit bunten blumen und schmetteringen gekleidet auf die straße zu gehen (muss gestehen kann ich mir selbst auch nicht vorstellen!) aber was spricht eigentlich dagegen? es gibt ja genug 'frauen' mit anzug und krawatte! ist schon ein normalbild. warum dürfen eigentlich männer in ausnahmefällen nur einfach geschnittene röcke in gedeckten farben tragen? wer schreibt es eigentlich vor? oder wollen männer keine frischen, fröhlichen farben, mögen sie es nicht bunt?

unsere gesellschaft ist sehr engstirnig und wenn du aus der reihe tanzt bist du sofort als tunte oder ähnliches abgestempelt. vielleicht erleben wir noch andere zeiten! lasst uns die hoffnung nicht aufgeben! das ist nicht nur bei der überbekleidung so, auch die unterwäsche ist für uns eine mittlere katastrofe!

lg karl

JuergenB

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #8 am: 20.08.2004 10:52 »
Hallo Karl,

bei uns ist es unmöglich in einem zitronengelben seidenkleid mit bunten blumen und schmetteringen gekleidet auf die straße zu gehen (muss gestehen kann ich mir selbst auch nicht vorstellen!) aber was spricht eigentlich dagegen?

Ist es tatsächlich unmöglich? Oder nur ungewohnt? Dagegen spricht meiner Meinung nach nur in Einzelfällen, daß die Farbe nicht zum Typ paßt oder aber das Kleidungsstück stilistisch nicht zum Anlaß.

es gibt ja genug 'frauen' mit anzug und krawatte! ist schon ein normalbild. warum dürfen eigentlich männer in ausnahmefällen nur einfach geschnittene röcke in gedeckten farben tragen? wer schreibt es eigentlich vor? oder wollen männer keine frischen, fröhlichen farben, mögen sie es nicht bunt?

Schön, Du gibst Dir die Antwort beinahe selber! Verboten ist lediglich die Geschlechtsteile unverhüllt zu präsentieren. Wie man(n) sie verhüllen muß oder darf, steht nirgendwo geschrieben. Die meisten Männer sind sich tatsächlich selber im Weg.

unsere gesellschaft ist sehr engstirnig und wenn du aus der reihe tanzt bist du sofort als tunte oder ähnliches abgestempelt. vielleicht erleben wir noch andere zeiten! lasst uns die hoffnung nicht aufgeben! das ist nicht nur bei der überbekleidung so, auch die unterwäsche ist für uns eine mittlere katastrofe!

Nein, "die Gesellschaft" ist nicht engstirnig. Das sind nur einzelne Ausnahmen, die dieses schlechte Licht auf andere übertragen. Seit über 4 Jahren erlaube ich mir, meine Kleidungsfreiheit auszunutzen. Aus dieser Erfahrung kann ich sagen, daß es nur ganz wenige negative Reaktionen, aber viele positive gegeben hat.

Erst vor wenigen Wochen erlebte ich was ganz interessantes: In einem Kaffee mokierten sich leise 2 ältere Herren über mein Erscheinungsbild (schwarzes T-Shirt, rosa Mini, hautfarbene dünne FSH und Sandaletten mit ca. 8 cm Absatz). Kurz darauf standen 2 fremde Ehepaare auf, kamen zu mir und baten bei mir um Entschuldigung für das unmöglich intolerante Verhalten dieser Menschen!

Gruß
JürgenB

Offline karber

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #9 am: 20.08.2004 16:24 »
Hi lucky Jürgen!

Du bist um deine Umwelt zu beneiden! Ich habe hier in Wien völlig andere Erfahrung gemacht!

Natürlich gibt es keine 'Kleidungsvorschrift'! Aber leider sind wir hier in Mitteleuropa total vernagelt und intolerant. Auch die verschiedensten Versuche sich ausser der Norm zu kleiden, wird nur scheinbar von der Umwelt akzeptiert. Wenn es an das 'Eingemachte' geht sieht die Sache völlig anders aus. Vielleicht hast du Glück und die Ablehnung wird nicht offen ausgesprochen, aber sei dir sicher du SPÃœRST sie.

Es ist richtig, dass sich Gleichgesinnte an verschiedenen Orten treffen können, wenn diese Orte isoliert genug sind, bekommst du auch Anerkennung. Aber in Wirklichkeit sind wir eine Art Paradiesvögel und sind einfach Aussenseiter. Das kannst du drehen und wenden wie du willst. Die Zeit ist einfach noch nicht reif!

Grüsse Karl

Offline Ferdi

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #10 am: 20.08.2004 18:27 »
Hi lucky Jürgen!

Du bist um deine Umwelt zu beneiden! Ich habe hier in Wien völlig andere Erfahrung gemacht!

Natürlich gibt es keine 'Kleidungsvorschrift'! Aber leider sind wir hier in Mitteleuropa total vernagelt und intolerant. Auch die verschiedensten Versuche sich ausser der Norm zu kleiden, wird nur scheinbar von der Umwelt akzeptiert. Wenn es an das 'Eingemachte' geht sieht die Sache völlig anders aus. Vielleicht hast du Glück und die Ablehnung wird nicht offen ausgesprochen, aber sei dir sicher du SPÃœRST sie.

Es ist richtig, dass sich Gleichgesinnte an verschiedenen Orten treffen können, wenn diese Orte isoliert genug sind, bekommst du auch Anerkennung. Aber in Wirklichkeit sind wir eine Art Paradiesvögel und sind einfach Aussenseiter. Das kannst du drehen und wenden wie du willst. Die Zeit ist einfach noch nicht reif!

Grüsse Karl

Hallo Karl!

Du magst unangenehme Erlebnisse gehabt haben, die hatten wir alle irgendwann mal, ich auch. Auch ich wurde von besoffenen Asis schon mal angemacht, aber ich bin nicht darauf angesprungen und habe das kaltlächelnd ignoriert. Ja, kaltlächelnd! Damit will ich sagen, dass ich denen nicht etwa ausgewichen bin sondern sie mit den Augen fixiert habe und sie erst mal auspöbeln lassen. Das hat sie schon mal enorm verunsichert. Und dann habe ich ihnen nur immer noch festen Blickes gesagt, dass sie keine Ahnung haben und hier über etwas reden, das sie noch nie ausprobiert haben. Und habe ihnen gesagt, dass sie zu feige sind, ein so harmloses Kleidungsstück wie einen Rock zu tragen. Das sollten sie erst mal bringen, dann würde ich ihnen Respekt zollen. Die waren absolut ruhig und haben nichts mehr gesagt, von wegen "schwul" und ähnliches.

Ich trage jetzt seit nahezu 6 Jahren Röcke und solche Erlebnisse in dieser Form hatte ich nur zweimal, in der ganzen Zeit. Aber gleichzeitig unzählige Komplimente und tonnenweise Zustimmung, das wiegt solche Erlebnisse mehr als auf. Mir sind solche Pöbeleien, egal in welcher Form, einfach egal, ich mache mir nichts daraus, auch wenn ich in der oben beschriebenen Weise darauf reagiere. ich weiss, wer ich bin, was ich bin und dass mein Weg richtig ist und dann gehe ich ihn. Wer mich so nicht mag der soll mir aus dem Weg gehen, es ist genug Platz auf der Welt. Und ich sage Dir, ich spüre schon sehr genau, ob ich scheinbar oder tatsächlich akzeptiert werde. Wenn ich keinerlei Reaktionen feststelle, und das ist in über 99% der Fälle so, dann mache ich mir auch keine Gedanken darüber, wie die Leute in meiner Abwesenheit darüber reden. Das ist mir sch****egal, das geht mich nichts an. Ich kann doch mein Verhalten und meine Lebensführung nicht von den Ansichten und Meinungen mir wildfremder Menschen abhängig machen. Wo käme ich denn da hin? Dann müsste ich wohl eine Armee von Gartenzwergen auf der Wiese vorm Haus stehen haben, denn das ist in Germaniens Gefilden ja wohl Mainstream. Frag' Dich doch mal, was Dir die anderen Leute dafür geben, dass Du Dich nach deren Ansichten und Weltbildern richtest. Sie geben Dir garnichts dafür, nehmen Dir aber Deine persönliche Freiheit und Individualität.

Lass Dich doch von so bescheuerten Reaktionen nicht einschüchtern, Du bringst Dich doch nur selbst um was Schönes, um Deinen Genuss. Sehr viele, die so reagieren, sind doch nur neidisch darauf, dass Du das bringst und sie selbst würden auch gerne mal schöne Röcke tragen und das einmalige Gefühl geniessen. Aber sie ärgern sich schwarz über sich selbst und über ihre Feigheit, die sie daran hindert, und deswegen wollen sie Dir das damit vermiesen. Ich spüre diese Neidgefühle bei anderen Männern oft sehr genau, auch bei Männern, die sich anständig benehmen. Ãœbrigens auch bei einigen wenigen Frauen, die von der Natur etwas benachteiligt wurden.

Stehe einfach weit darüber, schaue von oben auf sie herab, was juckt es den Mond, wenn ein Strassenköter ihn ankläfft. Solche Leute sind nur noch zu bedauern, sie haben überhaupt keine Lebensfreude, sie wissen absolut nicht, was das ist. Für die zählt nur Bier, Schnaps und Schnee. Und so sehen sie dann auch oft aus. Wirklich arme Leute sind das.

Aufmunternden Gruss,
Ferdi
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Offline ElBuitre

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #11 am: 21.08.2004 00:23 »
Hallo Karl,

(mist, sehe grade der forsche Ferdi war mal wieder schneller *grins*, trotzdem:)

Zitat karber: "bei uns ist es unmöglich in einem zitronengelben seidenkleid mit bunten blumen und schmetteringen gekleidet auf die straße zu gehen (muss gestehen kann ich mir selbst auch nicht vorstellen!) aber was spricht eigentlich dagegen? es gibt ja genug 'frauen' mit anzug und krawatte! ist schon ein normalbild. warum dürfen eigentlich männer in ausnahmefällen nur einfach geschnittene röcke in gedeckten farben tragen? wer schreibt es eigentlich vor? oder wollen männer keine frischen, fröhlichen farben, mögen sie es nicht bunt?"

Oh, dieser Gedankengang kommt mir sehr bekannt vor, ich hatte ihn etwa vor einem Jahr. Damals wusste ich noch von keinen Foren über das Thema, wo ich mich hätte mitteilen können. Kurz gesagt, nahm ich eine kleinen aber aufwändigen 'Umweg' als Transvestit, um endlich solche Sachen anziehen zu dürfen (wie ich damals dachte). War natürlich nicht das richtige, schliesslich wollte und will ich Mann sein, wie ein solcher aussehen und leben, und nicht als schlechte Atrappe einer Frau!
    Nun, heute lebe ich seit einem guten halben Jahr als Mann ohne Hosen, und ich werde immer mutiger, denn es ist tatsächlich bei weitem nicht so schlimm wie wir es uns ausmalen: Mann kann durchaus ohne Probleme in einem roten Abendkleid oder einem schwarzen Cocktailkleid oder ähnlichem auf die Strasse gehen! Und kräftige Farben sind kein Problem, wenn man sie so wählt, dass sie zum Typ passen (Teint und Haarfarbe).

Bei der Art wie Du hier schreibst, denke ich dass Du bald (oder zumindest irgendwann) das alles auch tun wirst, denn Blockade im Kopf scheint ja schon bei Dir gefallen zu sein. Bravo! Aber ich sehe auch, dass Du Dir selber Steine in den Weg wirfst:
Zitat karber: "Hi lucky Jürgen! Du bist um deine Umwelt zu beneiden! Ich habe hier in Wien völlig andere Erfahrung gemacht!"
    ... aber folglich nicht mit Röcken, wenn Du bisher noch nicht damit draussen warst, wie Du selbst schreibst. Das verstehe ich also nicht.

Zitat karber: "Natürlich gibt es keine 'Kleidungsvorschrift'! Aber leider sind wir hier in Mitteleuropa total vernagelt und intolerant."
    Ja schliesst Du Dich bei diesem "wir" denn selbst mit ein? Laut dem ersten Zitat denkst Du doch nicht so engstrirnig...

Zitat karber: "Es ist richtig, dass sich Gleichgesinnte an verschiedenen Orten treffen können, wenn diese Orte isoliert genug sind, bekommst du auch Anerkennung. Aber in Wirklichkeit sind wir eine Art Paradiesvögel und sind einfach Aussenseiter. Das kannst du drehen und wenden wie du willst. Die Zeit ist einfach noch nicht reif!"
    Auch das kann ich so absolut nicht gelten lassen: Je normaler und je öffentlicher man den Rock macht, umso mehr Anerkennung bekommt man von Passanten, ist nun definitv meine Erfahrung. Wenn wir so tun als wären wir Kinderschänder auf der Flucht, die sich nur geheim im dunklen Wald treffen, ja genau dann brauchen wir uns nicht wundern, dass uns irgerndwelche Idioten auch dafür halten! Wir sind wirklich keine Pardiesvögel oder abstrusen Sonderlinge, sondern halt die Männer, die bereits im dritten Jahrtausend der Herrenmode angekommen sind. Normale Mode entsteht nie 'von selbst' in den Ateliers der Designer, sondern immer zuerst auf der Strasse (das sagen alle Insider).
>>> Reifer wird die Zeit nicht mehr! Sie ist bereits vom Baum gefallen, und wir sind die Würmer, die sie verspeisen. <<<
Und da bin ich ganz Ferdi, sozusagen: Wem das nicht passt, der soll halt weggucken, ich lasse mich nicht von Nörglern runterbuttern (die bloss mit sich selbst unzufrieden oder einfach neidisch sind). Echte Verachtung habe ich auch noch nie gespürt, eher Neugier, Verwirrtheit, Neid, echte Dummheit...

Nun denn, die Blockaden... die andere Blockade in der Optik, die Konfrontation mit dem Spiegelbild kann zwar etwas dauern, aber auch sie weicht auf -- ganz verschwinden tut sie allerdings nicht so schnell: In sehr bunten Kleidern mit Blumenmustern komme ich mir schon noch etwas seltsam vor (geschweige denn den Kunden, die mich im Second-Hand-Shop beobachten), und deswegen lasse ich das bisher. Aber ein Kleid im Qipao-Stil (chinesische 'Damen'-Trachtenmode: sehr edel, sehr bunt und selbstredend aus Seide) ist irgendwann fällig...
    Genauso wie manche Frauen ihre Rundungen durch betont gerade Schnitte und weite Hosen kaschieren, behalte ich mir das Recht vor, mein naturgemäss schlichtere Körperform durch taillierte Schnitte, enge Oberteile und unten weit ausgestellte Röcke etwas aufzupeppeln. Und warum sollte Mann im Rock keine nachhelfenden kleinen Hüftpolster verwenden dürfen, wenn doch in jeder Anzugjacke für Damen Schulterpolster eingenäht sind, um die runderen Frauenschultern kantiger, männlicher zu machen?!?

Ich denke, es ist dabei wichtig, bei 'gewagteren' Outfits das Umfeld zu beachten, was wir uns von den Frauen mit Grips und Stil durchaus abschauen können: Also nicht im Glitzer-Abendkleid verpennt zum Bäcker, nicht im Minirock zum Arbeitsamt, nicht im Schlabber-Strandkleid zur Cocktailparty... und auch nicht knülle(!) auf dem Nachhauseweg von letzterer im falschen Viertel den falschen Leuten in die Arme laufen, die nur auf jeden x-beliebigen Anlass warten, aus Langeweile jemanden zu attackieren (verbal oder handfest). Seitdem ich das so handhabe, und mit echtem Selbstvertauen auftrete, habe wie Ferdi keinerlei Schwierigkeiten mit Anmache etc. mehr (Schon allein festes in die Augen sehen hilft echt so gut wie immer). Stattdessen häufen sich die Komplimente, sogar von Männern (denen ich -- wie auch den Frauen -- im übrigen schnell zu verstehen gebe, dass ich leider nicht schwul bin, dazu reichen ein paar Blicke).

Genau wie Du sehe ich bei Herrenunterwäsche totales 'Land Unter', aber das diskutieren wir ja schon anderwo...

Und noch was, als ex-Transvestit: ein 'tuntiges' Aussehen ist etwas, was es nach meiner Meinung gar nicht gibt -- so man sich darauf einigt, dass unter einer Tunte ein homosexueller Transvestit zu verstehen sei: einen guten Transvestiten erkennt man ja im Normalfall nicht als solchen, und Homosexualität ist sowieso unsichtbar... allerdings muss Mann schon darauf achten, eben NICHT auszusehen und zu agieren(!) wie ein Transvestit, der nicht merkt, dass er gerade seine Perücke gar nicht auf hat...

Also ich denke, dass wichtigste ist, dass man sich erst mal selbst einbläut, dass Röcke und Kleider verdammt ganz normale x-beliebige Kleidungstücke sind. Erst wenn es daran für Dich keinen Zweifel mehr gibt, dann Dich niemand mehr aufhalten. Bei mir hat das wunderbar funktioniert, und bei vielen anderen auch, glaube ich.

Grüsse aus Berlin an die Donau,
  El Buitre

Offline karber

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #12 am: 27.08.2004 13:48 »
Hallo El Buitre!

Phu, eine lange und inhaltlich brisante Stellungnahme! Herzlichen Dank dafür!

Natürlich bin ich im Kopf schon lange bereit dazu, nicht nur im Kopf! Habs ja auch schon (wenn auch ein halbherzig) versucht! Kann mich aber - auch für mich unverständlich - nicht richtig dazu überwinden. Vielleicht hängt es auch mit meinem Umfeld zusammen. Ich bin viel in der Öffentlichkeit tätig und arbeite häufig mit Behörden und Institutionen zusammen. Ausserdem bin ich noch Vortragender bei diversen Stellen, so auch Schulen. Da ist es ein klein wenig schwieriger zu diesem Outfit zu stehen.

Freizeit ist auch so eine Sache, da mich durch diese Tätigkeit viele Menschen kennen. Die Gesellschaft kann durch entsprechende Reaktionen meine Existenz beeinflussen und auch schaden. Klarerweise stehe ich zu meiner Meinung, aber ich habe auch Verantwortung gegenüber meiner Familie. Das ist eine Gratwanderung und daher habe ich auch so meine Zweifel.

Am liebsten würde ich alles über Bord werfen und einfach das tun, was mir Spass macht. Nur ist es die Sache wirklich wert?

Grüsse Karl

Offline Ferdi

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #13 am: 04.09.2004 21:29 »
Hallo Karl!

Aus meiner Sicht: Ja, die Sache ist es wert. Du kannst nicht wissen, welch eine positive Veränderung mit mir eingetreten ist, als ich anfing Röcke zu tragen. Ich hatte das Gefühl, ich bin aus einem viel zu engen Raum hinauskatapultiert worden in ein schier unendliches Universum, angefüllt mit neuer Lebensfreude, mit Freiheit, mit persönlichem Stolz und Wohlgefallen an meiner Erscheinung und meinem Aussehen. Der Wunsch kam aus meiner tiefsten Seele heraus und ich nehme an, dass das der Grund meines persönlichen Erfolges damit ist. Viele glauben mir das einfach nicht, aber die Röcke sind zu sowas Alltäglichem und Stinknormalem geworden und sie haben dennoch nicht die Faszination des Tragens verloren. Ich bin sehr stolz darauf, Röcke zu tragen, ich bin sehr stolz darauf, von anderen angeschaut und begutachtet zu werden und gehe dann stolz und - ich gebe es zu - auch ein wenig hochnäsig an den "Zuschauern" vorbei. Das ist es vielleicht, was mir diese Ausstrahlung verleiht, die unangreifbar und unwiderlegbar erscheint, und das ist es vielleicht auch, was dazu führt, dass die anderen Menschen meine Ãœberzeugung spüren. Es scheint sie sehr zu beeindrucken. In meinem Falle hat diese Ausstrahlung der festen Ãœberzeugung bisher jeden eingenommen, auch meine Chefs.

Eine solche Ausstrahlung kann man nicht erschauspielern oder aufsetzen oder vorspiegeln, sie ist nur da, wenn man eisenhart und felsenfest zu seiner Sache steht. Dann allerdings kommt sie fast schon von selbst und man braucht nichts dafür zu tun, man ist einfach überzeugend und braucht das nicht mehr oder weniger schlecht vorzuspielen.

Ich bin saumässig stolz auf mich, wenn ich von Frauen Komplimente wegen meiner Röcke, meiner Beine und meiner Gesamterscheinung bekomme. Das ist eine positive Rückkopplung, die das eigene Selbstvertrauen nochmal mit einem gehärteten Stahlmantel verstärkt.

Das alles tritt fast zwangsläufig von selbst ein, wenn man nur aus tiefstem Inneren von sich selbst überzeugt ist. Das allerdings ist die unbedingt notwendige Voraussetzung für all das, was ich eben geschildert habe, und um die zu schaffen muss man diesem "Inneren Schweinehund" den Hals umdrehen, der einem immer eintrichtern will: "Röcke sind Frauenkleidung, und die darfst Du als Mann nicht tragen, das ist unmännlich, dann bist Du kein richtiger Mann mehr...". Das ist für viele, vielleicht sogar für die meisten, eine ungeheure Kraftanstrengung, ich weiss das, aber diese Kraftanstrengung muss man nur einmal, am Anfang, erbringen, und dann öffnen sich neue Dimensionen, unendliche Räume des Glücksgefühls und des Stolzes auf sich selbst.

In einer Zeit, in der weit über 90% der Frauen Hosen tragen, kann man nun wirklich nicht mehr ernsthaft behaupten, Röcke seien "Frauenkleidung". Die Frauen haben die Hose zur Frauenkleidung gemacht, demnach tragen heutzutage 99,999999Periode Prozent aller Männer Frauenkleidung.

Schöne Grüsse,

Ferdi (der sehr stolz darauf ist, heute wieder einen sehr kurzen, frechen Minirock getragen zu haben, geierig-gierige Blicke auf sich gezogen hat und seine Beine nicht zu verstecken braucht)
Freiheit heißt, sich von anderen unterscheiden zu dürfen.

Offline hirti

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Re:Und immer wieder: Rock="Frauenkleidung"
« Antwort #14 am: 06.09.2004 13:40 »
Hallo auch!

Aus meiner Sicht: Nein, die Sache ist es niemals wert.
Ich kann mir nicht vorstellen dass ich noch ein Fünkchen Freude an meinen Röcken hätte wenn sie der Grund wären, dass ich z.B. meinen Arbeitsplatz einbüßen würde oder dort ernsthaft mit Problemen zu rechnen hätte, oder wenn meine Familie dadurch Probleme bekommen würde oder ich dann Probleme mit meiner Familie hätte.

Wenn Karber schreibt, es wäre für ihn nötig und wichtig, bei diversen Stellen und bei seinen Vorträgen ernstgenommen zu werden dann kann man ihm doch wohl nicht ernsthaft raten wollen, er solle auf alles pfeifen. Natürlich soll man sich einerseits die Freude und Freiheit an den Röcken nicht nehmen lassen, andererseits denke ich aber auch, man sollte sich nicht durch Röcke andere Freuden und Freiheiten nehmen lassen.

Für mich bleiben Röcke meine Freiheit in der Freizeit aber im Beruf passe ich mich den Gegebenheiten an und achte auf meinen Ruf und meine Autorität und darauf dass man mich ernst nimmt. Das geht in manchen Berufen einfach nicht im Rock.

In meiner Freizeit hingegen kleide ich mich so wie es mir gefällt und wenn mich ein Kunde oder ein Kollege im Rock sieht, dann nehme ich das eben in Kauf, sehe es aber als meine Freiheit an.
Mit einer eigenen Familie habe ich weder Probleme noch Verantwortung da ledig und meine Freunde und Nachbarn bleiben auch meine Freunde und Nachbarn wenn ich einen Rock trage.

Es grüßt
hirti


 

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