Autor Thema: Das Problem auf Mittelaltermärkten  (Gelesen 13320 mal)

Offline MasinAD

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #15 am: 15.05.2011 18:48 »
Weil es eben nicht um heutige Mode geht.

Sondern um die Darstellung auf einer Mittelalterveranstaltung.

Oh, mea culpa! Tut mir leid, ich hatte den Threadtitel falsch wahrgenommen. Habe mich wohl in der Zeile vertan oder war gedanklich in einem anderen Thread :-).

Aber um was zum Thema beizutragen: Ich würde abstufen. Einerseits haben wir die Extreme 'historisch korrekt' und 'moderne Freizeitkleidung'. Dazwischen gibt es aber jede Menge Möglichkeiten, zu solchen Märkten beizutragen. Da diese Veranstaltungen öffentlich sind und für den gemeinen Otto Normalbürger gedacht, finde ich selbst Leute im Xtra-'Kilt' mit 'Piratenhemd' und Docs nicht wirklich dramatisch oder schlimm. Wo soviele Leute rumlaufen mit ihren Windbreakern und Sneakern, verschieben erstere das Gesamtbild der Veranstaltung doch noch immer in die gewünschte rustilkale und anachronistische Richtung. Bei anderen Veranstaltungen oder Leuten sieht das dann anders aus: Bei Reenactment sollte es schon 'korrekt' zugehen, und wer als Mittelaltergaukler und Schaukampftruppe auftreten möchte, sollte auch auf die 'korrekte' Gewandung achten, um dem eigenen Anspruch zu genügen. Auf Märkten interessieren sich die Besucher aber wohl herzlich wenig darum, dass es Pedanten gibt, die an dem einen oder anderen Kostüm etwas aussetzen könnten -- klagen auf hohem Niveau. Schlimmer finde ich Wollstrick-'Kettenhemden' und Polsterwaffen im Film. Nur um es klarzustellen: Die Piratenhemdschotten werden von mir sicher nicht für ihre Garderobe bewundert, aber die Stimmung stören sie weniger als knallbunte Polyesterstoffe und weiß-bunte Turnschuhe. Zumindest ich kann diese Leutchen gut ignorieren :-).

LG
Masin

Offline Ce_Jäger

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #16 am: 16.05.2011 23:46 »
und was muss denn der unbedarfte Ce dann machen, wenn er sich auf nem Mittelalterfest o.ä. nicht komplett fehl am Platze finden soll?
ist ein Kilt mit weissem T-shirt erlaubt, oder sollte es ein Hemd mit Schnüren sein? Geht ein Trachtenhemd auf für Mittelalter durch?
Sind einfarbige Kilts besser als die mit Tartan - oder umgekehrt?
Oder sind diese lustigen 2farbigen Hosen alleinig angemessen :)

sind Strohhüte aus dem MA?

danke und gruß
Ce
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?

Offline Wachkatze

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #17 am: 17.05.2011 01:29 »
Es kommt auf die Form drauf an.
Natürlich gab es Strohhüte im Mittelalter.
Allerdings keine Fedoraformen.

Du kannst dir in der Kreuzfahrerbibel dir die Originalformen für das 13.Jhd ansehen.

Als interessierter Besucher in moderner Kleidung (und da gehört der klassische Kilt eindeutig dazu!) bist du wesentlich willkommener als wenn du in irgendeiner Pseudofantasyklamotte a la Hollywood aufschlägst.

Wie würdest du dich fühlen, wenn dir irgendeiner mit einem eindeutigen karierten Damenfaltenrock erzählt er trägt originalen schottischen Kilt mit Clansmuster?
Leicht verarscht oder?

Und so ergeht es mir, wenn einer mit Flokatibuxe, Piratenbluse und Schaffell über den Schultern.
Mir erklärt er trägt die Original irische Männerkleidung des 12jhds.
Hat er ja so im Film gesehen!

Es gibt in jeder Stadt Bibliotheken wo man sich die Bücher zu dem Thema ausleihen kann.
(Und wenn man schon so interessiert an dem Thema ist, das man in Gewandung auf eine Veranstaltung gehen möchte. Dann kann man doch auch mal lesen wie es wirklich war?)
Woll und Leinenstoffe kann man sich recht günstig kaufen und nein keiner hat ein Problem wenn der Stoff nicht handgewebt ist.(Wenn man nicht gerade der absolute Könner am Webstuhl ist, ist es sogar der bessere Weg. Die Stoffe waren qualitativ hochwertig und fein wie Anzugstoffe!)
Das ist sogar billiger als ne Grundausstattung aus den billigen Baumwollstoffen die man immer als achso dolle Mittelalterkleidung sieht.
Und im Gegensatz zu Baumwolle wärmt Wolle auch bei Schei...wetter!

Eine Wolltunika, Leinenhemd und einfache Hose als bäuerliche Kleidung ist flott geschneidert.
Und wenn man uns freundlich fragt helfen wir auch gerne!

Schau mal, wir wollen den Leuten mit unserem Hobby wissen vermitteln.
Und wir stecken wahnsinnig viel Arbeit da rein.
Nur als Beispiel, für diese Komplettaustattung nach der Topografia Hibernia habe ich alles in allem über 300 Arbeitstunden reingesteckt.

Achja, ja ich trage meine Brille auch auf der Veranstaltung!
Sie ist klar und erkennbar modern!
Und keiner von uns, die wir den Anspruch an uns selber stellen, so zeitnah zu arbeiten wie wir können.
Hat ein Problem mit modernen Hilfsmitteln bei Behinderungen.
Brillen, Hörgeräte, Gehhilfen sind dazu da die Gesundheit und Sicherheit des einzelnen zu gewährleisten und darum gehören sie zu diesem Menschen.
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Das Kleid(Linna) ist am Halsausschnitt und Ärmel handbestickt.
Der Mantel(Brath) ist bei 2,30m x 1,50m rundum handbestickt.
Damit ich den zeitlich passenden Gürtel hatte, musste ich den auch selbst weben.
Und du wirst lachen. Das Kleid ändere ich gerade um. Die Ärmel müssen an den Handgelenken enger werden. Und ich setzen noch 40cm in der Länge dran. Weil ich das Kleid nach den besseren Abbildungen die ich jetzt habe. Über den Gürtel im Bausch schoppen muss.

Aber man sieht schon gut den Unterschied zu den Hollywoodklamotten aus Baumwolle.
Durch die schweren Wollstoffe kann ich noch bei Regenwetter und 5° den ganzen Tag draussen verbringen ohne eine Erkältung zu befürchten.
Und das ist meine absolute Prunkklamotte!
Trotzdem habe ich insgesamt für das Material nur rund 120Eus ausgegeben.
Wieviel zahlt man für die Baumwollsachen?

Das blöde ist ja auch, ein Besucher weiss nicht.
Wer jetzt nun Besucher in Spaßklamotte ist und wer als Darsteller auf der Veranstaltung lagert.
Für den ist jeder merkwürdig angezogene Mensch erstmal Original Mittelalter.
Und dieses Bild trägt er mit raus.

Ich hoffe ich konnte mein Unbehagen wenigstens im Ansatz vermitteln.

*schmunzel*
Übrigens haben auch wir "Spaßbremsen" unseren Spaß.

Ich sammele gerade Reisig und lange Äste um ein paar Besen zu binden.
Denn ich habe zu Herzberg vor als "Dollwerk" Vertreterin von Lager zu Lager zu ziehen und die Vorwerkstaubsaugervertreter mal richtig durch den Kakao zu ziehen.

Zeugen Jehovas wurden letztes Jahr schon durch ein paar Wikis veräppelt.
Das waren dann die "Zeugen Odins"...
Ratet mal, wer in der Ecke vor Lachen lag?
(Und das, wo mein Zelt rund ist!)

^^
Das Leben ist zu kurz für langweilige Klamotten!

Birgit

Sweety

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #18 am: 17.05.2011 09:58 »
Aye Birgit,
die "Zeugen Odins" hätt ich aber gern mal gesehen! ;D
Die heutigen "Vertreter" der Zunft haben mal bei mir geklingelt.
Samstag morgen, 08:30.
Da hatt ich gerade mal 2,5 Std geschlafen!
Als ich die Tür öffnette, schallte mir ein fröhliches: Erwachet" entgegen.
Antwort: Jetzt bin ich wach!
Das nächste Geträller: Wir möchten mit Ihnen über das Paradies reden!
Heh, ich war nur aus dem Bett gesprungen, weil ich dachte, da brennt was oder so.
Hatte nur nen (modernen) Kilt übergeworfen und stand da mit blankem Oberkörper im Flur.
Ich sah die Beiden aus verquollenen Augen an und sagte:
Ihr glaubt an ein Leben nach dem Tod?
Sie: Ja sicher!
Ich griff hinter die Tür. nahm das Claidheamh mòre von der Wand, stellte es vor mich hin und brüllte:
Das ist gut so, bei WOTAN!
 ;D  ;D  ;D  ;D
Ich habe nie jemanden so schnell das Haus verlassen sehen, wie die Beiden.
Das ganze Jahr, das ich da noch wohnte, ist auch keiner von der Sorte mehr aufgetaucht.
Ich glaub, denen war es recht egal, ob der Kilt den ich trug nun in die Epoche des Schwertes passt oder nicht.

Ich wünsche dir viel Spaß bei deinem Hobby!
Gruß
Jürgen


Offline Wachkatze

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #19 am: 17.05.2011 14:11 »
Die haben nur gesehen, da steht ein Spinner mit Schwert.
Das reicht für einen schnellen Schuh...

Kleiner Sicherheitstipp am Rande.
Wenn dein Claidheamh nicht durchgeschmiedet ist, sondern eine Dekowaffe.
Hau damit niemals auf irgendwas drauf!

Bei den Dekoteilen reicht ein dünner Ast und dir fliegt die Klinge entgegen!

Auch ein Grund warum wir Besucher mit Waffen nicht so gerne sehen.
Ob Deko oder nicht, ne Stahlstange bleibt ne Stahlstange!

Und gerade viele von den "starken Männern" die ihr Stahlzeugs als Besucher auf Veranstaltung schleppen, geben sich an der Taverne gerne die Kante.
(Gehört ja dazu. Haben se früher auch immer gemacht...)
Und dann wirds gefährlich!

Ich habe schon Besoffene gesehen die mit Polsterwaffe andere schwer verletzt haben.(Und unter dem Latex steckt immer noch ein Fiberglas oder Holzstab.)

Und neben der Tatsache das Menschen verletzt werden.
Solche Vorfälle führen mit zu dem bekannten "Die sind ja alle Spinner!" Öffentlichkeitsbild.
Und dadurch können auch Veranstaltungserlaubnisse entzogen werden.
Das wars dann, Ende der Veranstaltung an diesem Ort.
Und das für immer!

^^
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Birgit

Offline M.L.

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #20 am: 19.07.2011 20:03 »
Hallo liebe Leute grade wegen der Uneinichkeit mache Ich was Ich will.
Mitelaltermarkt in Neviges da gehe ich hin mit Kilt und Heiländermäsig ich sag mal Kleine ausführung .
Kilt.Heiländer Hemd Strümpfe usw.was eigendlich auch angemeßen ist. Nicht over Dresst
Über Schuhe läst sich Streiten Ich habe bei der Wärme gerne Geschlossene Sandalen.
Warum soll ich Knöchelhohe Wander Schuhe zum Kilt tragen nur weil ein par Kerntener Wild im Kilt meinen es ist gut
Auch leichte Schuhe und strümpfe gehe gut.
Es gehen ja auch Männer in sehr kurtzen Hosen ( Hot Pens ) ?
Also am Bein und Harre kann es nicht liegen .
Ich glaube Jeder der anders denkt macht sich was vor.
Liebe grüsse an die Unievorm Gemeinschaft ( Anzug Liebhaber ) Ich werde das nie verstehen . Wie kann man nur auf so was Bock haben .liebe grüße :M.L.

Offline cephalus

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #21 am: 20.07.2011 11:38 »
Aber man sieht schon gut den Unterschied zu den Hollywoodklamotten aus Baumwolle.
Durch die schweren Wollstoffe kann ich noch bei Regenwetter und 5° den ganzen Tag draussen verbringen ohne eine Erkältung zu befürchten.


Ich war in den letzten Wochen auf ein paar MA Märkten, da kam mir das o.g. Zitat wieder in den Sinn.

Ich habe die, für mein Empfinden, weitgehend original Gewandeten, für ihre Härte bewundert.
Es hatte ca. 30°C im kaum vorhandenen Schatten und fast alle Klamotten hätte ich für mich als wintertauglich eingestuft. Die der Frauen noch mehr, als die der Männer.

War das MA so kalt, die Leute so verfroren, oder haben sich einfach die sommerlicheren Sachen nicht so erhalten?

Cephalus

Offline Wachkatze

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #22 am: 26.07.2011 02:23 »
Nö,

Wolle isoliert in beide Richtungen!

Bei Hitze und Kälte hält dir die Kombi von leinenen Unterkleid und lockeren wollenen Oberkleid immer ein gleichbleibendes Körperklima.
Sprich, wenns heiss ist, kühlts und bei Kälte wärmt es.

Ich bin gerade von der Herzberg Woche zurückgekehrt.
Dieses Jahr mal wieder ein echtes "Schmerzberg" Ar..kalt(Tags sahen wir unseren Atem), fieser Wind und Regen, Regen und nochmal Regen.

Mann!
Wat war ich froh um meine guten Wollklamotten!

Die Baumwollhelden waren gut als Coctailshaker zu gebrauchen...

Im Boden erhalten sich tierische Fasern tatsächlich besser als pflanzliche.
Allerdings wurde Wolle wegen seiner besseren Färbbarkeit lieber als Oberbekleidungsstoff verwendet.
Auf Leinen hat man mit Pflanzenfarben echt geloost.
Bis auf Indigo(hier in Europa Waid), Purpur und Safran, hält sonst keine Pflanzenfarbe dauerhaft.(Da kann man echt beim verblassen zugucken.)

Von ca 800 bis ca 1300 und ein paar zerquetschten, war es sogar 2-3° wärmer als heute.
Vor Hamburg konnte man Wein anpflanzen und auf Grönland gedeihte Gerste.
Ab ca 1350(pi mal Daumen) setzte die kleine Eiszeit ein die erst im 19.jhd so langsam ausklang.
Zu dieser Zeit war es tatsächlich ein paar Grad kälter als heute.

Vergleich mal die Hochmittelalterliche Kleidung mit der Kleidung des Spätmittelalters.
Die Spämis fluchen bei 30° schon etwas mehr als wir Hochmittelalterlichen.

Bei großer Hitze, beachten wir auch ein paar kleine Punkte.
Langsam und ruhig bewegen, immer was auf dem Kopp zu haben, kein Alk und viel Trinken.
Ein zweiter kleiner Trick ist noch Schleier oder Coife(das "Babykäppi" der Herren) nass zu machen.
(Gute Klimaanlage!)

^^
Das Leben ist zu kurz für langweilige Klamotten!

Birgit

Keagan MacDonald

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #23 am: 27.08.2011 17:39 »
Wenn mir zu warm wird, dann lasse ich den Schulterteil des Feileadh Mhors einfach hinten Runten hängen. Sicher ist es in Schurwolle arschwarm und man kommt schon ins schwitzen. Deshalb sollte man nach Möglichkeit mindestens Zwei feileadh Mhors haben, einen dicken und einen dünneren. Ansonsten gäbe es auch den Feileadh Beag mit seperaten Plaid.

Keagan MacDonald

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #24 am: 27.08.2011 17:48 »
Noch mal lzu den Nachweisen, man kann sicher nicht alles ohne Zweifel nachweisen, da viele Artefakte aus der betreffenden Zeit verloren sind. Ich für meinen Teil orientiere zb nach der Osprey Reihe Jacobite Rebellions, Jacobite Army etc.

Filme wie Braveheart dienen lediglich der Unterhaltung.
Ich boykottiere die Hiller-Märkte schon länger, besuche aber Veranstaltungen anderer Art. Ich vertrete dennoch meine Epoche so gut wie möglich und weiche keinen Meter ab.

melanie73

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Re: Das Problem auf Mittelaltermärkten
« Antwort #25 am: 20.09.2011 15:32 »
also ich war jetzt schön öfter mit meiner Familie auf solchen Märkten und wir möchten da noch intensiver hineinwachsen. Dudelzwerge usw finde ich sehr toll. Aber mit den Klamotten, du siehst dort viele Epochen herumsausen. Wikinger oder eben Germanen wäre für uns das Ideale. Und Schotten hab ich bisher in 3 Jahren evtl. mal 4-5 gesehen. Warum das so ist, keine Ahung. Alles Ritter und Wikis und Germanen, evtl. hat das aber auch damit zu tun, das wir doch alle eher Germanen sind. Und da lieber unsere eigene Geschichte zeigen, als der Geschichte der Insel nachzueifern.


 

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