Autor Thema: Woody Woodpecker  (Gelesen 12216 mal)

Offline sentinel

  • Senior
  • ***
  • Beiträge: 360
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #15 am: 05.03.2020 11:27 »
Ich muss jetzt aber einen Film angucken: Coco - Lebendiger als das Leben.

Ich vermute das muss, ist sehr Ernst gemeint ;)
S2VpbiBCb2NrIGF1ZiBlZ29pc3Rpc 2NoZSBTZWxic3RkYXJzdGVsbGVyIH VuZCBJZGlvdGVuIQ==

culture skirt

  • Gast
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #16 am: 05.03.2020 11:48 »
Eine wichtige Selbsterkenntnis. Wäre einen eigenen Thread wert.
Solche Diskussionen entwickeln sich meist spontan aus dem Ursprungsthema heraus und niemand kann vorhersehen wie weit das OT geht. Daher ist das mit dem eigenen Thread nicht ganz so einfach.
Ich würde es für die beste Verfahrensweise halten, dass, wenn eine solche Entwicklung einsetzt, sich ein Moderator der Sache annimmt und die Nebendiskussion als gesonderten Thread abtrennt. So wie das schon mehrfach gehandhabt wurde. Keinen neuen Thread für jedes Krümel, denn einen gewissen Informationsgehalt haben solche Diskussionen ja meist noch.

Viele Grüße
Jule

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.730
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #17 am: 05.03.2020 12:15 »
Das hat weniger mit Mode zu tun als mit den weichen Gesichtszügen und reiner Haut als sekundäres Geschlechtsmerkmal und dem liebevollen Aussehen, was Mädchen zugeordnet wird. Schau dir doch mal kleine Jungs an, wenn die Väter dabei sind, die sehen wie die hässliche Kopie ihres Vaters aus, nur in Klein ... Kurzer Russenhaarschnitt, Basecap,...

Auch wenn ich Dir von der Grundtendenz zustimme, ist Dein Hauptcredo dieser Sätze "hässliche Kopie des Vaters" wiederum eine sehr persönliche Wertung.

Paare, die ihren Jungs dieses Aussehen verpassen, mögen das sehr wohl nicht als hässlich empfinden. Es ist eher der Versuch, wie das immer mal wieder vorkommt, den kleinen Kindern schon die Erwachsenenoptik (und oft -rolle) zu verpassen; sozusagen sie als kleine, niedliche Erwachsene zu präsentieren.

Etwas, was auch dazu führte, dass kleine Jungs nicht mehr, wie lange noch üblich, in Kleider oder Röcke gekleidet wurde, sondern dieser Brauch vor allem durch das Aufkommen des Matrosenanzugs abgelöst wurde. Der Matrose, als Symbol der rauhen, abenteuerlichen, aber auch unendlichen Freiheit, die da draussen auf hoher See herrscht - und zeitgleich den auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesenen Teamgeist auf dem räumlich engen Schiff, wo alle gemeinsam daran arbeiten, ein gemeinsames Ziek zu erreichen, wo alle für einen, einer für alle einstehen, wo bedingungsloser Gehorsam eingefordert wird, dem Kapitän (später Führer) sich zu unterstellen. Ein Gemisch von Sinnbildern, die ja gerade kleine Jungs eben auf ihre Rolle in Schlachten (auch auf dem Land und später auch in der Luft) vorbereitet zu sein und zu lernen, dass sich unterzuordnen "sexy" (wie wir heute sagen würden) ist. Begleitende Symptome, die in eine sehr militärisch geprägte Phase und letztlich zu zwei Weltkriegen führte.

Der von Dir erwähnte "Russenhaarschnitt" ist sozusagen Teil des modernen Matrosenanzugs.

In meiner Beobachtung bilde ich mir ein, dass gerade ab den Achtzigern wieder das Bestreben da war, gerade Jungs als putzig zu empfinden, wenn sie wie kleine Männer präsentiert wurden. Im Bereich der 80er, 90er Jahre herrschte da (jedenfalls in Deutschland) oft noch so ein trachtenartiger Stil vor, heutzutage sind es eher Stilelemente, die an funktionierende Aktentaschenträger erinnern - jedenfalls in solchen Schichten, die mehr auf den Intellekt ihres Nachwuchses bauen.

Zu Michael:

Das Jesuskind wurde immer mehr sehr weich, lieblich usw. dargestellt. Ich habe es als Kind immer als Mädchen wahrgenommen. Das gilt nicht für die Darstellungen des Babys in der Krippe, sondern für die, auf denen es als Geschenkebringer dargestellt wurde, das z.B. durch den Winterwald reist, um zu den Menschen zu kommen.

Zum Beispiel in Aufführungen von Schultheatern wird das Christkind, und werden Engel, fast immer von Mädchen dargestellt. Das hat sicherlich auch was damit zu tun, dass man sich heute eigentlich nicht vorstellen kann, Jungs in ein Kleid oder Gewand zu stecken. Vielleicht findet sich bei der basisdemokratischen Rollenbesetzung auch oft kein Junge, der sich freiwillig solch ein Kostüm aussucht, weil das ja doch was mädchenhaftes sei - und die Jungs es entweder selbst ablehnen, oder aus Angst, von den andern Jungs gehänselt zu werden. Und villeicht gibt es auch Eltern, vor allem vllt. Väter, die ihr Veto einlegen, wenn sie erfahren, Ihr Sohn solle solch eine Rolle übernehmen. Summa summarum also ein ganzer Cocktail von möglichen Ursachen, die m.E. allesamt mit Ängsten besetz sein mögen.

Noch was kommt hinzu - zielt auf Deine mehr oder weniger künstlerische Darstellungen des Christkinds ab; und ich stoße dabei in das von Jule unterschwellig geblasene Horn -, dass das Weibliche oft als das Reinere, Erlauchtere angesehen wird. Die Darstellung mit blondem Haar (symbolisiert auch Reinheit, drum stehen gerade Südländer so auf blonde Frauen) oder gar güldenem Haar unterstreicht diese Funktion von Reinheit, ja Göttlichkeit. Das feine, weiße Gewand auch. Und bei Engeln auch die weißen, weichen Federn.

Zum Thema Schutzengel:
Inzwischen glauben mehr Menschen in unserer Gesellschaft an die Existenz von Schutzengeln als an die Existenz von Gott. Schutzengel haben besonders im gottloseren Umfeld die Funktion des allgemeinen Gotts übernommen im Sinne vom persönlichen Gott.
Der Schutzengel wird im Volksglauben an die Seite eines jeden gestellt. Insofern hat der Schutzengel eigentlich auch immer dasselbe Geschlecht wie der ihm zugeordnete Schutzbefohlene.

Gerade in den oben schon erwähnten Zeiten von vor so grob 100 Jahren war es wichtig, den Kindern einen Schutzengel an die Seite zu stellen - der in all den Wirren auf das Kindchen aufpasst, weil die Eltern das selbst nicht mehr garantieren konnten.

By the way find ich erstaunlich, wie weit der Engelsgedanke gerade bei Frauen im mittleren Alter heute verbreitet ist und mit allerlei Symbolik wie Engelsfedern, -flügeln, Engelskügelchen u.s.w. zelebriert wird - fern jeglicher traditioneller Religion.

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.730
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #18 am: 05.03.2020 12:39 »
Und noch eine Symbolik in dem Woody-Woodpecker-Video, die ich vergessen hatte:

Die junge Woodpeckerin mit ihrem rosa Röckchen.

Das Röckchen wiederum symbolisiert auch eine Blüte.

Eine Blüte, die gepflückt werden will.
Oder eine Blüte, die bestäubt werden will.
Oder einfach eine Blüte, die gut riecht und schön anzuschauen ist.
Oder alles zusammen.

Auch in Kinderzeichnungen, Comics, Kinderfilmen steckt oft viel unterschwelliger Sex-Appeal. Nicht zuletzt, weil die Erwachsenen, die das erschaffen, sich dem nie ganz entziehen können.


culture skirt

  • Gast
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #19 am: 05.03.2020 12:44 »
Ihren Schutzengel werden sich die Meisten als ein Kind vorstellen, wo das Geschlecht gar nicht so primär eine Rolle spielt. Aber wenn man sie fragen würde, wie sie ihren Schutzengel im Aussehen beschreiben würde, würden sie die weiblichen Attribute aufzählen und nicht, mein Schutzengel hat Vollbart, Geheimratsecken und ein kantiges Kinn und trägt Jeans. Wenn der Schutzengel schon dasselbe Geschlecht wie der ihm zugeordnete Schutzbefohlene haben soll.

Viele Grüße
Jule

culture skirt

  • Gast
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #20 am: 05.03.2020 12:47 »

Auch in Kinderzeichnungen, Comics, Kinderfilmen steckt oft viel unterschwelliger Sex-Appeal. Nicht zuletzt, weil die Erwachsenen, die das erschaffen, sich dem nie ganz entziehen können.
Die Frage ist, wie Kinder ohne Einfluss nackte Menschen anziehen würden. Ob da auch das gleiche am Ende wieder rauskommt. Mit der Blüte als Rock, weils an Mädchen hübscher aussieht.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.766
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #21 am: 05.03.2020 12:52 »
Paare, die ihren Jungs dieses Aussehen verpassen, mögen das sehr wohl nicht als hässlich empfinden. Es ist eher der Versuch, wie das immer mal wieder vorkommt, den kleinen Kindern schon die Erwachsenenoptik (und oft -rolle) zu verpassen; sozusagen sie als kleine, niedliche Erwachsene zu präsentieren.

Etwas, was auch dazu führte, dass kleine Jungs nicht mehr, wie lange noch üblich, in Kleider oder Röcke gekleidet wurde, sondern dieser Brauch vor allem durch das Aufkommen des Matrosenanzugs abgelöst wurde. Der Matrose, als Symbol der rauhen, abenteuerlichen, aber auch unendlichen Freiheit, die da draussen auf hoher See herrscht - und zeitgleich den auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesenen Teamgeist auf dem räumlich engen Schiff, wo alle gemeinsam daran arbeiten, ein gemeinsames Ziek zu erreichen, wo alle für einen, einer für alle einstehen, wo bedingungsloser Gehorsam eingefordert wird, dem Kapitän (später Führer) sich zu unterstellen. Ein Gemisch von Sinnbildern, die ja gerade kleine Jungs eben auf ihre Rolle in Schlachten (auch auf dem Land und später auch in der Luft) vorbereitet zu sein und zu lernen, dass sich unterzuordnen "sexy" (wie wir heute sagen würden) ist. Begleitende Symptome, die in eine sehr militärisch geprägte Phase und letztlich zu zwei Weltkriegen führte.

Der von Dir erwähnte "Russenhaarschnitt" ist sozusagen Teil des modernen Matrosenanzugs.

In meiner Beobachtung bilde ich mir ein, dass gerade ab den Achtzigern wieder das Bestreben da war, gerade Jungs als putzig zu empfinden, wenn sie wie kleine Männer präsentiert wurden. Im Bereich der 80er, 90er Jahre herrschte da (jedenfalls in Deutschland) oft noch so ein trachtenartiger Stil vor, heutzutage sind es eher Stilelemente, die an funktionierende Aktentaschenträger erinnern - jedenfalls in solchen Schichten, die mehr auf den Intellekt ihres Nachwuchses bauen.

Auch wollen viele kleine Jungs einfach so sein wir ihr Papa.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.730
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #22 am: 05.03.2020 12:56 »
Nun, Micha, ob sie es von sich aus sein wollen, oder ob sie es sein wollen, weil sie es so beigebracht bekommen haben, wirft jahrzehntelang diskutierte kulturanthropologische Fragen auf, die noch nicht wirklich schlüssig beantwortet werden konnten.

Die Frage ist, wie Kinder ohne Einfluss nackte Menschen anziehen würden. Ob da auch das gleiche am Ende wieder rauskommt. Mit der Blüte als Rock, weils an Mädchen hübscher aussieht.

Gute Frage.
Ich denke, da könne wir nur spekulieren.

Ob sich die meisten Menschen ihren Schutzengel als ein Kindchen vorstellen, möchte ich verneinen. Ich denke, es soll ein kluger, geistig wie körperlich fitter Mensch sein, also irgendwas im Bereich von 20 bis 40 Jahren, nach menschlichem Lebensalter bemessen. - Aber auch das ist wahrscheinlich nur Spekulation.

Nun ist die Freiheit der Kunst ja sowas wie grenzenlos. Du verneinst die Möglichkeit, sich seinen Schutzengel als bärtigen, haarlosen Engel sich vorzustellen in Anlehnung an seinen Schutzbefohlenen. Aber gerade das greift ja immer wieder auch die Filmindustrie auf. Naja, ein gewisser Pragmatismus mag auch dahinterstecken, weil man manchmal ja auf den selben Schauspieler zurückgreifen kann.

...
Okay Micha,
...
Also, woran erkenne ich, dass das Jesuskind in seiner Darstellung nicht einer alten Symbolsprache folgt, sondern weiblich konnotiert wurde. Und was ist die Rationale dahinter, von einer Darstellungstradition abzuweichen?

Micha meinte vor allem - in unserem Kulturkreis - die populären zeitgenössischen Darstellungen - und das meint noch nicht mal Kunst in ihrem engeren Sinne, sondern jene Alltagskunst wie in Grußkarten, Dekoartikeln oder als saisonale Bereicherung in der Werbung. Weibliches sieht dann oftmals netter aus und lässt sich leichter verkaufen, denke ich.

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.766
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #23 am: 05.03.2020 12:57 »
Gute Frage.
Ich denke, da könne wir nur spekulieren.

Ob sich die meisten Menschen ihren Schutzengel als ein Kindchen vorstellen, möchte ich verneinen. Ich denke, es soll ein kluger, geistig wie körperlich fitter Mensch sein, also irgendwas im Bereich von 20 bis 40 Jahren, nach menschlichem Lebensalter bemessen. - Aber auch das ist wahrscheinlich nur Spekulation.

Nun ist die Freiheit der Kunst ja sowas wie grenzenlos. Du verneinst die Möglichkeit, sich seinen Schutzengel als bärtigen, haarlosen Engel sich vorzustellen in Anlehnung an seinen Schutzbefohlenen. Aber gerade das greift ja immer wieder auch die Filmindustrie auf. Naja, ein gewisser Pragmatismus mag auch dahinterstecken, weil man manchmal ja auf den selben Schauspieler zurückgreifen kann.

...
Okay Micha,
...
Also, woran erkenne ich, dass das Jesuskind in seiner Darstellung nicht einer alten Symbolsprache folgt, sondern weiblich konnotiert wurde. Und was ist die Rationale dahinter, von einer Darstellungstradition abzuweichen?

Micha meinte vor allem - in unserem Kulturkreis - die populären zeitgenössischen Darstellungen - und das meint noch nicht mal Kunst in ihrem engeren Sinne, sondern jene Alltagskunst wie in Grußkarten, Dekoartikeln oder als saisonale Bereicherung in der Werbung. Weibliches sieht dann oftmals netter aus und lässt sich leichter verkaufen, denke ich.
Zu Michael:

Das Jesuskind wurde immer mehr sehr weich, lieblich usw. dargestellt. Ich habe es als Kind immer als Mädchen wahrgenommen. Das gilt nicht für die Darstellungen des Babys in der Krippe, sondern für die, auf denen es als Geschenkebringer dargestellt wurde, das z.B. durch den Winterwald reist, um zu den Menschen zu kommen.

Zum Beispiel in Aufführungen von Schultheatern wird das Christkind, und werden Engel, fast immer von Mädchen dargestellt. Das hat sicherlich auch was damit zu tun, dass man sich heute eigentlich nicht vorstellen kann, Jungs in ein Kleid oder Gewand zu stecken. Vielleicht findet sich bei der basisdemokratischen Rollenbesetzung auch oft kein Junge, der sich freiwillig solch ein Kostüm aussucht, weil das ja doch was mädchenhaftes sei - und die Jungs es entweder selbst ablehnen, oder aus Angst, von den andern Jungs gehänselt zu werden. Und villeicht gibt es auch Eltern, vor allem vllt. Väter, die ihr Veto einlegen, wenn sie erfahren, Ihr Sohn solle solch eine Rolle übernehmen. Summa summarum also ein ganzer Cocktail von möglichen Ursachen, die m.E. allesamt mit Ängsten besetz sein mögen.

Noch was kommt hinzu - zielt auf Deine mehr oder weniger künstlerische Darstellungen des Christkinds ab; und ich stoße dabei in das von Jule unterschwellig geblasene Horn -, dass das Weibliche oft als das Reinere, Erlauchtere angesehen wird. Die Darstellung mit blondem Haar (symbolisiert auch Reinheit, drum stehen gerade Südländer so auf blonde Frauen) oder gar güldenem Haar unterstreicht diese Funktion von Reinheit, ja Göttlichkeit. Das feine, weiße Gewand auch. Und bei Engeln auch die weißen, weichen Federn.

Zum Thema Schutzengel:
Inzwischen glauben mehr Menschen in unserer Gesellschaft an die Existenz von Schutzengeln als an die Existenz von Gott. Schutzengel haben besonders im gottloseren Umfeld die Funktion des allgemeinen Gotts übernommen im Sinne vom persönlichen Gott.
Der Schutzengel wird im Volksglauben an die Seite eines jeden gestellt. Insofern hat der Schutzengel eigentlich auch immer dasselbe Geschlecht wie der ihm zugeordnete Schutzbefohlene.

Gerade in den oben schon erwähnten Zeiten von vor so grob 100 Jahren war es wichtig, den Kindern einen Schutzengel an die Seite zu stellen - der in all den Wirren auf das Kindchen aufpasst, weil die Eltern das selbst nicht mehr garantieren konnten.

By the way find ich erstaunlich, wie weit der Engelsgedanke gerade bei Frauen im mittleren Alter heute verbreitet ist und mit allerlei Symbolik wie Engelsfedern, -flügeln, Engelskügelchen u.s.w. zelebriert wird - fern jeglicher traditioneller Religion.

Ja, das ist schon eine eigenartige Sache. Der Engelglaube ohne Gottesglaube ist gewissermaßen so was wir eine Rückkehr des Polytheismus. Die vielen Engel oder Götter sind greifbarer, menschlicher, vorstellbarer als der eine transzendente Gott, den man nicht darstellen darf.
In Afrika gibt es mancherorten Religionen, in denen es den Glauben an Götter gibt, zu denen die Menschen beten, und an einen darüber stehenden, aber nicht ansprechbaren Gott, der zu weit entfernt sei, als dass man zu ihm beten könne.
Ähnlich ist es ja auch im Hinduismus mit den Devas, zu denen man beten kann, und dem Brahman, das alls umschließt und durchdringt oder sogar alles ist, aber nicht anbetbar.
Oder im Mahayana-Buddhismus, wo die Menschen Bodhisattvas und Buddhas verehren, dahinter aber der Dharmakaya steht, der nicht darstellbar und ansprechbar ist.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.766
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #24 am: 05.03.2020 12:59 »
Gute Frage.
Ich denke, da könne wir nur spekulieren.

Ob sich die meisten Menschen ihren Schutzengel als ein Kindchen vorstellen, möchte ich verneinen. Ich denke, es soll ein kluger, geistig wie körperlich fitter Mensch sein, also irgendwas im Bereich von 20 bis 40 Jahren, nach menschlichem Lebensalter bemessen. - Aber auch das ist wahrscheinlich nur Spekulation.

Nun ist die Freiheit der Kunst ja sowas wie grenzenlos. Du verneinst die Möglichkeit, sich seinen Schutzengel als bärtigen, haarlosen Engel sich vorzustellen in Anlehnung an seinen Schutzbefohlenen. Aber gerade das greift ja immer wieder auch die Filmindustrie auf. Naja, ein gewisser Pragmatismus mag auch dahinterstecken, weil man manchmal ja auf den selben Schauspieler zurückgreifen kann.

...
Okay Micha,
...
Also, woran erkenne ich, dass das Jesuskind in seiner Darstellung nicht einer alten Symbolsprache folgt, sondern weiblich konnotiert wurde. Und was ist die Rationale dahinter, von einer Darstellungstradition abzuweichen?

Micha meinte vor allem - in unserem Kulturkreis - die populären zeitgenössischen Darstellungen - und das meint noch nicht mal Kunst in ihrem engeren Sinne, sondern jene Alltagskunst wie in Grußkarten, Dekoartikeln oder als saisonale Bereicherung in der Werbung. Weibliches sieht dann oftmals netter aus und lässt sich leichter verkaufen, denke ich.

Ja, daran dachte ich. Religion ist ja nicht nur die hohe Theologie, sondern der Glaube der ganz einfachen Leute.

LG, Micha


PS: Jetzt haben wir schon wieder Religion als Thema! ::)
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.730
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #25 am: 05.03.2020 13:04 »
Micha, Zitieritizitismus ist auch eine Form der Verehrung, eine religiöse Betätigung.  ;)

Naja, wer glaubt, ein Rock sei etwas feminines, der ist ja auch in seinem Glauben verhaftet. Also auch eine religiöse Erscheinung.

Demgegenüber steht ja die Wissenschaft. Und dazu zählen wir uns. Wir, mit unserem Erscheinen da draussen in der belebten, realen Welt, schaffen ja das Wissen, dass es auch anders geht!

culture skirt

  • Gast
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #26 am: 05.03.2020 13:14 »
Naja, wer glaubt, ein Rock sei etwas feminines, der ist ja auch in seinem Glauben verhaftet.
Wieso hast Du dann ausgerechnet, Schwierigkeiten mit sehr femininen Kleidern? Es müsste dir dann ja kein Widerspruch sein, mit Vollbart und behaarter Brust ein Dirndl zu tragen.

Viele Grüße
Jule

culture skirt

  • Gast
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #27 am: 05.03.2020 13:25 »
Ob sich die meisten Menschen ihren Schutzengel als ein Kindchen vorstellen, möchte ich verneinen. Ich denke, es soll ein kluger, geistig wie körperlich fitter Mensch sein, also irgendwas im Bereich von 20 bis 40 Jahren, nach menschlichem Lebensalter bemessen. - Aber auch das ist wahrscheinlich nur Spekulation.
Wieso? Wenn zum mir jemand sagt, du hattest aber einen Schutzengel, dass dir nicht mehr passiert ist, dann habe ich nichts personifiziertes und nix genaues im Kopf, höchstens Umrisse einer engelsgleichen Lichtgestalt für einen kurzen Moment.
Ich bin Mitte 30 und stelle mir meinen Schutzengel nicht als 30 jährigen und schon gar nicht als männlich vor, weil das nicht mit den Werten von Fürsorge und Mütterlichkeit zusammen passt. Männer werden ja auch eher mit Krieg und Tod verknüpft und Frauen mit Liebe und Frieden. Aber ich glaube auch nicht an Engel.

Zitat
Nun ist die Freiheit der Kunst ja sowas wie grenzenlos. Du verneinst die Möglichkeit, sich seinen Schutzengel als bärtigen, haarlosen Engel sich vorzustellen in Anlehnung an seinen Schutzbefohlenen. Aber gerade das greift ja immer wieder auch die Filmindustrie auf.
Ja? Wo?

Viele Grüße
Jule

Offline Skirtedman

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 9.730
  • Geschlecht: Männlich
  • Mann ohne Hose muss nicht nackt oder sonstwas sein
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #28 am: 05.03.2020 13:29 »
Vielfach gesehen. Hab mir die Beispiele aber nicht gemerkt.

Ich bin Mitte 30 und stelle mir meinen Schutzengel nicht als 30 jährigen und schon gar nicht als männlich vor, ... Aber ich glaube auch nicht an Engel.

Das wird´s sein!

Offline sentinel

  • Senior
  • ***
  • Beiträge: 360
Antw:Woody Woodpecker
« Antwort #29 am: 05.03.2020 13:34 »
Es müsste dir dann ja kein Widerspruch sein, mit Vollbart und behaarter Brust ein Dirndl zu tragen.

Es gibt wohl kaum ein anderes Kleidungsstück das mit mehr Weiblichkeit besetzt ist, als ein Dirndl.

Im Grunde steht ein Dirndl fast jeder Frau und das meist weite Dekolleté trägt einiges dazu bei.
Von zart bis mollig macht es die Frauen attraktiv.

Ein Mann im Dirndl zerstört dieses wunderschöne Weltbild vollständig.

Dafür gibt es doch die berühmte Krachlederne und nicht umsonst heisst es: Schuster bleib bei deinen Leisten!

In diesem Fall, darf es auch mal so bleiben!

Beste Grüße
S2VpbiBCb2NrIGF1ZiBlZ29pc3Rpc 2NoZSBTZWxic3RkYXJzdGVsbGVyIH VuZCBJZGlvdGVuIQ==


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up