Hallo Gregor,
Mich wundert es auch, dass angeblich so vielen Männern der Rock - weil einfach anders und bequemer - nicht genügt, sondern sie wollen Frauensachen im Allgemeinen - weil sie Frauensachen sind und - muss ich annehmen - nur deshalb.
Die Auswahl für Männer an Stoffen, Designs, Farben und Schnitten ist extremst eingeschränkt. Wenn ich mir schon den Rock erobert habe, warum dann damit aufhören? Ich mag bunte Farben, ich mag Spitze, ich mag die verschiedenen Stoffe. Ich liebe die Bequemlichkeit und den Komfort eines Kleides. Warum und vor allem für wen soll ich mich da freiwillig einschränken? Für andere?
Ich freue mich über meinen stahlblauen Nagellack, wenn die Finger über die Tastatur huschen, ich freue mich über meine Ohrringe, über den Mascara auf den Wimpern, der meine Augen so schön vergrößert und über die Ringe an den Fingern. Ich freue mich über jeden einzelnen kleinen Aspekt, der aus meinem Körper etwas macht, in dem sich meine gesamte Seele wohl fühlt und nicht nur der männliche Teil. Das ist echte Freiheit, Gregor. Und die gibt man nicht frewillig wieder her.
Was du Frauensachen nennst, sind für mich einfach Dinge. Geschlechtlose Dinge. Weder Röcke noch Kleider noch Nagellack haben ein Geschlecht - das ist nur Stoff und Farbe. Ich trage sie nicht, weil es Frauensachen sind, sondern weil sie mir an mir gefallen. Das musste ich mir aber selbst erst einmal eingestehen, denn das indoktrinierte Rollenbild befahl mir natürlich konsequent, solche Dinge gefälligst nicht zu mögen. Erst als ich es bewußt aufgegeben hatte, den femininen Anteil meiner Seele permanent zu unterdrücken, war das möglich.
So war es nicht bei den Frauen, als sie anfingen, Hosen zu tragen. Sie wollten nicht mal die der Männer, sondern Hosen, die für sie speziell gemacht worden waren.
Ich will auch Kleider, die speziell für mich gemacht werden. Aber ich bekomme sie genauso wenig wie die Frauen damals ihre Hosen. Es dauerte und dauert eben alles seine Zeit. Aber will ich darauf warten? Nö. Dann warte ich in 20 Jahren immer noch. Da schaffe ich lieber hier und jetzt Tatsachen und bin damit glücklich.