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Shops und Testberichte => Shopping => Thema gestartet von: MAS am 26.12.2013 10:14

Titel: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 26.12.2013 10:14
Hallo zusammen!

Hat von Euch jemand mal fairgehandelte Jeansröcke gefunden?

Mir ging es nämlich so, dass ich letztens bei C&A sehr schöne Jeansröcke sah, die nur 19 Euro kosteten. Da dachte ich, dass die Bauern und Näher davon ja nur wenige Cent erhalten und habe mir keinen gekauft. Aber auf der Suche im Internet nach fairgehandelten ähnlichen Jeansröcken, fand ich keine,
weder hier http://www.fairtragen.de/advanced_search_result.php?keywords=jeansrock&osCsid=vn8d3inc0aqgurs88t9d7qaei7&x=0&y=0 (http://www.fairtragen.de/advanced_search_result.php?keywords=jeansrock&osCsid=vn8d3inc0aqgurs88t9d7qaei7&x=0&y=0)
noch, oder doch, hier fand ich jetzt welche:
http://www.vivanda.de/orbiz/DigiTrade/38437d779ca78dfcddc9e13e90f0e42c/search/index.html?pageID=1026&query=Jeansrock&btn_search=%3E (http://www.vivanda.de/orbiz/DigiTrade/38437d779ca78dfcddc9e13e90f0e42c/search/index.html?pageID=1026&query=Jeansrock&btn_search=%3E)

Leider ist die Auswahl sehr viel kleiner als bei C&A, bonprix usw.

Hat von Euch noch jemand was gefunden?

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: GregorM am 26.12.2013 12:23
Darf ich anstatt eines Jeansrockes einen echten Kilt aus Wolle schottischer Schafe und in Schottland von ausgebildeten Erwachsenen genäht vorschlagen? Preispunkt um die 250-300 EUR plus/minus. Kann einfarbig sein.

Gruß
Gregor

Das Leben ist schön aber teuer. Man kann es auch billiger haben. Doch dann ist es halt nicht mehr so schön.
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Hugo1957 am 26.12.2013 14:07
Ich habe z.Z. 10 Jeansröcke, die meisten davon habe ich über Ebay von Frauen gekauft. Es war/ist mir egal wo sie her sind. Schottiche Klits mag ich nicht, und mein Cargo-Kilt stammt zwar aus England, wurde aber in Parkistan hergestellt.
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 26.12.2013 20:41
Hallo Gregor,

vorschlagen darfst Du das gerne. Aber so schnell gebe ich nicht 30-40% eines Monatslohns für ein Kleidungsstück aus. Mein derzeit teuerstes Kleidungsstück ist ein Rock von Anders-Landinger für 120 Euro. Und den trage ich nur zu besonderen Anlässen.

Und hallo Hugo,

gebrauchte Kleidung kaufe ich allerdings auch nicht gerne. Das ist natürlich gute Ressourcennutzung, das gebe ich zu.


LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: cephalus am 26.12.2013 23:39
Hallo Michael,
vielleicht trifft das eher das was du suchst:

http://www.waschbaer.de/Jeansrock--948d1a329990.html (http://www.waschbaer.de/Jeansrock--948d1a329990.html)

LG
Cephalus
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Günter am 27.12.2013 00:27
Hallo,
ich denke dieses "fair gehandelt"..
na ja was bedeutet das eigentlich?
Ist das rechtlich abgesichert oder nur Werbung?

Ich vermute meistens nur Werbung.

Ich werde nirgends "fair behandelt"

Für mich nur ein Werbeargument..

sorry

Gruß
Günter
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 27.12.2013 00:43
Ja, Cephalus, der siehr ganz gut aus. Nur von "fair gehandelt" steht da nichts, oder übersehe ich es nur. Ökologisch angebaut ist natürlich auch sehr wichtig. Dann atmen die Bauern wenigstens kein Gift ein.

Blöd finde ich nur diese sog. Used-Optik. Meine Jeansröcke haben die fast alle, aber nicht künstlich per Sandstrahlgebläse beigebracht, sondern durch Gebrauch über die Jahre. Wenn ich einen Rock neu kaufe, sollte der auch neu aussehen.

Ich suche jetzt auch nicht konkret, weil ich jetzt einen kaufen will, sondern weil ich wissen will, ob es denn die Rocke, die ich mag, nur unfair oder auch fair hergestellt und gehandelt gibt. Und natürlich "öko".

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 27.12.2013 00:48
Hallo Günter,

beides ist richtig: Es gibt "fair trade"-Label, die nicht halten, was sie versprechen, und es gibt Besserungen für die Produzenten. Das, was momentan als "konventionell" gilt gleich jedenfalls eher der Sklaverei, die wir doch angeblich abgeschafft haben.

Darüber, ob Du fair behandelt wirst, kann ich nichts sagen, da ich Dich und Deine Arbeit nicht kenne.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: cephalus am 27.12.2013 01:06
Nur von "fair gehandelt" steht da nichts

Damit, Michael, hast Du Recht. Aber, das Herstellungsland ist die Türkei, die., auch wenn sie von Demokratie und Deutschen Standards noch weit entfernt ist, doch etwas bessere Bedingungen für die Beteiligten verspricht als z.B. Bangladesch.

Richtig fair wirds dann, wenn man sich seinen Schneider selbst sucht und einen vernünftigen Lohn mit ihm aushandelt.
Das habe ich selbst schon in Nepal, Senegal und Bolivien gemacht - und hinterlässt beiderseits glückliche Geschäftspartner - auch wenn es noch nie um einen Rock ging ;)
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Günter am 27.12.2013 01:17
Also ich lass das dann im Zweifel hier in D. nähen.
Denn deutsche haben auch Kinder...
Nicht viel teurer, maßgefertigt und sicher ohne Kinderarbeit und ohne Unterstützung totalitärer Regime.

Nicht überall wo fair draufsteht ist fair drin.

Entzieht den Regimen die Unterstützung, dann rebelliert das Volk....

Und Religion ist Opium fürs Volk. :'(
Siehe mein Eintrag bei Facebook
der Glaube ist hin. >:(
ales nur Gequatsche..zur Ruhigstellung der Massen. >:(
Wünsche frohes Kirchengehen...

Gruß
Günter
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 27.12.2013 10:00
Lieber Günter,

Du hast wohl eine Menge negativer Erfahrungen gemacht, sei es mit Händlern, sei es mit Religiösen. Mir sagte letztens ein Bekannter, er mache immer so viele negative Erfahrungen und halte deshalb Bonn für eine ganz schlimme Stadt. Er meinte auch, ich würde diese Erfahrungen wahrscheinlich gar nicht machen, da ich auf die gleichen Begegnungen anders reagieren würde, ausgeglichener, toleranter usw. Das fand ich interessant. Das besagt doch, dass es auch von einem selber abhängt, welche Erfahrungen er macht.

Lenin zu zitieren, um Religion zu beurteilen, halte ich nicht für geeignet. Er hat doch eifrig daran gearbeitet, aus dem Kommunismus selber eine Art Religion zu machen. Es ging da um Machtkämpfe zwischen Kirche und Partei. Er hat das Zitat von Marx ja verwendet und in seinem Sinne umgewandelt. Von Marx halte ich sehr viel, er war m.E. einer der großen Denker unseres Landes. Aber auch sein Materialismus ist eine Art Religion, die das Heil in einer zukünftigen gerechten Gesellschaftsordnung sieht. Und davon träume ich ja auch, ohne alles nur auf Materie zu reduzieren. Auch die christliche Befreiungstheologie teilt diese Utopie.

Und deshalb halte ich viel von fairem Handel. Es gibt auch dort Betrüger. Und der Lohn, den die Erzeuger unserer Waren im fairen Handel bekommen, ist immer noch viel zu niedrig. Da kann ich es gut verstehen, wenn Du sagst, Du würdest lieber "made in Germany" kaufen. Leider ist die Kleidungssherstellung fast vollständig outgesourct. Und bei einem Handwerker eine hundertprozentige Handarbeit zu bezahlen, also bei einem Schneider einen Rock in Auftrag zu geben, das übersteigt dann auch wieder meine finanziellen Möglichkeiten. Es sei denn, ich würde ein paar Jahre auf so einen Rock sparen. Okay, vielleicht sollte ich das machen.

Aber es ist auch nicht jedes Land, in dem Billiglohnarbeit an der Tagesordnung ist, eine Diktatur. Indien, Thailand, Taiwan, Bangladesh usw. sind Demokratien. Und auch in der EU gibt es Billiglohnarbeit, außertariflich, wie wir ja von Amazon wissen. Die wahren Diktaturen sind die Firmen: Wirtschaftliche Diktaturen innerhalb demokratischer Staaten! Da sollte man mal wieder Marx lesen. Er ist in vielem aktuell wie vor 150 Jahren. Da sind die Fair-Trade-Initiativen zumindest mal kleine Schritte in die richtige Richtung. Die jetzt alle in Bausch und Bogen zu verurteilen, halte ich für kontraproduktiv.

Was aber nun doch noch die Religion angeht: Es gibt sehr viele verschiedene Religionen und Arten von Religiosität. Die kann man nicht alle mit einem gemeinsamen Urteil angemessen beschreiben. Meine Religiosität trifft Deine Kritik nicht.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Hugo1957 am 27.12.2013 18:48
Hallo Cephalus,

leider trifft das nicht ganz meinen Geschmack/Bedüfrnisse. Iich brauche Jeansröcke mir Falten, damit ich auch damit auf meinem (Herren)fahrädern fahren kann. Trotzdem Danke für den gut gemeinten Tip.
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 27.12.2013 18:58
Ach ja, Cephalus,

irgendwie hatte ich Dein letztes Posting übersehen.

Ja, in allen Punkten gebe ich Dir Recht!

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: BerlinerKerl am 30.12.2013 23:42
Möchte meinen Senf mal dazu geben.

Wenn ich heute für einen nicht fair gehandelten Jeansrock in der Regel 50,- EUR bezahle, wird
der Preis für einen Fair gehandelten Rock mindestens 100,- EUR kosten.
Warum ? Weil "Fair" auch noch bezahlt werden muss. Es ist egal, wieviel mehr die Produktions
bedingungen geändert und auch dafür bezahlt wird. Jede Firma wird suggerieren, dass Sie mehr
bezahlt haben und wir, die Verbraucher, werden für die "Fair" gehandelte Ware mehr bezahlen
müssen. Vergleichbar ist der Kaffee und die Schokolade aus den "Fair-Läden" in den meisten
Großstädten.

Jetzt muss man sich fragen, was will der Mann für seine Röcke bezahlen, wenn sie "Fair" gehandelt
worden ist! In einem anderen Chat sind 300,- EUR schon zuviel, für mich sind 150,-EUR für einen
in der EU hergestellten Rock in  Ordnung. Aber was sagen hier die meisten.
Was würdet ihr für einen guten Qualitativ wertvollen bezahlen?
Man könnte daraus aber auch eine Umfrage machen, so wie ich hier bisher gelesen haben, ist dies
noch nicht erfragt worden.

Ingo
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: GregorM am 31.12.2013 08:10
Eine sehr gute und relevante Frage, Ingo. Fair Trade muss ja bezahlt werden, und verlangt man einerseits Fair Trade und andererseits „thrifty“ einkaufen geht, hängt in meiner Optik etwas nicht zusammen.

Um jeden Zweifel meiner Einstellung zu beseitigen:
Ich sehe gerne, dass die Produkte, die ich mir kaufe, unter nicht gesundheitsschädlichen Verhältnissen hergestellt worden sind, ist mir aber bis jetzt kein Kardinalpunkt gewesen. Kein Grund mich besser darzustellen, als ich bin.

Wenn ich sehr billige Produkte kaufe, muss ich damit rechnen, dass Fair Trade ausgeschlossen ist. Wenn ich mehr bezahle, kann es um Fair Trade handeln, braucht es aber nicht. Es könnte ja um größere Gewinne in den nachfolgenden Teilen der Distributionskette handeln.  

Ich habe mehrmals 300 EUR für einen in Schottland genähten Kilt bezahlt, und wo auch die Wolle von schottischen Schafen stammte. Der Grund war es nicht, dass ich deshalb sicher sein konnte, dass es um Fair Trade handelte, aber ich bin doch froh, dass dies der Nebeneffekt war.      
Wem Fair Trade als erstes zählt, wäre ein solcher Kilt – der, wie erwähnt, auch einfarbig sein könnte – doch vielleicht besser als vergebens versuchen, einen 20 EUR Fair Trade Rock aufzutreiben. Und mit den „zu viel“ erlegten  280 EUR konnte er dann auch nicht in Gefahr kommen, einige non-Fair Trade Produkte zu kaufen.  

Ich habe früher hier auch die Hiatus Röcke vorgeschlagen http://www.hiatus-shop.com/en/9-kilt-skirts-for-men. (http://www.hiatus-shop.com/en/9-kilt-skirts-for-men.)
Kosten um die 100-120 EUR. Woher das Material kommt, weiß ich nicht, aber die Röcke werden in Frankreich genäht, und meiner Meinung nach sind sie absolut tragbar. Utilikilts www.utilikilts.com (http://www.utilikilts.com) werden in den USA genäht, sind aber nicht eben billig.

Relativ billige Casual Schottenröcke ($119) gibt es auch bei USA Kilts www.usakilts.com (http://www.usakilts.com) . Sie werden nach Maß in USA genäht. Das Material stammt von der schottischen Weberei Marton Mills.
 
Gut zu sein hat ihren Preis.  

Gruß
Gregor
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: BerlinerKerl am 04.01.2014 16:20
Hallo Gregor,

brauchte einige Zeit um dies schreiben zu können.

Aber um den Herren mal vor die Augen zu halten, dass es auch Röcke aus der Damenabteilung gibt, die ich mir auch nicht kaufen würde, obwohl hier schon einige dabei sind die mir gefallen, sind es doch die Preise die abschrecken.

Nicht nur der Herrenrock ist teuer, es war immer schon teuer einen besonderen Geschmack zu haben.
(unten ist der Link)

@ Gregor
Ob der Rock tatsächlich Fair Trade ist weis man nie. Wenn er teuer ist, kann auch die Marge für den Verkäufer steigen.

Ingo

http://www.fashionchick.de/c/faltenroecke/278/#Preis (http://www.fashionchick.de/c/faltenroecke/278/#Preis)[7]=7
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 16.01.2014 20:22
Hi Freunde!

Sicher hat Euch doch auch letztens die Meldung erschrocken, dass in Kamdoscha auf Textilarbeiter geschossen wurde, die für höhere Löhne (160, statt 80 Euro im Monat oder so) demonstriert haben. Fünf von ihnen wurden dabei erschossen.

Die Täter waren Polizisten, die im Auftrag einer Regierung mordeten, die aus Politikern besteht, die sich mit der Textilindustrie selbst bereichern und die Angst hatten, die Konzerne würden die Fabriken schließen, wenn die Löhne angehoben würden.  

Tja, das ist die real existierende freie, globale Marktwirtschaft.

Was ist nun schlimmer: Etwas zuviel zu zahlen und dafür das Label "fair" überzubezahlen oder aus Angst, übervorteilt zu werden, den Status quo zu unterstützen?

Oder positiv gefragt: Welches Verhalten ist besser?

LG, Michael

Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: BerlinerKerl am 17.01.2014 09:18
Nein, hat mich nicht erschrocken.

Wenn in den billig Lohnländer Frauen vergewaltigt werden, ohne dass jemand danach kräht
muss man sich auch nicht wundern, wenn man erschossen wird, wenn man 100 % Lohnerhöhung
haben möchte.

Außerdem dürfen wir uns nicht darüber beschweren, wenn man hier Kommentare liest wie
"Der Rock ist mir zu teuer"

Aber die Antwort hast du doch gleich mitgeliefert!

Zitat
...die aus Politikern besteht, die sich mit der Textilindustrie selbst bereichern...
Zitatende

Warum soll ich dafür mehr bezahlen??

Ingo
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 17.01.2014 09:36
Hallo Ingo,

nun, diese Politiker lassen auf Leute schießen, die mehr Gehalt fordern, weil sie (die Politiker) Angst haben, wenn die Löhne erhöht würden, würden die internationalen Textilkonzerne in Länder abwandern, in denen sie die Arbeiter weiterhin ausbeuten können. Die Textilkonzerne schieben den Schwarzen Peter uns Kunden zu, die wir ja nicht bereit seien, für höhere Löhne der Arbeiter mehr für die Kleidung zu zahlen. Ergo: Wir Endverbraucher lassen auf die Arbeiter schießen, weil wir gerne billige Kleidung haben wollen.

Willst Du das?

Oder willst Du lieber so viel zahlen, dass alle Beteiligten von den Arbeitern bis zu uns Endverbrauchern gut damit leben können und zudem die Umwelt geschon wird?

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: BerlinerKerl am 17.01.2014 10:22
 ;D ;D ;D

Hallo MAS,

ich kann mit der Waffe umgehen, habe aber weder den drang jemanden zu erschießen, noch werde ich den Auftrag dazu erteilen, nur weil ich mir einen Rock kaufe, wo ich der Meinung bin, dass Preis und Leistung stimmen.

Wenn die Leute dort 80,- EUR verdienen und 100 % mehr haben möchten, finde ich das auch abgeschmackt.

Sollen doch die Politiker von ihrem Korrupen System etwas abgeben.

Ingo
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 17.01.2014 10:32
Tja, Ingo,

ich weiß: verantwortlich sind immer die anderen!  :-\


Oder trägt nicht doch jeder Verantwortung dort, wo er eine Wahl hat?

Und ist es gerechtfertigt zu sagen, dass man selber seine Verantwortung ablehnen darf, wenn andere das auch tun?

Tragen die Politiker die alleinige Verantwortung? Oder die Konzernchefs und Aktionäre? Oder die Polizisten vor Ort? Oder die Zwischenhändler? Oder vielleicht die Arbeiter, die tatsächlich leben und nicht nur überleben wollen? Nur ich nicht?

Darf niemand verlangen, menschenwürdig bezahlt zu werden? Statt 80 Euro im Monat 160, wenn man mit den 80 Euro gerade so überlebt, dass man als Arbeitskraft nicht wegstirbt, mit 160 aber auch ein bisschen was Schönes kaufen kann?

Fragen über Fragen!

LG, Michael


PS: Eben fand ich diese interssante Seite: http://www.ci-romero.de/ (http://www.ci-romero.de/)
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: DesigualHarry am 17.01.2014 19:02
Hallo!

Ich denke diese Situationen rund um die Arbeiter in den Billiglohnländern werden erst so langsam den Menschen bewußt. Ich gehe eigentlich schon davon aus, dass der Umdenkprozess schon begonnen hat. Das kann man ja an den Protesten der Arbeiter dort erkennen. Dieses Bekanntmachen der Arbeiter für ihre Probleme ist für mich bereits der erste Schritt dieses Umdenkprozesses. Nur darauf können dann weitere Schritte folgen...

Ein weiteres Indiz zum Umdenken ist für mich auch die Tatsache dass Designermarken wie z.b. Chanel heuer bereits zum zweiten Mal Großaufträge von Stoffen in der Firma wo ich Arbeite in Auftrag gegeben haben. Das hat es in den letzten Jahren vorher in diesem Ausmaß nicht mehr gegeben.

Es tut sich schon was... :)
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 18.01.2014 00:27
Lieber Harry,

das hoffe ich doch sehr, ähnlich wie mit dem Umweltschutz. Oder vergleichen wir es mit der Bewegung gegen Sklaverei im 19. Jh. oder generell dem Menschenrechtsbewusstsein.

Es wird allerdings immer Menschen geben, denen das alles scheißegal ist, die nur an den eigenen Profit, die eigene Macht oder die eigene Bequemlichkeit denken. Gäbe es die nicht, wären wir ja fast im Paradies.

Und nochmal zu Ingo: Ich denke auch, dass die direkten Entscheidungstreffer, ob sie schießen sollen oder nicht, ob sie einen Schießbefehl geben oder nicht oder auch ob sie Arbeiter(innen) fair behandeln oder ausbeuten und vergewaltigen, mehr Verantwortung für ihr direktes Verhalten tragen als die Endverbraucher dier Produkte, die diese Entscheidungen so nicht fällen und auch nicht fällen wollen. Aber doch tragen wir eine - wenn auch kleinere - Mitverantwortung, wenn wir die Wahl haben, ein Produkt aus Lohnsklaverei oder eines aus fairem Handel zu kaufen.

Dumm ist es nur, dass fair gehandelte Kleidung nicht so einfach in jedem Geschäft zu haben ist, wie fair gehandelte Lebensmittel. Und bei Elektronik sieht es noch schlimmer aus. Der Computer, auf dem ich hier schreibe, ist auch in Lohnsklaverei hergestellt, in China.

Abe ich hoffe sehr auf den Bewusstseinswandel, und daran, dass der kommt, haben wir auch Anteil, wenn wir hier darüber diskutieren.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Lars am 18.01.2014 01:12
Die Lohnsklaverei ist uns wahrscheinlich näher, als wir denken.
Da brauchen wir nicht bis China reisen ....
 
Grüße,
Lars
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: GregorM am 18.01.2014 07:50
Das klingt ja alles sehr schön und eitel. Aber können wir nicht feststellen, dass nur wenige bereit sind, das zu zahlen, was nötig wäre, sollten

alle Beteiligten von den Arbeitern bis zu uns Endverbrauchern gut damit leben können und zudem die Umwelt geschon wird?

Mein Vorschlag:

Darf ich anstatt eines Jeansrockes einen echten Kilt aus Wolle schottischer Schafe und in Schottland von ausgebildeten Erwachsenen genäht vorschlagen? Preispunkt um die 250-300 EUR plus/minus. Kann einfarbig sein.


Die Antwort:

vorschlagen darfst Du das gerne. Aber so schnell gebe ich nicht 30-40% eines Monatslohns für ein Kleidungsstück aus. Mein derzeit teuerstes Kleidungsstück ist ein Rock von Anders-Landinger für 120 Euro. Und den trage ich nur zu besonderen Anlässen.

Also, sollten nun alle Beteiligten in der Distributionskette gut damit leben können, wieviel würde dann wohl ein Rock kosten?
Ich glaube, es könnte schnell erheblich mehr als 120 EUR sein. Aber natürlich abhängig davon, wie man „gut“ definiert.
Die Umwelt wurde aber automatisch geschont, denn die Nachfrage würde sich vermutlich blitzschnell gegen Null bewegen.  
  
Wenn die Löhne in den Ländern, wo wir heute unsere Bekleidung produzieren lassen, mit einem Schlag verdoppelt wurden, wie verständlich es uns auch vorkämen, würde die Konkurrenzfähigkeit dieser Länder tatsächlich in Gefahr gebracht, und die Produktion vielleicht wieder nach Spanien oder Portugal verlegt oder nach Bulgarien, und wovon sollten die früher „ausgebeuteten“ Menschen in Bangladesch wohl dann leben?

Übrigens, die Industrie ist meiner Meinung nach NICHT die Hauptschuldigen. Wir, die Verbraucher, sind es. Wir bekommen genau die Produkte, die wir haben möchten und zu dem niedrigen Preis, wir bezahlen wollen. Wollen wir Fair Trade, kostet das, und dazu sind (leider) nur wenige bereit.

Machen wir uns doch nicht besser, als wir sind.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 18.01.2014 09:23
Lieber Gregor und lieber Lars,

es ist alles richtig, was Ihr schreibt.

Meine wirtschaftliche Idealvorstellung ist die: Gleiche Löhne für gleiche Arbeit weltweit. So gibt es dann auch mehr oder weniger gleiche Lebenshaltungskosten weltweit.
Zudem: Möglichst nahe am Verbraucher produzieren, um unnötige Transportswege zu vermeiden.
Gleichzeitig müssen wir weg von einem Wirtschaftssystem, dass nur stabil bleibt, wenn es Wirtschaftswachstum gibt.
Maßstab muss allein die gerechte Verteilung der Ressourcen sein bei größtmöglicher Schonung der Mitmenschen und der  nichtmenschlichen Mitwelt.
Dann gäbe es auch überall so viel gerecht bezahlte Arbeit, wie wir brauchen.

Und daoch, in einem hast Du leider nicht recht, Gregor: Die Industrie richtet sich leider nicht nur am Bedarf der Menschen. Zum Beispiel kommen Medikamente und ärztliche Versorgung nicht unbedingt dahin, wo sie gebraucht werden, sondern dahin, wo die Menschen mehr Geld haben.
Zudem drängt uns die Industrie immer wieder Dinge auch, die sie verkaufen will, und weckt durch Werbung ersteinmal die Bedürfnisse danach. Würde sie ihn Werbung fragen, was wir wollen, käme was anderes dabei heraus.

Ich gebe aber zu, dass ich kein Wirtschaftsexperte bin, sondern nur ein idealistischer Denker.

LG, Michael


Ah, noch etwas:
Vielleicht sollten wir mal aufhören, umwetschädlich und durch Ausbeutung hergestellte Dinge als "konventionell" oder "herkömmlich" oder "normal" zu bezeichnen und fair oder umweltfreundlich hergestellte Dinge es als was Besonderes zu kennzeichnen. Stünde auf den "konventionellen" Dingen "umweltschädlich hergestellt" oder "von ausgebeuteten Menschen produziert" würde das Bewusstsein der Kunden für die Umstände sicher schneller geschärft werden.

Ich kaufe ja auch noch "konventionell" hergestellte Waren, also nicht NUR "bio" oder "fairtrade" (mein Lieblings-Ostfriesentee ist leider auch weder bio noch fairtrade), wenn der Anteil auch wächst (so fand ich einen auch sehr guten Ostfriesentee, der bio UND fairtrade ist). Solche negativen Hinweisschilder würde sicher auch mein Kaufverhalten beeinflussen. 
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: DesigualHarry am 18.01.2014 13:07
Hallo!

Derzeit scheint es wohl so zu sein, dass Bekleidung generell keinen hohen Stellenwert hat. Bei Männern dient sie weitestgehend nur dazu sich zu verhüllen, und bei Frauen dazu sich 4mal im Jahr komplett neu Einzukleiden. Das Bewußtsein sich mit Kleidung eine eigene Identität zu verschaffen ist sowohl bei Arm und reich nicht vorhanden...  Hier bin ich im Gegenzug immer wieder überrascht dass eigentlich die "veraltete" Technik von Analoguhren sich immer noch dermaßen am Leben halten kann...
Genau diese Wertschätzung fehlt mir in der ganzen Modeindustrie derzeit. Leider gehen mit dieser Wertschätzung auch viele Traditionelle Kulturen verloren...

Aber Um Umzudenken muss man eben auch selber dazu bereit sein... :)
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Tine am 18.01.2014 17:05
Übrigens, die Industrie ist meiner Meinung nach NICHT die Hauptschuldigen. Wir, die Verbraucher, sind es. Wir bekommen genau die Produkte, die wir haben möchten und zu dem niedrigen Preis, wir bezahlen wollen. Wollen wir Fair Trade, kostet das, und dazu sind (leider) nur wenige bereit.

Machen wir uns doch nicht besser, als wir sind.

Hallo Gregor,

damit, dass der Verbraucher (Ich ziehe allerdings Kunde als Bezeichnung vor, denn der ist wenigstens König und die haben immer eine große Verantwortung, während ein Verbraucher mehr nach einem unmündigem Verbrauchen des ihm vorgesetzen Materials klingt.) eine hohe Verantwortung hat, hast Du sicher recht. Auf der andern Seite hat die Industrie schon auch ein erhebliches Mitverschulden.
Bei teuren Sachen kann man sich nur selten sicher sein, dass sie umweltfreundlich und menschenwürdig hergestellt wurden. Oft sind da einfach die Gewinnspannen für den Konzern größer. Dass da so mancher Kunde nach einem billigeren Produkt greift, ist in meinen Augen nicht verwunderlich. :(

Viele Grüße
Tine
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 18.01.2014 18:21
Liebe Tine,

ja, das ist es. Meine Frau sagte: "Man wird aus dem Paradies vertrieben." Früher hat man guten Gewissens gekauft, dabei geglaubt, dass alle Produzenten und Händler gut davon leben, und wenn es etwas billiger gab, dann liege das daran, dass die Händler auf Gewinn verzichten bzw. den durch die Menge wieder rein kriegen. Und jetzt hat man gar keine Freude mehr am Einkaufen, da man allen misstraut und sich bei Sonderangeboten schuldig fühlt, wenn man zugreift. Und wenn man teure Sachen kauft, wittert man auch da die Reibacher. Und wenn etwas ein Siegel hat, vermutet man Betrug.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: cephalus am 18.01.2014 22:42
Meine wirtschaftliche Idealvorstellung ist die: Gleiche Löhne für gleiche Arbeit weltweit. So gibt es dann auch mehr oder weniger gleiche Lebenshaltungskosten weltweit.
Zudem: Möglichst nahe am Verbraucher produzieren, um unnötige Transportswege zu vermeiden.
Gleichzeitig müssen wir weg von einem Wirtschaftssystem, dass nur stabil bleibt, wenn es Wirtschaftswachstum gibt.
Maßstab muss allein die gerechte Verteilung der Ressourcen sein bei größtmöglicher Schonung der Mitmenschen und der  nichtmenschlichen Mitwelt.[...]
ein idealistischer Denker.

Idealisten stehen bei mir grundsätzlich hoch im Kurs, leider hat die Weltgeschichte wenige hervorgebracht, an die man sich erinnert. Den meisten war aufgrund ihrer Ideale der Erfolg versagt.

Zur Umsetzung Deines Wunschbildes fehlt eine dafür grundsätzlich erforderliche menschliche Eigenschaft: Die Bereitschaft auf den eigenen Vorteil, das eigene Wohlergehen und die eigene Bequemlichkeit freiwillig zu Gunsten eines Fremden und nichtmal bekannten verzichten zu wollen.

Das gesamte Wirtschaftssystem derzeitige beruht auf den aufrecht erhaltenen Unterschieden, die dem Stärkeren einen Nutzen zu Lasten des Schwächern zu verschaffen - würde ein kompletter Ausgleich gelingen, ginge es in weiten Regionen der Welt für die Menschen bergauf, in den Industriestaaten aber wäre der derzeitige Komfort so nicht zu halten.

Nur die wenigsten würden das hierzulande akzeptieren. Und hier hört die Politik auf das Volk, schottet Staaten ab, investiert in Militär und sogar in "Entwicklungshilfe" um rechtzeitig entweder etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen oder andere Regionen für uns langfristig besser nutzbar zu machen.

Auf die Gefahr hin, nach meinen Text als zynisch dazustehen, gebe ich zu selbst auch nicht sonderlich motiviert zu sein, meinen eigenen Lebensstandard und den meiner Kinder auf das Niveau etwa eines Schwellenlandes abzusenken, um den Entwicklungsländern den Sprung auf ein eben solches Niveau zu ermöglichen.

Cephalus, (der jetzt auf die moralische Watschn (http://de.wikipedia.org/wiki/Ohrfeige) wartet ::) :o)

Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 18.01.2014 23:08
Lieber Cephalus,

keine moralischen Watschn, keine Angst! Du beschreibst das Dilemma sehr gut! Auch ich lebe gerne bequem und komfortabel oder gar luxuriös.

Nur eines: Der Ausgleich wird eh kommen, nur wie es aussieht, eher schmerzhaft, da unfreiwillig. Die Chinesen, Inder, Braislianer usw. werden uns Europäern, Nordamerikanern und Japanern den Rang schon streitig machen. Bald sind unsere Kinder und Enkel die Laufburschen und Lohnsklaven, wenn das so weiter geht. Das haben wir dann davon bzw. haben unsere Nachkommen von unserm Verhalten.

Echtes Glück hängt eh nicht davon ab, alle Wünsche industriell erfüllt zu bekommen. Bis zu einem bestimmten Grad erhöht Luxus das Glück, aber irgendwann wird es unwichtig, ob der Luxus noch steigt.

Was man für echtes Glück braucht ist Sinn.

Das ständige Anhäufen vergänglicher Güter ist aber letztlich sinnlos. Das ist keine neue Weisheit und stammt nicht von mir.

Erfolglos sind Idealisten übrigens oft nur vordergründig. Wer spricht heute noch von den erfolgreichen Geschäftsleuten von vor 2000 Jahren? Und wer spricht von den Idealisten? Nenn mir mal jeweils ein paar Namen.

Von wem haben wir heute noch was, von den erfolgreichen Geschäftsleuten von damals oder von den Idelealisten?

Und was macht mehr Sinn: Geschäftlich erfolgreich sein aber letztlich bedeutungslos oder idealistisch von den Zeitgenossen verlacht (oder vergiftet, gekreuzigt, erschossen) aber eine Quelle der Inspiration für Jahrhunderte und Jahrtausende?

Das ist jetzt nicht vollends durchdacht, aber ich habe schon drei leckere Biere getrunken und zwei Krimis im Fernsehen gesehen und eben ein Interview mit Obama. Aber Du kannst und ihr könnt vielleicht erahnen, was ich sagen will.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Lars am 18.01.2014 23:38
Etwas außer der Reihe:
 
Neulich gab es im Bekanntenkreis eine interessante Diskussion. Irgendwer meinte sinngemäß, daß die Evolution darauf ausgerichtet ist, das perfekte Wesen zu schaffen und daß der Mensch kurz davor steht, jenes perfekte Wesen zu sein.
 
Ich habe daraufhin angemerkt, daß der Mensch sich mit rasender Geschwindigkeit vom perfekten Wesen entfernt und daß die Katze (die des Hausbesitzers, die die ganze Zeit um uns herumschlich) das wesentlich perfektere Wesen ist ...
 
Da war erstmal eine Weile schweigen im Walde ...
 
Grüße,
Lars
 
Das Thema dieses Freds ist mir zu komplex  :o deswegen äußere ich mich nicht weiter dazu und werfe nur die obige Anekdote in den Raum  ;D
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Günter am 19.01.2014 00:54
Lieber Cephalus,

Nur eines: Der Ausgleich wird eh kommen, nur wie es aussieht, eher schmerzhaft, da unfreiwillig. Die Chinesen, Inder, Braislianer usw. werden uns Europäern, Nordamerikanern und Japanern den Rang schon streitig machen. Bald sind unsere Kinder und Enkel die Laufburschen und Lohnsklaven, wenn das so weiter geht. Das haben wir dann davon bzw. haben unsere Nachkommen von unserm

LG, Michael
Hallo,
na Michael, da scheint ein UNI Mensch die wahre Wirtschaft nicht zu kennen..
momentan scheint in vielen Bereichen kopieren nicht mehr angesagt zu sein. Nachdem die Lohndifferenzen in Zusammenhang mit der Produktivität und Transportkosten, sich zugunstem diesem unserem Landes zu wandeln scheint, könnten unsere Nachkommen, sofern sie sich nicht auf Dienstleistung , sondern unsere deutschen Rohstoffe konzentrieren, gute Chancen zu haben.
Ansonsten hast du Recht, dann sitzen unsere Nachkommen in giftigen Färbereien und färben Stoffe ..
Gruß
Günter

Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: GregorM am 19.01.2014 08:30
Hallo Tine,

Du hast völlig recht, und ich glaube, dass ich es auch selbst früher geschrieben habe: Ein hoher Preis ist nie eine Garantie dafür, dass ein Produkt „fair“ hergestellt ist, und dass nicht der Mehrpreis reiner Gewinn ist.

In den Betrieben geht es ja darum, dass man den höchstmöglichen Gewinn hervorbringt, aber doch immer häufiger mit Rücksichtnahme auf Natur/Klima, Arbeitsbedingungen usw. Diese Rücksichtsmaßnahmen können durch Gesetze (nationale oder übernationale) reguliert sein (am effektivsten), oder freiwillig sein, mehr oder weniger. Hier kommt Fair Trade hinein.

Hier haben die Kunden meiner Meinung nach die größte Verantwortung. Die Industrie versucht, ihre Wünsche so gut wie möglich zu erfüllen (wenn auch immer, der Konkurrenz wegen, mit dem gleichzeitigen Ziel, Kosten so niedrig wie möglich zu halten).

Deshalb suchen sie stets nach Kundensegmenten mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Forderungen. Verlangen 10% der Verbraucher Fair Trade, werden einige Firmen versuchen, dieses Nische-Segment für sich zu erobern, und auf dieses Segment wird Fair Trade ein bedeutender Konkurrenzparameter. Wer ist bei Fair Trade der Beste?


Verlangten es die Hälfte der Verbraucher, würden alle Betriebe versuchen, die Wünsche dieses Riesen-Segments bestens zu erfüllen – und viele Arbeitsplätze würden sicher wieder in Europa etabliert werden. „Fair Trade“ Symbole, oder "Made in Germany" würden vielleicht deutlich an den Kleidern zu sehen sein. Es könnte total daneben sein, in Klamotten ohne diese Symbole zu gehen.

Wollen wir Fair Trade, dann bekommen wir auch Fair Trade. Aber Fair Trade kostet. Wollen wir, oder bloß viele genug von uns, den Mehrpreis bezahlen, hätten wir bloß eine glaubwürdige Garantie dafür, dass die Produkte, die wir uns kauften, auch wirklich unter “fairen“ Bedingungen hergestellt worden waren?
Wie idealistisch sind wir, wenn es zur Geldbörse kommt?

Ich kann die Welt nicht heilen, nur versuchen sie zu so zu beschreiben, wie ich glaube, sie ist.

Viele Grüße
Gregor
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 09:58
Hallo Gregor und Günter,

Eure Beschreibungen halte ich für korrekt.

Ich höre gerade in "Diesseits von Eden" (WDR 5) einen Beitrag über Märtyrer. Für Märtyrer ist das, was sie für den richtigen Glauben halten wichtiger als ihr diesseitiges Leben, natürlich aus der Überzeugung heraus, dass es nach dem Tod ein ewiges Leben gibt.

Deuten wir das mal für unsere Diskussion:
Es hängt davon ab, was uns wichtiger ist: Möglichst viel egoistisch für uns selber zu gewinnen und zu behalten, all das aber im Tod zu verlieren, oder das zu gewinnen und zu behalten, was uns gut leben lässt unter Rücksichtnahme darauf, dass unser gutes Leben nicht getrennt ist vom guten Leben anderer Menschen. Wenn ich nur gut lebe, weil es anderen schlecht geht, kann das mir nur gut vorkommen, wenn ich total abgestumpft bin. Wenn ich aber Mitgefühl habe kann ich mein Leben nur als gut empfinden, wenn es anderen auch gut geht. Das heißt, die Güte meines Lebens hängt ab von der Güte des Lebens der Menschen, auf die ich Einfluss habe.

Es kommt also auf die Prioritäten an, die man setzt.

Und lieber Lars,

ja, eine Katze ist insofern perfekter als ein Mensch, als sie immer im Hier und Jetzt ist. Andererseits ist das Nichtperfekte von uns Menschen auch ein Zeichen dafür, dass wir noch nicht fertig sind, uns also noch weiterentwickeln (sollten, können, werden, müssen, ... ).


LG in die werte Runde!

Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: androgyn am 19.01.2014 11:34
ja, eine Katze ist insofern perfekter als ein Mensch, als sie immer im Hier und Jetzt ist.
Jedes Tier, nicht nur die Katze ist im Hier und jetzt. Und somit perfekter als der Mensch.
Aber auch Indianer und alte Völkerstämme leben häufig im Hier und jetzt und würden so zu zu den perfekteren Menschen gehören. Ein Indianer erfreut sich zum Beispiel an einer Orchidee in der Blüte und hinterfragt nicht, wie sie vorher hier her kam und wie sie danach aussieht, wenn sie verwelkt ist. Was ich damit sagen will: Beide leben unmittelbar in der Gegenwart.
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 11:39
Klar, Rock aktiv (lustiger Name!),

das gilt mehr oder weniger für alle Tiere.

Nur Indinaer würde ich jetzt nicht so pauschal auf die tierische Hier- und Jetzt-Stufe stellen. Ich habe da ein indianisches Zitat aus dem Süd-Westen der USA im Kopf, in dem es heißt: Und er saß am Rand des tiefen Canyon und dachte darüber nach, wohin der Fluss wohl fließen möge. (So in etwa.)

Ich würde auch nicht mit dem tierischen Hier- und Jetztsein tauschen wollen. Das haben wir hinter uns. Wir haben vom Baum der Erkenntnis gegessen und wurden aus diesem Paradies vertrieben. So wurden wir zu Menschen mit all unserer exzentrischen Positionalität, unseren Sehnsüchten und Wünschen, unseren Phantasien und unserem Streben, (wieder) heil zu werden. Wer weiß, was noch aus uns wird?

LG, Michael

Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: Lars am 19.01.2014 13:09
Wer weiß, was noch aus uns wird?

Entweder wird es richtig gut, wenn noch mehr Leute wach werden und das heutige Wirtschaftssystem komplett gekippt wird, oder alles geht komplett den Bach runter, wenn wir so weitermachen.
 
Dies ist meine stark eingedampfte Meinung zu dem Thema.
Ich könnte seitenweise schreiben, aber das lasse ich lieber ...
Missionieren hilft nicht, es muß jeder selber drauf kommen  ;D
 
Grüße,
Lars
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 13:11
Hi Lars,

aber es hilft schon, wenn man darauf gekommen ist, es auch zu kommunizieren. Ohne das wäre ich auch noch nicht drauf gekommen.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: androgyn am 19.01.2014 13:34
Das Wirtschaftssystem wird kippen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Der Mensch hat in seiner Geschichte schon immer zum Kommunismus tendiert. Uns so wie die derzeitige Entwicklung aussieht, geht es auch stark in die Richtung. Man sieht es bereits an OpenSource Projekten jeglicher Art oder Carsharing. Ob wir ein komplett neues System erleben werden weiß ich nicht. Das wird noch ganze 100 Jahre dauern.
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 17:58
Welch prophetisches Posting!
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: DesigualHarry am 19.01.2014 19:05
Hallo!

Die ganzen Zusammenhänge von unserer Welt,  die Frage "wer oder was ist Gott", all die ganzen Naturkatastrophen oder Kriege hab ich erst anfangen verstehen zu können als eine Reihe von eher dramatischen Ereignissen in meinem Leben passiert sind... So wird es wahrscheinlich auch im großen darauf hinauslaufen dass wir erst dann aufwachen, wenn wir unsere ganzen Zerstörungen erkennen können...

Es liegt nunmal in der Natur des Menschen, dass wir erst mit dem Durchleben der jeweiligen Situation verstehen können.
Eigentlich bräuchte man nur diesen einen Satz aus der Bibel für das Leben: Aug um Aug, Zahn um Zahn... Oder meine eigene Interpretation davon: Man kann alles tun was man sich vorstellen kann, nur muss man sich bewußt werden dass man haargenau das gleiche auch wieder zurückbekommt... Da überlegt man sich dann doch irgendwann ob man böse oder lieb sein will...

Lg Harry :)
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 19:18
Lieber Harry,

das entspräche dann auch dem, was man im Buddhismus und Hinduismus das Karma-Gesetz, das Gesetz von Ursache und Wirkung oder das Gesetz des bedingten Entstehens nennt.

Oder unserem alten Sprichwort: Wie du in den Wald hinein rufst, so schallt es heraus.


Man sollte sich halt überlegen, ob man der Rufer oder der Wald sein will, also der Verursacher und die Wirkung, der Agierer oder der Reagierer. Oder wie ich es gerne ausdrücke: das Thermostat oder das Thermometer.

So viele warten darauf, bis man sie gut behandelt, um erst dann selber gut zu handeln. Die Alternative wäre, selber damit anzufangen und sich dann über die positiven Reaktionen zu freuen.

LG, Michael
Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: cephalus am 19.01.2014 23:35
Lieber Michael,

was Du beschreibst ist das nächste Dilemma, bzw. kann man es daraus ableiten:
Jedes Individuum bewertet den objektiv gleichen Sachverhalt anders, aufgrund seiner Lebenserfahrung, seiner Bedürfnisse und nicht zuletzt aufgrund seines Weltbildes:

Warum ist der Idealist erfolgreicher, nur weil man später, nach seinem Tod noch über ihn spricht (sofern er es überhaupt dazu bringt), als der, der genüsslich ohne Entbehrungen oder anderen Widrigkeiten seinem Ende entgegen geht um dann ohne Aufhebens in der Zeit zu verschwinden?
Glück mit Sinn zu koppeln ist meiner Meinung nach weder notwendig, noch hinreichend - erschwerend kommt hinzu, dass jeder einzelne Glück anders definiert, erlebt und definiert.

Alles was Du schreibst basiert irgendwo auf den Moralvorstellungen des Christentums und bestimmt auch den meisten anderen Religionen  - absolut ist das jedoch nicht, nicht für jeden.

Ob in unserer Region irgendwann die Lohnsklaven leben oder nicht, ist wohl eher eine prophetische Vorhersage, ich erinnere mich noch an das erstarken der Japaner in meiner Kindheit, wo Europa auch finsteres vorhergesagt wurde; und auch darüber, dass unser Wirtschaftssystem so irgendwann nicht mehr funktionieren würde, herrscht Einigkeit. Faktisch funktioniert es in seinen Grundzügen aber bereits seit Handel und Arbeitsteilung Einzug gehalten haben.
Wann dieses Äon zu Ende sein wird ::)

Ganz ehrlich würde ich diese und andere Diskussionen und philosophischen Betrachtungen mit Dir lieber bei einem Glas guten Rotwein führen - die Tipperei wird mir zu anstrengend.

Liebe Grüße
Cephalus

Titel: Re: Fair gehandelte Jeansröcke?
Beitrag von: MAS am 19.01.2014 23:54
Lieber Cephalus,

ja, an dem, was Du schreibst, ist was dran.

Es gibt tatsächlich Menschen, die mit einem sinnlosen Leben zufrieden sind, solange es sinnliche Genüsse bereit hält. Und wer dann darunter leidet, ist ihnen egal. Das stimmt.

Und ja, mein Weltbild ist sehr von den Religionen beeinflusst. Ich denke, dass die Vordenker und Vorhandelnden der Religionen grundsätzliche Probleme des Menschseins erkannt haben und Lösungen für diese Probleme vorschlagen, die mal mehr, mal weniger plausibel sind. Oft sind sie innerhalb eines kulturellen Systems plausibel, innerhalb eines anderen nicht oder nur, wenn man sie übersetzt.

Beweise gibt es nicht. John Hick hat in seinem Buch "Religion" sehr schön dargelegt, dass es weder für religiöse, noch für naturalistische Welterklärungen letztlich gültige Beweise gibt. Alle Art von Beweis gibt es nur im Rahmen bestimmter kulturell bedinger Plausibilitätsstrukturen.

Was aber wichtig ist, dass wir Menschen zu einem Modus finden müssen, wie wir gemeinsam auf diesem Planeten leben können. Und dabei plädiere ich für einen Modus ohne Vorrechte einer Gruppe vor einer anderen, ohne Herrschaft einer Gruppe über eine andere und ohne Ausbeutung einer Gruppe durch eine andere.

Da mögen Menschen widersprechen und sagen, dass es gut sei, wenn Starke über Schwache herrschen, Kluge über Doofe, Gesunde über Kranke, Reiche über Arme, Gläubige über Ungläubige, Männer über Frauen, Weiße über Schwarze oder was auch immer. Und ich widerspreche diesem Widerspruch.

Aber ja, beweisen, dass das was ich für richtig halte auch richtig ist, kann man nicht!

Und jetzt?

Trinke ein Glas Wein und stoße mit mir im Geiste an!  :)

LG, Michael