Hallo Quark!
A) Es gibt genauso Röcke mir Reißverschluss.
Aber einen Rock zieht man meistens eher hoch, man öffnet nicht den Verschluss. Keine Verletzungsgefahr. Es sei denn, der Rock ist eng und man möchte stehpinkeln. Dann könnte Hochziehen einem unangenehmer sein als Aufknöpfen.
B) Es gibt auch Hosen mit Knöpfen.
Richtig. Auch wenn 5-Pocket-Hosen mit ihren groben Metallreißverschlüssen wohl am gemeinsten sind, so sind auch Bundfaltenhosen durchaus unangenehm. Und eine solche mit Knöpfen habe ich noch nicht gesehen.
Ich weiß nicht in was für einer hektischen Welt wir leben in der Mann sich in seine Kleidung stürzt als ob man auf der Flucht wäre.
In einer Welt, wo Männer ihrer Kleidung soviel Aufmerksamkeit zu schenken bereit sind, dass sie es als notwendiges Übel nebenbei erledigen und sich keine Zeit dafür nehmen wollen. Sind ja schließlich richtige Kerle und keine Weiber.
Davon abgsehen haben wir es ja mit erwachsenen Menschen zu tun die sich ihre Zeit so einplanen können, sodass sie nicht in Eile kommen alsdass sich sich sogar beim Anziehen von wirklich einfachster Kleidung verletzen müssten.
Ohne den speziellen Fall jetzt
en detail zu kennen: Es wäre verwegen zu behaupten, ich könnte jede einzelne Situation damit wegerklären, dass man sich doch einfach mehr Zeit nehmen solle. Manchmal passiert es eben, dass man sich trotz großzügiger Zeitplanung beeilen muss.
Da will man(n) sich als Mann einerseits Freiheit verschaffen in dem man(n) Röcke trägt und sich dadurch sämtlicher Konventionen entledigt, und andererseits schähmt man(n) sich dafür die naturgegebenen Vorzüge zu nutzen.
Das hat meiner Meinung nach nichts mit Schämen zu tun. Meine Freundin hat mich vor die Wahl gestellt: Stehpinkeln und Toilette sauber machen oder Sitzpinkeln und sie macht das. Das war natürlich erst mal nur ein Scherz, wenn auch einer, der bei überstrapazierter Geduld in die Tat umgesetzt würde. Nachdem ich dann mal einen Sommer bemerkte, wie stark das bei Stehpinkeln in der Gegend herumsprüht (sprüht! nicht nur spritzt!), habe ich das selber eingesehen. Ist doch widerlich, bei einer normalen Toilette den Urinnebel in der ganzen Umgebung zu wissen. Pissoirs nutze ich natürlich und auch in freier Natur, wenn es sich denn mal nicht vermeiden lässt, stelle ich mich an einen Busch oder Baum. Aber auf Sitztoiletten setze ich mich hin. Und erwarte das auch von meinen Gästen. Auch wenn ich das nicht kontrollieren kann.
Es bleibt ein Fakt: In Haushalten mit Stehpinklern muss die Toilette häufiger saubergemacht werden, wenn man das gleiche Niveau maximaler Verschmutzung ansetzt, bevor man saubermacht. Es ist unmöglich beim Stehpinkeln so wenig Schmutz zu machen wie beim Sitzpinkeln.
In der heutigen Zeit in der die körperliche Arbeit wegfällt und man(n) die Kräfte in Kopfarbeit misst, ist das konventionelle, körperbetonende Männerbild in Zeiten der absoluten Emanzipation mehr als nur noch ungern gesehen und wird als bäuerlich und proletenhaft abgewertet.
Das konventionelle Männerbild ist nicht körperbetont. Das proletarische Männerbild ist es, teilweise auch das aristokratische. Und es spricht nichts dagegen, sich proletarisch zu kleiden. Aber: Proletarisch-bäuerliche Stile sind sehr zweckmäßig gestaltet, Ästhetik und modische Finesse spielen keine oder nur sehr untergeordnete Rollen. Da wird lieber nach Anzahl und Größe der Taschen entschieden als nach Farbe oder ausgefallener Schnittführung. Da muss der Stoff robust sein und auch mal einen Kampf aushalten können. Oder die Kleidung soll einfach nur die animalisch-körperliche Stärke enthüllen. Unabhängig davon, ob diese Qualitäten überhaupt benötigt werden.
Ein alter Freund von mir hatte einen wunderbar großen Rucksack. Da hatte er neben div. Messern und Werkzeugen Klebebänder, unterschiedliche Haushaltschemikalien wie Reinigungsbenzin und Spiritus, Permanentmarker und ein Erste-Hilfe-Set drin. Gesamtgewicht irgendwas zwischen 15 und 20 kg. Sehr praktisch, sowas dabei zu haben, aber an 360 von 365 Tagen komplett unnötig. Ein anderer Freund sucht seine Hosen danach aus, dass er darin auch seine Kungfu-Streckübungen und -Tritte machen kann. Jede Hose. Auch die Hosen, die er zu Anzügen anzieht. Vielen Männern geht völlig ab, dass Kleidung auch was fürs Auge seien kann, sie folgen vollkommen zwanglos proletarischen Überlegungen -- "Wofür ist das denn gut?" Manches muss einfach nicht für irgendwas gut sein, außer die Sinne anzusprechen. Und Kleidung für den Alltag und die Freizeit gehört dazu.
Ich habe mich entschieden, mich modisch zwischen den Polen aristokratisch und bürgerlich zu bewegen, da ich mich eher damit arrangieren kann. Aber für ersteres ist es sehr schwer, passende Kleidung zu finden. Röhrenhosen muss ich in der Damenabteilung einkaufen. Beim Schuhwerk sieht es noch düsterer aus, weil alle nicht-proletarische Schuhmode für bürgerliche Outfits mit weiten Hosenbeinen konzipiert ist. Da aristokratische Stile eher aufmerksamkeitsheischend sind, wie man es auch von 'weiblicher' Kleidung gewohnt ist, muss ich damit leben, dass das Gesamtauftreten eben desöfteren mal als 'weiblich' bezeichnet wird.
Wenn körperliche Betätigung ansteht oder Tätigkeiten, die die Kleidung angreifen können, dann wird eben auf robusteren Stoff und zweckmäßigere Schnitte zurückgegriffen. Überraschend daran ist eigentlich nur, dass Frauen das im allgemeinen schon seit Jahrzehnten so halten und Männer es trotzdem nur selten zu kapieren scheinen.
Aber soll man(n) sich jetzt dafür schämen dass man breite Schultern hat und versuchen diese durch entsprechende Kleidung schmäler wirken zu lassen?
Soll man sich jetzt dafür schämen wenn man in einer Hose die Männlichkeit erahnen kann und versuchen diese durch weite Stoffe zu verdecken?
Soll man sich jetzt dafür schämen wenn man(n) beim "Im-Stehen-Pinkeln" erwischt wird?
1. Das verlangt niemand. Ich verlange aber (wenn auch ohne irgendeine damit einhergehende Verpflichtung von irgendjemanden), dass Menschen sich bitte Gedanken um ihre Kleidung machen und mal was fürs Auge kreieren.
2. Es liegt auch an uns Männern, diese Körperausbeulung so selbstverständlich zu tragen wie Frauen ihre Brüste.
Ich habe schon mal überlegt, die Schamkapsel aus der Versenkung zu holen und zu reaktivieren. Grundüberlegung war, dass beim Tragen von Nicht-Boxer-Unterwäsche wie Strings, Slips und Pants die Naht der darübergetragenen Hose an höchst ungünstiger Stelle liegt -- eigentlich eine komplette Idiotie, dieses Design. Eine Lösungsmöglichkeit für das Problem ist ein weiter Schnitt, der die Wahrscheinlichkeit des Einklemmens verringert, aber nicht systematisch ausschaltet. Eine Mittelnaht sollte frühestens ab dem Damm beginnen und nach hinten durch die Pofalte führen. Vorne müssten zwei Nähte halb links und halb rechts am besten Stück vorbeigeführt werden (darf man an der Stelle 'Penis' sagen?) und erst nach dem Hodensack zusammenlaufen, so dass sich eine Tasche für die Familienjuwelen bildet. Das dadurch entstandene Dreieck könnte dann zur Basis einer wie auch immer ausgearteten Schamkapsel oder einer anderen Ausarbeitung werden, z.B. durch Wechsel des Materials (Hose schwarze Baumwolle, Dreieck aus Lack, Leder oder mit Pailetten besetzt), der Farbe (Hose schwarz, Dreieck weiß oder grau oder lila) oder beides (Bluejeans mit Naturlederdreieck). Verschlusstechnisch böten sich mehrere Varianten an: Reißverschluss in Mittelnaht hinten, Reißverschluss halb links oder halb rechts oder Schnallen vom Dreieck zu den Seiten hin. Auch simple Schnürung in den halbseitigen Nähten wären Möglichkeiten -- mit schicker Unterwäsche sogar ohne Stofflaschen drunter tragbar. Erwähnt werden sollte vielleicht noch, dass solcherart Hosen sich eigentlich nur eng im Schritt tragen lassen, damit die Dreicksnähte wirklich
immer links und rechts der Geschlechtsteile entlanggehen und nicht einfach mal verrutschen.
Allen Lösungen gemein ist, dass der Pinkelvorgang dadurch erschwert wird und sich wohl allein dadurch nicht durchsetzen wird. Was mich mich fragen lässt, ob das Pinkeln Männern wirklich soviel bedeutet.
3. Beim Verrichten der Toilette erwischt zu werden, ist meiner Meinung nach das entscheidende Kriterium. Es gibt einfach einen Bereich der Intimsphäre, wo Menschen selbst ihre Lebenspartner nur ausnahmsweise reinlassen.
LG
Masin
der gerade zuviel Zeit hatte.