Der Rest ist auch lesenswert.
http://fsh-place.de/
Ich bin erst auf Seite 8, aber ich sehe dasselbe Problem, wie man es andernorts und auch hier wiederfindet: Unverständnis der Zuordnungen 'männlich' und 'weiblich', 'maskulin' und 'feminin'. Wenn wir etwas als 'männlich' oder 'weiblich' bezeichnen und nicht explizit das biologische Geschlecht meinen, dann ist das immer nur eine Assoziation, die wir eigentlich meinen, nie eine reale Tatsache.
Anstelle von 'männlich' und 'weiblich' (und Synonyme davon) verorte ich die Stileindrücke mittlerweile lieber in einem zwischen den Ecken 'aristokratisch', 'bürgerlich' und 'proletarisch' aufgespannten Dreieck und gleichzeitig auf der Skala 'schwach'<->'stark'. Männerstile sind tendenziell Richtung 'bürgerlich' und 'proletarisch' sowie Richtung 'stark' zu finden, Frauenstile überspannen fast das ganze Dreieck bis auf die Extreme in den Ecken 'bürgerlich' und 'proletarisch'.
Effektiv heißt das: 'männlich' ist der Eindruck, wenn der Stil Stärke, Unverletzlichkeit, Überlegenheit demonstriert -- wichtig ist, nicht zu sehr Richtung 'aristokratisch' abzudriften. Sich zu schmücken ist eine 'aristokratische' Sache, auf die Frauen ungerne verzichten -- sie fühlen sich dann zu 'männlich'. Deshalb werden Frauenstile nie die Ecken 'proletarisch' oder 'bürgerlich' erreichen. Berufskleidung ist übrigens explizit ausgenommen. Verletzlichkeit wird erzeugt durch freizügige Körperdarstellung. Männer kompensieren das, indem sie dann zu tendenziell 'proletarischerer' Kleidung greifen, die sich diese (
per definitionem durch mich) durch Urtümlichkeit, Pragmatismus, Primitivität, rohe Ungebändigtkeit auszeichnet.
Ich will noch ein wenig mehr dazu ausarbeiten, bislang prüfe ich diese Kategorien gegen die Wirklichkeit.
Der Vorteil: Es zerlegt 'm' und 'w' mal in seine Bedeutungen und zeigt die Willkür der Trennung auf. Frauen können sehr wohl weiblich gekleidet sein, ohne verletzlich zu wirken; Männerstile belegen einen weitaus geringeren Teil der Fläche (ich muß mal Bildchens machen).
Aus dem oben Postulierten kann man problemlos ableiten, daß Männer in bodenlangen Röcken vielleicht als ungewöhnlich betrachtet würden, aber nicht als weiblich, was sich auch mit meinen Erfahrungen aus Praxis und Gespräch deckt. Um einen knielangen Rock tragen zu können, muß betont die Richtung 'proletarisch' eingeschlagen werden (huhu, Kilt!). Ein Rock gilt, da er als einzelne Röhre beide Beine schützen muß, immer als 'schwächer' als ein gleichlanges Paar Hosen.
So, da ich natürlich furchtbar stolz auf meine Überlegungen bin, überrascht das jetzt wohl nicht: Ich finde diese Einteilung weitaus stimmiger als die Skala 'männlich'<->'weiblich'. Sie mag vielleicht nicht alles Denkbare abdecken, aber zumindest bedeutend mehr als besagte M/W-Konstruktion, wie auf so vielen Websites das Leid von Männern und Frauen dokumentiert: "Warum gilt das als 'weiblich'? Ich will das doch auch tragen! Ich kann daran nicht erkennen, was da 'weiblich' sein soll!"
Leider sind meine Versuch, mal herauszukitzeln, was denn hier unter 'männlich' und 'weiblich' verstanden wird, fruchtlos geblieben -- ich denke immer noch, daß die meisten es nicht wissen, sondern nur irgendwie intuitiv erfassen. Darauf aufbauend kann man auch wunderbar verstehen, warum es immer wieder zu irgendwelchen Hetztiraden und Tuntenrufen kommt.
So, weiteres Gedankenspiel auf dem Dreieck: Dadurch, daß Frauen sowohl entlang der Skala 'schwach'<->'stark' Richtung 'stark' vorgedrungen sind und in der Fläche Richtung 'proletarisch' und 'bürgerlich' vormarschiert sind, setzt bei Männern der starke Zwang ein, 'männlicher' als die Frauen sein zu müssen, ergo ein Rückzug in die eigenen Ecken. Effektiv macht das den Frauen weitere Landgewinne möglich im Grenzbereich usw. Solange also Männer 'Männlichkeit' verfolgen, können Frauen Spaß an dem haben, was Männer hinter sich lassen. Der Fehler liegt immer noch darin, in vermeintlicher 'Weiblichkeit' etwas Schlechtes zu sehen.
Übrigens, weil es so schön ist, zu sich zu stehen, und Menschsein nicht zu reichen scheint: Ich sage, ich bin Mensch. Spezieller sage ich: Ich bin ein Mann -- aber warum diese Trennung? Ich bin Masin, ich steh zu mir. Und individueller kann es damit nicht mehr werden. Zufällig bin ich auch noch ein Mann, aber wen interessiert's? Zufällig bin ich auch Mensch, aber das sind auch alle meine Gesprächspartner (ja, auch meine Katzen sind nur Menschen ;-)).
Mit den Worten verabschiede ich mich für gestern und liebe Grüße, gute Nacht!
Masin