Hi Tine,
als vom Jugenwahn betroffener Alter (der sich die Haare jedoch nicht färbt) weiß ich mein Alter zu schätzen. Klingt unglaublich, ist aber so. Das macht es mir insgesamt leichter, modisch "über die Stränge zu schlagen".
Ob das gut oder schlecht ist, kann ich nicht sagen. Wahrscheinlich sind Licht und Schatten miteinander gepaart, wie bei vielen Dingen. Es kommt darauf, dass man sich selbst nichts vormacht, auch wenn ich mich wie, sagen wir mutig, 40 fühle, weiß ich, dass ich fast 60 Lenze zähle.
Aber muss ich dann unbedingt die Kleidung von 60-jährigen tragen, um anderen Leuten die Einschätzung des biologischen Alters leichter zu machen? Finde ich nicht, wenn ich in "jüngerer" Kleidung eine gute Figur mache (oder meinetwegen auch eine schlechte Figur), wieso soll ich etwas weglegen, weil "man" das in dem Alter nicht trägt. Modische Freiheit (falls es die überhaupt gibt) sollte kein Privileg der Jugend alleine sein.
Ich sage "ja" zu meinem Alter, dennoch nehme ich mir die Freiheit (solange es noch geht) heraus, die Kleidung zu tragen, in der ich mich wohlfühle. Und nicht die Kleidung, die "man" gemeinhin in meinem Alter trägt.
Es mag merkwürdig klingen, aber ich gefalle mir derzeit besser als zuvor. Auch mit den selbstverständlich vorhandenen Spuren des Alters und manchem Zipperlein. Gut, der Bauch könnte etwas dünner sein, aber sonst habe ich nix zu bemängeln. Füße, Beine, Allerwertester, Arme, Brust, Gesicht, Haare ist alles ok für mich inkl. der Alterserscheinungen (Haare grauer, Brüste stärker, Haut fleckiger, that´s life). Nicht alles davon muss man krampfhaft verstecken, um anderen und sich selbst etwas vorzumachen. Die Haare zu färben, steht für mich nicht auf dem Schirm, weil sie mir so gefallen, wie sie sind (grau-schwarz Melange hat nicht jeder). Ein wenig Hautpflege schadet auch nicht, kein Zweifel. Ich könnte mir auch vorstellen, in geringem Maße Kosmetik einzusetzen (mache ich derzeit nicht), das wäre kein Beinbruch.
Den Menschen in Altenheimen gönne ich von Herzen, dsich ie Haare zu färben oder anderweitig aufzubrezeln. Das Leben dort ist oft genug eintönig und trist, da schadet sowas bestimmt nicht.