Ich stelle mal eine gewagte Behauptung auf und sage: Männer, die Röcke tragen, haben es in der Mode schwerer und leichter als Frauen. Warum?
Schwerer, weil das Tragen von ungewohnter Kleidung von vielen äusserst misstrauisch beobachtet wird und oft negative Assoziationen und Reaktionen hervorruft. Das kennen viel von uns. Frauen haben da einen grösseren Spielraum erkämpft, die können alles tragen und niemand wird ihnen absprechen, dass sie Frauen sind.
Leichter, weil die Vielzahl von Moderegeln, denen Frauen unterworfen sind, bei Männerkleidung nicht vorhanden sind. Der Bereich ist einfacher strukturiert, man kann nicht so leicht in modische Fettnäpfen treten. Der Nachteil ist, dass Männermode langweiliger und uniformer ist.
Wenn ich als Mann Röcke tragen will, habe ich es zunächst einmal schwerer als Frauen. Dann jedoch, wenn ich die Grenze überwunden habe, empfinde ich es als leichter, weil ich auf eine modische Vielfalt zurück greifen kann, die ich in der Herrenabteilung nicht vorfinde. Das ist wiederum schwerer, weil durch die große Wahlmöglichkeit die Gefahr eines Fehlgiffs größer ist. Und dennoch auch leichter, weil ich, selbst wenn ich Frauenkleidung trage, als Mann ausserhalb der Moderegeln für Frauen stehe. Ich kann diese Regeln leichter brechen, weil ich sowieso nicht ins gängige System passe.
Denn einerseits sind die Leute strenger (als Mann trägt man keine Röcke!), andererseits nachsichtiger (das ist ein Mann, der kann es nicht besser!).
Ein Wanderer zwischen zwei Welten zu sein, ist herausfordernd und spannend zugleich.