Freiheiten lassen, ist auch in meinen Augen wichtig, auch oder gerade, wenn sie nicht zu althergebrachten Traditionen oder Rollenbildern passen.
Im Fall von Nils Pickert bewundere ich die Durchsetzungskraft und die Beharrlichkeit, mit der er die Wünsche seines Sohnes verteidigt und den reichlich vorhandenen Anfeindungen entgegentritt.
Ich erlebe es gerade im ganz kleinen Rahmen, was auf einen zukommen kann, wenn man sich in dieser Weise verhält und finde es unsäglich mit welcher Penetranz manche, sonst eigentlich nette vernünftige und umgängliche Menschen ihr Weltbild anderen aufzwingen wollen.:
Unser größerer Sohn hat beschlossen, er möchte sich die Haare lang wachsen lassen – wie er auf diese Idee kommt weiß ich nicht und selbst hat er auch keine Antwort darauf.
Soweit, so gut, er sieht zwar mit den halblangen Haaren derzeit aus wie Struwwelpeter, aber weder meine Frau noch ich sehen einen Grund ihn nicht gewähren zu lassen, erst recht, weil es kein spontaner Einfall ist, sondern er beharrlich darauf besteht.
Seit jedoch die „normale“ Länge für Jungen überschritten ist, sind seine Haare bei JEDEM Besuch der Großmutter Thema. Letztes Mal habe ich mitbekommen dass sie auch noch versucht hat, mit bodenlosen Unsinn, von wegen wenn Haare vor die Augen hängen schadet das den Augen, ihm Angst zu machen und ihn wieder zur Normeinhaltung zu drängen.
Von Sprüchen „dann hält man dich ja für ein Mädchen“ (abwertend gemeint) mal ganz abgesehen.
Es nervt und ist anstrengend, vor allem, wenn man nebenbei noch eine eigentlich gute Beziehung zur Schwiegermutter erhalten will.
Vor diesem Hintergrund ziehe ich den Hut vor Pickert – auch wenn vielleicht der Kampfeswille aus einer Trotzreaktion keimt – das könnte ich mir selbst gut vorstellen.
Cephalus