Autor Thema: Die männliche Rock-Phobie  (Gelesen 30416 mal)

Offline high4all

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #60 am: 28.07.2015 13:39 »
Eine Wirkung auf das Auftreten haben unterschiedliche Kleidungsstücke ganz gewiß. Ob sie uns verändert, weiß ich nicht.

Ich glaube, dass Kleidung den Träger verändert. Du beschreibst es ja gerade: man tritt erst mal anders auf, in der Folge wird man selbstbewusster, sicherer, weniger ängstlich, -oder schlimmstenfalls auch das Gegenteil, ängstlicher etc.

Das passiert vielleicht nicht unmittelbar, aber mit der Zeit.

LG

Peter
Nun, ein verstärktes Selbstbewusstsein habe ich durch das Tragen von Absatzschuhen innerhalb weniger Wochen entwickelt. Soweit, dass ich mir zugetraut habe, Röcke zu tragen. Was einen erneuten Push für das Selbstbewusstsein zur Folge hatte. Mit der Zeit kommt durch die Routine auch eine größere Sicherheit und die Angst vor den Reaktionen der Mitmenschen wird kleiner.

Bevor jetzt irgendwer in Panik gerät:

Bisher ist keine Frau durch das Tragen von Hosen zu einem Mann geworden. Und kein Mann durch das Tragen von Röcken zu einer Frau.

Ein Kleidungsstück ist ein Kleidungsstück und hat keine magischen Kräfte. Womit wir wieder bei der Angst der Männer vor dem Rock (bzw. dem Weiblichen) gelandet sind.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline Ben

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #61 am: 28.07.2015 14:58 »
Mit einigen Fragezeichen las ich die einige der letzten Beiträge. Aber ich steck ja nicht in Euch drin.

Anfangs mag ich mich in Röcken anders gefühlt und verhalten haben. Doch schon länger habe ich nicht den Eindruck, daß ich bei mir einen Unterschied bemerke, wenn ich z. B. in Rock oder Hose im Stadion bin. Ähnlich verhält es sich in der Arbeit oder im privaten Umfeld. Vielleicht liegt es daran, daß mich die Leute so kennen und die Art mich so zu kleiden, wie ich es will, einfach selbstverständlich und somit Teil meiner Persönlichkeit ist.

Offline Peter

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #62 am: 28.07.2015 15:40 »
Bevor jetzt irgendwer in Panik gerät:

Bisher ist keine Frau durch das Tragen von Hosen zu einem Mann geworden. Und kein Mann durch das Tragen von Röcken zu einer Frau.

Ein Kleidungsstück ist ein Kleidungsstück und hat keine magischen Kräfte.

Das stimmt so nicht zu 100 Prozent: in einem anderen Thread ging es um den Journalisten Christian Seidel, der ein Jahr als Frau gekleidet lebte:

http://www.rockmode.de/index.php?topic=4556.0

Im Film dazu sah man, dass sich sein Hormonspiegel derart ins weibliche verschoben hatte, dass sein Arzt sich um ihn sorgte...

Aber vermutlich müssen wir wegen Dir nicht panisch werden  ;)

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline high4all

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #63 am: 28.07.2015 15:45 »
Ich kenne den Film und das Buch. Christian Seidel hat ja nicht nur die Kleidung gewechselt, sondern - soweit wie möglich - als Frau gelebt.

Die Veränderung des Hormonspiegels bedeutet nicht, dass aus einem Mann eine Frau wird. Da gehört einiges mehr dazu.
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Offline DesigualHarry

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #64 am: 28.07.2015 19:49 »
Hallo!

Ja was stell ich mir unter einem gesundem Männerbewußtsein vor?

Ist eigentlich schwer zu beschreiben, weil vieles davon mehr ein Gedankenspiel von mir ist, wo ich verschiedene Charaktere von Männern die mir Imponieren zu einem neuen Männerbewußtsein führe... Es gibt aktuell aus meiner Sicht wohl kein Beispiel der dieses Männerbild  repräsentiert, weil zu wenige Männer noch Rock tragen.

Aber alles was mit Gewalt oder Macho Gehabe zu tun hat, findet bei mir darin keinen Platz. Ich bin dann da auch schon für eine entspanntere Lebensweise... Aber man sollte sich als Mann halt schon auch wohlfühlen, und sich nicht dauernd über irgendetwas beschweren...

Ein gesundes Männerbewußtsein vertritt z.b. bei mir ein Albert Einstein, der eine wunderschöne Eigenschaft hatte neues zu Entdecken und sich so sicher war dass seine Behauptungen sich als richtig erwiesen. Er hatte wohl eine schier unglaubliche Selbstsicherheit wenn man soetwas wie die Relativitätstheorie entwirft, und sich diese dann auch noch als richtig erweist. Bei uns reicht unser Selbstbewusstsein doch nur zu Ja oder nein oder vielleicht, oder doch irgend etwas anderes....

Ein anderes sehr angenehmes aber auch sehr positiv aktives Männerbild vertritt bei mir z.b. ein Bruce Springsteen. Der in seinen Songs immer für die schwächeren einsteht und ihnen hilft. Der aber auch als Mensch selber sehr viel Gutes bewegt hat.

Ein völlig anderes positive Männerbild vertritt z.b. auch ein Helge Schneider. Diese Lockerheit und Selbstsicherheit
würde vielen Männern aus Politik und Wirtschaft gut stehen....
 
Ein Bild was ich auch als schönes Männerbild ansehe ist Sean Connery im Kilt. Aber z.b. auch ein Jon bon Jovi als er noch lange Haare und Cowboyboots trug. Pink Floyd stehen für mich z.b. für Kreativität. Ich finde auch einen Falco (Kommisar, Rock me Amadeus) in Teilbereichen sehr interessant. Ebenso die Rolling Stones

Es gibt schon Charaktere die auch andere positive Eigenschaften von maskulin repräsentieren. Es muss also nicht immer Gewalt sein. Man muss sich als Mann aber auch nicht so stark unterordnen wie es derzeit sehr häufig passiert, wie z.b. In Kleiderfragen.

Das ist aber nur eine von vielen Möglichkeiten. Viele Männer orientieren sich inzwischen ja in ganz anderen Richtungen, damit habe ich keine Probleme. Ich mag nur nicht dieses reduzierte Männerbild, wo man nur noch Befehle ausführt...oder anschafft...



Offline Ben

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #65 am: 28.07.2015 20:59 »
Nabend zusammen.

Mit dem Thread bzw. mit dem Geschriebenen werde ich nicht recht warm. Vielleicht kann ich für mich auch nicht definieren, was ein Männerbewusstsein, noch dazu ein gesundes, ist.

Vieles, was Du den von Dir beschriebenen Männern zuordnest, DesigaulHarry, sind in meinen Augen Eigenschaften und Fähigkeiten, die ich nicht mit Mannsein verbinde. Für mich ist das alles vom Geschlecht unabhängig.
Ich könnte jetzt als Gegenbeispiele Frauen aufführen, die Eigenschaften und Fähigkeiten haben, die mir gefallen, aber das führt in meinen Augen zu nichts.

Durch das Rocktragen habe ich wahrscheinlich im Laufe der Jahre ein selbstbewussteres Auftreten gewonnen, weil ich in anderen Bereichen Ängste vor Konflikten abgelegt habe. (Die Straße ist immer ein guter Trainingsort.)
Aber das fällt für mich auch nicht unter Männerbewusstsein.

Offline MAS

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #66 am: 28.07.2015 21:16 »
Lieber Harry, lieber Ben und alle anderen,

dieses Männer- oder vielmehr Menschenbewusstsein finde ich auch erstrebenswert. Arbeiten wir daran!

LG, Michael
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Offline Jo 7353

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #67 am: 12.08.2015 23:21 »
Hallo Michael,

das reale Leben hat mich so beschäftigt, daß ich die Antwort etwas aufgeschoben habe, aber meine Gedanken dazu will ich nicht verheimlichen.

Deiner Argumentation folgend, dürfte es keinen Unterschied zwischen Sex und Gender geben. Oder?

Warum fragst Du nach englischen Begriffen? Übersetzten wir das doch einfach ins Deutsche. Sex ist Geschlecht oder genauer biologisches Geschlecht und gender ist grammatikalisch Geschlecht oder, so wie es im Deutschen als Fremdwort benutzt wird, soziales Geschlecht. Dummerweise haben die Kategorien, in die diese einteilen die gleichen Bezeichner, nämlich männlich und weiblich  und im Sinne von keines von beiden sächlich.
Bei der Grammatik könnten sich die Germanisten gerne auch andere Bezeichner ohne Geschlechtsassoziation wählen, zumal das selbst bei geschlechtlichen Wesen nicht immer paßt. Es geht da schließlich nur um die Verwendung von Artikeln und Wortendungen.
Wie die Definition von männlich und weiblich beim sozialen Geschlecht ist, würde ich gerne mal sehen. Es wird viel davon geredet, aber was die Merkmale genau sind, wird nie gesagt.
Lediglich beim biologischen Geschlecht sind mir weitestgehend brauchbare Definitionen von männlich und weiblich geläufig, und diese gehen aus vom Fortpflanzungsgeschehen.
Nun gibt es zu dem biologischen Geschlecht viele Korrelationen. Es gibt starke Korrelationen wie den Bartwuchs und schwächere Korrelationen wie Körpergröße.  Aus diesen Korrelationen lassen sich Geschlechtszuordnungen herleiten, zumal bei vielen Korrelationen, wie z.B. bei den eben genannten,  naturgegebene ursächliche Zusammenhänge vorhanden sind. Das Körperliche hat auch psychische  Auswirkungen. Eine unzweifelhafte sind die Stimmungsschwankungen im Menstruationstakt von Frauen. Bei den Fähigkeitsschwerpunkten in Mathematik und Sprachen ist das nicht klar, und es wird manchmal sehr ergebnisorientiert und in sich unlogisch argumentiert. Die Korrelation zwischen Rocktragen und Weiblichkeit ist ganz sicher nicht naturgegeben. Und über die Existenz und Ausprägung von Korrelationen, z.B. logisches Denken, wird auch noch gestritten.
Soziales Geschlecht könnte man also als die sozialen, und dabei insbesondere auch nicht naturgegebenen Korrelationen zum biologischen Geschlecht bezeichnen.
Soweit das alles nur als Zustandsbeschreibung angesehen wird, ist das alles harmlos. Wenn daraus Bewertungen und Handlungsanweisungen entstehen wird es problematisch. Wenn aus einer Rockkorrelation ein Rockverbot mit der Begründung der falschen Geschlechtlichkeit wird, haben wir dafür ein treffendes Beispiel. Zwangsmaßnahmen zur Schwächung der Korrelation sind aber auch nicht zu begrüßen. Auch Personen, die viele Abweichungen von den Korrelationen haben, ihre Geschlechtlichkeit abzusprechen, ist Unsinn, denn die Geschlechtlichkeit haben die Dinge nur von ihrer Korrelation zum biologischen Geschlecht der Person. Simples Beispiel dazu: Wenn ich einen Rock trage ändert das nichts an meiner Geschlechtlichkeit, sondern der Rock wird männlicher, weil er durch das Tragen von mir in Bezug zu einer biologisch männlichen Person kommt.
Diese Beispiele sind noch harmlos. Es gibt viel schlimmere Konsequenzen, die aus dem Denken in der Kategorie des sozialen Geschlechts kommen, wenn daraus Begründeten von Zwängen zur Verstärkung oder Schwächung von Geschlechtskorrelationen herrühren oder Verurteilungen von Personen ausgehend aus einer Geschlechtskorrelation, insbesondere, wenn sie noch zu allem Überfluß falsch eingeschätzt wird, entstehen.
Daher lehne ich das Denken in Genderkategorien ab. Und um zum Titelthema zurückzukommen: Die Rock-Phobie bei Männern ist ohne das Genderbild undenkbar.

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.

Offline MAS

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Re: Die männliche Rock-Phobie
« Antwort #68 am: 13.08.2015 00:49 »
Lieber Jo,

Das ist ganz richtig:
Zitat
Die Rock-Phobie bei Männern ist ohne das Genderbild undenkbar.] Die Rock-Phobie bei Männern ist ohne das Genderbild undenkbar.

Nur kann man soziale Konstrukte eben nicht einfach abändern oder gar auflösen. Das siieht man ja an Rock aktiv, wie sehr sie einen formen und auch bisweilen quälen. Das ist viel mehr ein längerer Prozess.

Überdies wäre sicher auch so manche männliche Freude am Rock ohne Genderbild nicht die, die sie ist.

LG, Michael
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