Hallo Michael,
das reale Leben hat mich so beschäftigt, daß ich die Antwort etwas aufgeschoben habe, aber meine Gedanken dazu will ich nicht verheimlichen.
Deiner Argumentation folgend, dürfte es keinen Unterschied zwischen Sex und Gender geben. Oder?
Warum fragst Du nach englischen Begriffen? Übersetzten wir das doch einfach ins Deutsche. Sex ist Geschlecht oder genauer biologisches Geschlecht und gender ist grammatikalisch Geschlecht oder, so wie es im Deutschen als Fremdwort benutzt wird, soziales Geschlecht. Dummerweise haben die Kategorien, in die diese einteilen die gleichen Bezeichner, nämlich männlich und weiblich und im Sinne von keines von beiden sächlich.
Bei der Grammatik könnten sich die Germanisten gerne auch andere Bezeichner ohne Geschlechtsassoziation wählen, zumal das selbst bei geschlechtlichen Wesen nicht immer paßt. Es geht da schließlich nur um die Verwendung von Artikeln und Wortendungen.
Wie die Definition von männlich und weiblich beim sozialen Geschlecht ist, würde ich gerne mal sehen. Es wird viel davon geredet, aber was die Merkmale genau sind, wird nie gesagt.
Lediglich beim biologischen Geschlecht sind mir weitestgehend brauchbare Definitionen von männlich und weiblich geläufig, und diese gehen aus vom Fortpflanzungsgeschehen.
Nun gibt es zu dem biologischen Geschlecht viele Korrelationen. Es gibt starke Korrelationen wie den Bartwuchs und schwächere Korrelationen wie Körpergröße. Aus diesen Korrelationen lassen sich Geschlechtszuordnungen herleiten, zumal bei vielen Korrelationen, wie z.B. bei den eben genannten, naturgegebene ursächliche Zusammenhänge vorhanden sind. Das Körperliche hat auch psychische Auswirkungen. Eine unzweifelhafte sind die Stimmungsschwankungen im Menstruationstakt von Frauen. Bei den Fähigkeitsschwerpunkten in Mathematik und Sprachen ist das nicht klar, und es wird manchmal sehr ergebnisorientiert und in sich unlogisch argumentiert. Die Korrelation zwischen Rocktragen und Weiblichkeit ist ganz sicher nicht naturgegeben. Und über die Existenz und Ausprägung von Korrelationen, z.B. logisches Denken, wird auch noch gestritten.
Soziales Geschlecht könnte man also als die sozialen, und dabei insbesondere auch nicht naturgegebenen Korrelationen zum biologischen Geschlecht bezeichnen.
Soweit das alles nur als Zustandsbeschreibung angesehen wird, ist das alles harmlos. Wenn daraus Bewertungen und Handlungsanweisungen entstehen wird es problematisch. Wenn aus einer Rockkorrelation ein Rockverbot mit der Begründung der falschen Geschlechtlichkeit wird, haben wir dafür ein treffendes Beispiel. Zwangsmaßnahmen zur Schwächung der Korrelation sind aber auch nicht zu begrüßen. Auch Personen, die viele Abweichungen von den Korrelationen haben, ihre Geschlechtlichkeit abzusprechen, ist Unsinn, denn die Geschlechtlichkeit haben die Dinge nur von ihrer Korrelation zum biologischen Geschlecht der Person. Simples Beispiel dazu: Wenn ich einen Rock trage ändert das nichts an meiner Geschlechtlichkeit, sondern der Rock wird männlicher, weil er durch das Tragen von mir in Bezug zu einer biologisch männlichen Person kommt.
Diese Beispiele sind noch harmlos. Es gibt viel schlimmere Konsequenzen, die aus dem Denken in der Kategorie des sozialen Geschlechts kommen, wenn daraus Begründeten von Zwängen zur Verstärkung oder Schwächung von Geschlechtskorrelationen herrühren oder Verurteilungen von Personen ausgehend aus einer Geschlechtskorrelation, insbesondere, wenn sie noch zu allem Überfluß falsch eingeschätzt wird, entstehen.
Daher lehne ich das Denken in Genderkategorien ab. Und um zum Titelthema zurückzukommen: Die Rock-Phobie bei Männern ist ohne das Genderbild undenkbar.
Gruß,
Jo