Autor Thema: Rockakzeptanz als Generationenproblem  (Gelesen 9753 mal)

Offline high4all

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #15 am: 10.11.2016 07:59 »
Akzeptanz hängt von Individuen ab, nicht von Nationen, bei mir ist's nur die Familie, Kilts und Jeansröcke gehen sogar da durch, wenn sie nicht zu kurz sind.
In Niederösterreich und Wien habe ich niemals Probleme beim Tragen von Röcken und Kleidern gehabt.
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Offline JJSW

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #16 am: 10.11.2016 12:31 »
Akzeptanz, Zustimmung oder auch Ablehnung  zu meinen einröhrigen Gewandungen* erhalte ich aus allen Altersgruppen.
In jeder Gruppe gibt es solche und solche.
Aber ernsthafte Probleme hatte ich bisher deswegen nicht.

*verwende ich ganz gerne anstelle von "Outfit"
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
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Offline Jo 7353

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #17 am: 10.11.2016 21:55 »
Ich konnte bisher noch keinen Unterschied zwischen Jungen und alten beobachten.
Wichtiger scheint mir zu sein, in welchem  Zusammenhang und mit welchen begletenden Signalen man den Rock trägt. Die unterschiedliche Reaktion auf den tibetanischen Mönch und den europäischen Rockträger spricht für andere Faktoren. Zudem werden hier im Forum auch zum teil sehr unterschiedliche  Erlebnisse berichtet, und ich habe den Eindruck, daß die Unterschiedlichkeit auch vom Rockträger abhängt. Ich denke also daß vieles wichtiger ist als das Alter, aber das läßt sich nicht so einfach in Zahlen fassen.
Eines sollte man auch nicht vergessen. Wir hier im Forum gehören vorwiegend zur älteren Generation.

Gruß,
Jo
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Offline GregorM

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #18 am: 11.11.2016 21:04 »
Ich erlebe seit vielen Jahren überhaupt keine Probleme. Vor zehn Jahren oder so könnte ich, wenn auch äußerst selten, negative Kommentare hören, und sie hing mit dem Alter nicht zusammen, war eher mit Sozialstatus verbunden: je schlechter ausgebildet und je schlechter der Einkommen, umso negativer die Reaktionen zum Rock.

Aber wie gesagt, das hat sich geändert. 

 
Gruß
Gregor
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Gregor


Offline lea

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #19 am: 26.11.2016 20:53 »
Hallo. Ich möchte mich nicht einmischen. Aber eine Frage habe ich zur Akzeptanz zum Rock an Männern dann doch. Ich habe ja in meinem Vorstellungspost, das Problem meiner Familie (Mein Vater) angesprochen. Wie sehr ist die Angst meiner Mutter korrekt, sich für einen Ehemann im Rock schämen zu müssen? Ich meine, wenn es nicht mein Vater wäre, wäre es mir noch mehr egal. Denn mir ist egal, wer was trägt. Aber da es mein Vater ist, komm ich mir eben grade richtig bescheuert vor und völlig überrumpelt. Denn die Akzeptanz die ich mitbekam als ich ihn im Rock "erwischte", war von meinen Kumpels her 2 geteilt. Die Mädels sagen cool. Die Jungs sagen, seit wann ist dein Vater eine Schwuchtel und machen sich jetzt über mich und meine Familie lustig. Gymnasium. Hat also nichts, wie einer der Männer hier schreibt mit Bildungsstand oder Reichtum zu tun. Ob Hauptschule oder bei uns eben Gymnasium ich denke mal, dass geht durch alle Schichten der Gesellschaft. Mein Dad ist Syndikus und Mum ist Anwältin für Steuerrecht. Also hat das Rocktragen der Männer evtl. in den eher gehobeneren Schichten der Gesellschaft mehr zulauf als bei den,sagen wir mal, unteren Schichten?  Und kann ich evtl. zwischen Mum und Dad vermitteln, wenn ich als Vorschlag bringe, dass er öffentlich halt in einem Männerrock, ich denke hier gelesen zu haben, dass das dann der Kilt ist und privat im Damenrock mit Nylonstrumpfhosen experimentieren soll? Ich will nicht, dass Mum und Dad sich trennen, wegen einer Phase oder der Midlife Crises meines Dads. Ich bin aktuell echt völlig überfordert mit der Situation.  Ich war völlig geschockt als ich ihn so sah. Und evtl. habe ich auch übertrieben, als ich es zuhause gleich Mum erzählte, aber ich war so enttäuscht von ihm, so völlig allein gelassen. Von dem Mann, den ich bisher absolut vertraute und der für mich wie eine Vorbildfigur war. Völlig integer und über jedem Zweifel erhaben. Nur ist das jetzt weg. Völlig. 17 Jahre Vater Tochter Beziehung weg. Und Mum gehts genau so. 27 Jahre zusammen und jetzt? Kein Vertrauen mehr. Nur noch blanke Enttäuschung.
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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #20 am: 26.11.2016 23:06 »
Hallo Lea,

Wie sehr ist die Angst meiner Mutter korrekt, sich für einen Ehemann im Rock schämen zu müssen? Ich meine, wenn es nicht mein Vater wäre, wäre es mir noch mehr egal. Denn mir ist egal, wer was trägt. Aber da es mein Vater ist, komm ich mir eben grade richtig bescheuert vor und völlig überrumpelt.
Ja eben, weil es dein Vater ist. Die gleiche Scham dürfte auch bei dir aufkommen, wenn es dein Bruder wäre oder ein anderes sehr nahestehendes männliches Familienmitglied. Die Ursachen liegen darin, dass Weiblichkeit als etwas "minderwertiges" bewertet wird und Männer, die sich feminin anziehen, sich in ihrer Rolle als Mann anderen gegenüber "abwerten". Im Gegensatz zu Mädchen, wenn sie Skinnyjeans und Basecaps anziehen, sich erhöhen, weil sie etwas "maskulines" übernehmen. Aber Weder Weiblichkeit noch Männlichkeit ist  minder oder höherwertig als das andere. Die Gesellschaft trennt immer noch danach und das bekommt jeder von klein an eingeimpft.

In aller Regel passiert überhaupt nichts, dass man sich für einen Mann im Rock schämen müsste.
Es gibt immer welche die das cool und mutig finden. Aber das sind eben immer persönliche Empfinden, Vorerfahrungen und Weltbilder, die man weitergeben bekommen hat. Zu dem Thema, warum die eigene Frau sich oft beim eigenen Mann mit Röcken schwer tut, haben wir schon viel gechhrieben, dass ich das hier nicht weiter ausführenm möchte.

Denn die Akzeptanz die ich mitbekam als ich ihn im Rock "erwischte", war von meinen Kumpels her 2 geteilt. Die Mädels sagen cool. Die Jungs sagen, seit wann ist dein Vater eine Schwuchtel und machen sich jetzt über mich und meine Familie lustig.
Das ist nur bei pupertierenden Jungen so.  Darauf solltest du nichts geben.
Schwule Männer ziehen üblicherweise keine Frauensachen an oder kleiden sich feminin. Sie stehen auf Männer. Wenn sich ein Junge nun einen Rock anzieht, hat die restliche Gruppe angst, dass sie selber in ihrem Ansehen vor anderen Jungs sinkt. Das ist bei Mädchen anders. Deine Freundinnen reagierten ja recht entspannt auf deinen Vater. Und wenn sie das tun, kann es nicht so übel aussehen. Klar, es ist ungewohnt, weil es kaum Vorbilder mit Männern in Röcken gibt. Der Durchschnitt an dem Männer mit dem Rocktragen anfangen, liegt so bei 30 Jahren. Da haben sich Männer gefestigt und machen ihre Männlichkeit nicht mehr von Äußerlichkeiten abhängig. Durch immer mehr Aufklärung im Internet, Socialmedies und Medien sinkt natürlich das auch Anfangsalter.

Ob Hauptschule oder bei uns eben Gymnasium ich denke mal, dass geht durch alle Schichten der Gesellschaft. Mein Dad ist Syndikus und Mum ist Anwältin für Steuerrecht. Also hat das Rocktragen der Männer evtl. in den eher gehobeneren Schichten der Gesellschaft mehr zulauf als bei den,sagen wir mal, unteren Schichten?
Mit der Bildung hat das relativ wenig zu tun, eher mehr damit, in welchem Umfeld man sich bewegt, Freundeskreis und wie man gewillt ist, Dinge und festgefahrene Strukturen zu hinterfragen und aufzubrechen.

Und kann ich evtl. zwischen Mum und Dad vermitteln, wenn ich als Vorschlag bringe, dass er öffentlich halt in einem Männerrock, ich denke hier gelesen zu haben, dass das dann der Kilt ist und privat im Damenrock mit Nylonstrumpfhosen experimentieren soll?
Wenn das ein Kompromiss für euch ist, könnte das die bessere Wahl sein. Das wichtigste ist immer, dass man darauf achtet, dass es zur Person passt und dein Dad sich darin wohl fühlt. Dann kommt auch ein Damenrock nicht schräg oder peinlich rüber. Gregor kann dir in Sachen Kilts am besten weiterhelfen.

Ich will nicht, dass Mum und Dad sich trennen, wegen einer Phase oder der Midlife Crises meines Dads. Ich bin aktuell echt völlig überfordert mit der Situation.  Ich war völlig geschockt als ich ihn so sah. Und evtl. habe ich auch übertrieben, als ich es zuhause gleich Mum erzählte, aber ich war so enttäuscht von ihm, so völlig allein gelassen. Von dem Mann, den ich bisher absolut vertraute und der für mich wie eine Vorbildfigur war. Völlig integer und über jedem Zweifel erhaben. Nur ist das jetzt weg. Völlig. 17 Jahre Vater Tochter Beziehung weg. Und Mum gehts genau so. 27 Jahre zusammen und jetzt? Kein Vertrauen mehr. Nur noch blanke Enttäuschung.
Das was ich in deinem Anfangsthread gelesen habe, kann ich jetzt nur mit meiner männlichen Auffassung wiedergeben, wie ich mich als Mann fühlen würde. Ihr habt ihm ganz schön Schuldgefühle reingedonnert, dass er sein Handeln jetzt als falsch und etwas abnormales sieht und dass er seine Ehe aufs Spiel setzt, wenn er nicht damit aufhört. Dazu kommt die Verletzung als Vorbildsfunktion von einem richtigen Vater und Ehemann. Ich würde mich schon gekränkt durch den Satz "Was tust du uns und mir da an" gekränkt fühlen. Wenn du nicht mehr auf ihn zugehen möchtest, verständlicherweise, lass ihn etwas zeit, lass ihn seine Röcke zu Hause anziehen. Ich vermute aber die Enttäuschung rührt nicht von seinem Rocktragen, sondern dass er nicht erhlich zu euch war, richtig?

Stell dir immer wieder als Hilfe vor, dass er durch das Röcketragen dich und deine Mutter als Frauen wertschätzt und vertritt. Für ihn sind Damenröcke und Strumpfhosen kein minderwertiger Weiberkram, was seiner Männlichkeit abschwächen würde. Starke und selbstbewusste Menschen leisten es sich eher von der Norm abzuweichen.

Viele Grüße

Offline high4all

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #21 am: 27.11.2016 07:55 »
Zitat
ch war völlig geschockt als ich ihn so sah. Und evtl. habe ich auch übertrieben, als ich es zuhause gleich Mum erzählte, aber ich war so enttäuscht von ihm, so völlig allein gelassen. Von dem Mann, den ich bisher absolut vertraute und der für mich wie eine Vorbildfigur war. Völlig integer und über jedem Zweifel erhaben. Nur ist das jetzt weg. Völlig. 17 Jahre Vater Tochter Beziehung weg. Und Mum gehts genau so. 27 Jahre zusammen und jetzt? Kein Vertrauen mehr. Nur noch blanke Enttäuschung.

Liebe Lea,

ist das wirklich alles weg? Ich will Deinen Vater nicht in Schutz nehmen. Klar hat sein Versteckspiel Eure Beziehung schwer beschädigt. Das will ich nicht schönreden.

Aber bloß weil er Röcke trägt, ist er nicht weniger Dein Vater als vorher mit Hosen. Und willst Du wegen eines Kleidungstückes 17 Jahre gute Beziehung über Bord werfen?

Ganz sicher bist Du enttäuscht von Deinem Vater, weil er in einem wichtigen Punkt versagt hat: bei dem Vertrauen zu Deiner Mutter und Dir. Das Bild, dass Du von Deinem Vater hast, hat Risse bekommen. Dein Vater entspricht nicht mehr dem Bild, dass Du von ihm hast. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Du beharrst auf dem alten Vaterbild oder Du erweiterst Dein Vaterbild. Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens bzw, wir lernen neue Seiten an ihnen kennen. Das kann manchmal schmerzhaft sein, so wie Du es gerade erlebst.

Für mich ist der folgende Satz wichtig geworden:

Liebende leben von der Vergebung.

Das ist nicht immer leicht, weil wir Menschen sind. Menschen mit Ecken und Kanten, die sich aneinander reiben. Liebe ohne Leiden, wie Udo Jürgend mal gesungen hat, gibt es nicht. Je näher uns Menschen stehen, desto mehr leiden wir. Ständig eitel Sonnenschein gibt´s nur in Schnulzenfilmen.

Das, was rock aktiv geschrieben hat, möchte ich nochmal hervorheben:

Zitat
Stell dir immer wieder als Hilfe vor, dass er durch das Röcketragen dich und deine Mutter als Frauen wertschätzt und vertritt. Für ihn sind Damenröcke und Strumpfhosen kein minderwertiger Weiberkram, was seiner Männlichkeit abschwächen würde. Starke und selbstbewusste Menschen leisten es sich eher von der Norm abzuweichen.

LG
Hajo
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Offline lea

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #22 am: 27.11.2016 08:20 »
Danke ihr beiden. Aber high4all der Spruch "Liebende leben von der Vergebung"ist sehr gut.  Diesen  Spruch werde ich heute Mama mitteilen. Papa ist heute bei ner Modelfliegerausstellung und da hab ich Zeit mit Mama zu reden. Ich hoffe sie nimmt iihn für sich an. Es ist ja schon eine Zeit lang her seit ich ihn erwischt habe, aber erst die letzen 3 Tage wo ich hier in dem Forum bin, hab ich viel gelernt und kann endlich ein bisschen Verstehen was in ihm vorgeht und erst gestern Abend hatte ich dann erstens genug Kraft als auch genug "Wissen" um offen mit ihm darüber zu reden. Ich hoffe ihr verzeiht mir, wenn ich Mama auch mal hier in das Forum bringe, sie es mal lesen lasse, was wir hier schreiben. Ich will einfach dass alles wieder gut wird. Ich habe meinem Vater verziehen. Klar wird es schwer, das Vertrauen wieder auf die alte Basis zu stellen, aber ich will es versuchen und ihm eine 2. Chance geben. Aber und das ist ein richtiges Aber, ich habe eben Angst, dass die Gesellschaft noch nicht bereit für sowas ist, außer im Fasching.
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Offline high4all

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #23 am: 27.11.2016 08:52 »
Ich hoffe ihr verzeiht mir, wenn ich Mama auch mal hier in das Forum bringe, sie es mal lesen lasse, was wir hier schreiben. Ich will einfach dass alles wieder gut wird. Ich habe meinem Vater verziehen. Klar wird es schwer, das Vertrauen wieder auf die alte Basis zu stellen, aber ich will es versuchen und ihm eine 2. Chance geben. Aber und das ist ein richtiges Aber, ich habe eben Angst, dass die Gesellschaft noch nicht bereit für sowas ist, außer im Fasching.
Liebe Lea,

es ist kein Problem, wenn Deine Mama hier mitliest. Schließlich ist das kein Geheimbund und wir tun nichts Unrechtes. Natürlich ist jeder Mann anders gestrickt, aber vielleicht helfen die Beiträge verschiedener User Deiner Mama mit der Zeit ein gewisses Verständnis für Deinen Papa zu entwickeln.

Die Gesellschaft hat zunächst einmal aussen vor zu bleiben. Und löse Dich davon, den Erwartungen der Gesellschaft entsprechen zu müssen. Wir spielen allzuoft die Rollen, die die Gesellschaft erwartet und gehen dabei innerlich zugrunde.

Zum Glück bin ich in einem Alter, in dem die berufliche Karriere am Ende ist und ich auf gesellschaftliche Konventionen (hier z.B. Kleidung) immer weniger Rücksicht nehmen muss und will.

Natürlich gibt´s in der Kleinstadt, in der ich lebe, den Buschfunk. Aber nach drei Jahren haben sich die Leute an mich gewöhnt. Wahrscheinlich würden sie tratschen, wenn ich wieder Hosen tragen würde. Die Aufregung (der Sturm im Wasserglas) hat schwer nachgelassen.

Natürlich wäre es schön, wenn die Gesellschaft Röcke in gleicher Weise wie Hosen behandeln würde: als universelle, geschlechtsunabhängige Kleidungsstücke.

Darauf zu warten habe ich keine Lust und keine Zeit. Irgendwer muss damit anfangen.

LG
Hajo
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Offline Barefoot-Joe

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Re: Rockakzeptanz als Generationenproblem
« Antwort #24 am: 27.11.2016 17:04 »
HaLLO Lea,

Zitat
Ich hoffe ihr verzeiht mir, wenn ich Mama auch mal hier in das Forum bringe, sie es mal lesen lasse, was wir hier schreiben.

Ich finde das eine sehr gute Idee. Vielleicht wird dann klar, dass das kein Einzelfall ist, sondern für viele ganz normal ist.

Zitat
Ich will einfach dass alles wieder gut wird. Ich habe meinem Vater verziehen. Klar wird es schwer, das Vertrauen wieder auf die alte Basis zu stellen, aber ich will es versuchen und ihm eine 2. Chance geben.

Überlege mal bitte, warum er euch das nicht gesagt hat. Stell dir vor, du entdeckst morgen, dass du auf Frauen stehst, hast dich in eine Freundin verknallt und weißt nun nicht, wie du das deiner Familie beibringen sollst. Das ist in etwa die vergleichbare Situation, in der dein Vater steckte. Das ist nicht etwas, das man mal eben so beim Abendessen erzählt, das ist eine fundamentale Sache, bei der man lange überlegt, ob und wie man das seiner Familie beibringen kann. Eine Sache, bei der man sich erst einmal selbst darüber klar werden muss, wo man steht und wie es weitergeht. Die Tatsache, dass dein Vater es vor euch verheimlicht hat, ist kein fehlendes Vertrauen, sondern die Angst vor der Konfrontation und vor dem was dann passieren kann. Er war einfach noch nicht so weit. Im Grunde hast du einen Fehler gemacht, denn du hast ihn bei deiner Mutter geoutet und damit in Zugzwang gebracht. Das ist ähnlich als würde in dem obigen Beispiel jemand hingehen und dich bei deiner Mutter als lesbisch outen, ohne dass du Gelegenheit hattest, dir selbst darüber klar zu werden. Ich kann ein Stück weit verstehen, dass du das im ersten Schock getan hast, aber tatsächlich macht man so etwas nicht, das überläßt man der jeweiligen Person.

Zitat
Aber und das ist ein richtiges Aber, ich habe eben Angst, dass die Gesellschaft noch nicht bereit für sowas ist, außer im Fasching.

Veränderungen geschehen nicht, indem man wartet, bis andere für etwas bereit sind. Die Bereitschaft der Gesellschaft entsteht erst durch die Veränderung und die stoßen immer Individualisten an, die sich nicht an die Normen halten. Meinst du, du könntest heute in einer Hose herumlaufen, wenn die Frauen damals gewartet hätten, bis die Gesellschaft so weit ist? Nein, die haben sich das gegen den heftigen Widerstand der Gesellschaft herausgenommen und die Hosen einfach angezogen. Und erst nachdem es immer mehr wurden, hat die Gesellschaft das irgendwann akzeptiert.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh


 

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