Lieber Cephalus,
ja, da hast Du wohl Recht. Man sehe nur mal, wie unterschiedlich die Motivation bei Rockträgern, die dem Feminismus nahe stehen und solchen, die aus rein maskulinistischen Motiven heraus Röcke tragen, sind.
Was die Selbstsicherheit angeht: Ich glaube, ich habe mir die Selbstsicherheit dadurch erarbeitet, dass ich wusste, dass ich nicht alleine bin. Das Sehen von Vorbildern im Internet hat mir 1999 den Mut gegeben, auch alleine im Rock loszuziehen. Anangs bin ich auch auf die Leute zugegangen und habe sie gefrat, was sie über mich im Rock denken. Irgendwann habe ich damit aufgehört, war aber immer offen, wenn jemand auf mich zukam und fragte oder auch seine Meinung kundtat, egal ob zustimmend oder ablehnend.
Ich habe das aber in Heidelberg auch sehr genossen, dass wir so im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit standen. Ich fühlte mich ein wenig wie ein Promi, wenn sich Leute mit uns fotografieren ließen usw.
Ich stehe ja auch immer wieder vor der Öffentlickeit, wenn ich Vortrag halte, also religionswissenschaftliche, aber eben im Rock. Manchmal kommt dann am Ende des Vortrages jemand auf mich zu und fragt, was es mit meiner Kleidung auf sich habe. Und wenn ich dann sage, dass ich es bequem, schön und empanzipiert finde, sind manche etwas enttäuscht, dass nicht noch mehr dahinter steckt, z.B. eine bestimmte religiöse Tradition oder so.
Neuliche im Hotel in Bad Meinberg sprach mich ein über 80-jähriger Hotelgast auf den Rock an und kam dann mit einem Fernsehbetrag über Barfußgeher. Ich genieße das immer, so mit den Leuten zu reden.
LG, Micha