Hallo,
im Urlaub hatte ich wieder mal Gelegenheit, in der Zeitschrift Brigitte zu blättern. Auf der Seite "Typ-Beratung - Männer fragen Brigitte" wurde eine Frage beantwortet, die angeblich Oliver Kahn gestellt haben soll: "Liebe Brigitte, sind metrosexuelle Männer noch im Trend? Oder sind echte Kerle für Frauen doch interessanter?
Hier ein paar Auszüge aus deren Antworten:
"Was genau ihn zu dieser Frage bewogen hat, wissen wir natürlich nicht?
"Lieber Oliver Kahn, wir wissen nicht, wie Sie zu David Beckham stehen...
...So sehen Auslaufmodelle aus. Metrosexuell ist nämlich wieder out. War ein Versuch, eine nette Spielerei der Emanzipationsgeschichte, braucht man aber ungefähr so wie Cola mit Vanillegeschmack.....
....Kommen wir zum 2. Teil Ihrer Frage. Und einem deutlichen Ja als Antwort. Die Frage ist nur: reden wir von denselben echten Kerlen? Von Männern, die sich tagsüber jedem Sturm aussetzen und abends auch mal weich werden? Solche Kerle kommen nie aus der Mode...."
Habe mich entschlossen, mal einen Leserbrief zu schreiben. Hier ist er:
Sehr geehrte Damen und Herren,
es ist schon erstaunlich, was Sie alles nicht wissen.
Natürlich ist, dass in Deutschland im Osten die Sonne aufgeht, und natürlich wird man nass, wenn man bei Regen ohne weiteren Schutz ins Freie geht.
Aber ich wüsste mal gerne, was daran natürlich ist, dass Sie nicht wissen, was genau Herrn Kahn zu der Frage bewogen hat.
Warum haben Sie sich nicht informiert? Oder wurde bei Ihnen das Motto ausgegeben: Es reicht nicht aus, nichts zu wissen, man muss auch unfähig sein, es zu formulieren!
Möglicherweise meinten sie aber in Wirklichkeit auch:
„Was genau ihn zu dieser Frage bewogen hat, interessiert uns natürlich nicht. Wir schreiben einfach mal drauf los“. Dass würde jedenfalls zum Fazit Ihres Beitrages passen.
Wie auch immer, richtig katastrophal wird es dann bei den Inhalten. Nennen Sie mir wenigstens drei oder vier sachlich nachvollziehbare Gründe, die so gravierend sind, das diese grundsätzlich gegen metrosexuelle Männer sprechen. Meine Meinung: Sie reden von einer „netten Spielerei der Emanzipationsgeschichte..“, ohne sich wirklich ernsthaft, umfassend, neutral, unter Beachtung des Grundgesetzes, der menschlichen Würde und einem fairen Miteinander mit dem ganzen Thema auseinandergesetzt zu haben.
Die Eigenschaften eines Menschen sind doch viel umfassender als das irgend ein Modebegriff auch nur annährend auszudrücken vermag. Es kommt doch auf die Summe der positiven und negativen Eigenschaften an (was immer positiv oder negativ ist), auf das Verhältnis untereinander und darauf, ob sich Eigenschaften in die ein oder andere Richtung verstärken, sich vielleicht sogar aufheben oder nur als Einzelfaktor summieren, und bei alledem spielt dann auch noch die Tagesform eine Rolle und die Frage, wie eine Eigenschaft ausgelebt wird. Man kann auch Eigenschaften haben, die man bewusst nicht auslebt, wenn der Partner oder die Partnerin dabei ist und sie diese Eigenschaften nicht so gerne mag.
Diese ganzen Facetten aller denkbaren Eigenschaften eines Menschen werden dann noch einmal bei dem Betrachter bewertet, und auch der hat wiederum ganz spezielle Vorlieben, geistige „Filter“, Bewertungsmaßstäbe und eine Tagesform, die wiederum alle Möglichkeiten denkbar erscheinen lassen.
Und das der „tagsüberjedensturmaussetzeundabendsauchmalweichwerdemann“ nun der Weisheit letzter Schluss ist wage ich zu bezweifeln.
Bevor Sie Menschen bewerten, sollten Sie erst mal nach dem „Warum“ fragen.
Warum tragen Männer Feinstrumpfhosen, warum tragen Männer Röcke und warum lackieren sich Männer die Fuß- und/oder Fingernägel? (ich unterstelle, das dies einige Eigenschaften eines metrosexuellen Mannes sind, wobei bereits darüber schon diskutiert werden könnte, wenn man von den Ursprüngen unserer Geschichte ausgeht).
Womit wir wieder am Anfang wären. Warum fragen Sie nicht, wenn Sie etwas nicht wissen? Haben Sie Angst, dass jemand mit plausiblen und nachvollziehbaren Gründen daherkommt?
Dieser Leserbrief ist – auch in gekürzter Form - nicht so ohne weiteres zur Veröffentlichung freigegeben. Selbstverständlich habe ich auch dafür meine Gründe, aber versuchen Sie nicht zu spekulieren, welche Gründe das sind. Sie kämen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer falschen Bewertung, denn mir fallen spontan ca. 30 Gründe ein, warum jemand einer Veröffentlichung nicht zustimmt. Doch davon treffen für mich lediglich zwei zu.
Anmerkung hier im Forum: Mal schauen, ob die klüger geworden sind und mich nach den zwei Gründen fragen, warum ich einer Veröffentlichung nicht zustimme.
Liebe Grüße aus Bayern
Wolfgang
Thema: Beitrag in Brigitte zum metrosexuellen Mann (Gelesen 2663 mal)
