Autor Thema: Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!  (Gelesen 2231 mal)

Offline Lars

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #15 am: 04.03.2024 19:40 »
Ich staune immer wieder, wie schnell hier etwas als rassistisch bewertet wird ...
Schützen die Grünen die Natur?
Oder müssen wir die Natur vor den Grünen schützen?

Offline Yoshi

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #16 am: 04.03.2024 20:06 »
Ich staune immer wieder, wie schnell hier etwas als rassistisch bewertet wird ...

Steiners Reinkarnationskonzept beinhaltet die Wiedergeburt in verschiedenen Rassen. Er teilte sogenannte "Wurzelrassen" genetisch ein anhand von fünf Hautfarben, wovon die "Weißen Europäer" natürlich die beste spirituelle und intellektuelle Menschheitsentwicklung hatte. Die anderen Hautfarben sind alle schlechter gestellt, "rote Indianer" sind "vergreist" und eine "absterbende" Rasse, "Neger" sind "kindisch", "naiv" und "triebgesteuert". Die anderen beiden "Wurzelrassen" "gelbe Ostasiaten" und "braune Malayen" sind ebenfalls "primitive" Völker in seinen Augen und nicht "arisch" wie die "Weißen Europäer". Darüberhinaus bezeichnete er das Judentum als einen "Fehler in der Weltgeschichte". Auf Steiners Rassenlehre beriefen sich übrigens auch einige Nazis, vor allem diejenigen, die einen Hang zur Esoterik und zum Okkultismus hatten.

In meinen Augen alles Andere als ein "vorschneller" Rassismusvorwurf, sondern lupenreiner Rassismus der übelsten Sorte! Bitte vorher informieren, bevor man irgendwelche Behauptungen aufstellt.

Edit: Es gibt mehrere Veröffentlichungen von Waldorfeinrichtungen, die sich dezidiert von Steiners rassistischem Gedankengut distanzieren. Nichtsdestotrotz hat dieser Mann viele gute Reformen in die Pädagogik eingebracht, die ohne ihn undenkbar gewesen wären.

Offline Lars

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #17 am: 04.03.2024 20:52 »
O.K. - ich werde mich dann wohl doch etwas eingehender damit befassen bei Gelegenheit.
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Offline Zwurg

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #18 am: 04.03.2024 21:39 »
Ohne Steiner verteidigen zu wollen: Man muss die Zeit beachten in der er lebte.
Er ist 1861 geboren und starb 1925.
Er hat sein Leben in Österreich und Deutschland verbracht. Ich bezweifle dass er viele Menschen anderer Rassen zu Gesicht bekam.
Der Kolonialismus der europäischen Nationen, mit den damit verbundenen Vorurteilen und Meinungen war noch in vollem Gang.
Er wird sich also wahrscheinlich der vorherrschenden Ansichtsweise angeschlossen haben.
Den größten Mut erfordert es den eigenen Weg zu gehen


Offline MAS

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #19 am: 04.03.2024 22:35 »
Ein Problem sehe ich darin, dass Steiner von seinen Anhänger:innen nicht nur als Vordenker in Sachen Pädagogik gesehen wird, sondern eher wie ein Heilsbringer. Auch wenn Anthroposph:innen die Anthroposophie nicht als Religion ansehen, sondern als Wissenschaft, behandeln wir in der Religionswissenschaft sie dennoch als Religion.

Darüber hatten wir mal ine Diskussion im Goetheanum, der Zentrale der Anthroposphie in der Schweiz. Zwei Wissenschaftsverständnisse standen gegeneinander, das anthroposphische und das akademische. Es lang eine unangenehme Stimmung in der Luft, als ich mich meldete. Der angespannte Anthroposoph nahm mich dran. Ich zeigte auf den riesigen Kronleuchter an der Decke und fragte: "Wie wechselt man da eigentlich die Glühbirnen aus?" Kurzes Stocken aller Anwesenden, dann ein Lachen, die Spannung war aus der Luft, der Anthroposoph sagte, da komme man von oben dran durch eine Luke in der Decke.

Aber ich bin kein Fachmann für die Anthroposophie. Aber schaut mal nach Helmut Zander. Der forscht über ihn.

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Offline Yoshi

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #20 am: 04.03.2024 23:17 »
Man muss halt immer differenzieren.
Ich muss als Erzieher Steiners anthroposophische Ansichten nicht teilen, aber kann in seinen pädagogischen Ansätzen durchaus Positives finden.
Michael wird als Religionswissenschaftler auch nicht Martin Luthers antijudaistische Aussagen befürworten, aber seinen Reformationsgedanken würdigen.
Ebenso muss ein Musikwissenschaftler nicht Richard Wagners Antisemitismus gutheißen, wenn er seine Opern schätzt.

Offline MAS

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #21 am: 04.03.2024 23:53 »
Genau so sehe ich es auch.

Wobei ich als Religionswissenschaftler eigentlich ja sogar so neutral sein sollte, dass ich über Luthers Reformansätze nicht beurteilen darf, sondern sie ganz neutral beschreiben und analysieren soll. Also das ist zumindest offizielles Selbstkonzept des Faches.

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Offline Skirtedman

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #22 am: 05.03.2024 04:21 »
Ohne Steiner verteidigen zu wollen: Man muss die Zeit beachten in der er lebte.
Er ist 1861 geboren und starb 1925.
Er hat sein Leben in Österreich und Deutschland verbracht. ...
Der Kolonialismus der europäischen Nationen, mit den damit verbundenen Vorurteilen und Meinungen war noch in vollem Gang.
Er wird sich also wahrscheinlich der vorherrschenden Ansichtsweise angeschlossen haben.

Ganz richtig. Das waren auch meine Gedanken.

Dabei kam Deutschland ja gerade erst zum Zuge, auch eine kleine Kolonialmacht zu werden. Das nicht ganz uneigennützige Denken, einer überlegenen Herrenrasse anzugehören, hatte in dieser Zeit ja gerade, nun also auch in Deutschland Konjunktur.

Fast schon ein bisschen spät und fast schon ein bisschen aus der Zeit gefallen, trieben das ja dann die Nazis auf die Spitze.

Aber Hand aufs Herz, selbst heute sitzt dieses Gefühl, zumindest kulturell und zivilisatorisch den anderen Weltregionen überlegen zu sein, noch den Europäern tief verankert in ihrem Denken. Nicht zuletzt auch die Errungenschaft der Demokratie nährt dieses Gefühl. Erst allmählich lassen verschiedene Schockwellen weltwirtschaftlicher Verlagerungen dieses Gefühl angstbesetzt zerbröckeln.

Offline Luan

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Antw:Jungs und Männer in Kleidern: Eurythmie!
« Antwort #23 am: 05.03.2024 22:38 »
Ich komme immer, wenn ich einen guten Freund in der Pfalz besuche, auch immer an einer Waldorfschule vorbei. Allerdings immer nur zu Zeiten, wo es offenbar keinen mehr Unterricht gibt. Ich habe daher noch keine Eurythmirenden dort gesehen.
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)


 

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