Mensch Ce,
Du kennst doch den Satz "Ungläubig sind immer die anderen". Herr Höcke verallgemeinert, wenn es um andere geht, will aber bis ins Kleinste selber differenziert behandelt werden. DIE Muslime, DIE Flüchtlinge, DIE anderen Kulturen, DIE Umerziehung nach dem II. Weltkrieg. Aber Deutsche waren nicht ALLE böse.
Ich habe es auch nie so verstanden, dass Deutsche ALLE bose und die Alliierten ALLE gut waren. Schließlich gab es auch einen kleinen deutschen Widerstand. Die Weiße Rose und die letztlich doch ihren Eid zum Deutschen Volk über ihren Eid zum Führer stellenden Offiziere: das waren auch Deutsche! Und Rassisten gab und gibt es auch unter den Amis: Immerhin brachten einige von denen den Ku Klux Klan nach Deutschland mit, wie ich letztens erfuhr.
Es geht nicht um Volks- und Religionszugehörigkeit, sondern um Gesinnung und Haltung. Wie gehe ich mit Menschen um, das ist die Frage. Achte ich einen Menschen von der anderen Seite welcher Grenze auch immer genau so wie meinen gleichethnischen oder gleichgläubigen Nachbarn? Oder mache ich da Unterschiede?
Schüre ich Angst vor DEN Fremden oder sehe ich in den Fremden MITmenschen?
Ich habe mir Herrn Höckes Rede und die Reaktionen seiner Fans ja angehört. Ich rede also nicht über den Artikel über seine Rede, sondern über seine Rede.
Selbst wenn die Schande die Schoah ist und nicht das Denkmal, so will Herr Höcke solche Mahnmale nicht haben. Ich will sie haben. Das ist der Unterschied!
Ich will, dass wie immer wieder daran erinnert werden, welche Schande im Namen meines Volkes verübt wurden, von Menschen, denen eben dieses Volk am A... vorbei ging. Wer sein Volk liebt, schickt es nicht in einen Krieg! Solche Mahnmale warnen mich vor Leuten wie Herrn Höcke. Man muss kein Nazi sein, um Nationalist zu sein, aber letzteres ist schlimm genug in einer immer kleiner werdenden Welt. Man muss auch kein Nazi sein, um Fremde abzulehnen. Nationalismus geht auch ohne Sozialismus. Nationalkapitalisten sind auch nicht viel besser oder überhaupt nicht besser, wie man an der Geschichte des Kolonialismus sieht. Die ersten KZs wurden von Buren in Südafrika eingerichtet. Und die Indianerreservate in den USA fingen nicht viel anders an. Es geht nicht um Deutsche, sondern um Nationalisten, gegen die ich was habe, egal ob sie Deutsche, Türken, Amerikaner, Inder, Niederländer oder was auch immer sind. Der Nationalismus hatte seine Zeit im 19. Jh. als Menschen gegen Fremdbesatzung durch Napoleon aufbegehrten. Die Zeit ist vorbei. Heute brauchen wir ihn nicht mehr. Heute brauchen wir Humanismus.
LG, Micha