Na da würde ich aber viel Vorsicht walten lassen.
Jugendliche betonen ganz oft Ihre Andersartigkeit in Sachen Mode und die eigene Meinung. und bei all dem wird sehr streng darauf geachtet, dass es eben doch in bestimmten Rahmen liegt. Gerade das Spiel mit geschlechtsspezifischen Moden ist Thema in dem die Gefahr der sozialen Ausgrenzung mitspielt.
Und die Vorstellung, dass man für seine eigene Überzeugung dem Sohn dann das Thema überstülpt und er damit leben muss, dass er ausgegrenzt wird, die ist in meinen Augen völlig daneben.
Die Wünsche der Jugend nach Besonderheit und Eigenständigkeit ist immer auch eine Abgrenzung von den Eltern und deren Welt im Wunsch, Eigenständigkeit zu beweisen und zu erreichen. Da passt das hier gar nicht rein. So was ist keine Abgrenzung von den Eltern, das ist vielmehr eine ungewollte Teilnahme an den Themen der Eltern.
Und bei aller Spielerei mit Outfits und Mode, die meisten Jugendlichen wollen Anerkennung unter gleichaltrigen und schockieren wenn, dann die Älteren. Jungs in Kleidern und Röcken werden (genau wie wir) von vielen Jugendlichen erst mal abschätzig betrachtet. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was die wollen und brauchen. Und jeder von uns, der mal einer Horde pubertierender begegnet ist weiß, dass da schnell Gruppendynamiken entstehen und sich einer oder mehrere damit profilieren, dass er (sie) uns beschimpften oder verhöhnen. Das ist nicht immer wirklich böse gemeint, aber es kann verletzen. Und wenn man damit nicht klar kommt schafft es traumatische Erlebnisse, die ich niemandem Zumuten möchte, der an sich das Thema nicht für sich gewählt hat.
Wir machen etwas in unserem Sinn und nehmen das teils gelassen hin oder können damit umgehen. Ob der Sohn das kann, muss er selber wissen. Den aber damit konfrontieren ohne dass er selber den Wunsch hat, das ist ein klarer Übergriff in meinen Augen. Und unsere Kinder sind nicht unser Spielzeug, also geht das gar nicht.
Genauso wie ich mir keine Hose aufzwingen lassen möchte, darf ich dem Sohn keinen Rock oder ein Kleid verpassen ohne dass er es möchte.
Wer immer die Welt verändern möchte, der soll es selber tun und nicht andere damit los schicken. Mal ehrlich, was sind das für Eltern, die so denken?
Immer wenn der Wunsch da ist (und ich meine den freien Wunsch ohne große "Nachhilfe") Röcke zu tragen, sollte man das vorsichtig unterstützen. Vielleicht erst mal im Urlaub unter fremde Jugendliche gehen und dem Sohn dann selber Selbstbewusstsein vorleben. Er kann sehen, wie er mit dem umgeht. Und Ihm vorab klar machen, dass er dabei so lange keine Facebook Freunde suchen sollte, wie er das Thema nicht offen machen möchte. Jugendliche schreiben oft gerade da heftigste Kommentare zu etwas, was sie in natura nicht angesprochen haben. Also kann der Sohn im direkten Kontakt ein gutes Gefühl haben und liest dann am nächsten Tag bei FB böse Kommentare und wird regelrecht an den Pranger gestellt.
Wenn bei FB Bilder von Jungs im Rock auftauchen und die nicht offen damit umgehen können, dann geht mit fast 100% Sicherheit ein Mobbing los, dass nicht gut sein kann. Wenn der Junge seinen Style gefunden hat und offen Röcke tragen will, dann ist das OK. Und damit ist auch sein Wunsch und verdient Unterstützung. Aber eben nur dann.
Wer immer so etwas in die Welt setzt hat hoffentlich keine große Schar von Zuhörern.