Autor Thema: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis  (Gelesen 3715 mal)

Offline cephalus

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Das eigene Rocktragen und auch das akzeptieren von Röcken am eigenen Sohn – diesen Themenkomplex hatten wir hier schon öfters.
Wenn ich für mich zusammenfasse, war die Essenz ein sehr vorsichtiges zurückhaltendes Tragen von Röcken, in Hinblick auf eine potentielle, nicht erkenn- und beherrschbare soziale Ausgrenzung des Nachwuchses.

Das dürfte für die meisten Betroffenen hier, in jedem Fall aber für mich, die künftige Handlungsmaxime sein.
Trotzdem fand ich diese Textstelle aus einem Blog doch sehr bemerkenswert:

Zitat
„ Well, if you are as okay with boys wearing dresses as you say you are, then why didn't you just put your son in a dress before he even asked?" CHALLENGE ACCEPTED!“
(Gut, wenn für Dich Jungen, die Kleider tragen, so in Ordnung sind wie du vorgibst, warum hast du deinem Sohn dann kein Kleid angezogen, bevor er überhaupt danach gefragt hat? Herausforderung angenommen!


Der Autor hat sich zwar dem aktiven Kampf gegen die bestehenden Geschlechtsstereotypen verschieben, aber überdenkenswert ist diese Einstellung doch, gerade für absolut überzeugte uns selbstsichere Rockträger – oder?

Cephalus

q-rocker

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Re: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis
« Antwort #1 am: 23.01.2013 14:01 »
Na da würde ich aber viel Vorsicht walten lassen.

Jugendliche betonen ganz oft Ihre Andersartigkeit in Sachen Mode und die eigene Meinung. und bei all dem wird sehr streng darauf geachtet, dass es eben doch in bestimmten Rahmen liegt. Gerade das Spiel mit geschlechtsspezifischen Moden ist Thema in dem die Gefahr der sozialen Ausgrenzung mitspielt.

Und die Vorstellung, dass man für seine eigene Überzeugung dem Sohn dann das Thema überstülpt und er damit leben muss, dass er ausgegrenzt wird, die ist in meinen Augen völlig daneben.

Die Wünsche der Jugend nach Besonderheit und Eigenständigkeit ist immer auch eine Abgrenzung von den Eltern und deren Welt im Wunsch, Eigenständigkeit zu beweisen und zu erreichen. Da passt das hier gar nicht rein. So was ist keine Abgrenzung von den Eltern, das ist vielmehr eine ungewollte Teilnahme an den Themen der Eltern.

Und bei aller Spielerei mit Outfits und Mode, die meisten Jugendlichen wollen Anerkennung unter gleichaltrigen und schockieren wenn, dann die Älteren. Jungs in Kleidern und Röcken werden (genau wie wir) von vielen Jugendlichen erst mal abschätzig betrachtet. Das ist das genaue Gegenteil von dem, was die wollen und brauchen. Und jeder von uns, der mal einer Horde pubertierender begegnet ist weiß, dass da schnell Gruppendynamiken entstehen und sich einer oder mehrere damit profilieren, dass er (sie) uns beschimpften oder verhöhnen. Das ist nicht immer wirklich böse gemeint, aber es kann verletzen. Und wenn man damit nicht klar kommt schafft es traumatische Erlebnisse, die ich niemandem Zumuten möchte, der an sich das Thema nicht für sich gewählt hat.

Wir machen etwas in unserem Sinn und nehmen das teils gelassen hin oder können damit umgehen. Ob der Sohn das kann, muss er selber wissen. Den aber damit konfrontieren ohne dass er selber den Wunsch hat, das ist ein klarer Übergriff in meinen Augen. Und unsere Kinder sind nicht unser Spielzeug, also geht das gar nicht.

Genauso wie ich mir keine Hose aufzwingen lassen möchte, darf ich dem Sohn keinen Rock oder ein Kleid verpassen ohne dass er es möchte.

Wer immer die Welt verändern möchte, der soll es selber tun und nicht andere damit los schicken. Mal ehrlich, was sind das für Eltern, die so denken?

Immer wenn der Wunsch da ist (und ich meine den freien Wunsch ohne große "Nachhilfe") Röcke zu tragen, sollte man das vorsichtig unterstützen. Vielleicht erst mal im Urlaub unter fremde Jugendliche gehen und dem Sohn dann selber Selbstbewusstsein vorleben. Er kann sehen, wie er mit dem umgeht. Und Ihm vorab klar machen, dass er dabei so lange keine Facebook Freunde suchen sollte, wie er das Thema nicht offen machen möchte. Jugendliche schreiben oft gerade da heftigste Kommentare zu etwas, was sie in natura nicht angesprochen haben. Also kann der Sohn im direkten Kontakt ein gutes Gefühl haben und liest dann am nächsten Tag bei FB böse Kommentare und wird regelrecht an den Pranger gestellt.

Wenn bei FB Bilder von Jungs im Rock auftauchen und die nicht offen damit umgehen können, dann geht mit fast 100% Sicherheit ein Mobbing los, dass nicht gut sein kann. Wenn der Junge seinen Style gefunden hat und offen Röcke tragen will, dann ist das OK. Und damit ist auch sein Wunsch und verdient Unterstützung. Aber eben nur dann.

Wer immer so etwas in die Welt setzt hat hoffentlich keine große Schar von Zuhörern.


Offline Rockmusiker

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Re: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis
« Antwort #2 am: 23.01.2013 20:52 »
Einen Jungen in einen Rock zu stecken, weil man die "Geschlechterstereotypen" vermeiden will, geht doch nach hinten los, spätestens in der Schule oder im Kindergarten wird er eben genau darüber informiert werden, und vermutlich nicht gerade sanft.  Ich halte solche Ideen für gefährlich, Kinder sind keine Knetmasse und auch keine Versuchskaninchen!

Offline M.L.

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Re: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis
« Antwort #3 am: 23.01.2013 23:39 »
Sorry
Es kann nicht sein seine Einstellung
Auf Kinder oder Jugendliche zu erzwingen Das wollen wir nicht .???
Jede soll das sein was er für sich Glaubt zu sein .
Und wir leben das was wir Sind eine Minderheit . es ist einfach so .
Die sich erlaubt anders zu sein .
Um eben dagegen zu wirken und etwas zu bewegen
Ich glaube es lohnt sich dafür zu Kämpfen
Liebe Grüsse M.L.


Offline Wachkatze

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Re: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis
« Antwort #4 am: 24.01.2013 01:44 »
Meine Mutter war früher der Meinung, als kleines Mädchen sollte ich in Batistkleidchen und Dirndelchen rumlaufen.
Weil das so "süß" aussähe und Mädchen nun mal sowas tragen...

Ergebnis war, das Klein Birgit sich den nächsten Baum mit gut bemooster Wetterseite aussuchte...

Nach dem x-ten erledigten Kleidchen siegte dann mein Herr Papa und ich durfte im Alltag Jeans und Cordhosen tragen.
Begründung:
Es reicht schon das die Lütte alle naslang aus den Klamotten rausschießt.
Da muss man nicht noch extra "Zerstörungsopfer" kaufen.
Der "Süßkram" kam nur noch zum Ausgehen unter Mudders Aufsicht ausm Schrank.

Es hat keinen Sinn, Kinder in Klamotten zu zwingen die sie nicht abkönnen.

Allerdings, wenn Sohnemann von sich aus den Wunsch äussert, das er ebenfalls einen Rock tragen will.
Dann sollte man dies unterstützen!
Das er mit dieser nicht so gebräuchlichen Kleidung natürlich bei seinen Alterskameraden anecken kann.
Sollte man im Vorfeld mit ihm besprechen.

Und ab da kommt es wieder drauf an, welcher Typ er ist und wie er in der Klassenrangfolge steht.
Je höher er steht, desto wahrscheinlicher ist es das er eine neue Klassenmode einführt.
(Ich hab es in meiner Schulzeit erlebt, das es die "It Girls" der Klasse geschafft haben, das alle Mädels ihre Getränke aus der Babynuckelflasche mit Schnulli gesoffen haben...)
Oder er steht zwar abseits der Klassenrangfolge, gehört aber zu der Sorte "Halt die Klappe und lass den lieber zufrieden oder der Preis wird zu hoch." .
In beiden Fällen dürfte der Rockwunsch problemlos zu erfüllen sein.

In anderen Fällen, könnte man zum Beispiel die Lösung nehmen.
Ok, im Alltag lieber nicht.
Zuviel Stresspotential für dich.
Aber im Urlaub oder zum Familienausflug, da lassen wir es gemeinsam rocken!

Fazit:
Zwingen?
NEIN!
Allerdings, wenn der Wunsch aufkommt?
Unterstützen!

^^
Das Leben ist zu kurz für langweilige Klamotten!

Birgit

Offline GregorM

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Re: Röcke, Kinder und das eigene Selbstverständnis
« Antwort #5 am: 24.01.2013 04:59 »
Nie zum Ungewöhnliches zwingen, überreden oder sonst fördern. Gegen Ungewöhnliches gerne argumentieren und warnen, aber letztendlich auch nicht total verbieten.

Gruß
Gregor 
Gruß
Gregor


 

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