So, ich hoffe, BerlinerKerl, Du kriegst Deinen Text nochmal zusammen.
Von Textfindungsproblemen zu Selbstfindungsproblemen. Und zwar nicht der Forumsart, sondern der Geschlechtsart.
Ich glaube, das passt jetzt ganz gut in Euren thematischen Ausflug zu Sex und Gender.
Denn Cephalus hatte gefragt (in einem Textumfeld, wo von verschiedenen Authoren das Wort "divers", "Diverse", gar als Abkürzung D verwendet wurde) :
Im Übrigen, dieses "Divers" über das Ihr immer schreibt, was meint ihr damit konkret?
Entstanden ist es als juristischer Begriff der Menschen beschreibt die biologisch nicht eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen sind. Ein seltenes Phänomen, das auch nicht das Geringste mit LGBZQ+ zu tun hat.
Cephalus
Inwieweit der juristische Begriff "divers" auch Personen mit einbezieht, die sich auch zu LGBTQ+ zurechnen, vermag ich nicht zu urteilen.
Aber Recht hast Du, Cephalus: juristisch bezieht sich dieser Begriff auf Menschen mit einer Häufigkeit im Promille, ganz unteren Promillebereich.
So, wie ich das wahrnehme, haben sich mindestens zwei Bedeutungen von 'divers' gebildet:
1.) als juristischer Begriff: Für Personen, deren Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig männlich oder weiblich sind bzw. bei denen sich erst im der Laufe der Jahre herausstellt, dass Merkmale beiderlei Geschlechts im Körper mehr oder weniger ausgeprägt und funktionell angelegt sind. So und so ähnlich, verkürzt gesagt. Jedenfalls ist das die grobe Bedeutung des juristischen Begriffs in Deutschland. WIkipedia weiss da bestimmt exakteres drüber. Und Jean, damals ihres Zeichen noch Janna, hatte vor einigen Wochen mal irgendwo in einem Thread (Pronomen?) einen recht interessanten Artikel verlinkt, der einen Überblick gab, welche verschiedene Formen da schon aufgetreten sind. Alle Vorkommen zusammen bewegen sich in Summe bei geschätzt 1 diverse Person unter 1000 Menschen.
Ich zitiere noch kurz Wikipedia. Dort steht, dass seit Dez. 2018 (Einführung des juristischen Begriffs) "bis Ende September 2020 hatten laut einer Umfrage des Bundesinnenministeriums unter den 16 Bundesländern insgesamt 394 Personen den Eintrag „divers“ oder „ohne Angabe“ nach eigener Wahl erhalten (etwa 70 % „divers“, vermutlich 275 Personen); 19 Neugeborene wurden als „divers“ eingetragen und 11 „ohne Angabe“ des Geschlechts (offengelassen)."
Wie wir alle wissen, muss nun bei Stellenausschreibungen "(m/w/d)" zur Berufsbezeichnung angegeben werden.
2.) Modewort für Fühlende und Ahnungslose und zur Vereinfachung: a) Da die LGBTQ+-Szene ziemlich aktiv auf sich aufmerksam macht, und viele sich auch ein bisschen zwischen männlich und weiblich sehen, springen da etliche aus dieser Szene auf diesen Begriff auf und machen ihn sich zueigen, auch wenn er für sie nicht vorgesehen ist.
b) Vereinzelte Männer, vielleicht auch Frauen, die mit LGBTQ+, zumindest mit der Szene, nichts zu tun haben, scheinen sich auch als "divers" empfinden. Ich glaube, wiederholt hier im Forum in Profilen auch schon entsprechende Eintragungen gesehen zu haben. Es gibt ja hier nun auch die Auswahlmöglichkeit. Inwieweit das dann ein Spiel mit dieser Zuordnung ist oder tiefergehender Ernst ist, weiß man nicht. Wir haben hier aber auch meines Wissens Anmeldungen, die "weiblich" angegeben haben und weit davon entfernt sind, dies jemals in ihrem Perso stehen zu haben.
c) Aussenstehende benutzen gerne aber inzwischen auch diesen Begriff auch, um eben Menschen aus diesem Bereich LGBTQ+ - schon fast als Oberbegriff - zu bezeichnen. Wie ich beobachte, wird das in der Bevölkerung schon quasi synonym für "Gender" (egal ob gross, klein, oder als Tätigkeit mit endendem -n) verwendet.
Ich denke, wenn das Wort hier im Forum auftaucht, wird das überwiegend auch wie in Punkt 2c) verwendet; vor allem, wenn es abwehrend, abwertend oder abgrenzend verwendet wird. Aber "2a)"- und "2b)"-Fälle werden wir auch unter uns haben.
In den wenigsten Fällen wird hier im Forum wohl tatsächlich die Bedeutung 1) gemeint sein.
Hier im Thread, als "divers" öfters auftauchte, habe ich das auch so à la 2d) verwendet.
Und wie Berliner Kerl die Menschen strikt in männlich / weiblich einteilt, so teile ich die Menschen in männlich / weiblich / divers ein, wobei dann eben divers für irgendwas dazwischen steht, ohne eine feste definierbare Abgrenzung zu den binären Polen männlich / weiblich zu haben.
Aber eben divers - irgendwo dazwischen - nicht im juristischen Sinne. Mag verwirrend sein. Das scheinen aber die meisten Menschen, die ich kenne und verwenden, so zu handhaben.