Givenchy hat sich in die Riege der Modeschöpfer eingereiht, die den Rock am Mann auf dem Laufsteg am Leben halten. Das müssen sie auch, weil andere Mode-Gurus wie z.B. Marc Jacobs, Vivienne Westwood oder Jean-Paul Gaultier das Thema auch seit Jahren immer wieder hochhalten. Im Grunde sind diese Modeschöpfer wie Entwicklungsabteilungen zu sehen: Nicht jede Entwicklung, die sie vorstellen, schlägt am Markt ein. Aber das ist in der Innovation auch normal: Du musst 100 neue Produkte entwickeln, dann schlägt eines davon ein, was die Entwicklungskosten der anderen 99 mitträgt...
Grundsätzlich dürfen wir uns natürlich freuen, wenn überhaupt die Mode-Industrie so etwas tut. Allerdings darf man das auch nicht überbewerten.
In gewisser Weise sehe ich Parallelen zwischen dem Rock für den Mann und dem Elektroauto.
Seit ungefähr 25 Jahren hat jeder Automobilkonzern immer wieder mal einen Prototypen des Elektroautos gezeigt. Einen Durchbruch hat das Elektroauto immer noch nicht erfahren, weil die Betriebswirte, Strategen und Techniker der Autokonzerne gesehen haben, dass es nicht marktfähig ist bzw. war. Es fehlt(e) einerseits an leistungsfähigen und langlebigen Akkus und andererseits an der Bereitschaft der Kunden, auf hohe Fahrleistungen zu verzichten. Für die deutsche Kundschaft besonders schmerzhaft sind die niedrigen Geschwindigkeiten. So regelt z.B. die Elektrovariante des Smart bei 100 km/h ab - viele Deutsche halten das für zu langsam. In Skandinavien oder Großbritannien ist das kaum ein Problem, dort sind 100 km/h eine durchaus akzeptable Autobahngeschwindigkeit. Schließlich hat die Lobby der Auto- und Mineralölindustrie lange alles getan, damit alles so bleibt wie es ist. Und der Staat kann auf die Milliarden-Einnahmen aus den den Steuern für Benzin und Diesel auch nicht verzichten.
Nun hat es seit einigen Jahren einen Sinneswandel gegeben, der durch die Ölpreisexplosion ("Peak Oil") einerseits und durch staatliche Förderung andererseits ausgelöst worden ist. Es ist nunmehr absehbar, dass zumindest eine Elektrokomponente sich im PKW-Sektor durchsetzen wird - der Hybridmotor. Die deutsche Autoindustrie ist inzwischen aufgewacht und bemüht sich den Entwicklungsvorsprung der Franzosen, Amerikaner und Japaner aufzuholen.
Was hat das jetzt alles mit dem Männerrock zu tun?
Nun, sowohl elektrisch betriebene Fahrzeuge als auch berockte Männer führen in Deutschland im Moment noch ein Nischendasein.
In anderen Ländern wird beiden Themen aber eine höhere Aufmerksamkeit zuteil, weil die Affinität zu Innovationen eben höher ist als hier.
Im Moment vermitteln uns die Medien intensiv, dass die Elektromobilität in anderen Ländern weiter fortgeschritten ist als bei uns. Der Entwicklungsvorsprung beim Männerrock, den andere Länder haben, ist den deutschen Medien bislang aber verschlossen geblieben. Ich habe im deutschen Fernsehen inzwischen mehrere Beiträge über Elektroautos aus aller Welt gesehen, aber den utilikilt kenne ich nur aus dem Internet. Klar ist auch der utilikilt in den USA ein Nischenprodukt - aber zumindest der gut informierte und gebildete Amerikaner hat schon mal was davon gehört oder vielleicht sogar einen gesehen!
Das muss und wird sich ändern! Givenchy hat einen Beitrag geleistet, der gezeigt hat, dass sie innovativ denken. Das ist die Botschaft, die in Frankreich in der Öffentlichkeit sicher auch verstanden wird. Aber irgendwann wacht auch Deutschland auf.