Bei der Mehrheit der Schreiber im Forum habe ich das Gefühl, dass sie es bevorzugen, strikt der binär männlichen Geschlechtszuschreibung zugeordnet zu werden.
Genau diese Kategorie wird nach meinem Empfinden immer enger gefasst, Ausdrucksweisen und Interessen, die vor ein bis zwei Jahrzehnten vielleicht nicht häufig waren, wurden aber immer noch dem Männlichen zugeordnet, wenn es sich um einen Mann handelte. Ein kleiner Spleen, oder ein seltenes Hobby haben nicht dazu geführt, den Menschen als nicht strikt männlich zu verorten.
Mittlerweile wandert man in der sozialen Geschlechtszuordnung unmittelbar ein kleines Stück auf der heutzutage fließenden Skala in Richtung weiblich, wenn man sich für Mode interessiert, oder Nagellack trägt, vielleicht aber auch nur einen auffälligeren Ohrring oder längere Haare hat.
Mann entspricht damit nicht mehr dem archetypischen "Männlich".
Auf der anderen Seite ist das Stigma des „nicht ganz männlich“ ins Gegenteil verkehrt worden. Das reine Männlich darf bzw. soll sogar durchbrochen werden, um den Mann sympathisch, attraktiv und begehrenswert zu machen - je nach Sichtweise mehr oder weniger. Das zementierte (toxische) Männlich wird als abstoßend, unempathisch, aggressiv, bedrohlich und antisozial wahrgenommen.
Wie ich auf diese gewagten Thesen komme?
Ich hatte am Freitag ein Gespräch mit mehreren Kolleginnen, es wurden im Laufe einer dreiviertel Stunde immer mehr, und das war für mich die Essenz.
Angefangen hatte es beim Thema Nähen, ging dann recht schnell zu einem Musiker, den ich nicht kannte, der der Beschreibung nach aber an diesen erinnert hat:
Laut Wiki scheint Yungblud sich ja als Wanderer zwischen den binären Geschlechtszuschreibungen zu verstehen. Inwieweit ein männlicher Jungspunt unter den Fans sich da persönlich mitreissen lässt, kann ich nicht beurteilen. Ich persönlich finde es schade, dass Röcketragen oder Kleidertragen sehr schnell auch mit Weiblichkeit in Verbindung gebracht wird. Ich fände es schöner, es würde am Aufbrechen dieser Assoziation angesetzt werden.
Vielleicht sollte man sich nicht an das Aufbrechen der Assoziationen klammen, sondern lieber mit der Denkweise mitschwimmen, dass es fixe definierte Geschlecht(sverhalten) nicht gibt und jeder Mensch aufgrund seiner Persönlichkeit eine Position im möglichen Spektrum einnimmt, unabhängig von biologischem Geschlecht und sexuellen Interessen.
Während manche aus voller Überzeugung ihren Kilt tragen, denke ich manchmal bei Beiträgen und Bildern hier, dass sich andere Foristen nach außen hin gerne an eine möglichst männliche Darstellung des Rocks klammern, um für sich und die Umgebung noch bestmöglich dem idealisierten archetypischen Männerbild zu entsprechen. Andere hingegen haben sich davon komplett frei gemacht.
Je mehr man sich seinen eigenen engen Vorstellungen unterwirft – sich selbst unfrei und nicht authentisch macht, desto weniger attraktiv wirkt man auf sein Umfeld. Diesbezüglich waren sich meine Kolleginnen einig, die meinten es gäbe schon genug äußere Zwänge, bei denen es Sinn machen kann, sich ihnen zu beugen.
Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass alle Kolleginnen in sozialen und/oder akademischen Berufen tätig sind und vom Alter alle meine Töchter sein könnten.
Cephalus