Autor Thema: Die Kinder sagten ”hässlich”, als er ein Kleid trug – jetzt tut er es jeden Dien  (Gelesen 3308 mal)

Offline GregorM

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Der Pädagoge Peter Dyrholm-Ebsen ist nicht der Einzige, der jetzt einmal der Woche ein Kleid trägt.

So hieß es im dänischen Morgen Fernsehen 17. Juli 2024.

https://nyheder.tv2.dk/samfund/2024-07-17-boernene-sagde-ad-da-han-tog-kjole-paa-nu-goer-han-det-hver-tirsdag

Im verlinkten Artikel, der wohl besonders Yoshi interessieren sollte,  heißt es, er wolle die Kinder lehren, dass man sich trauen soll, sich selbst zu sein, und dass es keine Rolle spiele, was für Kleider, er trägt. Alles, was etwas bedeutet, ist der Mann drinnen im Kleid.

Deshalb trägt er nun jeden Dienstag ein Kleid.

Seine Initiative hat sich in der Institution spürbar bemerkt und genießt Anerkennung bei Eltern wie auch von einer Studienrätin, die das Projekt für wichtig hält.

Tatsächlich gibt es in der Institution nun einen Kleid-Dienstag, wo nicht nur er, sondern auch zwei seiner Kollegen (Männer) ein Kleid tragen.

Eine Mutter sagt, sie findet es gut, die Botschaft zu vermitteln, dass ungeachtet, was man trägt, ist man ein und derselbe. Und die Kinder mögen Peter, was er auch trägt, sagt sie.

Die erwähnte Studienrätin sagt, dass sie versteht, warum die Kinder erstmals negativ reagieren. Das kommt von erlernten Vorstellungen, wie ein Junge, und wie ein Mädchen aussehen soll.
Sie findet es gut, dass sie nun lernen können, dass es auch anders geht und nennt die Initiative des Pädagogen ein Mannigfaltigkeitsprojekt.

Die Leitung des Kindergartens hat ein kleines Arsenal von Kleidern eingekauft, die am Kleid-Dienstag von den männlichen Pädagogen getragen werden können. Wie früher erwähnt sind es zwei außer dem Peter, die im Kleid zu sehen sind. Auch zwei Pädagoginnen haben angefangen, Kleider zu tragen.

Eine Übersetzung sollte mit Google Translate möglich sein, denke ich.
Gruß
Gregor

Yoshi

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Wenn man so will, ist mein ganzes Leben ein "Rock-Projekt", weil ich fast täglich im Rock auf der Arbeit erscheine.

Mich würde interessieren, welche Kleider sie tragen. Sind es Kleider, die man auch alltäglich als Mann tragen könnte, oder sind es Kleider, die den Kostümen aus der Verkleidungskiste der Kinder ähneln. Ich finde das entscheidend, um den Unterschied zwischen "Kostüm" und "Kleidung" zu vermitteln. Die Kinder merken diesen feinen Unterschied und der Träger strahlt das auch aus.

Es wäre auch interessant zu erfahren, ob die Männer schon im Kleid auf die Arbeit kommen oder erst vor Ort ins Kleid schlüpfen. Das hätte sowas von: "Hier in der Kita kann ich so sein wie ich will und auch ein Kleid tragen, aber vor Betreten und nach dem Verlassen der Einrichtung ziehe ich mich wieder normal an." Für meine Kinder ist es oft schon ein Erlebnis, wenn ich im Rock die Tür betrete und ich werde staunend betrachtet.

Prinzipiell ist das Projekt aber eine gute Idee und ein Schritt in die richtige Richtung. Ich persönliche finde es aber besser, wenn man es wie ich einfach aus Überzeugung trägt und kein großes Projekt daraus macht. Ein Projekt hat irgendwie was künstliches, aufgedrücktes. "Guck mal, wir machen das heute, weil wir Jungen das auch machen dürfen." Bei mir würde ich behaupten, dass ich einfach nur authentisch das trage, was ich möchte, ohne es großartig von mir aus zum Thema zu machen. Wenn die Kinder von sich aus Bock auf ein Projekt hätten, dann würde ich das natürlich machen, aber das müsste von ihnen aus kommen. Auch ohne solche Projekte haben wir Jungen, die im Kleid auftauchen (siehe vgl. hier) und da habe ich bestimmt ein Stück weit mit dazu beigetragen.

Offline GregorM

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Gute Fragen, Yoshi.

Die angeschafften Kleider kommen aus einem 2ndhandshop. Ich denke deshalb, dass sie normale Kleider sind. Das Kleid, dass er selbst den ersten Tag trug, hatte er von seiner Frau ausgeliehen bekommen.
Es steht nicht zu lesen, ob er und die beiden Kollegen morgens im Kleid auftauchen, oder sie erst später wechseln. Aber ich denke, dieser Peter hatte das Kleid an, als die Kinder eintrafen.
Gruß
Gregor

Offline hirti

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Das finde ich ein echt schönes, erfreuliches Projekt.
Auf den Bildern wirkt der Mann auch so wie wenn er die Kleider mit Freude tragen und damit den Kindern besonders viel positives vermitteln könnte.

Klar, wir als alte Rock- und Kleid Profis würden natürlich gern einen auf Profi machen, in der Früh im Kleid in die Arbeit kommen und alle möglichen Rocktage nutzen... Dabei haben wir aber vielleicht schon vergessen, wie groß die Hürde für einen "normalen Mann" doch ist, ein Kleid zu tragen.

Insofern habe ich für diese Aktion großen Respekt und es bereitet mir große Freude, dass jemand so etwas macht!


Offline Skirtedman

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Ja, auf alle Fälle. Und dass er sich getraut hat, dieses Thema so anzupacken und umzusetzen.

Jedenfalls ist diese Aktion besser als wenn es sie nicht gäbe. Auch wenn sie mir "als Profi" ein paar Fragen mit - persönlich empfundenem - Bauchweh hinterlässt. Zielt die Verknüpfung "Kleid und Mann / Junge" wieder nur auf das Thema sexuelle / identifikative Präferenz ab oder ist - was ich vermute - dies breiter angesetzt? Steht das Kleid am Mann /Junge als Symbol für abweichende Merkmale und greift dieses die Diversität auf in puncto Aussehen, Herkunft, Einschränkungen, Interessen etc.?

Steht das Kleid am Ende auch tatsächlich dafür als Symbol, dass es Jungen und Kollegen ermutigt, auch ohne nennenswerte Abweichungen tatsächlich eine Alternative zu Hosen zu erkennen?

Im letzten Punkt fände ich komisch, dass es einen speziellen Kleid-Dienstag einmal die Woche geben muss. Denn, wer sich alternativ zur Hose kleiden möchte, sollte dies nicht nur an einem Aktionstag in der Woche dürfen. "Hey, morgen ist Dienstag: Sei morgen mal so, wie Du bist." ("Aber ab Mittwoch musst Du wieder spuren, so wie andere das von Dir wollen!")

Sicherlich: ein Tag in der Woche ist besser als kein Tag in der Woche. Auf alle Fälle.

Stellt sich mir noch die Frage nach der Motivation von Peter. Standen da die verschiedenen Diversitäts-Modelle Pate, als er sich dieses Projekt ersann? Oder - das war mein erster Gedanke - hat er genial einen Anlass eingefädelt, um eine Berechtigung zu erhalten, was in ihm schon längst als Bedürfnis schlummerte?

Die Tatsache, dass seine Frau ihn wohl von Anfang an dabei unterstütze, lässt mich fast daran zweifeln. Und vermuten, dass es doch eher eine pädagogische Idee ist, um Diversität (wie weit gefasst auch immer) in die Köpfe der Kinder (und Eltern) zu bringen.

Die Einbeziehung des normalen Kleids am "normalen" Mann / Jungen dürfte dann eher wieder aus dem Fokus geraten. Und mir scheint so, als sei dies auch der Fall. Denn im Artikel ist woandershin weiterverlinkt, wo ein Foto sichtbar ist. Dort trägt Peter das Kleid mit T-Shirt drunter - eher ästhetisch nachlässig. Vielleicht hat er gar noch eine normale Hose drunter. Dann ist das Kleid nur ein aufgesetztes Symbol, eine Verkleidung. Und dass der Chef der Kita dann im Second-Hand eine Kollektion von Kleidern besorgte, die die Kollegen tragen dürfen, weist auch eher auf eine symbolische Verkleidung hin.

Vielleicht schießt dieses Projekt am hier im Forum stark verbreiteten Traum vorbei, Männer bzw. Jungs ganz normal und selbstverständlich in die Röcke und Kleider zu bringen. Vielleicht trägt es aber auch tatsächlich ein bisschen dazu bei.

Jedenfalls besser, diese Aktion als gar keine Aktion.


 

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