Autor Thema: Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern  (Gelesen 14227 mal)

fashion21firstcentury

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Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« am: 23.01.2024 22:57 »
Wurde der Beitrag hier schon mal diskutiert?
Ich finde die Reaktionen erschreckend und das in 2019.  :embarassed:
Erinnert mich an Leserproteste wie in den 70ern.

https://www.onetz.de/deutschland-welt/amberg/mann-mini-rock-sache-toleranz-id2898581.html

Offline Timper

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #1 am: 24.01.2024 06:42 »
Engstirnig, Spießigkeit, geistig stehengeblieben,
Wundert mich nicht.
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Offline doppelrock

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #2 am: 24.01.2024 06:59 »
Der Bericht an sich ist zumindest mir bekannt und irgendwo auch schon besprochen worden.

Die abnehmende Toleranz und geringes Verständnis für andere Standpunkte ist kein neues Thema. Wir bewegen uns mit großen Schritten in die denkbar schlechteste Richtung. Mittlerweile muss man sich bei fast jeder Aussage von etwas distanzieren, bevor man überhaupt ein Wort zum Thema sagt. Dazu kommt, dass Leute, die sich "tolerant" oder "links" nennen, weit von diesen Begriffen entfernt sind und oft eher für Spaltung sorgen. Etwa, dass sie jemandem eine böse Agenda oder pseudodemokratisches Verhalten unterstellen, wenn jemand Frieden statt Krieg fordert.

Aus meiner Sicht waren die 70er viel toleranter als die Neuzeit, nicht nur, was Männer mit Schlaghosen, Plateausohlen und langen Haaren betrifft. Generell war der erlaubte Meinungshorizont zu allen Themen viel breiter als er jetzt noch ist. Der DSA ab 17.02.24 wird das noch verstärken.

Offline ChrisBB

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #3 am: 24.01.2024 11:37 »
Hi,
manche Mitbürger haben es noch nicht verstanden, was der §1 GG wirklich bedeutet ("Die Würde des Menschen ist unantastbar.") Sie setzen sich über andere Menschen, und ich befürchte, dass das von einem eigenen Schwächeempfinden herrührt.
Lasst uns die Menschen stark machen, jeder in seiner eigenen Umgebung. Denn jeder Mensch hat Würde. (Und das kommt nicht von ungefähr, das steht so auch in der Bibel, wenn dort die Rede davon ist, dass Gott den Menschen zu seinem Bilde geschaffen hat.)
So gesehen bin ich dankbar für den Reporter, der vor fast 5 Jahren diesen Artikel zustande gebracht hat.

Gruß,
ChrisBB


Offline Skirtedman

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #4 am: 24.01.2024 12:16 »
Da haben sich Menschen ihr Leben lang geplagt, sich bemüht ihr Geld redlich zu verdienen, sich angepasst um nicht in schlechten Ruf zu kommen - und dann kriegen sie sowas vorgesetzt! Freiheiten, die sich niemand trauen würde zu nehmen. So ein bisschen kann ich verstehen, dass man böse auf Abweichler ist. Können diese Abweichler sich nicht beherrschen? Untergang des Abendlandes! Da muss man eben harsche Worte wählen, um sein eigenes Bemühen zu rechtfertigen, um seinen eigenen Neid nicht als solchen zu äußern.

Es gibt aber auch Menschen - gerade gestern begegnete mir einer -, der (dieser Mensch z.B.) sich ausdrücklich freut, dass es Abweichler gibt, und der sich - bei seinen verabschiedenden Worten - wünscht, "mehr" er "selbst zu sein"!

Offline doppelrock

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #5 am: 24.01.2024 17:17 »
Die Masse der Gehorsamen und Mitläufer regt sich nicht nur über mehr oder weniger von ihrem Standpunkt abweichende Meinungen auf, so richtig aggressiv werden sie deshalb, weil einzelne den Mut haben, ihre Meinung laut zu vertreten. Und auf diesen Mut sind sie neidisch, weil sie erkennen, wie schwach sie sind. Gerade jetzt können sie erkennen, dass es keinen Mut braucht, MIT der Regierung auf die Straße zu gehen. Man wird als Nützlicher Idiot missbraucht, gegen die eigenen Werte und Ziele.

Wie man wieder Mut und Neugier lernen kann, zeigt ein Kinderbuch über Erdmännchen im Zoo:
Ernst Wolff, Friedrichs Traum von der Freiheit.

Offline Lars

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #6 am: 24.01.2024 17:27 »
Dazu kommt, dass Leute, die sich "tolerant" oder "links" nennen, weit von diesen Begriffen entfernt sind und oft eher für Spaltung sorgen. Etwa, dass sie jemandem eine böse Agenda oder pseudodemokratisches Verhalten unterstellen, wenn jemand Frieden statt Krieg fordert.

"Krieg ist Frieden" ... Aus "1984" von George Orwell. So alt ist das Thema mindestens schon, das Buch wurde 1947 geschrieben .... und ist aktueller denn je.
 

Generell war der erlaubte Meinungshorizont zu allen Themen viel breiter als er jetzt noch ist. Der DSA ab 17.02.24 wird das noch verstärken.

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Der nächste Schritt in Richtung "1984", da nennt es sich "Wahrheitsministerium". Parallelen könnten eventuell zu finden sein ...
Schützen die Grünen die Natur?
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Offline Lars

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #7 am: 24.01.2024 17:33 »
Und die Reaktionen auf den im Startbeitrag genannten Zeitungsartikel finde ich nicht dramatisch und habe es ganz ähnlich erlebt, nach dem ich eine dreiviertel Seite in unserer lokalen Tageszeitung gefüllt habe. Das war 2020.
 
Viele Grüße,
Lars
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Offline cephalus

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #8 am: 24.01.2024 18:01 »
und habe es ganz ähnlich erlebt, nach dem ich eine dreiviertel Seite in unserer lokalen Tageszeitung gefüllt habe. Das war 2020.

Echt haben sich da auch viele aufgeregt? Ich kann mich gar nicht mehr erinnern.

Ich wundere mich immer nur, dass sich die Menschen in den Medien so aufregen, im Leben draußen kaum einen mit der Wimper zuckt, geschweige denn etwas negatives sagt.

Alle zu feige? ::)

Offline Timper

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #9 am: 24.01.2024 18:20 »
Auf der Straße hast du eine höhere Hürde jemandem zu sagen das er im Rock oder Kleid blöd aussieht. Ich denke das über 90% derjenigen die das ablehnen innerlich den Kopf schütteln und weitergehen. Wer will denn auf der Straße Gedanken oder Argumente austauschen? Das sind die wenigsten. Im übrigen lässt sich online in Ruhe besser argumentieren als auf dem Stand heraus.
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fashion21firstcentury

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #10 am: 24.01.2024 19:48 »
Dazu kommt, dass Leute, die sich "tolerant" oder "links" nennen, weit von diesen Begriffen entfernt sind und oft eher für Spaltung sorgen. Etwa, dass sie jemandem eine böse Agenda oder pseudodemokratisches Verhalten unterstellen, wenn jemand Frieden statt Krieg fordert.

"Krieg ist Frieden" ... Aus "1984" von George Orwell. So alt ist das Thema mindestens schon, das Buch wurde 1947 geschrieben .... und ist aktueller denn je.
 

Generell war der erlaubte Meinungshorizont zu allen Themen viel breiter als er jetzt noch ist. Der DSA ab 17.02.24 wird das noch verstärken.

Hier muss ich kurz einhaken.  8)
Der Titel des Buches ist eine Referenz auf das ursprünglich angepeilte Veröffentlichungsjahr 1948. Es sollte ein geschickter Zahlendreher werden, der dem Publikum zeigt: "Hier schaut mal. 1984, aber eigentlich meine 1948 (und Stalin)".

Erschienen ist es letztendlich im Juni 1949.

Wenn George Orwell allerdings unsere heutigen Überwachungsmöglichkeiten sehen würde (Stichwort: "Telescreen"), würde er wahrscheinlich denken: "Wie konnte ich so optimistisch sein?"  ;D

Offline doppelrock

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Antw:Onetz, Leserproteste wie in den 60/70ern
« Antwort #11 am: 25.01.2024 01:48 »
Das Thema Psychologie der Massen ist sogar noch viel älter als Orwell.
Gustave Le Bon veröffentlichte sein Buch bereits 1895. Es beeinflusste auch Sigmund Freud und Max Weber.
Auch Edward Bernays und Walter Lippmann beschäftiten sich mit Themen rund um PR und Propaganda.
Wer in ihren Werken gelesen hat, versteht sehr gut, wie sich Menschen beeinflussen lassen und warum sie reagieren wie sie reagieren
Zusammen mit 1984 ist Schöne neue Welt von Aldous Huxley zu nennen, eine sehr negative Utopie. Auch sie zeigt Parallelen zur Jetztzeit.
Teile und Herrsche kannten schon die Römer vor 2000 Jahren, während ein großer Teil der Menschen es heute nicht versteht und sieht.

Online hummerbrummer

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« Antwort #12 am: 25.01.2024 08:15 »
Und die Reaktionen auf den im Startbeitrag genannten Zeitungsartikel finde ich nicht dramatisch und habe es ganz ähnlich erlebt, nach dem ich eine dreiviertel Seite in unserer lokalen Tageszeitung gefüllt habe. Das war 2020.
 

An meinem Wohnort wurde irgendwann vor 15 Jahren auch mal eine halbe Zeitungsseite über einen Rockträger abgedruckt. Nur hat sich niemand darüber aufgeregt. Zumindest nicht öffentlich. Wahrscheinlich wurde das als Spleen abgetan, was es ja auch bis zu einem gewissen Grad ist. Nur muss so ein Spleen auch kultiviert und weitergezüchtet werden. Dazu gibt es das!

Gruß Hummerbrummer


 

Offline MAS

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« Antwort #13 am: 25.01.2024 10:21 »
Dazu kommt, dass Leute, die sich "tolerant" oder "links" nennen, weit von diesen Begriffen entfernt sind und oft eher für Spaltung sorgen. Etwa, dass sie jemandem eine böse Agenda oder pseudodemokratisches Verhalten unterstellen, wenn jemand Frieden statt Krieg fordert.

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Schauen wir doch mal, welche Staaten die Überwachung am meisten betreiben. Mir fallen spontan die VR China und die Türkei ein, wobei zwischen beiden noch ein großer Unterschied besteht.

Ich habe "1984" im Jahre 1984 gelesen. Da war ich frisch bei der Bundeswehr. Wir trugen in den ersten Tagen blaue Triningsanzüge. Erst dann bekamen wir richtige Uniformen. Aus einem sehr freien Schülerleben kam ich in diese hierarchische Befehl-Gehorsam-Gesellschaft. Da kam ich mir oft vor, wie in dem Roman. Ich merkte dann aber später, dass es doch was ganz anderes ist. Das Soldatenleben bei der Bundeswehr war doch recht angenehm, im Verhältnis zu anderen Armeen.

Auf der anderen Seite hatten wir in der Zeit der alten Bundesrepublik einen klaren Gegner: den Warschauer Pakt. Als der zusammenbrach und die Länder sich neu orientierten, "fehlte" plötzlich das Feindbild. Dann nahm man sich die islamistischen Terroristen zum Gegener. Jetzt sorgte aber Putin dafür, dass das alte Feindbild wieder auflebte. "Krieg ist Frieden" könnte zu ihm passen.

LG, Micha
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Offline MAS

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« Antwort #14 am: 25.01.2024 10:34 »
So, jetzt nochmal zum Artikel. Mein Beitrag eben ist eher eine Reaktion auf Beiträge dazwischen, die aber mit dem Artikel wenig zu tun haben, so dass auch meine Reaktion damit wenig zu tun hat.

Also: Es gibt auf den Artikel sehr unterschiedliche Leser:innenbriefe. Sie zeigen, dass Menschen unterschiedlicher Meinung sind. Was ist daran verwerflich. Ich kann zwar den Kopf schütteln über manche Meinungen und erst recht über den Tonfall, aber dennoch muss ich die Meinungsfreiheit respektieren. Und wie gesagt, im Endeffekt gleichen sich die negativen und positiven Kommentare aus. Das kennen wir doch auch alle von unserem Rocktragen.

Ob die Menschen in den 60ern/70ern toleranter waren? Ich muss sagen, dass ich mich in den 70ern gar nicht wohl fühlte. Zum einen hatte ich eine schwierige Zeit, genannt "Pubertät", zum anderen war mein Geschmack viel konservativer als heute. All die Happenings, die moderne Kunst, die Student:innenproteste, die Rauschgiftsezene, die Rockmusik, da gefiel mir wenig.

Allerdings gab es eine Fernsehserie, die den neuen Geist transportierte, einer Kinderserie, die neue Pädagogik forcierte: "Rappelkiste". Die mochte ich und mag sie noch immer. Sie zeigte aber auch, gegen welche Autoritätshörigkeit und Intoleranz die Kinder anzukämpfen bzw. unter ihr zu leiden hatten. Das war dann ein Aufbruch zu neuen Wegen der Erziehung.

Heute schaue ich aber mit einer gewissen Nostalgie auch auf die 70er. Da verklärt sich einiges.

LG, Micha
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